Autor im Porträt
Astrid Korten
zur AutorenweltToptitel von Astrid Korten
Seelen unter dem Eis (Restauflage)
»Wer von euch noch nie gesündigt hat, werfe den ersten Stein« (Joh. 8, 7)
»Die Menschen um dich herum sind nun die reale Welt. Sie bestimmen, was die Wahrheit ist.«
Nach dem Tod seiner Mutter spürt der erfolgreiche Werbe-Macher Tom eine Leere in sich, die er durch einen Lehrauftrag an der Universität zu füllen versucht. Dabei kommt es zur Konfrontation mit der Studentin Amal, die weder talentiert noch schön ist. Gegen seinen Willen verfällt Tom der seltsamen jungen Frau mehr und mehr und gibt zum ersten Mal die Zügel aus der Hand. Obwohl Amal oft irrationales Verhalten an den Tag legt, vermag sich Tom ihrem erotischen Sog nicht mehr zu entziehen und verstrickt sich immer mehr in diese außereheliche Affäre - bis sein Doppelleben zu einer Katastrophe führt ...
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Puppenmutter
Astrid Korten
Astrid Korten, geb. 1962 im niederländischen Heerlen, lebt heute mit ihrer Familie in Essen. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Leiden und Maastricht, arbeitete viele Jahre als Marketing- und Vertriebsleiterin sowie als Geschäftsführerin eines renommierten Pharmaunternehmens. Ihre große Leidenschaft aber ist das Schreiben, das sie 2004 zu ihrem Beruf machte. Astrid Korten schreibt Thriller, Romane für Kinder und Erwachsene sowie Drehbücher, Theaterstücke und Kurztexte. Ihr bevorzugtes Genre ist die Spannung. Bei ihrer akribischen Recherche lässt sie sich von Forensikern, Psychologen, Gentechnologen, Pathologen und Medizinern beraten. Die Autorin ist Mitglied im Syndikat und Mörderische Schwestern e.V. und außerdem als Kultur-Redakteurin für das erfolgreiche Online-Portal FRAUENPANORAMA tätig. In ihrer Freizeit spielt sie Saxophon, malt (Öl auf Leinen) und unterstützt ehrenamtlich diverse humanitäre Organisationen."Bei meiner Recherche treffe ich auf Menschen, die mich ängstigen."
Liebe Frau Korten, in den Medien wird immer noch ein Jugendkult gefeiert...
Astrid Korten: "Heute will jeder möglichst lange leben, aber auf keinen Fall alt aussehen. Das eine kann ich verstehen, das andere nur eingeschränkt. Aber es sind vor allem zwei Probleme, die da zusammenkommen."
Was meinen Sie…mehr
Astrid Korten, geboren 1962 im niederländischen Heerlen, lebt heute mit ihrer Familie in Essen. Sie studierte Wirtschaftswissenschaften an den Universitäten Leiden und Maastricht und arbeitete viele Jahre als Marketing- und Vertriebsleiterin sowie als Geschäftsführerin renommierter Firmen. Ihre große Leidenschaft aber ist das Schreiben, das sie 2004 zu ihrem Beruf machte. Bei ihrer akribischen Recherche lässt sie sich von Forensikern, Psychologen, Gentechnologen, Pathologen und Medizinern beraten. Über ihr bevorzugtes Genre, die Spannung, sagt Astrid Korten: "Psychopathen faszinieren mich. Sie leben außerhalb der Norm und meinen, über dem Gesetz zu stehen. Meine Feder kann genauso furchtbar und gnadenlos böse sein." Mit dotbooks-Programmleiter Timothy Sonderhüsken sprach sie über ihren Thriller TÖDLICHE PERFEKTION.
Liebe Frau Korten, in den Medien wird immer noch ein Jugendkult gefeiert...
Astrid Korten: "Heute will jeder möglichst lange leben, aber auf keinen Fall alt aussehen. Das eine kann ich verstehen, das andere nur eingeschränkt. Aber es sind vor allem zwei Probleme, die da zusammenkommen."
Was meinen Sie damit?
