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Autor im Porträt
Annie Ernaux
zur AutorenweltToptitel von Annie Ernaux
Eine Leidenschaft
Gebundenes Buch
Annie Ernaux erzählt von einer alles verzehrenden Leidenschaft für einen irritierend teilnahmslosen Mann - unerschrocken gründlich sucht sie nach der Wahrheit hinter einer Existenz, in der sie sich zusehends aufzugeben droht.
Das körperliche Leiden, die Angst des Wartens, die immer nur kurze Erleichterung des Liebemachens, die darauffolgende Lethargie und Müdigkeit, das erneute Verlangen, die kleinen Demütigungen und Erniedrigungen der Besessenheit und des Verlassenseins - mit ruhiger Selbstverständlichkeit berichtet Annie Ernaux von einer schmerzlich langen Episode ihres Lebens; wie sie sich immer heftiger in eine Affäre verstrickt, einem verheirateten osteuropäischen Geschäftsmann verfallen, der eine vage Ähnlichkeit mit Alain Delon hat, schnelle Autos und Alkohol mag und im Französischen keine »obszönen Ausdrücke kennt, oder er hatte einfach keine Lust, sie zu benutzen«.
Annie Ernaux beschreibt einen zweijährigen Schwebezustand, worin jedes Wort, jedes Ereignis und jede andere Person entweder eine dringliche Verbindung zu diesem Mann hat oder aber von ihr mit kalter Gleichgültigkeit beschieden wird. Zu einem Mann, der ihr fremder nicht sein könnte.
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Das körperliche Leiden, die Angst des Wartens, die immer nur kurze Erleichterung des Liebemachens, die darauffolgende Lethargie und Müdigkeit, das erneute Verlangen, die kleinen Demütigungen und Erniedrigungen der Besessenheit und des Verlassenseins - mit ruhiger Selbstverständlichkeit berichtet Annie Ernaux von einer schmerzlich langen Episode ihres Lebens; wie sie sich immer heftiger in eine Affäre verstrickt, einem verheirateten osteuropäischen Geschäftsmann verfallen, der eine vage Ähnlichkeit mit Alain Delon hat, schnelle Autos und Alkohol mag und im Französischen keine »obszönen Ausdrücke kennt, oder er hatte einfach keine Lust, sie zu benutzen«.
Annie Ernaux beschreibt einen zweijährigen Schwebezustand, worin jedes Wort, jedes Ereignis und jede andere Person entweder eine dringliche Verbindung zu diesem Mann hat oder aber von ihr mit kalter Gleichgültigkeit beschieden wird. Zu einem Mann, der ihr fremder nicht sein könnte.
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20,00 €
Der junge Mann
Broschiertes Buch
Annie Ernaux bricht ihr letztes Tabu - radikal pointiert und prägnant erzählt sie von einer skandalösen Liebesbeziehung, einer ambivalenten Rückkehr in die eigene Vergangenheit und der triumphalen Überwindung einer lebenslangen Scham.
Sie ist Mitte fünfzig und beginnt ein Verhältnis mit einem dreißig Jahre jüngeren Mann. Einem Studenten, noch dem Milieu verhaftet, aus dem sie sich emanzipiert zu haben glaubt. Er verlässt die gleichaltrige Freundin und liebt sie mit einer Leidenschaft wie keiner zuvor. Entrückte Tage und Nächte in seinem kargen Zimmer, Matratze auf dem Boden, löchrige Wände, defekter Kühlschrank. Doch die intime Episode ist zugleich etwas Politisches, auf der Straße, in den Restaurants und Bars: fast ständig böse Blicke, wütende Reaktionen. Sie ist wieder das »skandalöse Mädchen« ihrer Jugend, nun aber ganz ohne Scham, mit einem Gefühl der Befreiung. Irgendwann erträgt er ihre frühere Schönheit nicht mehr, und sie erlebt bloß noch Wiederholung, obwohl er »ihr Engel ist, der die Vergangenheit heraufbeschwört, sie ewig leben lässt«. Und was heißt das für die Zukunft?
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Sie ist Mitte fünfzig und beginnt ein Verhältnis mit einem dreißig Jahre jüngeren Mann. Einem Studenten, noch dem Milieu verhaftet, aus dem sie sich emanzipiert zu haben glaubt. Er verlässt die gleichaltrige Freundin und liebt sie mit einer Leidenschaft wie keiner zuvor. Entrückte Tage und Nächte in seinem kargen Zimmer, Matratze auf dem Boden, löchrige Wände, defekter Kühlschrank. Doch die intime Episode ist zugleich etwas Politisches, auf der Straße, in den Restaurants und Bars: fast ständig böse Blicke, wütende Reaktionen. Sie ist wieder das »skandalöse Mädchen« ihrer Jugend, nun aber ganz ohne Scham, mit einem Gefühl der Befreiung. Irgendwann erträgt er ihre frühere Schönheit nicht mehr, und sie erlebt bloß noch Wiederholung, obwohl er »ihr Engel ist, der die Vergangenheit heraufbeschwört, sie ewig leben lässt«. Und was heißt das für die Zukunft?
