Diese Ausgabe der »Suhrkamp BasisBibliothek - Arbeitstexte für Schule und Studium« bietet nicht nur Kafkas abgründige Erzählung In der Strafkolonie sowie in einem Anhang Texte aus dem Entstehungsumfeld, sondern auch einen Kommentar, der alle für das Verständnis des Buches erforderlichen Informationen enthält: eine Zeittafel zu Leben und Werk, Hinweise zur Entstehungs- und Rezeptionsgeschichte, einen Forschungsüberblick, Literaturhinweise sowie detaillierte Wort- und Sacherläuterungen.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.12.2012Sei gerecht!
Eine zweifellose Schuld, zwei tödliche Gebote und eine kalt operierende Maschine: wie alle Erzählungen Franz Kafkas hat auch seine 1919 erschienene Folterphantasie "In der Strafkolonie" haufenweise Forschungsliteratur hervorgebracht. Die Handlung ist überaus kryptisch: Ein Forschungsreisender folgt der Einladung eines fernen Landes, sich von der Schönheit der dortigen Rechtspraxis zu überzeugen. Die Exekutionsmethode sieht vor, das übertretene Gebot, das der Verurteilte nicht kennt, mit tödlicher Wirkung auf dessen Rücken zu tätowieren - in der Hoffnung, im Todeskampf eine Erkenntnis zu gewinnen. "Ehre deinen Vorgesetzten!" lautet das erste Gebot, das einem Soldaten eingeritzt werden soll. "Sei gerecht!" das zweite, mit dem der Gerichtspräsident später ein Selbstopfer bringen wird. Nun ist bekannt, dass Kafka Wert auf die räumlichen Kompositionen seiner Texte legte. Deshalb hätte die Typographische Bibliothek kaum eine bessere Textwahl treffen können. Die Schrifttypen der "Strafkolonie" werden in dieser Klassikerneuausgabe nach wörtlicher Rede und Erzählstimme unterschieden, eingerahmt ist die Handlung durch die gerasterten Buchstabenfolgen der "Gebote" auf Millimeterpapier - ein Gestaltungsmittel von Klaus Detjen, das die Idee der mathematischen Effizienz von Kafkas Maschine diskret aufgreift. Peter-André Alt hat ein kenntnisreiches Nachwort beigesteuert. Man sollte vorsichtig mit Geboten sein, aber "dieses Buch sollst du haben". (Franz Kafka: "In der Strafkolonie". Eine Erzählung. Mit einem Essay von Peter-André Alt. Hrsg. von Klaus Detjen. Wallstein Verlag, Göttingen 2012. 96 S., geb., 29,- [Euro].) teut
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Eine zweifellose Schuld, zwei tödliche Gebote und eine kalt operierende Maschine: wie alle Erzählungen Franz Kafkas hat auch seine 1919 erschienene Folterphantasie "In der Strafkolonie" haufenweise Forschungsliteratur hervorgebracht. Die Handlung ist überaus kryptisch: Ein Forschungsreisender folgt der Einladung eines fernen Landes, sich von der Schönheit der dortigen Rechtspraxis zu überzeugen. Die Exekutionsmethode sieht vor, das übertretene Gebot, das der Verurteilte nicht kennt, mit tödlicher Wirkung auf dessen Rücken zu tätowieren - in der Hoffnung, im Todeskampf eine Erkenntnis zu gewinnen. "Ehre deinen Vorgesetzten!" lautet das erste Gebot, das einem Soldaten eingeritzt werden soll. "Sei gerecht!" das zweite, mit dem der Gerichtspräsident später ein Selbstopfer bringen wird. Nun ist bekannt, dass Kafka Wert auf die räumlichen Kompositionen seiner Texte legte. Deshalb hätte die Typographische Bibliothek kaum eine bessere Textwahl treffen können. Die Schrifttypen der "Strafkolonie" werden in dieser Klassikerneuausgabe nach wörtlicher Rede und Erzählstimme unterschieden, eingerahmt ist die Handlung durch die gerasterten Buchstabenfolgen der "Gebote" auf Millimeterpapier - ein Gestaltungsmittel von Klaus Detjen, das die Idee der mathematischen Effizienz von Kafkas Maschine diskret aufgreift. Peter-André Alt hat ein kenntnisreiches Nachwort beigesteuert. Man sollte vorsichtig mit Geboten sein, aber "dieses Buch sollst du haben". (Franz Kafka: "In der Strafkolonie". Eine Erzählung. Mit einem Essay von Peter-André Alt. Hrsg. von Klaus Detjen. Wallstein Verlag, Göttingen 2012. 96 S., geb., 29,- [Euro].) teut
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main