America had won the Revolution, but the nation's troubles were far from over. In May 1787, delegates from across the country--including George Washington, James Madison, and Benjamin Franklin--gathered in Philadelphia to create a new framework for governing: the Constitution of the United States. This "New York Times" bestseller is presented by the wife of former Vice President Dick Cheney. Full color.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.03.2012Sie betet viel und backt Kekse für die Front
Ob Laura Bush, Michelle Obama oder Callista Gingrich - Frauen amerikanischer Politiker schreiben Kinderbücher. Aber worüber? Und vor allem: Warum?
Auf den Seiten zehn und elf ihres Kinderbuchs "Sweet Land of Liberty" erklärt Callista Gingrich, Ehefrau des Präsidentschaftskandidaten Newt, wie es damals angefangen hat mit Amerika: "Mutige Pilger besiedelten das Land, um eine neue Heimat zu finden. Mit Gottes Hilfe überlebten sie das kalte Wetter, wehrten alle Angriffe ab und zusammen feierten sie Thanksgiving." Im Vordergrund sieht man einen Tisch, reich gedeckt mit Kürbissen und Fischen, Truthahn und Hummer, um den sich weiße Familien scharen. Im Hintergrund stehen zwei Indianer, die einem bärtigen Mann die Hand schütteln. Verkaufen sie ihm ihr Land für ein paar Glasperlen? Werden sie zurückkehren, um sein Haus abzubrennen, sobald sie herausfinden, dass die Perlen wertlos sind? War es wirklich Gott, der den Europäern half, Amerika zu erobern und seine Ureinwohner abzuschlachten?
Die dringendste Frage nach der Lektüre von "Sweet Land of Liberty" (Verlag Regnery/Gateway) lautet aber wohl: Warum publiziert Callista Gingrich, die bislang nur durch eine Betonfrisur auffiel, ihre Geschichtsverkitschung für Vorschüler ausgerechnet jetzt, wo sich der Geschichtsprofessor Newt um das höchste Amt im Land bewirbt? Callista Gingrich erzählte der "New York Times": "Unsere Ehemänner verstehen es wunderbar, mit Erwachsenen zu kommunizieren. Aber es ist umso wichtiger, dass wir die jungen Patrioten aufklären darüber, was unsere Nation so einzigartig macht." Mit ihrem Buch verleiht Callista ihrem Mann einen Hauch von Menschlichkeit, umgekehrt sorgt Newts Kampagne für Publicity: In vier Monaten verkaufte sich "Sweet Land of Liberty" fast achtzigtausend Mal.
Zu ihrer Verteidigung muss man anführen, dass Callista Gingrich nicht die erste Kandidatengattin ist, die sich mit einem Buch an die Jugend wendet. Gingrich führt eine Tradition fort, die manche Tiefpunkte des Genres hervorbringt, aber auch empfehlenswerte Bücher. Die Washingtoner Historikerin Sally Bedell Smith sagt: "Partner von Politikern schreiben gerne über Dinge, die nichts mit dem Tagesgeschäft zu tun haben, sondern ein Thema behandeln, das niemandem weh tut. Etwas Autobiographisches, was nicht zu selbstverliebt wirkt. Und wer mag denn bitte keine Kinder?"
Schauen wir uns also mal um in dieser Subkultur.
Das Angebot scheint vielfältig, die Nachfrage ist noch größer. Karen Santorums katholischer Benimmratgeber "Everyday Graces: Child's Book of Good Manners" etwa ist vergriffen, Neuauflage im Sommer. Was schade ist, denn das Vorwort schrieb der Footballtrainer Joe Paterno, der vor einigen Monaten von seinem Job an der Universität Penn State zurücktreten musste: Ein Assistenztrainer hatte Jungs in der Dusche vergewaltigt, und Paternos Leute hatten die Angelegenheit vertuscht. Karen Santorums zweites Buch "Letters to Gabriel" (Ignatius Press), was Kindern ihre Erfahrungen mit einer Fehlgeburt und die Sündhaftigkeit von Abtreibungen nahebringt, wird ebenfalls bald neu aufgelegt.
Jill Bidens Ode an das Militär "Don't Forget, God Bless Our Troops" (Simon & Schuster) erscheint pünktlich zur heißen Phase des Wahlkampfs. Handlung: Natalie vermisst ihren Vater, der im Irak kämpft. Sie betet viel, backt Kekse, die sie an die Front verschickt, und telefoniert über Skype mit Papi. Doch nichts ist so schön wie der Moment, wenn er wieder heimkommt. Angeblich sind für das Buch bereits hunderttausend Vorbestellungen eingegangen.
