Vor 90 Jahre, am Abend des 17. Mai 1933, verbrannten Mitglieder der Kölner Studentenschaft und des NS-Studentenbunds im Rahmen der sogenannten "Aktion wider den undeutschen Geist" vor dem damaligen Universitätsgebäude in der Claudiusstraße Bücher und Schriften deutscher und ausländischer Autorinnen und Autoren und des bereits 1932 verstorbenen Kölner Staatsrechtlers und Rektors des Amtsjahres 1925/26, Prof. Dr. iur. Fritz Stier-Somlo.Gleichzeitig wurden aus den Bibliotheken der Universität Bücher der aus rassistischen und ideologischen Gründen "verfemten" Autorinnen und Autoren der Benutzung entzogen und in "Giftschränken" unter Verschluß genommen. Daß die Bücher auf diesem Wege immerhin für die Nachwelt erhalten bleiben, zeigt die Wiederentdeckung wichtiger Teile der 1919 von der Studentenschaft eingerichteten Studentenbücherei in den Beständen der Universitäts- und Stadtbibliothek.Wie konnte es dazu kommen? Der Band richtet den Blick aber nicht nur auf die Ereignisse im Mai 1933, sondern auch auf die Jahre von 1919 bis1933: Neben Modernisierungstendenzen in Stadt und Universität blieben parallel rückwärtsgewandte Einstellungen lebendig, die sich unter den politisch wie wirtschaftlich schwierigen Bedingungen (Besetzung Kölns bis 1926, Hyperinflation und Ruhrbesetzung 1923, Wirtschaftskrise 1929-1931) radikalisierten. Die Nationalsozialisten konnten letztlich auf Faktoren aufbauen, die sie bis 1933 nicht beeinflussen konnten, die aber einen Teil der Lehrenden und der Studierenden die von den Nazis so bezeichnete "Machtergreifung" begrüßen ließen.