Autor im Porträt
Bernhard Schlink
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Das späte Leben
Gebundenes Buch
Martin, sechsundsiebzig, wird von einer ärztlichen Diagnose erschreckt: Ihm bleiben nur noch wenige Monate. Sein Leben und seine Liebe gehören seiner jungen Frau und seinem sechsjährigen Sohn. Was kann er noch für sie tun? Was kann er ihnen geben, was ihnen hinterlassen? Martin möchte alles richtig machen. Doch auch für das späte Leben gilt: Es steckt voller Überraschungen und Herausforderungen, denen er sich stellen muss.…mehr
26,00 €
Die Enkelin
Broschiertes Buch
Birgit ist zu Kaspar in den Westen geflohen, für die Liebe und die Freiheit. Erst nach ihrem Tod entdeckt er, welchen Preis sie dafür bezahlt hat. Er spürt ihrem Geheimnis nach, begegnet im Osten den Menschen, die für sie zählten, erlebt ihre Bedrückung und ihren Eigensinn. Seine Suche führt ihn zu einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land - und zu einem jungen Mädchen, das in ihm den Großvater und in dem er die Enkelin sieht. Ihre Welten könnten nicht fremder sein. Er ringt um sie.…mehr
14,00 €
Bernhard Schlink
Bernhard Schlink, geb. 1944 in Bielefeld, aufgewachsen in Heidelberg. Jurastudium dort und in Berlin, danach wissenschaftlicher Assistent. Erste Professur für VerfR und VerwR in Bonn, dann in Frankfurt. 1988 Richter des VerfGH für das Land NRW. Nach der Wende 1989 in Berlin tätig. Heute Professor für öffentliches Recht und Rechtsphilosophie an der Humboldt-Universität in Berlin und Richter am LVerfGH in Münster. Zunächst Fachbuch-, dann Romanveröffentlichungen; Auszeichnungen.Kundenbewertungen
Olga
Früh schon hat Olga ihre Eltern verloren und wächst bei der Großmutter auf. Dort lernt sie Herbert kennen, Sohn eines Gutsbesitzers. Die kindliche Freundschaft wird geduldet, eine Liebesbeziehung lehnen Herberts Eltern und seine Schwester jedoch ab, Olga ist nicht standesgemäß. Doch die beiden lieben sich und zwischen seinen Welterkundungsexpeditionen trifft sich Herbert immer wieder mit Olga, die ihrerseits ihren Weg gegen alle Widerstände geht. Sie wird Lehrerin und bestreitet ihr Leben eigenständig. Als Herbert bei einer seiner Touren im arktischen Norden verschallt, bleibt Olga nur noch ihm Briefe postlagernd nach Norwegen zu schicken und zu hoffen, dass er sie irgendwann nach seiner Rückkehr wird lesen können.
Olgas Leben wird von Bernhard Schlink zunächst chronologisch angelegt, man erfährt vom Tod ihrer Eltern, der Kindheit und Jugend mit Herbert und dessen Schwester, ebenso wie die Zeit als junge Erwachsene, als Herbert bereits allerlei Erkundungen über alle Kontinente hinweg unternimmt. Bisweilen habe ich mich hier gefragt, weshalb der Roman nach der weiblichen Protagonistin benannt ist, zu sehr ist man mit Herberts Erlebnissen beschäftigt. Schlinks narrativer Kniff kommt später, als er zu Olga zurückkehrt und von ihrem weiteren Leben, nachdem ihr Geliebter in die Arktis aufgebrochen ist, berichtet. Eine interessante Konstruktion hat Schlink gefunden auch nach dem Tod Olgas noch bei ihr zu sein, Lücken zu füllen und manches in einem anderen Licht erscheinen zu lassen.
Natürlich geht es um das Schicksal einer Frau, noch dazu einer, der im Leben nichts geschenkt wird, die eisern an ihren Idealen festhält, sich immer wieder auf neue Situationen und Gegebenheiten einstellen muss und sich tapfer durchbeißt, egal wie widrig die Umstände sind. Es entsteht so auch eine Chronik der deutschen Geschichte vom Ende des Kaiserreichs bis in die Gegenwart, die exemplarisch an Olga erzählt wird.
