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Classic / British English It is the summer of 1900 and Leo is staying with his friend Marcus. Leo likes Marcus's beautiful older sister very much. To make her happy, he becomes a secret messenger for her and a local farmer. But then he realises what their messages are about, and his whole life begins to change.

Produktbeschreibung
Classic / British English It is the summer of 1900 and Leo is staying with his friend Marcus. Leo likes Marcus's beautiful older sister very much. To make her happy, he becomes a secret messenger for her and a local farmer. But then he realises what their messages are about, and his whole life begins to change.
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Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 12.10.2008

Unschuld muss leiden

Endlich in vollständiger deutscher Übersetzung: "The Go-Between", der Pubertätsroman von L. P. Hartley, ist ein kunstreiches Buch über die unheimliche Ohnmacht der Kunst im Kampf mit der Passion

Was macht die unwiderstehliche Anziehungskraft dieses Romans aus? Ganz einfach: Der Leser identifiziert sich mit dem Ich-Erzähler. Aber welcher Trick stiftet die Schicksalsgemeinschaft? Weshalb schlüpfen wir in die Haut eines Jungen, der an der Schwelle zu seinem dreizehnten Lebensjahr in die Geheimnisse des Lebens eingeführt wird? Weshalb schwitzen wir mit ihm im Jahrhundertsommer des Jahres 1900, und weshalb können wir nicht mehr aus seiner Haut, bis die Katastrophe geschehen ist? Die Initiation mag der schlechthin universelle Stoff sein. Hartley macht aus der anthropologischen Ahnung sein erzählerisches Prinzip: Jeder Moment der Romanhandlung ist durchtränkt von der Ambivalenzerfahrung, die Riten des Übergangs definiert. Das Verlockende ist das Abstoßende; die Neugier des Knaben Leo wird stimuliert von dem, was er um keinen Preis wissen will.

Die soziale Welt der englischen Oberschicht des spätviktorianischen Zeitalters wird vorgeführt aus der Perspektive eines Außenseiters, eines Jungen aus bescheidenen, respektablen Verhältnissen, den die Mutter eines Schulkameraden in den Ferien auf einen Landsitz in Norfolk einlädt. Auch der Leser des 1953 publizierten Romans ist Gast in der untergegangenen Welt verschwenderischer Geselligkeit; nebenbei werden ihm die Regeln der Teepartys, Rasensportarten und Kirchgänge erläutert. Die Nostalgie, auf die der Roman spekuliert, ist von der Ambivalenz nicht ausgenommen. Der Ich-Erzähler vergegenwärtigt sich im Abstand von fünfzig Jahren den verhängnisvollen Sommer, der ihn traumatisierte. Die Beschwörung glücklicher Tage, die das Unglück heraufführen mussten, ersetzt ihm das Leben, das er versäumt hat.

Das Lebensfeindliche, ja Lebensgefährliche der Nostalgie ist auch die Pointe des berühmten ersten Satzes des Romans: "The past is a foreign country: they do things differently there." Der Zeitunterschied wird hier im unausgesprochenen Bild des Klassenunterschiedes erfasst. Hartleys Vater war ein Rechtsanwalt, der es als Ziegelfabrikant zu Reichtum brachte; trotz jahrzehntelanger Übung machte der Schriftsteller als Gast auf Adelssitzen in den Augen seiner Gastgeber eine groteske Figur. In den besseren Kreisen "gelten andere Regeln". Auf Brandham Hall werden Leo diese Regeln beigebracht, von der Wortwahl bis zur Kleiderordnung, und doch wird man ihm immer anmerken, dass er aus einer anderen Schicht kommt, aus dem inneren Ausland. Sie tun die Dinge dort anders: Schon sprachlogisch ist ausgeschlossen, dass das Ich sich ihnen erfolgreich anpasst, dem unheimlichen Präsens zum Trotz, in dem die Toten ihren Verrichtungen nachgehen. Eine Reise in die Vergangenheit wäre mit einem tödlichen Peinlichkeitsrisiko belastet.

Für den Schuljungen, dessen Vater verstorben ist, fällt der Kosmos von Brandham Hall mit der Welt der Erwachsenen zusammen. Während er Gefallen daran findet, sich im großen Haus verwöhnen zu lassen, und beflissen die erforderlichen Wohlverhaltensbeweise erbringt, legt er sich seine eigene Topographie zurecht, um die Schicklichkeiten unbeobachtet zu durchkreuzen: Er macht einen Bogen um das Hauptportal, treibt sich bei den Schuppen herum und hält sich am liebsten beim Komposthaufen auf.

