Seit der Mitte des 20. Jahrhunderts verbreiteten sich Hoffnungen auf mehr Demokratie - "Verbändedemokratie", "Fernsehdemokratie" oder von zivilge-sellschaftlichen Bürgerinitiativen begleitete "plebiszitäre Demokratie". Mit den sozialen Netzwerken tritt der Pöbel nun unorganisiert in die Öffentlichkeit. Und die Institutionen der "Mediokratie", die bisher die Meinung des Volkes verwaltet haben, sind ratlos.Das Modewort "Populismus" bezeichnet diese Ratlosigkeit. Menschen können sich dank der neuen Medien artikulieren, die man früher nicht wahrnehmen musste. Wer heute angewidert von "Populismus" redet, will mit denen nicht reden. Der räsonierende aufgeklärte Bürger redete im 19. Jahrhundert mit dem Pöbel schließlich auch nicht. Die aktuelle Verwendung des Wortes "Populismus" kennzeichnet eine Epoche der Kommunikationsgeschichte, in der der "Pöbel" nicht nur in Kneipen oder auf der Straße mitreden kann, sondern "online"-öffentlich. Wo die traditionellen Empfänger politischer Botschaften sich umfassend in-formieren und selbst "senden" können, schwindet natürlicherweise das Vertrauen in die politischen Führer, denen die "Masse" früher kommunikativ ausgeliefert war. Und wenn die politischen Führer die Stimmungen im "Pöbel" nicht bedienen, wenn sie keine Antworten geben können auf die aufgeworfenen Fragen, orientiert sich der "Pöbel" neu.