Schon nach dem Studium von nicht mal einer Handvoll dieser Bücher wird klar: Ihre Autoren verfassen sie nicht nur zum Amüsement der Kinder, sondern mit einem strategischen Hintergedanken, der eine Botschaft an die Eltern enthält. "Wir leben in einer Zeit der intensiven politischen Konflikte", sagt Kate Jackson von Harper Collins Children's Books, die "Read All About It" von Laura und Jenna Bush publizierte. "Und je intensiver die Stimmung, desto mehr Bilderbücher kommen aus Washington. Sie sind ein ideales Medium, um die Ideen über die Kinder an die Eltern zu transportieren." Eine Weisheit, die bereits John F. Kennedy verinnerlicht hatte, der in Wahlkämpfen mit Vorliebe Schulen besuchte, denn: "Die Schüler sitzen abends mit ihren Eltern am Tisch und sprechen darüber, was sie am Tag gelernt haben."
Keine Kinderbuchautorin hat in den vergangenen zwanzig Jahren aufdringlicher versucht eine Wohlfühlbotschaft zu übermitteln als Hillary Rodham Clinton mit "Dear Socks, Dear Buddy - Kids' Letters to the First Pets". Als das Werk 1998 bei Simon & Schuster erschien, war ihr Mann in ein Amtsenthebungsverfahren verwickelt, weil auf dem Kleid einer Praktikantin sein Sperma gefunden worden war und er über die Affäre gelogen hatte. Es war ein Skandal, der Clintons Familie entwürdigte. Hillary wusste offenbar keinen anderen Ausweg, als sich mit einem Buch bei Kindern anzubiedern.
Sie druckte eine Auswahl aus Hunderttausenden von Briefen, die die Kleinen an die Haustiere der Familie - Katze Socks und Hund Buddy - geschickt hatten. Im Vorwort hielt sie Eltern an, "im Zeitalter von Anrufbeantwortern und Fernsehen die Kinder zum Briefeschreiben zu ermuntern". Dazu lieferte sie eine Geschichte aller Tiere im Weißen Haus - die Leser erfahren, dass Franklin D. Roosevelts Hund Fala hieß und JFKs lustigerweise den russischen Namen Pushinka trug. Unerträglich putzige Briefe von Kindern ("Lieber Socks, hast du eigentlich Zimmerservice?") mischt die Autorin mit Fotografien: Buddy leckt Bills Nase; Socks sitzt auf dem Schreibtisch im Oval Office; Bill küsst Hillary; Bill schaut Hillary ganz verliebt in die Augen. Selbst vierzehn Jahre später fällt es schwer, das Buch durchzublättern, ohne sich zu schämen für die Clintons.
Am anderen Ende der emotionalen Skala bewegt sich die Erfolgsautorin Lynne Cheney, die sechs Kinderbücher verfasste, während ihr Mann Dick als Vizepräsident half, das Land zu ruinieren. Simon & Schuster legte zwei Bestseller im Januar wieder auf: "We the People: The Story of the Constitution" und "When Washington Crossed the Delaware: A Wintertale Story for Young Patriots".
Letzteres Buch klärt Grundschüler auf über den Gründungsmythos Amerikas, den heroischen Kampf von Washingtons Amateurarmee zu Weihnachten 1776. Barfuß hatten sich die Männer durch den Schnee gekämpft, den Delaware überquert und hessische Söldner, die für die britische Krone kämpften, niedergerungen. Cheney beschönigt nichts. Wenn man in so einem tollen Land wie Amerika leben will, muss man dafür notfalls auch ein paar Zehen dem Frost opfern oder gar sein Leben lassen.
Die Illustrationen zeigen einen weich gezeichneten Krieg, in dem in eleganten Winterlandschaften gelitten und geballert wird, dazu Zeilen wie diese: "Ein weiterer Soldat hieß James Monroe. Als die Hessen zwei ihrer Kanonen einsatzbereit hatten, griff er die Position mit einem Messer an. Monroe wurde schwer verletzt, aber später diente er als unser fünfter Präsident." Jetzt möchten wir nur noch wissen: Wann schreibt Cheney die Geschichte ihres Mannes auf, wie er sich mit feigen Tricks vorm Militärdienst in Vietnam drückte und als Vizepräsident Tausende Soldaten im Irak verheizte?
