Inside Arbeit mit Geflüchteten und Migranten
Genau so ist es: Nicht alle sehen gleich aus! Annika, die Protagonistin, ist Deutschlehrerin bei einem Bildungsträger in Berlin. Bereits zu Beginn werden wir Lesende mit einem Flüchtlingsdrama konfrontiert. Während ihres Segelurlaubs mit ihrem Ehemann
retten sie eine Gruppe afrikanischer Männer aus einem Schlauchboot. Dabei lernt sie den jungen…mehrInside Arbeit mit Geflüchteten und Migranten
Genau so ist es: Nicht alle sehen gleich aus! Annika, die Protagonistin, ist Deutschlehrerin bei einem Bildungsträger in Berlin. Bereits zu Beginn werden wir Lesende mit einem Flüchtlingsdrama konfrontiert. Während ihres Segelurlaubs mit ihrem Ehemann retten sie eine Gruppe afrikanischer Männer aus einem Schlauchboot. Dabei lernt sie den jungen Mamadou aus Mali kennen, der in der Geschichte eine Rolle spielen wird.
Mit scharfen Blick lässt die Autorin uns Lesende an dem Unterrichtsalltag einer Deutschlehrerin mit der Zielgruppe Geflüchtete und Migranten teilnehmen. Ihre praxisnahen Schilderungen sind verpackt in Dialoge zwischen FreundInnen, ihrem Ehemann (selbst mit Migrationshintergrund), mit Mamadou oder auch als ihre eigenen Gedankengänge. Dabei kommen neben den, oft auch kräftezehrenden, Erlebnissen mit ihren Schülern auch unterschwellig die Berliner Lokalpolitik, der Bau des Flughafens, die hohen Mieten, die deutsche Wiedervereinigung, die Flüchtlingspolitik und die prekären Arbeitsverhältnisse bei Bildungsträgern, zur Sprache.
Auch die zunehmende Aggression einiger Deutscher gegenüber Zugewanderten spielt eine Rolle, sowie die Wahrnehmung der migrierten Menschen ihres eigenen Lebens in der deutschen Gesellschaft und ihre Erwartungen. Das Innenleben der Flüchtlinge wird aufgezeigt, zwischen Chancen (z. B. für geflüchtete Frauen) und Unzufriedenheit, bis hin zu den Profiteuren (nicht nur Geflüchtete sondern auch EU-Bürger) des Sozialsystems und kriminellen Ringen. Die Problematik beim Spracherwerb, als Voraussetzung für eine Ausbildung oder Aufnahme einer Ausbildung, schildert sie anhand zahlreicher Beispiele. Ebenso spricht sie die Anforderungen an die Lehrkräfte an, hinsichtlich zu großer Klassen, unterschiedlicher Vorbildung und kultureller Hintergründe der SchülerInnen und der teils schweren Vermittelbarkeit deutscher Regeln und Anforderungen.
Ich finde die Erzählung sehr realitätsnah und ungeschönt. Es hat mir sehr gut gefallen, dass sie alle Facetten an Geflüchteten beschreibt. Es gibt eben diejenigen mit sehr hohem Integrationswillen und diejenigen, die nicht gar nicht wollen. Annika ist dabei nicht der Gutmensch, der immer nur helfen will, sondern ist sehr reflektiert zu den einzelnen Personen und zeigt Haltung auch bei kritischen Diskussionsthemen. So überrascht mich das Ende der Geschichte nicht komplett, obwohl es so nicht vorhersehbar war. Wieder einmal deutlich wurde für mich wie schwer die Integrationsarbeit für engagiertes Lehrpersonal ist bzw. gemacht wird.
Mein Fazit: das Buch enthält eine gute Geschichte und eine gelungene Zusammenfassung von wichtiger Integrationsarbeit. Menschen, die nicht viel im Alltag mit Geflüchteten zu tun haben, können wertvolle Informationen daraus entnehmen und vielleicht das eine oder andere Vorurteil entrümpeln können. Sie sehen eben nicht alle gleich aus!