Astrid Korten: "Da ist auf der einen Seite der reine Jugendkult, dem wir jeden Tag in Zeitschriften und dem Fernsehen begegnen. Der wird bewusst geschürt von den Medien, der Unterhaltungs- und der Kosmetikindustrie. Junge Menschen buhlen vor laufender Kameras um den Titel eines 'Topmodels' oder unterziehen sich gar medizinischen Eingriffen, um ihre Optik einem fragwürdigen Ideal anzupassen. Mit dieser Zurschaustellung hat die Vermarktung von Schönheitsoperationen einen neuen und unrühmlichen Höhepunkt erreicht. Nicht selten zerbrechen vor allem junge Mädchen an dem Wunsch, schöner und schlanker zu sein - perfekt, wie sie denken. Das ständige Gefühl, nicht dem gängigen Ideal zu entsprechen, belastet und schwächt das Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl. Dabei sagt äußerliche Schönheit nichts aus über den Charakter, die Eigenschaften oder Fähigkeiten eines Menschen. Seinen Platz in der Gesellschaft zu finden, mit sich selbst ins Reine zu kommen und ein gesundes Selbstbewusstsein zu entwickeln, wird nicht durch die ästhetische Chirurgie und ähnlichen Eingriffen erreicht. Der Narzissmus wird höchstens geschürt."
Sie sprachen aber von zwei Problemen?
Astrid Korten: "Auf der einen Seite haben wir den Jugendkult mit seinen Folgen, auf der anderen Seite ist durch ihn aber auch die fixe Idee entstanden, dass Schönheit und ein makelloser Körper gleichzusetzen sind mit der Abwesenheit von Krankheit und dem Alterungsprozess. Dies hat den Traum von der menschlichen Unsterblichkeit genährt, der noch dazu von der Genforschung und ihren neuen Entdeckungen unterstützt wird. Aber das ist ein Irrglaube. Und genau da setze ich mit meinem Thriller TÖDLICHE PERFEKTION an."
Was hat Sie zu der Sekte inspiriert, die in diesem Zusammenhang einewichtige Rolle spielt?
Astrid Korten: "Zunächst einmal muss man sich bewusst machen, dass es mehr Sekten gibt, als den meisten von uns bewusst ist. Allein in Nordrhein-Westfalen, dem Bundesland, in dem ich lebe, gibt es mittlerweile bis zu 400 verschiedenen Gruppierungen, die im Lauf der letzten Jahre von den Behörden unter die Lupe genommen worden sind. Im Jahr 2012 wurden insgesamt 1.170 Anfragen bei der Sekten-Info Nordrhein-Westfalen e.V. registriert; in 422 Fällen war ein intensiverer und längerer Beratungsverlauf mit bis zu 40 Fachkontakten notwendig. Mich hat diese Thematik insbesondere inspiriert, weil jedes Jahr über 1.000 junge Menschen einer Sekte beitreten. Sie merken nicht, dass sie dort durch eine gezielte Bewusstseinskontrolle manipuliert werden. Sekten nutzen normale Gefühle der Ambivalenz aus, machen sich unbearbeitete, negative Gefühle zunutze, um die Mitglieder an die Gruppe zu binden. Es ist für Jugendliche und junge Erwachsene fast unmöglich, dies zu durschauen."
Wobei auch Erwachsene potentiell gefährdet sind, wenn sie die von Ihnen genannten Voraussetzungen haben.
Astrid Korten: "Richtig. Im Rahmen meiner Recherchen habe ich erfahren, dass es viele Mechanismen gibt, auf die Mitglieder einer Sekte sozialen und psychologischen Druck auszuüben. Beispielsweise die Isolation der Person von ihrer Vergangenheit und die Untergrabung ihres Selbstbewusstseins. Neue Mitglieder werden dazu gebracht, ihr früheres Leben aufzugeben und zu vergessen und sich ganz der Gruppe zu überantworten. Beziehungen zu Eltern, Freunden und Nichtmitgliedern werden eingefroren. Das hat zur Folge, dass in den Neulingen ein tiefes Schuldgefühl hinsichtlich ihrer Vergangenheit entsteht. Mit der Verteufelung ihrer Familien und persönlichen Beziehungen wird den Mitgliedern auch suggeriert, dass sie selbst schlecht waren, bevor sie der Gruppe beitraten. Um Gehorsam durchzusetzen, wird die Bewusstseinskontrolle indirekt, durch Gruppenzwang, ausgeübt; falsches Verhalten bedeutete die Isolierung, richtiges Verhalten eine höhere Einstufung. Dem Aufbau von Schuldgefühlen dient es, dass die früheren persönlichen Beziehungen des Neumitgliedes als satanisch oder böse gebrandmarkt werden und mit dem gewählten Weg unvereinbar sind. Sekten sind Brutstätten für Schuldgefühle. Deswegen habe ich 'meine' Sekte auch in Schottland angesiedelt - der Gegensatz zwischen der malerischen Landschaft und der düsteren Praktiken reizte mich."
