Magisterarbeit aus dem Jahr 2004 im Fachbereich Didaktik - Deutsch - Literatur, Werke, Note: 1,7, Philipps-Universität Marburg (Neuere deutsche Literatur und Medien), Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung"Ich glaube, dass ein Leben im Westen für mich das Ende meiner schriftstellerischen Arbeit bedeuten würde. Der erste Grund: Ich bin schon zu lange in diesem Land - seit 1953. Meine Kenntnisse - von der Sprache bis hin zur gesellschaftlichen Struktur - sind spezialisiert auf die DDR. Die westdeutsche Sprache kann ich nur nachäffen wie ich den Blues der Amerikaner nachäffe."1 Diese Worte, die Wolf Biermann kurz vor seiner Ausbürgerung aus der DDR im Jahr 1976 in einem Interview mit Günter Wallraff äußerte, wirken wie eine treffende Zusammenfassung der Rezeption und der öffentlichen Wahrnehmung des Dichters und Liedermachers. Seine Popularität, die er schon seit den 60er Jahren und spätestens seit seinem Verbot durch das 11. Plenum des Zentralkomitees der SED im Jahre 1965 genießt,ist untrennbar mit seiner Rolle als oppositioneller Dichter in der DDR verbunden. Seine Wallraff gegenüber geäußerte Befürchtung, im Westen Deutschlands nicht mehr schreiben zu können, macht auch Biermanns thematische Fixierung auf die Auseinandersetzung mit dem DDR-Sozialismus deutlich. Bis zu seiner Ausbürgerung hatten seine Lieder und Gedichte fast ausschließlich seine eigene Situation als verbotener Dichter, die politische Auseinandersetzung mit der SED und seine Vorstellungen von einem fortschrittlichen und demokratischen Sozialismus zum Thema. Seine Kritik am stalinistisch geprägten realexistierenden Sozialismus in der DDR bewirkte, dass Biermanns Werk bis zu seiner Ausbürgerung in der Bundesrepublik weitgehend positiv aufgenommen wurde. Dabei wurden nicht nur seine poetischen Qualitäten von der Kritik gewürdigt, auch seine politischen Überzeugungen wurden in erster Linie als Opposition gegen das DDR-Regime bewertet. Dass Wolf Biermann jedoch trotz aller Kritik überzeugter Kommunist war, dass er ungeachtet aller Probleme die DDR für den besseren Teil Deutschlands hielt und, wie das Walraff-Interview zeigt, die Absicht hatte, in der DDR zu bleiben und sich dort weiterhin zu engagieren, wurde vergleichsweise selten berücksichtigt. Seine kommunistischen und antikapitalistischen Überzeugungen wurden, beispielsweise im Vergleich zu linken Autoren in der BRD, weniger in den Mittelpunkt der Kritik gerückt, da er sich in erster Linie gegen das Regime in der DDR und weniger gegen die Verhältnisse in der BRD wandte. [...}
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