Bernhard Schlink ist ohne Frage einer der bedeutendsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren, der aus dem schlichten und gewöhnlichen Leben eine besondere Geschichte zu stricken vermag. Einmal mehr verwebt er im aktuellen Roman die reale Geschichte mit der fiktiven und belegt, dass kein Leben im luftleeren Raum stattfindet, sondern immer auch durch Zeit und Ort geprägt ist. Bemerkenswert wie er den Bogen zwischen öffentlich und privat, über die Jahrzehnte und Generationen hinweg zu spinnen vermag und den Leser in die fremden leben eintauchen lässt, so dass man Ende den Eindruck hat, die Figuren tatsächlich gekannt zu haben. Ein rundum gelungener Roman, den man am Ende zufrieden und mit etwas Wehmut zuschlägt.
Das späte Leben
Einfühlsam und universell;
Obwohl Martin im Buch ein älterer Mann mit junger Frau und kleinem Kind ist, so wird doch seine Situation universell beschrieben. Es hätte jeder sein können, der eine dramatische Diagnose bekommt und sich Gedanken um seine letzten Wochen und die zukünftigen Hinterbliebenen macht. Das macht für mich die Stärke des Buches aus, da der Fokus nicht auf Martins Alter liegt, sondern darauf, welche Gedanken ihm durch den Kopf gehen und was er tun will oder meint, noch organisieren zu müssen. Natürlich ist das Alter auch Thema, aber diese Situation der tödlichen Diagnose wird sehr einfühlsam und nachvollziehbar beschrieben. Der Schreibstil ist einfach nur schön: Ausdrucksstark, emotional, gehoben ohne zu anspruchsvoll zu sein. Ein wichtiges Thema, dass Bernhard Schlink hier sehr gekonnt und trotz aller Ernsthaftigkeit unterhaltsam behandelt.
Das späte Leben
Brillant
Der Autor Bernhard Schlink schreibt brillante Gegenwartsliteratur
Seine Prosa ist klar und präzise.
Sein neuer Roman „Das späte Leben“
zeigt wieder seinen klaren Blick für das Leben und sterben.
Mit schwungvoller Schreibstil wird der
76jährige Icherzähler Martin dargestellt. Der hat gerade erfahren, das er nicht mehr lange zu Leben hat.
Beeindruckend ist wie er seinen Tod seinem 6jährigen Sohn David beibringt.
Er möchte, das David kein Trauma erleidet und möchte ihm noch viel mitgeben.
Die Begleitung des Sterbens war gekonnt dargestellt. Ich weiß a
Erfahrung was das mit der Familie macht.
Der Autor besticht durch seine psychologische Tiefe, dadurch kommen uns die Personen nahe.
Ich habe schon einige Romane von Bernhard Schlink verschlungen und ich war immer wieder beeidruckt.
Er ist ein wirklich großartiger Erzähler.
Sehr lesenswert.
Olga
Meine Entdeckung von Bernhard Schlink fing 2010 mit dem Roman „Der Vorleser“ an, der eines der ersten deutschsprachigen Büchern im Original war, das ich gelesen hatte, und der bis heute zu meinen Lieblingsbüchern gehört. So waren die Erwartungen an „Olga“ sehr groß. Ich liebte den Schreibstil dieses Autors, die Gedankentiefe und das Dramatische, was klug formuliert den Leser zutiefst trifft.
Als ich anfing, „Olga“ zu lesen, war ich nicht begeistert. Die beiden Hauptfiguren entwickelten sich auf den Seiten, aber die Handlung war mir ein bisschen zu trocken, zu linear. Außerdem suchte ich nach den Emotionen, die in mir „Der Vorleser“ vor knapp 8 Jahren ausgelöst hatte. Und ich fand sie, allerdings erst im zweiten Drittel des Romans.
Das Buch ist in drei Teile gegliedert. Im ersten Teil erfährt der Leser die Geschichte der beiden Hauptprotagonisten: Olga, die schon als Kind durch ihre Fähigkeit auffällt, zu beobachten, das Mädchen, das sich zu einer weisen Frau entwickelt, die am Ende ihres Lebens feststellen muss, sich nie geliebt gefühlt zu haben. Und dann Herbert, der schon bei seinen ersten Schritten versucht zu rennen, was sein ganzes Leben charakterisiert: ein ständiges Rennen, ohne klares Ziel, ein Rennen ins Nichts, ein Wegrennen, das Olga so unglücklich macht. Die beiden sind ein Paar, ohne es sein zu dürfen, ohne es sein zu können. Ein Paar ohne Zukunft. Weil Herbert weiter rennen muss, weil es ihn ständig in die Ferne zieht.