Auch die Frau von Dick Cheneys Boss schrieb ein Buch für Kinder - mit Hilfe ihrer Tochter. Keine Spur darin von pseudopatriotischem Pomp oder Kriegsverherrlichung. "Read All About It" von Laura und Jenna Bush ist eines der charmantesten Bücher der Gattung. Es erzählt vom kleinen Tyrone Brown, der gerne zur Schule geht, aber nicht um zu lernen, sondern weil er als Klassenclown beliebt ist. Eines Tages stellt er fest, dass Bücher gar nicht so langweilig sind, wie er immer dachte. Bald liebt er das Lesen so sehr, dass er sich als Detektiv engagiert, als Bücher aus der Bibliothek gestohlen werden. Laura Bush, die eine sympathische First Lady war und sich acht Jahre lang dafür engagiert hatte, Kinder zum Lesen zu motivieren, brachte mit "Read All About It" ihre Zeit im Weißen Haus zu einem würdigen Ende.
Michelle Obama hingegen wartete nicht so lange mit ihrem ersten Kinderbuch. "First Garden - The White House Garden and How It Grew" erschien vor kurzem bei Clarion. Vielleicht hatte der Erfolg von Baracks "Of Thee I Sing - A Letter to My Daughters" (2010) sie motiviert. Der Präsident hatte während der Wirtschaftskrise Zeit gefunden, einen Band mit bebilderten Gedichten über Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte zu schreiben, der sich vierhunderttausend Mal verkaufte. Ein Buch, das erstaunlich pathetisch in wenigen Sätzen Martin Luther King, Billie Holiday, Abraham Lincoln, Neil Armstrong und andere porträtiert, um zu dem Schluss zu kommen, dass jedes amerikanische Kind ein kleines Stück dieser Helden in sich trägt.
Michelles Anliegen ist es, die Ernährung der Kinder im Land zu verbessern. Sie sollen mehr Gemüse essen. Eine ihrer ersten Amtshandlungen war es, den Gemüsegarten des Weißen Hauses, angelegt von Eleanor Roosevelt während des Zweiten Weltkriegs, zu bewirtschaften. Michelle neigt zu humorfreiem Gutmenschentum - aber immerhin erfahren wir, dass der Garten, betrieben von armen Kindern aus der Nachbarschaft, inklusive Honigbienen und Hühnern inzwischen genug Ertrag bringt, um Empfänge mit 150 Gästen zu bewirten. Und denen schmeckt es hervorragend, wie Michelle berichtet. Neulich waren die Chinesen da und haben ihre Gemüseteller ganz leer gegessen.
LARS JENSEN
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Ob Laura Bush, Michelle Obama oder Callista Gingrich - Frauen amerikanischer Politiker schreiben Kinderbücher. Aber worüber? Und vor allem: Warum?
Auf den Seiten zehn und elf ihres Kinderbuchs "Sweet Land of Liberty" erklärt Callista Gingrich, Ehefrau des Präsidentschaftskandidaten Newt, wie es damals angefangen hat mit Amerika: "Mutige Pilger besiedelten das Land, um eine neue Heimat zu finden. Mit Gottes Hilfe überlebten sie das kalte Wetter, wehrten alle Angriffe ab und zusammen feierten sie Thanksgiving." Im Vordergrund sieht man einen Tisch, reich gedeckt mit Kürbissen und Fischen, Truthahn und Hummer, um den sich weiße Familien scharen. Im Hintergrund stehen zwei Indianer, die einem bärtigen Mann die Hand schütteln. Verkaufen sie ihm ihr Land für ein paar Glasperlen? Werden sie zurückkehren, um sein Haus abzubrennen, sobald sie herausfinden, dass die Perlen wertlos sind? War es wirklich Gott, der den Europäern half, Amerika zu erobern und seine Ureinwohner abzuschlachten?
Die dringendste Frage nach der Lektüre von "Sweet Land of Liberty" (Verlag Regnery/Gateway) lautet aber wohl: Warum publiziert Callista Gingrich, die bislang nur durch eine Betonfrisur auffiel, ihre Geschichtsverkitschung für Vorschüler ausgerechnet jetzt, wo sich der Geschichtsprofessor Newt um das höchste Amt im Land bewirbt? Callista Gingrich erzählte der "New York Times": "Unsere Ehemänner verstehen es wunderbar, mit Erwachsenen zu kommunizieren. Aber es ist umso wichtiger, dass wir die jungen Patrioten aufklären darüber, was unsere Nation so einzigartig macht." Mit ihrem Buch verleiht Callista ihrem Mann einen Hauch von Menschlichkeit, umgekehrt sorgt Newts Kampagne für Publicity: In vier Monaten verkaufte sich "Sweet Land of Liberty" fast achtzigtausend Mal.
