Die Entwicklung der Frauengestalten bei Arno Schmidt sind ein bedeutender Motivstrang in seinem Gesamtwerk. Sie nahm ihren Anfang in seinem Lebensumfeld, in dem er einer stumm Angebeteten und seiner Ehefrau begegnete; sie gewann ihren Formenreichtum in seiner eigentlichen Schmiede: der Fantasie; und sie verband sich mit Gestalten der Literatur. Diese Entwicklung stützte das Fortschreiten seiner Kunst und gewann zugleich dadurch. Angeregt durch Sigmund Freud als Analytiker und durch James Joyce als höchst geschätzten Schriftsteller der ersten Jahrhunderthälfte, schuf er im Spätwerk ein Modell der Persönlichkeit im Alter, das die drei psychischen Instanzen Freuds (Es, Ich und Über-ich) umfasste und dazu eine allmählich frei werdende (von ihm so genannte) 'Vierte Instanz'. Die vier Hauptgestalten in "Zettel's Traum" sind, in diesem Licht gesehen, tatsächlich nur eine: jede steht für eine seelische Instanz, womit das Thema dieser Studie über die klassische Betrachtung literarischer Gestalten hinaus gediehen ist. Sieht man vom Ende zurück, erblickt man weniger künstlerisch modellierte Portraits der Frauen in seinem Leben und in seiner Fantasie als vielmehr ein in solcher Intensität einmaliges Selbstportrait eines Schriftstellers.