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Der Spieler übernimmt die Rolle des mysteriösen Charakters Vincent Valentine und steht einer zwielichtigen Militärorganisation namens "Deepground" gegenüber. Einst gehörten diese Soldaten zu einem von Shinras geheimsten Projekten, doch nach der Zerstörung der Hauptstadt Midgar wurden sie unter den Ruinen und Trümmerfeldern vergessen. Jetzt muss sich Vincent Valentine mit seiner bewährten Cerberus-Pistole dieser neuen Bedrohung stellen. Als Teil des "FINAL FANTASY VII"-Universums, zu dem auch der vollständig computeranimierte Film FINAL FANTASY VII: ADVENT CHILDREN gehört, bietet DIRGE of…mehr

Produktbeschreibung
Der Spieler übernimmt die Rolle des mysteriösen Charakters Vincent Valentine und steht einer zwielichtigen Militärorganisation namens "Deepground" gegenüber. Einst gehörten diese Soldaten zu einem von Shinras geheimsten Projekten, doch nach der Zerstörung der Hauptstadt Midgar wurden sie unter den Ruinen und Trümmerfeldern vergessen. Jetzt muss sich Vincent Valentine mit seiner bewährten Cerberus-Pistole dieser neuen Bedrohung stellen. Als Teil des "FINAL FANTASY VII"-Universums, zu dem auch der vollständig computeranimierte Film FINAL FANTASY VII: ADVENT CHILDREN gehört, bietet DIRGE of CERBERUS einen aufregenden Action-Shooter, der zeitlich drei Jahre nach dem berühmten Rollenspiel angesiedelt ist. Dank zahlreicher Verbesserungen gegenüber der japanischen Originalversion hat das Spiel sowohl an Rasanz als auch an Umfang zugelegt, und die aufwändigen Rendersequenzen der "Advent Children"-Macher können mit jedem CGI-Kinofilm mithalten.
Systemvoraussetzungen
  • PlayStation 2
Rezensionen
Es ist schon was Tolles. Der siebte Teil der erfolgreichsten Japano-Rollenspiel-Saga rund um die Abenteuer des coolen Helden Cloud und seiner Freunde wurde unter den meisten Fans als bisher bester gelobt. Doch Square merkte wohl erst Jahre später, was für ein Meisterwerk ihnen da gelungen war. Also besser spät als nie den Erfolg ausbauen (Ehrgeiz auf der PS One nicht mitgezählt). Nach dem künstlerischen Trickspektakel Advent Children folgt nun ein weiteres Sequel der Geschichte, dieses Mal aber als Spiel. Fans träumen von den Möglichkeiten der Umsetzung, wir haben sie analysiert.

Super!..Toll!..Ok...Naja...Abwechslung?

Wir erinnern uns zurück. Seinerzeit rettete Cloud Strife mit letzter Kraft die von einem riesigen Kometen bedrohte Erde, indem er Oberbösewicht Sephiroth im finalen Duell besiegte. Fortan kehrte Ruhe auf dem angeschlagenen Planeten ein und die damaligen Helden widmeten sich wieder ihrem Alltag. Doch nun, drei Jahre später, ist die Hauptstadt der Menschen, Midgar ein weiteres Mal in Gefahr. Eine ominöse Armee, angeführt von einem gewissen Weiss, schickt sich an, die einst begrabene Omegaweapon zum Leben zu erwecken, um so die Kontrolle über alles zu erlangen. Dies gilt es natürlich zu verhindern, indem wir erneut in die Rolle eines Helden schlüpfen, hier allerdings nicht Cloud, sondern der durch Shinra-Experimente zum Vampir mutierte Vincent Valentine... der mit dem zerfetzen Umhang und den lustigen Stiefeln.