Vom Verdorbenen sollte der Roman nach Auskunft des Autors handeln, von der Korruption der Unschuld. Aber so simpel ist die Moral des Buches nicht, das Hartley geschrieben hat. Wenn Unschuld korrumpiert wird, muss sie korrumpierbar sein, und hinter diesem Problem verbirgt sich die Frage, ob nicht in der Erfahrungslosigkeit, im Nichtwissenwollen eine korrumpierende Kraft steckt. Leo stellt sich den unstandesgemäßen Liebesleuten Marian, der Tochter aus dem Herrenhaus, und Ted Burgess, dem Bauern unten am Fluss, als "go-between" zur Verfügung, als Bote, der Briefe hin- und herträgt. Zunächst ahnt er nicht, was es mit den "Geschäften" auf sich hat, die die Briefpartner verbinden. Die enttäuschende, nach seinen Schuljungenmaßstäben prosaische und durch und durch unromantische Wahrheit findet er heraus, als er einen Brief Marians öffnet - nachdem er sich eingeredet hat, sie habe den Umschlag absichtlich unverschlossen gelassen.

Zur Katastrophe der Enttarnung der Liebenden, die am Abend von Leos dreizehntem Geburtstag nicht weit vom Komposthaufen in inniger Verschlingung überrascht werden, kommt es, weil Leo von dem Verdacht heimgesucht wird, er sei von Marian und Ted missbraucht worden, es sei ihnen in allen Freundschaftsbeweisen nie um seine Person gegangen, nur um seine Dienste. Der Junge weiß nicht, was die Liebe ist, und weiß daher auch nicht, dass Liebende die ganze Welt lieben und sogar die Dinge wie Personen behandeln, die sich zu ihrem Glück verschworen zu haben scheinen. Dabei hat er andererseits das Hochgefühl ausgekostet, die mysteriösen Geschäftsbeziehungen erst möglich zu machen und die Verbindung immer wieder herzustellen. Leo sieht sich von den Liebenden bestochen, erpresst und betrogen. Aber wenn man die Situation wirklich in Rechtsbegriffe fassen will, kann man ihm den Vorwurf der Kuppelei nicht ersparen.

Marian ist für Leo ein Bild der Hitze, der Leidenschaft, die er nicht begreift, obwohl er sie, ohne es zu merken, längst am ganzen Körper spürt. Tut die Hitze ihr Werk nicht, ohne dass Leo nachhelfen muss? Tag für Tag überprüft er den Stand des Thermometers, und Tag für Tag wünscht er sich, das Quecksilber möge eine neue Höchstmarke erreicht haben. Das englische Wort für Quecksilber ist "mercury". Als Merkur, den kleinsten Wandelstern, sieht Leo sich selbst in einem planetarischen Weltdeutungsschema, das die Bewegungen der Erwachsenen der Fatalität des Tierkreises unterwirft: Marian ist die Jungfrau, um die der Wassermann und der Schütze konkurrieren, Ted, den Leo zuerst beim Schwimmen erblickt, während er selbst sich naturgemäß nicht ins Wasser wagt, und Marians Verlobter Lord Trimingham, der aus dem Burenkrieg mit entstelltem Gesicht heimgekehrt ist. Die Erwachsenen spielen mit, apostrophieren Leo als Götterboten, ohne zu ahnen, dass die mythologische Kostümierung die Außenseite eines kosmologischen Geheimsystems ist.

Um den Liebesbann zu brechen, destilliert Leo ein Zaubermittel aus dem Saft der Tollkirsche. Dafür muss er die Königin der Nachtschattengewächse, die in einem Schuppen unbeachtet wuchert, niedermachen. Zuerst hatte er sie nicht angerührt, weil sie so schön war, dass er sie immer wieder ansehen wollte. In sozialhistorischer Beleuchtung mag man den von Leo gleichsam in sehender Blindheit heraufbeschworenen Skandal das Produkt eines Dienstbotenaufstandes nennen: Der Briefträger rebelliert gegen die moralische Ausbeutung, die er sich einbildet; der Kritik des puritanischen Ich-Bewusstseins verfällt ein diskretes Arrangement, dessen Duldung in der alten Ständegesellschaft denkbar war. Mrs Maudsley, die die Schande ihrer Tochter enthüllt, indem sie sich von Leo zum Ort des Stelldicheins führen lässt, ist selbst eine Bürgerliche; Lord Trimingham heiratet Marian nach dem Selbstmord ihres Geliebten trotzdem. Leo malt sich aus, er könne für seine Maid Marian den Robin Hood spielen. Der Enterbte, den er rächt, muss Lord Trimingham sein, der den Sitz seiner Familie vermietet hat und nur Gast im eigenen Haus ist, das er durch die Heirat zurückerwirbt.

