Studienarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Pädagogik, Sprachwissenschaft, Note: 1,0, Universität Potsdam (Institut für Germanistik), Veranstaltung: Einführung in die Sprachgeschichte und Sprachgeschichtsforschung, Sprache: Deutsch, Abstract: 1. Einleitung"Legst du mal bitte noch die Flebbn raus!" - Jeder in meiner Familie weiß dann sofort, dass es sich dabei um die Fahrzeugpapiere handelt. Woher wissen wir das? Immerhin ist eine direkte Ableitung aus dem Wort nicht möglich. Ein Blick in den Duden verrät: Flebbe, die -, -n meist Plur. (Gaunerspr. Ausweispapier) . Wir bedienen uns also eines gaunersprachlichen, rotwelschen Begriffes.Bei einer tiefergehenden Untersuchung der Etymologie dieses Wortes begibt man sich auf die Spuren von Vaganten , Dieben, Bettlern, Händlern und Hausierern , deren Geschichte sich bis ins Mittelalter zurückverfolgen lässt. Von Beginn an bildete das 'fahrende' Volk eine Gesellschaft in der Gesellschaft, da dessen Lebensweise nicht den Vorstellungen und Erwartungen der anderen Menschen entsprach. Die von ihm geschaffene Sprache lässt sich - trotz vieler sozialer Veränderungen - bis in die heutige Zeit nachweisen und ist zumindest punktuell auch in der Gemeinsprache wieder zu finden .Eine Auseinandersetzung mit dem Rotwelschen beinhaltet somit auch die Beschäftigung mit sozialen Unterschieden und den daraus entstehenden Ab- bzw. Ausgrenzungen. Denn erst diese bieten Anlass und Möglichkeit für die Herausbildung einer solchen Sondersprache. Darüber hinaus lassen sie Rückschlüsse auf die Funktionen der Gaunersprache zu: Geheimhaltung und Identifikation.Einige Beispiele sollen helfen, das heutige Vorkommen der Gaunersprache - in seiner "sesshaften" Form - als Rotwelsch-Dialekte darzustellen. Des Weiteren soll diese Arbeit einen Überblick über wichtige Forschungsarbeiten liefern und Einblick in literarische Überlieferungen geben.Aufgrund der großen Beweglichkeit der Rotwelsch-Sprecher und der damit begünstigten Interaktion innerhalb dieser heterogenen Gruppe erklärt sich eine lexikalische Besonderheit: der Einfluss verschiedener Sprachen. Auch wenn ein Großteil der Wörter dem Deutschen entstammt, lassen sich unter anderem Einflüsse aus dem Jüdisch-Hebräischen, Zigeunerischen, Lateinischen und Niederländischen nachweisen.Dass letztlich nicht nur deutsche Mundarten und andere Sprachen prägend auf die Gaunersprache wirkten, sondern auch diese wiederum Gemein- und Alltagssprache beeinflusste, soll am Beispiel des Berlinischen aufgezeigt werden.
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