Dieser demonstrierte schon damals seine exzellenten Fertigkeiten mit der Handfeuerwaffe und kommt auch bei Dirge of Cerberus seiner Leidenschaft nach. So bewaffnen wir uns mit Colt und Stahlhandschuh und steuern den coolen Antihelden durch insgesamt 12 Kapitel. Zwischendurch wird zusätzlich mit Vincents Vergangenheit und seiner im Prequel nur angerissenen Romanze mit der Wissenschaftlerin Lucretia aufgeräumt.

Wie nicht anders von Square zu erwarten, leitet das Spiel uns mit einem spektakulären Intro in die Geschichte ein und begleitet uns auch fortan mit zahlreichen Ingame-Sequenzen.

Die helle Freude am Wiedersehen mit der FF7-Welt nimmt mit der Zeit jedoch ab, denn damals besuchte Orte kommen kaum vor. Lediglich in die Shinra-Villa und den alten Zugfriedhof in Midgar verschlägt es uns erneut - beides aber nur kleine Highlights in der sonst eher einfallslosen Szenerie. Da fragt man sich doch als Fan, warum nicht mehr Parallelen zur damaligen Spielwelt gezogen wurden. Der Atmosphäre hätte es zweifelsfrei gut getan, so bemerken wir zuweilen leider deutliche Hänger vor allem gegen Ende. Und auch die Spiellänge ist nicht gewohnter Standard. Gerade einmal zehn Stunden benötigte ich, um die Credits zu sehen, und das mit moderatem Spieltempo.

Auch an der Geschichte an sich gibt es was zu meckern, so wirkt diese wesentlich weniger fesselnd als die des Rollenspiels und auch der Endboss ist im Vergleich zu Sephiroth charakterdesigntechnisch eine Lachnummer. Generell fällt gerade dem Fan die stellenweise spürbare Ideenlosigkeit der Entwickler auf, wie aufgesetzt wirkt der Plot. Ob da nicht die Macher ihr restliches Pulver bereits für Advent Children verschossen hatten?

So viele Möglichkeiten und so wenig gekonnt

Hauptspielcharakter ist bis auf eine kurze, nervige Zwischenschleichmission mit der Katze Caith-Sith stets Vincent. Dieser bedient sich fast ausschließlich der schieren Feuerkraft, um seine Gegner zu besiegen. Dabei erinnert das Spielprinzip deutlich an Actiontitel wie Devil May Cry, ist jedoch wesentlich lahmer. Vincent beherrscht zwar auch Nahkampfangriffe, hier allerdings gerade mal jeweils eine Kombo am Boden und im Sprung. Diese werden so schnell langweilig, dass wir allein schon aus Bequemlichkeit die Waffen zücken. Das Zielen klappt dabei durchwachsen, wenn wir mit dem einschaltbaren Fadenkreuz in die Nähe eines Gegners kommen, visiert es ihn automatisch an. In den Optionen können wir außerdem noch festlegen, ob dies halbautomatisch passiert oder vollautomatisch. Doch erst in letzterem Modus lässt sich Vincent nach längerer Eingewöhnungsphase halbwegs präzise steuern. Außerdem können wir die Kamera im Laufen stets frei justieren, was jedoch zum Muss wird, da das Spiel von selbst fast nie intelligent hinter Vincent herschwenkt.

Das Waffen-System ist dagegen sehr gelungen. Komplette Waffen gibt es nicht, stattdessen setzt sich jede Waffe aus Schaft und Endstück zusammen. Zusätzlich lassen sich auch noch Zielfernrohre oder Materiahalter anschrauben. So entstehen prinzipiell etliche Möglichkeiten, sich seine individuelle Wumme zusammenzubasteln, wovon wir insgesamt drei verschiedene Arten in die Waffenslots legen können.