Im zweiten Teil lernen wir Olga als eine reife Frau kennen, die die beiden Weltkriege überlebt hatte, die allein lebt und immer noch innig auf ihren Herbert wartet. Ihre Liebe schenkt sie nun Ferdinand, einem Jungen, in dessen Familie sie als Näherin arbeitet und sich allmählich zum Familienmitglied entwickelt. Sie versucht, die besten Eigenschaften in Ferdinand zu fördern und ihn von dem Unsinn abzuhalten, der ihren Herbert und später ihren Schüler (eigentlich mehr als nur Schüler – das Geheimnis wird später gelüftet) Eik ins Verderben führt. Gerade in diesem Teil kommen immer wieder Sätze vor, die mich mit ihrer Aussagekraft besonders beeindruckt hatten, Sätze, die man als Aphorismen benutzen könnte. Die Weisheiten des Lebens, die Olga aus ihrer eigenen Erfahrung formuliert. So wie zum Beispiel „Das Leben ist eine Kette von Verlusten, und man muss beizeiten lernen, seinen Frieden damit zu machen“.
In diesem Teil findet sich auch mein persönlicher emotionaler Höhepunkt – der Tod von Olga. Als hätte ich sie gekannt, als wäre ich Ferdinand, so lebendig wurde für mich die Hauptfigur des Romas.
Im dritten Teil darf der Leser einen Einblick in Olgas Briefe an Herbert bekommen, die der Empfänger nie gelesen hatte. In diesen Briefen offenbaren sich noch ein paar Geheimnisse, die die Bewunderung für diese Frau noch weiter hochtreiben. Eine richtig faszinierende Lebensgeschichte und eine unglaublich beeindruckende Figur.
Mit „Olga“ hat Bernhard Schlink ein weiteres Meisterwerk geschaffen, das bereits seinen Ehrenplatz im Regal meiner Lieblingsbücher eingenommen hat.
Olga
Bewertung von MangoBelle am 14.12.2017
Olga... oder was alles hätte sein können. Wäre die Armut nicht gewesen, in die sie hineingeboren wurde, wäre die Oma, die sie aufgezogen hatte, nur mit mehr Liebe zu ihr, wäre der Liebste nicht so ein Träumer gewesen. Wäre da der Krieg nicht gewesen.
Obwohl es die Namensgeberin des Romans selbst in ihrem langen Leben nicht so gesehen zu haben schien, blieb mir beim Lesen immer wieder dieses Gefühl. Überhaupt zog sich durch den ganzen Roman eine große Melancholie und Sehnsucht nach dem, was für immer verloren ist.
Olga wuchs während der Zeit des Deutschen Kaiserreichs in Pommern bei ihrer Großmutter auf, nachdem ihre Eltern verstorben waren. Sie lebte in Armut, fand aber Freundschaft und später auch Liebe in dem Sohn des Gutsbesitzers: Herbert. Wissend, dass ihre Liebe wohl nie eine Zukunft hat, verbrachten sie viele schöne und innige Stunden miteinander. Doch es waren nicht nur die unterschiedlichen Stände, die sie trennten, sondern auch Herberts Sehnsucht nach der Ferne. Am Ende sollte diese nie zu stillende Sehnsucht auch ihr Schicksal sein.
Das erste Drittel des Buches hatte ich mich gewundert, warum die Lebensgeschichte Olgas - auf knapp 100 Seiten waren über 50 Jahre ihres sehr bewegten Lebens zusammengefasst - so distanziert geschrieben zu sein scheinen. Im zweiten Teil des Buches wird dann klar, dass der Erzähler - nach dem 2. Weltkrieg geboren - Olga eben erst da kennengelernt hatte. Sie, die in der Familie nähte, wird für ihn zu einem Omaersatz. Einer Frau, mit der er gern Zeit verbringt und die ihm immer mit Rat und Tat zur Zeite stand. Und mit der er viel und gerne sprach. Über ihr Leben, über Politik und Zeitgeschehen. Bis zu ihrem Tod.
