Schulen sind in den vergangenen zehn bis fünfzehn Jahren einem besonderen Veränderungsdruck ausgesetzt. Mit Neuer Steuerung und New Public Management, mit Kompetenzorientierung und Standards sollen sie reif für Wettbewerb und Markt werden. Dieser Druck bleibt nicht ohne Folgen für Beratungsaufgaben in und um Schule. Er kann von Bundesland zu Bundesland, von Kommune zu Kommune unterschiedlich ausgeprägt sein. Mehr oder weniger sieht sich "Beratung" damit konfrontiert, Objekt der Steuerungsambitionen aus Schulpolitik und -verwaltung zu werden. Die Frage der Allparteilichkeit, Unabhängigkeit und Ergebnisoffenheit (um nur einige Grundprinzipien der Beratung zu nennen), stellt sich damit neu.Mit der Inklusionsaufgabe und der Gewährung von Fördermaßnahmen (Förderstunden, Schulbegleitung) oder deren Ablehnung kommen auf manche Beratungsorganisationen Aufgaben zu, die dem Verständnis von Prozessberatung entgegenstehen. Wo aber die (Ver-) Messung von Menschen und ihre Klassifizierung in den Vordergrund rücken, droht ein Verlust an Räumen der Klärung, der Individualisierung und Subjektorientierung.Der Autor widmet sich diesen Fragen, die auch ethische Implikationen haben,, indem er sich mit dem beruflichen Handeln des ersten Schulpsychologen in Deutschland, Hans Lämmermann auseinandersetzt. Gibt es überdauernde psychische und gesellschaftliche Strukturen, die den humanistischen Anspruch von Beratung korrumpieren können?