Es macht anfangs wirklich Spaß, sich seine eigene Pistole zu bauen und bringt viel Abwechslung. Das Problem hierbei ist aber, dass wir im weiteren Verlauf des Spiels so gut wie keine neuen Teile mehr finden und selbst ganz am Ende noch mit der zu Beginn gebauten Waffe herumlaufen. So zwingt uns das Spiel sogar durch die Begebenheiten in den Missionen dazu, dass wir uns eine kurze Pistole (für nahe Gegner), ein mittleres Maschinengewehr (für mehrere Gegner oder Bosse) und ein längeres Scharfschützengewehr (für Distanzschüsse) bauen. Warum die Entwickler mit der Verwirklichung dieser Idee gerade bei Vincent so sparsam und einengend umgingen, erscheint unverständlich.

Und selbst die in Final Fantasy VII essentiell wichtigen Materia (damals noch Substanzen genannt) werden hier kaum aufgegriffen. Gerade einmal die drei Grundelemente Feuer, Eis und Blitz lassen sich verwenden, und das noch nicht einmal effektiv. Tatsächlich verursachen die Magieangriffe, welche übrigens wie ganz normale Schüsse aussehen, kaum mehr Schaden als ein Standard-Schuss, später sogar weniger.

In den Missonen finden und verdienen wir reichlich Gil (die Währung im Spiel), das wir vornehmlich für das Aufrüsten der Waffen benutzen. Dadurch werden diese zwar stärker, verändern aber nie ihr Aussehen. Abgesehen davon können wir unser Geld aber auch für Heiltränke oder andere Hilfsitems ausgeben. Entsprechende Shops finden wir gelegentlich in den Levels oder immer am Ende.

Von unerfüllten Wünschen und zerplatzten Träumen

Doch nicht nur bei den Waffen sparten die Entwickler. Die früher äußerst beliebten Aufrüfe (Bestia) tauchen hier gar nicht mehr auf. Wie stimmig wäre es doch gewesen, sich mal eben einen Helfer zu beschwören, der dann für eine bestimmte Zeit Seite an Seite mit uns kämpft. Denkste! Und auch die mächtigen Limitangriffe sind zwar noch enthalten, wurden aber stark entschärft. Vincent kann sich nur noch in einen einzigen Dämon verwandeln und das auch nur, wenn wir ein bestimmtes Item aktivieren. Die Verwandlung in viele verschiedene Monster, je nach Limistufe (hier auch wieder Verweis aufs Hauptspiel) ist nicht möglich und auch die Bedingung ist irgendwie einfallslos. Somit reduzierten die Entwickler Vincents vom Spieler früher geliebte Fähigkeiten auf ein Minimum und nahmen dem Spiel einiges an Abwechslung.

Doch als ob das nicht schon dürftig genug wäre, selbst in normaler Form beherrschen wir mit ihm nicht einmal annähernd so viele Fähigkeiten wie Potential in ihm steckt. Allenfalls in den Zwischensequenzen staunen wir über akrobatische Einlagen oder coole Schussposen, können im Spiel selbst aber gerade mal springen (immerhin Doppelsprung) und ducken. Nicht einmal Seitwärtsrollen oder Wandsprünge, die in diesem Genre eigentlich zur Grundausstattung gehören, sind uns möglich, von Zeitlupeneffekten ganz zu schweigen. So sind wir gezwungen, den eigentlich coolen Vincent weit unter seinem Niveau zu spielen und können an manchen Stellen höchstens phantasieren, wie cool wir in diesem Moment hätten agieren können.

Und die Kritik hört nicht auf. Vincents Gegner sind ebenfalls wenig einfallsreich und fast immer gleich und obendrein dumm wie Brot. Spätestens nach dem dritten Kapitel sind wir es leid, auf die immer gleichen Soldatentypen zu treffen, die sich erst später ein wenig abwechseln, und sehnen uns nach den zahlreichen, verschiedensten Monstern, die diese Welt eigentlich beherbergt. Halt, ich vergaß die extrem nervigen Käfer und Miniroboter zwischendurch. Wenigstens sind die Bosse zu loben. Fast in jedem Kapitel müssen wir uns einem stellen, dabei ist von der Kampfmaschine, über Psy-Wesen bis hin zum Muskelprotz mit Riesen-MG alles dabei. Bekämpft werden diese aber meist auf konventionelle und wenig anspruchsvolle Art und Weise.

