Ein grundsätzliches Problem von Sprachführern, die sich auf die phonetische Umschreibung vorgefertigter Sätze beschränken, ist das fehlende Sprachverständnis der Antworten, die man bekommt. Was nutzt es, wenn ich „Korewa ikura desuka?“ fragen kann, die Antwort aber nicht verstehe. In Sprachräumen,
bei denen ich zumindest eine verwandte Sprache beherrsche, haben mir auch phonetische Sprachführer…mehrEin grundsätzliches Problem von Sprachführern, die sich auf die phonetische Umschreibung vorgefertigter Sätze beschränken, ist das fehlende Sprachverständnis der Antworten, die man bekommt. Was nutzt es, wenn ich „Korewa ikura desuka?“ fragen kann, die Antwort aber nicht verstehe. In Sprachräumen, bei denen ich zumindest eine verwandte Sprache beherrsche, haben mir auch phonetische Sprachführer schon genutzt, z. B. bei Italienisch, weil ich ganz gut Französisch und ein bisschen Spanisch spreche, aber in Japan ist die Strategie leider überhaupt nicht aufgegangen. Ich habe einige Anläufe genommen, darunter waren auch klassische Sprachschulen mit Grammatik und Wortschatzübungen. Die haben wiederum den Nachteil, dass sie sich in den vielen Ausnahmen und vor allem den Höflichkeitsformen des Japanischen verirren (bzw. ich habe mich darin verirrt).
„Vom Wort um Satz“ geht aus meiner Sicht einen sehr sinnvollen Mittelweg, indem die Grundlagen japanischer Grammatik vermittelt und anhand einfacher Satz- und Wortbeispiele anschaulich gemacht werden. So lernt man einerseits die Syntax und hat andererseits ein relativ umfangreiches Vokabular, das man nach den grammatischen Regeln auch frei verwenden kann. Der Vorteil liegt auf der Hand: Auch die Antworten versteht man, sofern sich das Gegenüber nicht allzu gewählt ausdrückt.
Trotzdem ist es wirklich harte Arbeit, denn das Lehrbuch nutzt durchgehend Hiragana, Katakana und Kanji Schriftzeichen, also alle drei Schriftsysteme, die in Japan üblich sind. Hiragana und Katakana haben mit den abgeleiteten Lautformen etwa 100 Zeichen, die man wirklich lernen muss. Kanji, das aus dem Chinesischen entlehnte Schriftsystem, wird zwar verwendet, aber darüber sind immer die japanischen Umschrift-Laute notiert, so dass man sie korrekt aussprechen kann. Alle Sprachbeispiele sind als mp3-Datei hinterlegt (als Download, keine CD) und das ist auch ein unumgänglicher Schritt für den Schüler: Die deutsche Umschrift in der Lauttabelle erfasst nicht alle sprachlichen Nuancen, denn manchmal werden auch Vokale verschluckt. Das muss man hören. Anfangs habe ich mir gewünscht, dass auch die japanischen Schriftzeichen noch durch die deutsche Umschrift ergänzt würden, aber ich denke, die Autoren haben das absichtlich gemacht, um den Leser zu zwingen, die Schriftzeichen zu lernen. Im Nachhinein macht es Sinn, auch wenn es anfangs mühsam ist.
Nachdem die Grundzüge der japanischen Wortbildung und Grammatik in den Einleitungskapiteln vermittelt wurden, geht es in der Folge um situationsbezogene Themenkomplexe, ähnlich wie man es aus den phonetischen Sprachführern kennt: Im Bahnhof, im Hotel, Essen und Trinken, erste Begegnung etc.. Hier wird dann das spezifische Vokabular trainiert, indem zuerst einfache Texte gelesen, gehört und nachgesprochen werden. Unter den japanischen Sätzen stehen die zugehörigen deutschen Übersetzungen, wobei die jeweiligen Satzteile (Subjekt, Prädikat, Objekt) mit Pfeilen zugewiesen werden. Das visualisiert den fast immer abweichenden, grundlegenden Satzbau im Japanischen und zusätzlich werden grammatikalische Besonderheiten analysiert. Dann folgen Übungen in Form von Lückentexten, Lese- und Übersetzungsübungen mit Lösungen im Anhang. Weitere Worte mit ähnlicher Bedeutung ergänzen den Wortschatz, der in den Folgekapiteln teilweise wieder aufgegriffen wird.
Das ganze Buch ist sehr stark auf den Praxisnutzen ausgerichtet. Es wird kein „Ballast“ aufgebaut, der das Japanische so überaus schwierig macht, insbesondere die unterschiedlichen Stufen der Höflichkeit. Es lassen sich einfache Sätze in einfachen Beziehungen konstruieren, das aber sehr sicher und so flexibel, dass man sich in der Lebensrealität gut zurechtfindet. Es ist immer noch kein Spaziergang, aber im Vergleich zu einer klassischen Sprachschule ein praktikabler Weg, wenn man nicht zwei Jahre lernen möchte, bevor man seine Kenntnisse anwenden kann.
(Dieses Buch wurde mir vom Verlag kostenfrei zur Verfügung gestellt. Auf meine Rezension wurde kein Einfluss genommen, der Inhalt stellt meine persönliche Meinung dar.)