Die neuen Bewohner von Schloss Canterville sind aufgeklärte Amerikaner und glauben nicht an Gespenster. Sie begegnen dem Geist von Sir Simon de Canterville mit solcher Respektlosigkeit, dass sie ihn schier in die Verzweiflung treiben.
Themen: Spuk, Gespenster, Familie, Gesellschaft
Sprachlich vereinfacht und behutsam gekürzt: Die Leseprojekte der Reihe einfach lesen! ermöglichen auch leseschwächeren Schülerinnen und Schüler und DaZ-Lernenden den Zugang zu spannenden und beliebten Kinder- und Jugendbuchbestsellern. Mit liebevollen und textentlastenden Illustrationen sowie verständnissichernden und spielerischen Aufgaben stärken sie die Lesekompetenz und wecken die Freude am Lesen. Die einfach lesen!-Hefte sind auch parallel zur ungekürzten Ganzschrift einsetzbar und eignen sich perfekt als Klassenlektüre.
Themen: Spuk, Gespenster, Familie, Gesellschaft
Sprachlich vereinfacht und behutsam gekürzt: Die Leseprojekte der Reihe einfach lesen! ermöglichen auch leseschwächeren Schülerinnen und Schüler und DaZ-Lernenden den Zugang zu spannenden und beliebten Kinder- und Jugendbuchbestsellern. Mit liebevollen und textentlastenden Illustrationen sowie verständnissichernden und spielerischen Aufgaben stärken sie die Lesekompetenz und wecken die Freude am Lesen. Die einfach lesen!-Hefte sind auch parallel zur ungekürzten Ganzschrift einsetzbar und eignen sich perfekt als Klassenlektüre.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 14.04.2015Durchs
Ofen-
rohr
Eine unheimlich
heimelige Version
von Oscar Wildes
berühmten
„Gespenst von
Canterville“
VON FRITZ GÖTTLER
Er hat jede Menge Schlechtes getan in seinem Leben, der alte Sir Simon, und das bereut er nun wirklich heftig. Müde ist er, denn seit dreihundert Jahren hat er deshalb nicht mehr geschlafen. Herumspuken muss er, in seinem alten Schloss. Sir Simon ist einer von Oscar Wildes bekanntesten Helden, das „Gespenst von Canterville“, das in der gleichnamigen Erzählung mit uramerikanischer Skepsis und für traditionalistische britische Spukwesen schockierendem Pragmatismus konfrontiert wird – in Gestalt des amerikanischen Gesandten Hiram B. Otis, der das Schloss gekauft hat, und seiner Familie, darunter die Tochter Virginia.
Joëlle Tourlonias hat die tragikomische Geschichte angenehm lakonisch in Bildern gestaltet, hat das Schloss Canterville auf intimes Puppenhausformat gebracht, mit schön verwinkelten Zimmerchen, die über Ofenrohre miteinander kommunizieren, bis in die Rückzugs- und Ruhekammer Sir Simons hinauf – sodass die Gruselatmosphäre geprägt ist von dezenter Heimeligkeit. Die schönsten Spuk- und Kriminalgeschichten funktionieren über ihre locations , über die Räume, in denen Schreckliches und Blutiges einst sich ereignete, die Geheimnisse bergen und zu ihrer Lösung mysteriöse Hinweise und Indizien enthalten für alle, die gelernt haben zu schauen und zu beobachten. Wie immer bei Oscar Wilde – der persönlich auf einem Bild an einer Wand im Schloss über das Geschehen wacht –, in seinen Erzählungen, Märchen und Stücken, geht es um Erlösung, und vielleicht ist sowieso die detektivische Auflösung eines Falles eine Form der Erlösung aus dem Ungewissen. Für Sir Simon und seine Helferin Virginia wird es eine schreckliche Prozedur, die aber der Imagination überlassen bleibt. „Der Tod muss so schön sein. Endlich im Frieden sein.“
Oscar Wilde: Das Gespenst von Canterville. Illustrationen von Joëlle Tourlonias. Aus dem Englischen von Franz Blei. Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin 2014. 32 Seiten, 12,95 Euro.
Illustration aus Oscar Wilde und Joëlle Tourlonias: Das Gespenst von Canterville.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
Ofen-
rohr
Eine unheimlich
heimelige Version
von Oscar Wildes
berühmten
„Gespenst von
Canterville“
VON FRITZ GÖTTLER
Er hat jede Menge Schlechtes getan in seinem Leben, der alte Sir Simon, und das bereut er nun wirklich heftig. Müde ist er, denn seit dreihundert Jahren hat er deshalb nicht mehr geschlafen. Herumspuken muss er, in seinem alten Schloss. Sir Simon ist einer von Oscar Wildes bekanntesten Helden, das „Gespenst von Canterville“, das in der gleichnamigen Erzählung mit uramerikanischer Skepsis und für traditionalistische britische Spukwesen schockierendem Pragmatismus konfrontiert wird – in Gestalt des amerikanischen Gesandten Hiram B. Otis, der das Schloss gekauft hat, und seiner Familie, darunter die Tochter Virginia.
Joëlle Tourlonias hat die tragikomische Geschichte angenehm lakonisch in Bildern gestaltet, hat das Schloss Canterville auf intimes Puppenhausformat gebracht, mit schön verwinkelten Zimmerchen, die über Ofenrohre miteinander kommunizieren, bis in die Rückzugs- und Ruhekammer Sir Simons hinauf – sodass die Gruselatmosphäre geprägt ist von dezenter Heimeligkeit. Die schönsten Spuk- und Kriminalgeschichten funktionieren über ihre locations , über die Räume, in denen Schreckliches und Blutiges einst sich ereignete, die Geheimnisse bergen und zu ihrer Lösung mysteriöse Hinweise und Indizien enthalten für alle, die gelernt haben zu schauen und zu beobachten. Wie immer bei Oscar Wilde – der persönlich auf einem Bild an einer Wand im Schloss über das Geschehen wacht –, in seinen Erzählungen, Märchen und Stücken, geht es um Erlösung, und vielleicht ist sowieso die detektivische Auflösung eines Falles eine Form der Erlösung aus dem Ungewissen. Für Sir Simon und seine Helferin Virginia wird es eine schreckliche Prozedur, die aber der Imagination überlassen bleibt. „Der Tod muss so schön sein. Endlich im Frieden sein.“
Oscar Wilde: Das Gespenst von Canterville. Illustrationen von Joëlle Tourlonias. Aus dem Englischen von Franz Blei. Verlagshaus Jacoby & Stuart, Berlin 2014. 32 Seiten, 12,95 Euro.
Illustration aus Oscar Wilde und Joëlle Tourlonias: Das Gespenst von Canterville.
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