Squares Stärken

Nun sollte man zumindest eine der großen Stärken dieses Spiels erwähnen. Die Entwickler erzählen die (wenn auch maue) Geschichte immerhin so gut es geht mit zahlreichen Renderfilmen zwischendurch und vielen Ingamesequenzen. Auch die Kameratechnik ist hierbei zu loben, bietet sie uns doch rasante und vor allem anschauliche Bildwechsel - warum nicht auch im Spiel?? - wenngleich die Häufigkeit der Spielunterbrechungen gerade in der Mitte und am Ende doch ziemlich nervt und so den Spielfluss etwas stört. Die Ingamegrafik ist dabei zwar oft relativ detailarm, bietet stellenweise aber eine schöne Spielwelt, wie z.B. im Inneren von Misgar, erfüllt auch sonst ihren Zweck und und enthält nur selten Slow Downs.

Erfreulich ist das Wiedersehen mit vielen der Hauptcharakteren aus dem Universum. Wir haben dabei besonders viel mit dem Luftschiffcaptain Cid und der frechen Yuffie zu tun. Die restlichen, und erstaunlicherweise auch Cloud, tauchen jedoch nur am Rand auf. Als Bonus spielen (oder ähnliches) lassen sich die Helden natürlich nicht und auch der Wunsch nach Teamkämpfen Seite an Seite mit Cloud, Tifa und Co. wird uns nicht erfüllt, wäre es doch auch ein ganz dicker Atmosphärebonus gewesen.

Der Sound ist dagegen erstklassig, Schussgeräusche hören sich authentisch an und vor allem die schon damals charakteristische Musikuntermalung wirkt passend und stimmig. Gespeichert wird fair und automatisch an vielen Stellen im Level und zwischen den Missionen.

Außerdem ist es uns möglich, in bereits absolvierte Kapitel erneut einzusteigen. Abgesehen vom Storymodus gibt es noch ein paar Zusatzfeatures zu entdecken. Neben Filmchen und einer Galerie können wir uns auch noch in kleineren Trainingseinsätzen austoben. Diese werden allerdings schnell langweilig.

Fazit: Nach der anfänglichen Euphorie und dem gelungen Wiedereinstieg in die phantastische Welt stellt sich leider nach ein paar Stunden grausame Ernüchterung ein. Dirge of Cerberus hätte so viel mehr werden können als es letzten Endes geworden ist. Das Waffensystem ist im ersten Moment innovativ, wird aber inkonsequent ausgebaut. Die Story hätte den Spieler wie früher mitreißen können, tut es aber nicht.

Die Liste ist lang und von vielen 'hätte' 'könnte' und 'sollte' geprägt. Warum das Potential der Serie angesichts der langen Entwicklungszeit so wenig ausgeschöpft wurde, bleibt ein Rätsel. Selbst oder gerade als Fan von FFVII kommt man sich in der in diesem Spiel präsentierten Welt fremd vor und schluchzt an etlichen Stellen über die Ideenlosigkeit seitens Squaresoft. So ist dieser Genreausflug nur ein etwas überdurchschnittlicher Actionshooter mit vielen Schwachstellen.

Wer unbedingt im FF-Universum Ballerei betreiben möchte, kann dem Spiel eine Chance geben, der Rest sollte auf die bessere Konkurrenz a la Devil May Cry zurückgreifen. Der Fan kramt währenddessen wehmütig noch einmal das neun Jahre alte Original heraus oder schaut den Film. In diesem Sinne: Manche Schuster bleiben vielleicht doch besser bei ihren Leisten. Vincent, das hast du nicht verdient!

Wertung: 70 von 100 Punkten

(Rene Kursawe/GameCaptain.de)
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Quelle/Copyright: Captain-Fantastic-Besprechung