Die symbolischen Beziehungsnetze, die Hartley beziehungsweise der alt gewordene Ich-Erzähler spinnt, sind Varianten jener semiotischen Systeme, mit denen der zwölfjährige Leo sich einen Reim auf eine Welt machen will, von der er keine Erfahrung hat. Der Gewalt der Natur will er mit der Erfindung der Kultur begegnen. Was Leo im Übergang zur Pubertät erlebt, ist das verwickelte Ineinander von Trieb und Idealisierung. Er ist sowohl auf Ted als auch auf Marian eifersüchtig, weil ihn der muskulöse Körper des Bauern fasziniert und er seine Idee der jungfräulichen Königin konservieren will. Dieser Roman eines Junggesellen enthält die Botschaft, dass die Magie der Sublimierung ins Unglück stürzt.

PATRICK BAHNERS

L. P. Hartley: "The Go-Between". Roman. Aus dem Englischen von Maria Wolff. Revidiert und ergänzt von Adrian Stokar. Vorwort von Colm Tóibín. Edition Epoca, Zürich 2008, 400 Seiten, geb., 24,90 Euro

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Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.12.2008

Proust light
L. P. Hartleys hinreißender Roman „The Go-Between”
Es gibt Romananfänge, die ziehen so unwiderstehlich in ihren Bann, dass es dem Leser ist, als habe er die Stimme des zugehörigen Erzählers schon seit langer Zeit im Ohr, als sei sie nie wieder entschwunden und als erwecke sie mit einem Male die Erinnerung an frühere Romanlektüren, an die schönsten und unverzichtbarsten zumal: „Die Vergangenheit”, heißt es da, „ist ein fremdes Land, dort gelten andere Regeln.” Im Original des erstmals 1953 erschienenen Romans „The Go-Between” aus der Feder des britischen Schriftstellers und Essayisten Leslie Poles Hartley (1895-1972) ist dieser Satz dabei der Ausdruck eines so wunderbaren Understatements, dass keine Übersetzung an ihn heranreicht: „The past is a foreign country: they do things differently there.”
Haben solche Worte erst einmal Flügel bekommen, dann gerät ihre Quelle leicht wieder in Vergessenheit. So ist es auch diesem Roman ergangen, trotz seiner Verfilmung in den frühen siebziger Jahren durch den Regisseur Joseph Losey, nach einem Drehbuch von Harold Pinter, mit Julie Christie, Alan Bates und Dominique Guard in den Hauptrollen und mit einer betörenden Filmmusik, komponiert von Michel Legrand. Im Deutschland der fünfziger Jahre zunächst im Piper Verlag unter dem Titel „Der Zoll des Glücks” erschienen und dann noch ein einziges Mal 1990 – umgetitelt zu „Ein Sommer in Brandham Hall” – als Taschenbuch bei Diogenes wiederaufgelegt, hat die auf schräge britische Autoren wie P. G. Wodehouse abonnierte Zürcher Edition Epoca diesen vergessenen Roman jetzt in gewohnt gediegener und leserfreundlicher Ausstattung und in revidierter Übersetzung wieder zugänglich gemacht.
Ach, diese Boten!
Die Geschichte spielt in einer Zeit, zu der es noch keine Handys, keine E-Mails und nicht einmal Telefonapparate gab, über deren Dienste sich auch die Teilhaber einer illegitimen Liebesaffäre ohne fremde Mitwirkung hätten verständigen und verabreden können. Von daher rührt der zu Recht im Original belassene Titel: „The Go-Between”, das ist der Mittler, der vor allem auf dem Lande unverzichtbare Postillon d’Amour, der eigentlich nicht zum Hause gehört, der durch seine willigen Laufdienste aber die durch mannigfache moralische wie gesellschaftliche Schranken voneinander getrennten Liebenden in Windeseile miteinander verbindet, von den delikaten Inhalten und Zwecken seines Tuns aber besser nichts weiß. Andernfalls, vor allem dann, wenn sich neben den Regungen der Neugier in ihm auch noch ein ganz egoistisches leidenschaftliches Interesse meldet, droht er zum Eindringling zu werden, der die soeben noch beförderten Liebesbande durch seine Indiskretionen wieder voneinander trennt.