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Statt 15,00 €****
10,00 €
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? Heike Steinweg/Suhrkamp Verlag
Annie Ernaux
Die Franzosin Annie Therese Blanche Ernaux wurde 1940 in der Normandie geboren. Ihre Kindheit und Jugend, die sie in einer kleinen Gemeinde verbrachte, gelten als pragend fur ihr literarisches Schaffen. Ernaux hatte eine Schwester, die jedoch noch vor ihrer eigenen Geburt verstarb. So wuchs Annie Ernaux als Einzelkind auf, behutet und in bescheidenen Verhaltnissen. Ihre Eltern erzogen sie nach katholischen Grundsatzen. Ihre schulische Ausbildung erhielt sie an einem Madchenpensionat, anschlie?end studierte sie Literaturwissenschaften. Nach ihrer Promotion war sie als Gymnasiallehrerin und Dozentin tatig. 1974 veroffentlichte sie ihren ersten autobiografischen Roman. Bis heute umfasst Ernaux' Werk uber 20 Bucher - jedes davon ist ein bedeutender Teil ihrer Selbstfindung, literarisch umgesetzt.Die Auszeichnung des Nobelpreiskomittees erhielt Ernaux 2022 "fur ihren Mut und den klinischen Scharfblick, mit denen sie die Wurzeln, Entfremdungen und kollektiven Beschrankungen der personlichen Erinnerung blo?legt". Unter den 118 Personen, die seit 1901 mit dem Nobelpreis fur Literatur geehrt wurden, ist Annie Ernaux die 17. Frau.
Kundenbewertungen
Das andere Mädchen
Das Leid der Eltern
Für Eltern gibt es wohl nichts schlimmeres, als wenn ein Kind stirbt.
Und so beschreibt die Autorin treffend die Leerstelle, die nach dem Tod ihrer Schwester entstand. Sie selbst hat sie nie kennengelernt, weil sie erst nach ihrem Tod geboren wurde. Kurz vor Schluss erfahren wir, dass ihre Eltern glaubten, sich nur ein Kind leisten zu können.
Ihre Eltern redeten nicht von ihr, die Erzählerin fragte auch nicht. Auch die Gelegenheit zur Aufklärung, als über den Tod anderer Kinder gesprochen wurde, lassen die Eltern verstreichen. Selbst der Friedhofsbesuch geschieht nicht mit der jüngeren Tochter. Einzig von ihren Cousinen hat sie Fotos mit ihr bekommen, die mit 6 Jahren 1938 während einer Diphterie-Epidemie starb. Nur später während der Demenzkrankheit der Mutter fällt ihr ein, dass sie zwei Kinder geboren hat.
Und natürlich muss die Erzählerin auch damit leben, dass sie mit der Toten verglichen wird, die viel lieber war als sie, weil sie zur Heiligen wurde.
Dieses kleine Büchlein, dass höchstens 60 Textseiten hat, und von der Nobelpreisträgerin Brief genannt wird, lässt sich an einem Nachmittag gut lesen. Ich hoffe, dass heute nicht mehr alles totgeschwiegen würde. Für die Nachkriegszeit kann ich es mir aber vorstellen, weil die Vorstellung, das erwachsene Menschen plötzlich weinen könnten, so schlimm war, dass sie lieber schwiegen. Die anfängliche Frage, ob Ernaux in ihrem Leben wirklich das alles selbst erlebt hat, trat während des Lesens in den Hintergrund. Sie ist auch unwichtig. Also 5 Sterne.
Der junge Mann
Er ist Mitte 20, Student, wohnt bescheiden und hat sich sie in den Kopf gesetzt. Sie ist Mitte 50, an einem anderen Punkt und lässt sich fallen in diese Leidenschaft.
Im gewohnten Ernaux-Stil erkundet die Autorin diese Episode ihres Lebens, legt mehr ihre als seine Motive, Reaktionen und Emotionen frei. Ernaux vermittelt Neugier an dem Altersunterschied, erfreut sich an einer überwundenen Scham. Sie zeigt Lust, Konventionen zu brechen, sich immerzu zu entwickeln, diesen Bruch literarisch zu verarbeiten und in ihr Gesamtwerk einzufügen, denn »Der Junge Mann« erzählt auch die Geburt von »Das Ereignis«.
Mit »Der Junge Mann« bricht Ernaux nicht nur mit thematischen Konventionen, sondern auch formal mit einer Konvention, die uns Leser:innen wichtig ist. Ein Roman sollte schon 300 bis 400 Seiten lang sein, weniger als 200 bitte nicht. Hat er aber weniger Seiten, winden wir uns, ihn Roman zu nennen. Und unter 100 Seiten, da hadern wir, so wenig Seiten, was ist das und ja, das ist teuer pro Seite sozusagen. Gerade jetzt, wo die Preise steigen und die Buchpreise zu steigen drohen, wirkt »Der Junge Mann« wie eine Provokation, denn er ist nur 41 Seiten lang, effektiv nur 32, groß geschrieben auch noch.
