Professor Lidenbrock, ein sonderbarer Kauz und besessener Geologe, bekommt durch Zufall ein altes Schriftstück eines isländischen Wissenschaftlers mit geheimnisvollen Runen in die Hände. Getrieben von Ehrgeiz und Neugier enträtselt er mithilfe seines Neffen Axel die Zeichen, die zu seinem großen Entzücken den Zugang zum Mittelpunkt der Erde verraten. Der Junge zeigt sich weniger begeistert, fasst sein Onkel doch sogleich den Entschluss, dem Hinweis und den Spuren des Gelehrten zu folgen. Bald sind die nötigen Vorbereitungen getroffen und der Professor bricht mit Axel von Hamburg aus nach Island auf. Im Inneren eines erloschenen Vulkans beginnen sie in Begleitung des unerschütterlichen Isländers Hans ihren kühnen Abstieg ins Erdgestein. Unbeirrbar hält der Professor an seinem Vorhaben fest, obgleich sie sich auf ihrem Weg durch die unterirdische Welt verirren, fast verdursten, auf grässliche Lebewesen der Urzeit stoßen und manch andere bizarre Abenteuer zu bestehen haben.
Jules Verne gilt als "Vater der Science-Fiction". Sein Werk bewegt sich jedoch in einem Grenzbereich: Er verankert das fantastisch-utopische Abenteuer in seiner Gegenwart, der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die eingängige und gut verständliche Sprache der Schulausgabe hat dabei nichts vom Charme des Abenteuer-Klassikers verloren.
Jules Verne gilt als "Vater der Science-Fiction". Sein Werk bewegt sich jedoch in einem Grenzbereich: Er verankert das fantastisch-utopische Abenteuer in seiner Gegenwart, der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die eingängige und gut verständliche Sprache der Schulausgabe hat dabei nichts vom Charme des Abenteuer-Klassikers verloren.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 09.06.2010Unter
der Erde
Jules Vernes Werke liegen meist verstümmelt vor: Von seiner „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ sind bis 1999 etwa 20 deutschsprachige Bearbeitungen erschienen, fast alle gekürzt. Nun liegt der Roman von 1864/67 in einer vollständigen Ausgabe samt Originalillustrationen von Edouard Riou und neu übersetzt vor. Volkers Dehs, einer der besten Kenner des Phantasten und konservativen Katholiken, zeichnet für sie verantwortlich – ein Glücksfall. Vor allem der Anhang mit Originaldokumenten – u.a. von Vernes Sohn Michel Jules – macht verständlich, warum schon Zeitgenossen dem somnambulen Abstieg ins Herz der Finsternis einen ganz eigenartigen Reiz bescheinigten. Ein Vulkan auf Island – Island! – ist Ausgangspunkt für die gelehrte Wissenschaftssatire, die den Hamburger Sonderling Lidenbrock und seinen Neffen Axel zum Ursprung des Lebens zurückführt.
Florian Welle
Jules Verne:
Reise zum Mittelpunkt der Erde. Neu übs. u. hg. v. Volker Dehs. dtv München 2010, 424 S.,
8,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de
der Erde
Jules Vernes Werke liegen meist verstümmelt vor: Von seiner „Reise zum Mittelpunkt der Erde“ sind bis 1999 etwa 20 deutschsprachige Bearbeitungen erschienen, fast alle gekürzt. Nun liegt der Roman von 1864/67 in einer vollständigen Ausgabe samt Originalillustrationen von Edouard Riou und neu übersetzt vor. Volkers Dehs, einer der besten Kenner des Phantasten und konservativen Katholiken, zeichnet für sie verantwortlich – ein Glücksfall. Vor allem der Anhang mit Originaldokumenten – u.a. von Vernes Sohn Michel Jules – macht verständlich, warum schon Zeitgenossen dem somnambulen Abstieg ins Herz der Finsternis einen ganz eigenartigen Reiz bescheinigten. Ein Vulkan auf Island – Island! – ist Ausgangspunkt für die gelehrte Wissenschaftssatire, die den Hamburger Sonderling Lidenbrock und seinen Neffen Axel zum Ursprung des Lebens zurückführt.
Florian Welle
Jules Verne:
Reise zum Mittelpunkt der Erde. Neu übs. u. hg. v. Volker Dehs. dtv München 2010, 424 S.,
8,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.sz-content.de