Doch bis das Schicksal seinen unerbittlichen Lauf nimmt, hat unser junger Götterbote, der seine Sommerferien auf dem Landsitz der begüterten Familie eines Schulfreundes in der Gegend von Norwich im östlichen England verbringt, unter pochendem Herzen noch viele Felder und Auen zu durchqueren und manche Badefreuden zu genießen: Für die Dauer einer Sommerfrische ist der aus einfachen Verhältnissen stammende Leo Colston in Brandham Hall eingekehrt, dessen Gefilde ihm wie ein mit planetarischen Gottheiten gefülltes Elysium erscheinen, während die neubürgerlichen Besitzer sozialen Anschluss eher beim alten Adel suchen. Vom Leben, über dessen leidenschaftliche Seiten er nicht einmal halbwegs aufgeklärt ist, war der Knabe bislang vernachlässigt: Ein „Fremdling in der Welt der Gemütsbewegungen”, wie es über ihn heißt, ist er dennoch altklug, eitel und ehrgeizig genug, sich über alles, was ihm widerfährt, unerschütterliche Begriffe zu machen, die auch den überspannten Regungen seiner Sinnlichkeit stets sonnenklare und eindeutige Deutungsmuster auferlegen. „Ich war nicht so sehr an den Tatsachen selbst interessiert wie an der Bedeutung, die sie in meiner Phantasie hatten”, notiert er in sein Tagebuch.
Oh, dieses Haar!
Und es muss sehr heiß und schwül gewesen sein, im Juli des Jahres 1900, in dem das Verhängnis binnen weniger Tage seinen Lauf nimmt und auch das kühlste britische Gemüt um die Contenance bringt. Denn der 13-jährige Bursche hat sich – auch wieder ohne überhaupt zu spüren, was ihm geschah – in Marian, die entzückende ältere Tochter des Hauses verliebt. Dem grünen Jungen begegnet sie herzlich und besorgt ihm sogar einen passenden grünen Anzug, und jener bedankt sich dafür, indem er der Angebeteten mit seinem Badeanzug die Haare abreibt, was die wohl sinnlichste Friseurszene seit Warren Beatty und Julie Christie in „Shampoo” zeitigt: „Meine Gedanken umhüllten sie, drangen in sie ein: ich war der Badeanzug, über den ihr Haar fiel; ich war ihr trocknendes Haar, ich war der Wind, der es trocknete. Und als sie mir mein Eigentum wieder zurückgab, feucht von der Feuchtigkeit, vor der ich sie bewahrt hatte, und mich noch einmal ihr Haar fühlen ließ, das trocken war von einer Trockenheit, die sie mir verdankte, fühlte ich, dass die Schale meines Glückes bis zum Rand gefüllt war.” Aber keine Sorge, an dieser Stelle, die auch einem von Rod Stewart gesungenen Schmachtfetzen den Text liefern könnte, hat der Roman die äußerste Schmockgrenze erreicht, und Hartley gelingt es virtuos, solche Grenzen auszureizen, ohne in vollends seichte Gewässer hinabzustürzen.
Nun macht die sinnesfreudige Marian, die bereits einem Adelsmann versprochen ist, Leo zu ihrem Postillon, zum Überbringer heimlicher Liebesbotschaften an einen einfachen, vitalen Landmann, mit dem sie sich – Lady Chatterley lässt grüßen – zu regelmäßigen Stelldicheins verabredet. Im Beisein Leos, dessen Ungeschick und Wirrungen Marians Mutter auf den Schauplatz rufen, wird das Paar von dieser in flagranti ertappt, was eine menschliche Katastrophe zur Folge hat. Leo lässt dieses traumatische Geschehen wie betäubt zurück, und von diesem Moment an bleibt der Heranwachsende auch für sein ganzes künftiges Leben von aller Éducation sentimentale und Herzensbildung abgeschnitten.
Erzählt wird mittels einer raffiniert konstruierten Fabel: Ein halbes Jahrhundert nach jenem Sommer entdeckt der gealterte und völlig vereinsamte Leo Colston – ihm war nichts anderes übriggeblieben, als Historiker zu werden – sein in Brandham Hall geführtes und danach vergessenes Tagebuch. Und wie in einem Akt des Erwachens aus jahrzehntelanger Schlafkrankheit liest und kommentiert, korrigiert und ergänzt er seine damals lückenhaften Aufzeichnungen um die Analyse seiner Empfindungen und zurückkehrenden Erinnerungen. Das ist „Proust light”, von bezaubernder Delikatesse und in feinstem und geschliffenstem britischen Stil erzählt. VOLKER BREIDECKER
L. P. HARTLEY: The Go-Between. Roman. Aus dem Englischen von Maria Wolff, revidiert und ergänzt von Adrian Stokar, mit einem Vorwort von Colm Tóibin. Edition Epoca, Zürich 2008. 400 Seiten, 24,90 Euro.
L. P. Hartley Foto: E.O. Hoppé / Corbis
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