Nun könnte man meinen, dass dies allein schon genug Stoff für ein Buch wäre - aber in TÖDLICHE PERFEKTION geht es auch noch um die internationale Pharmaindustrie. Warum?
Astrid Korten: "Ich habe viele Jahre ein pharmazeutisches Unternehmen geleitet und kenne mich in der Branche bestens aus. Ein Teil der Handlung spielt deswegen auch in Hongkong, einer Hochburg der Pharmaindustrie - und der Produktpiraterie. Außerdem hat es mir gefallen, den medizinischen Fortschrittundseine Risiken 'spannungsgeladen' aufzuzeigen. Die komplizierte Welt der DNA für den Laien verständlich darzustellen, war selbst für mich als Fachfrau eine Herausforderung. Ebenso die Gegenüberstellung des Wunsches nach Makellosigkeit und einer Krankheit wie die frühkindliche Vergreisung. Unterstützt wurde ich dabei übrigens von dem Unternehmen Qiagen, dem größten Hersteller von DNA-Technologien."
Wie man bei diesen Themen nicht anders erwarten kann, geht es ziemlich düster zu in Ihrem Thriller. Haben Sie trotzdem eine Lieblingsfigur?
Astrid Korten: "Charis Burgess. Sie ist nicht nur die Protagonistin, sondern sie verkörpert auch den Narzissmus. Krankhafter Narzissmus ist in der heutigen Gesellschaft ein weitverbreitetes Phänomen."
Und das ist Ihre Lieblingsfigur?
Astrid Korten: "Aber ja. Narzisstische Persönlichkeiten sind faszinierend. Sie haben meist eine ausgefeilte und sehr subtile Lebenstaktik, die hart erarbeitet wurde und von Außenstehenden oft gar nicht bemerkt wird. So etwas entsteht bereits in der Kindheit, beispielsweise durch die Überforderung der Eltern, und kann später durch Medien oder - wie in diesem Roman - durch eine Sekte, geschürt werden. Charis Burgess ist ein echter Machtjunkie. Nicht anders war es z.B. bei Mussolini, Hitler oder Hölderlin, wobei der Dichter 'nur' schwer depressiv war."
Das hört sich nun nicht nach einer sympathischen Figur an, wie sie sonst im Mittelpunkt von Thrillern steht.
Astrid Korten: "TÖDLICHE PERFEKTION ist kein Thriller im herkömmlichen Sinne, sondern er enthält auch die Botschaft, auf sich zu achten und sich nicht von den Medien beeinflussen zu lassen - denn dort sehe ich den Ausgangspunkt für Schlankheits-, Schönheits- und Sektenwahn."
Der Leser wird immer wieder mit Szenen konfrontiert, die unter die Haut gehen und ihn frösteln lassen werden. Wie fühlt es sich für Sie an, so etwas zu schreiben?
Astrid Korten: "Beim Schreiben habe ich eine große Distanz zu diesen Dingen. Es ist eine Figur, die da entsteht und Grausames tut - nicht mehr und nicht weniger. Ganz anders ist es bei meinen Recherchen. Da treffe ich hin und wieder auf Menschen, die mich ängstigen und mir manchmal sogar eine schlaflose Nacht bereiten. Zum Glück ist es etwas ganz anderes, etwas zu hören oder zu sehen und es dann zu beschreiben. Solche Geschichten bilden die Grundlage meiner Thriller. Alles andere ist natürlich rein fiktiv."
Ihr Thriller trägt den Untertitel POESIE DER MACHT. Ist das nicht ein Widerspruch in sich?
Astrid Korten: "Nein. Die Poesie wurde schon in den Märchen der Gebrüder Grimm genutzt, um grausame Handlungen zu beschreiben und, wenn man so will, zu pervertieren. Gräueltaten, Macht und das Böse poetisch darzustellen, macht das Geschehen eindringlicher. Für mich gehört Poesie einfach zu einem guten Thriller."
Zum Abschluss möchte ich Ihnennocheine eher heitere Frage stellen, wenn ich darf?
Astrid Korten: "Aber gerne."
Sie wurden in den Niederlanden geboren und leben seit langem in Deutschland. Verraten Sie's uns: Was können die Holländer viel besser als die Deutschen? Ud sagen Sie jetzt nicht "Fußballspielen" ...
Astrid Korten: "Die Holländer sind einfach viel lockerer, nicht so verkrampft wie die Deutschen. Außerdem können sie über sich selbst und ihr Land lachen. Und sie schauen dir immer direkt in die Augen."