Natürlich irritierte auch mich die Kürze, in gut einer halben Stunde bin ich durch diese leidenschaftliche und zugleich lakonische Miniatur gestürmt, denn Tempo hat sie auch noch. Doch »Der Junge Mann« lohnt sich sehr, sowie der Inhalt als auch die radikal kurze Form haben meine Erinnerungen wie Haltungen provoziert und in einem neuen Licht gezeigt.
Ernaux erzählt mit »Der junge Mann« eine Geschichte, die mit jedem Wort mehr zu einer anderen würde. Der Nachhall würde sich mindern, ich wäre wahrscheinlich weniger inspiriert, je mehr Ernaux den Text in die Länge gezogen hätte. Vielleicht hinterfrage ich nun den Drang, Kunst an ihrer Seitenzahl messen zu wollen.
Der junge Mann
Nobelpreiswunder – besser Antiwunder
Der SZ gelingt das Wunder über dieses Büchlein eine längere Rezension zu schreiben als das Buch selbst. Dies gelingt dank Verweisen auf ähnliche Liebesgeschichten.
Schon vor ihrem Nobelpreis habe ich gewarnt, dass der Autorin in ihrem autobiografischen Schreiben der Stoff ausgeht. Dies ist nun geschehen.
Wenn das Werk eine sehr kurze Novelle sein sollte, dann gehört dazu eine unerhörte Begebenheit. Dies soll das Verhältnis der Ich-Erzählerin mit einem 30 Jahre jüngeren Mann sein. Allein in heutigen Zeiten sagt man: „Wenn es beiden gefällt.“ Unerhört ist das nicht.
Ernaux schreibt selbst, der Mann könnte ihr Sohn sein. Dass fremde Menschen gucken, mag ja so sein, aber sind Beziehungsverhältnisse so offensichtlich? Und an anderer Stelle steht, dass ein Homopaar weniger Aufmerksamkeit bekommen hätte, bleibt aber jeden Beweis schuldig, dass dies nur ein subjektiver Eindruck ist.
Dieses Büchlein braucht nur der Suhrkamp-Verlag, der sich damit eine golene Nase verdienen kann. Ohne Nobelpreis wäre es nicht erschienen. Da es in einer knappen Stunde zu lesen ist – und ich nur für abgebrochene Bücher 1 Stern gebe – erhält es 2 Sterne. Meine schlechteste Berwertung für ein Buch von Annie Ernaux.
Der junge Mann
Das kleine "Bändchen" besteht aus 31 Textseiten und das auch noch mit sehr großen Absätzen im Text.
Dafür ist der Preis für 15,00 € ordentlich hoch.
Ich habe jetzt alle Bücher von Annie Ernaux gelesen. Ihr letztes Werk "Der junge Mann" hätte sie sich aber sparen können. Es reicht jetzt mit ihren biografischen Erzählungen. Nicht wegen des großen Altersunterschiedes zwischen ihr und dem "jungen Mann", ihre Erzählungen erschöpfen sich ganz einfach, auch wenn diese als pointiert und prägnant angepriesen werden.
Der junge Mann
Bewertung von Aischa am 08.02.2023
Man muss wohl Literaturnobelpreisträgerin sein, um eine drei Jahrzehnte zurückliegende Affäre zu einem deutlich jüngeren Mann auf gerade einmal 48 Seiten abzuhandeln und für dieses schmale Büchlein auch noch gefeiert zu werden.
Mich hat diese autobiografische Erzählung sehr enttäuscht. Ja, Ernaux ist nicht nur sich selbst, sondern auch ihrer Leserschaft gegenüber ehrlich. Sie benennt klar, dass die finanzielle Abhängigkeit des Studenten von ihr zu einem Ungleichgewicht der Macht innerhalb der Beziehung führte und sie gesteht, dass sie auch deshalb mit einem Jüngeren zusammen war, um sich selbst jünger zu fühlen, sie erlebte mit ihm ihre eigene Jugend erneut. Aber mal ehrlich, ist dies heutzutage noch eine bahnbrechende Offenbarung? Ja, es hat sicher Mut erfordert, in den 1990er Jahren als Mittfünfzigerin mit einem Toyboy in der Öffentlichkeit aufzutreten. Aber wie dies nun literarisch verarbeitet wurde, überzeugt mich nicht ansatzweise.
Ernaux zeigt Standesdünkel, wenn sie vom "dauerhaften, ererbten Geldmangel" ihres Lovers spricht. Und dass andere im Sex zu einem deutlich Jüngeren eine Art Inzest gesehen haben sollen, ist mir zu weit hergeholt. Der Erzählstil ist fast durchweg extrem nüchtern, geradezu emotionslos. Die Beziehung wird literarisch ausgeschlachtet, auf unsympathische Weise wird Persönliches instrumentalisiert. Ernaux benutzte Sex mit dem Jüngeren, um ihren Schreibprozess in Gang zu setzen. O.k., aber ehrlich gesagt interessiert mich die Motivation einer Schriftstellerin nicht die Bohne, solange sie sich im Rahmen der Legalität bewegt.
Ja, Ernaux ist bekannt dafür, das eigene Leben für andere erfahrbar zu machen und dabei auch noch gute Literatur zu produzieren. Doch hier ist das leider missglückt.
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