Zu ihrer Verteidigung muss man anführen, dass Callista Gingrich nicht die erste Kandidatengattin ist, die sich mit einem Buch an die Jugend wendet. Gingrich führt eine Tradition fort, die manche Tiefpunkte des Genres hervorbringt, aber auch empfehlenswerte Bücher. Die Washingtoner Historikerin Sally Bedell Smith sagt: "Partner von Politikern schreiben gerne über Dinge, die nichts mit dem Tagesgeschäft zu tun haben, sondern ein Thema behandeln, das niemandem weh tut. Etwas Autobiographisches, was nicht zu selbstverliebt wirkt. Und wer mag denn bitte keine Kinder?"
Schauen wir uns also mal um in dieser Subkultur.
Das Angebot scheint vielfältig, die Nachfrage ist noch größer. Karen Santorums katholischer Benimmratgeber "Everyday Graces: Child's Book of Good Manners" etwa ist vergriffen, Neuauflage im Sommer. Was schade ist, denn das Vorwort schrieb der Footballtrainer Joe Paterno, der vor einigen Monaten von seinem Job an der Universität Penn State zurücktreten musste: Ein Assistenztrainer hatte Jungs in der Dusche vergewaltigt, und Paternos Leute hatten die Angelegenheit vertuscht. Karen Santorums zweites Buch "Letters to Gabriel" (Ignatius Press), was Kindern ihre Erfahrungen mit einer Fehlgeburt und die Sündhaftigkeit von Abtreibungen nahebringt, wird ebenfalls bald neu aufgelegt.
Jill Bidens Ode an das Militär "Don't Forget, God Bless Our Troops" (Simon & Schuster) erscheint pünktlich zur heißen Phase des Wahlkampfs. Handlung: Natalie vermisst ihren Vater, der im Irak kämpft. Sie betet viel, backt Kekse, die sie an die Front verschickt, und telefoniert über Skype mit Papi. Doch nichts ist so schön wie der Moment, wenn er wieder heimkommt. Angeblich sind für das Buch bereits hunderttausend Vorbestellungen eingegangen.
Schon nach dem Studium von nicht mal einer Handvoll dieser Bücher wird klar: Ihre Autoren verfassen sie nicht nur zum Amüsement der Kinder, sondern mit einem strategischen Hintergedanken, der eine Botschaft an die Eltern enthält. "Wir leben in einer Zeit der intensiven politischen Konflikte", sagt Kate Jackson von Harper Collins Children's Books, die "Read All About It" von Laura und Jenna Bush publizierte. "Und je intensiver die Stimmung, desto mehr Bilderbücher kommen aus Washington. Sie sind ein ideales Medium, um die Ideen über die Kinder an die Eltern zu transportieren." Eine Weisheit, die bereits John F. Kennedy verinnerlicht hatte, der in Wahlkämpfen mit Vorliebe Schulen besuchte, denn: "Die Schüler sitzen abends mit ihren Eltern am Tisch und sprechen darüber, was sie am Tag gelernt haben."
Keine Kinderbuchautorin hat in den vergangenen zwanzig Jahren aufdringlicher versucht eine Wohlfühlbotschaft zu übermitteln als Hillary Rodham Clinton mit "Dear Socks, Dear Buddy - Kids' Letters to the First Pets". Als das Werk 1998 bei Simon & Schuster erschien, war ihr Mann in ein Amtsenthebungsverfahren verwickelt, weil auf dem Kleid einer Praktikantin sein Sperma gefunden worden war und er über die Affäre gelogen hatte. Es war ein Skandal, der Clintons Familie entwürdigte. Hillary wusste offenbar keinen anderen Ausweg, als sich mit einem Buch bei Kindern anzubiedern.
Sie druckte eine Auswahl aus Hunderttausenden von Briefen, die die Kleinen an die Haustiere der Familie - Katze Socks und Hund Buddy - geschickt hatten. Im Vorwort hielt sie Eltern an, "im Zeitalter von Anrufbeantwortern und Fernsehen die Kinder zum Briefeschreiben zu ermuntern". Dazu lieferte sie eine Geschichte aller Tiere im Weißen Haus - die Leser erfahren, dass Franklin D. Roosevelts Hund Fala hieß und JFKs lustigerweise den russischen Namen Pushinka trug. Unerträglich putzige Briefe von Kindern ("Lieber Socks, hast du eigentlich Zimmerservice?") mischt die Autorin mit Fotografien: Buddy leckt Bills Nase; Socks sitzt auf dem Schreibtisch im Oval Office; Bill küsst Hillary; Bill schaut Hillary ganz verliebt in die Augen. Selbst vierzehn Jahre später fällt es schwer, das Buch durchzublättern, ohne sich zu schämen für die Clintons.
Am anderen Ende der emotionalen Skala bewegt sich die Erfolgsautorin Lynne Cheney, die sechs Kinderbücher verfasste, während ihr Mann Dick als Vizepräsident half, das Land zu ruinieren. Simon & Schuster legte zwei Bestseller im Januar wieder auf: "We the People: The Story of the Constitution" und "When Washington Crossed the Delaware: A Wintertale Story for Young Patriots".
Letzteres Buch klärt Grundschüler auf über den Gründungsmythos Amerikas, den heroischen Kampf von Washingtons Amateurarmee zu Weihnachten 1776. Barfuß hatten sich die Männer durch den Schnee gekämpft, den Delaware überquert und hessische Söldner, die für die britische Krone kämpften, niedergerungen. Cheney beschönigt nichts. Wenn man in so einem tollen Land wie Amerika leben will, muss man dafür notfalls auch ein paar Zehen dem Frost opfern oder gar sein Leben lassen.
Die Illustrationen zeigen einen weich gezeichneten Krieg, in dem in eleganten Winterlandschaften gelitten und geballert wird, dazu Zeilen wie diese: "Ein weiterer Soldat hieß James Monroe. Als die Hessen zwei ihrer Kanonen einsatzbereit hatten, griff er die Position mit einem Messer an. Monroe wurde schwer verletzt, aber später diente er als unser fünfter Präsident." Jetzt möchten wir nur noch wissen: Wann schreibt Cheney die Geschichte ihres Mannes auf, wie er sich mit feigen Tricks vorm Militärdienst in Vietnam drückte und als Vizepräsident Tausende Soldaten im Irak verheizte?
Auch die Frau von Dick Cheneys Boss schrieb ein Buch für Kinder - mit Hilfe ihrer Tochter. Keine Spur darin von pseudopatriotischem Pomp oder Kriegsverherrlichung. "Read All About It" von Laura und Jenna Bush ist eines der charmantesten Bücher der Gattung. Es erzählt vom kleinen Tyrone Brown, der gerne zur Schule geht, aber nicht um zu lernen, sondern weil er als Klassenclown beliebt ist. Eines Tages stellt er fest, dass Bücher gar nicht so langweilig sind, wie er immer dachte. Bald liebt er das Lesen so sehr, dass er sich als Detektiv engagiert, als Bücher aus der Bibliothek gestohlen werden. Laura Bush, die eine sympathische First Lady war und sich acht Jahre lang dafür engagiert hatte, Kinder zum Lesen zu motivieren, brachte mit "Read All About It" ihre Zeit im Weißen Haus zu einem würdigen Ende.
Michelle Obama hingegen wartete nicht so lange mit ihrem ersten Kinderbuch. "First Garden - The White House Garden and How It Grew" erschien vor kurzem bei Clarion. Vielleicht hatte der Erfolg von Baracks "Of Thee I Sing - A Letter to My Daughters" (2010) sie motiviert. Der Präsident hatte während der Wirtschaftskrise Zeit gefunden, einen Band mit bebilderten Gedichten über Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte zu schreiben, der sich vierhunderttausend Mal verkaufte. Ein Buch, das erstaunlich pathetisch in wenigen Sätzen Martin Luther King, Billie Holiday, Abraham Lincoln, Neil Armstrong und andere porträtiert, um zu dem Schluss zu kommen, dass jedes amerikanische Kind ein kleines Stück dieser Helden in sich trägt.
Michelles Anliegen ist es, die Ernährung der Kinder im Land zu verbessern. Sie sollen mehr Gemüse essen. Eine ihrer ersten Amtshandlungen war es, den Gemüsegarten des Weißen Hauses, angelegt von Eleanor Roosevelt während des Zweiten Weltkriegs, zu bewirtschaften. Michelle neigt zu humorfreiem Gutmenschentum - aber immerhin erfahren wir, dass der Garten, betrieben von armen Kindern aus der Nachbarschaft, inklusive Honigbienen und Hühnern inzwischen genug Ertrag bringt, um Empfänge mit 150 Gästen zu bewirten. Und denen schmeckt es hervorragend, wie Michelle berichtet. Neulich waren die Chinesen da und haben ihre Gemüseteller ganz leer gegessen.
LARS JENSEN
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