Nach ihrem Tod nahm er weitere Recherchen auf. Und kommt zu Erkenntnissen, die alles woran er und auch der Leser geglaubt hatte, auf den Kopf stellen.
Mir hat die Lektüre große Freude gemacht. Auch wenn es mich von der ersten bis zur letzten Seite traurig und nachdenklich gestimmt hatte. Ob das Schlink wollte, weiß ich nicht, aber wie sonst will man auf ein solches Leben, dass von vielen Umbrüchen und Neuanfängen gekennzeichnet war - wie viele in dieser Zeit - auch anders beschreiben? Sollte man nicht darüber nachdenken, warum sich so viele Menschen für den jeweiligen Zeitgeist begeistern konnten? Was es mit denen, die es überlebt hatten, gemacht hat? Was sollte man auch beschönigen?
Eine großartige Lektüre, ein Buch, das sehr nachdenklich macht. Und das ich sicher noch einmal lesen werde. Auch wenn ich jetzt erstmal etwas fröhlicheres brauche!
Olga
Liebe und Treue das sind zwei Begriffe, die Olga prägen, nicht zuletzt die Treue zu sich selbst und zu ihren Ansichten.
Eine Jugend in schweren Zeiten ist es, die Olga erlebt, in der es sie von Schlesien nach Pommern verschlägt, in der sie Herbert und Viktoria kennenlernt. Die sind auch anders, aber anders anders als Olga - während diese schon immer knapsen musste, sind die beiden Geschwister reich, zumindest wohlhabend. Und irgendwann wird dies für Viktoria auch wichtiger als die Freundschaft zu Olga. Aber nicht für Herbert. Der hält ihr die Treue.
Olga ist anders, sie schaut gern zu, zumindest als Kind. Auch später hat sie Spaß am Schauen, aber nicht am Zuschauen, denn sie weiß genau, was sie will und hat ihren eigenen Kopf: Sie setzt sich schon früh gegen ihre Großmutter zur Wehr, die sie zu einer Helga, einer mit einem deutschen Namen machen will und sie bemüht sich eigenmächtig um eine Stelle an einer weiterbildenden Schule.
Sie schafft es, Lehrerin zu werden. Aber schafft sie es auch, ihren Traum von einem Leben mit Herbert zu verwirklichen?
So viel sei gesagt: Olga ist ein aufrechter Mensch und sie bleibt es, auch wenn sie in ihrem langen Leben viele Verluste, bspw. den ihres Gehörs, hinnehmen muss. Olga ist ein stiller Mensch, aber keiner, der ungesehen und ungehört bleibt. Und einer, der fast das ganze 20. Jahrhundert miterlebt - zumindest bis in die 1970er Jahre - und sich so seine Gedanken darüber macht. Bernhard Schlink beschreibt ihr Leben und das Drumherum behutsam, wie es so seine Art ist und hat mit "Olga" einen eindringlichen Roman geschaffen, in dem er einmal mehr Frauen eine Stimme gibt.
Eine ganz andere, als es im "Vorleser" der Fall war, gewissermaßen eine alltäglichere. Aber sich darauf zu verlassen, dass Olga im Romanverlauf so bleibt, wie wir sie kennengelernt haben, das wäre falsch. Denn wer die Romane von Bernhard Schlink kennt, weiß, dass er immer für eine Überraschung gut ist, auch wenn Teile davon diesmal sehr vorhersehbar sind.
Dennoch ein Lesegenuss, wenn man den eher zurückgenommenen, aber keineswegs zurückhaltenden Stil des Autors so wie ich zu schätzen weiß! Auch Deutsch- und Geschichtslehrer könnten hier hellhörig werden, bietet doch dieser in Stationen deutscher Entwicklungen im 20. Jahrhundert eingebettete Roman jede Menge Stoff für Diskussionen und weitere Recherchen!
Das späte Leben
“Das späte Leben” von Bernhard Schlink, gesprochen von Ulrich Noethen zeigt uns einen Roman, über die Vergänglichkeit im Leben. Würdevoll, ruhig und doch emotional aufwühlend schreibt der Autor in seinem Spätwerk.
Martin, ein pensionierter Professor Mitte siebzig erhält die ärztliche Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs. Ihm bleiben realistisch gesehen nur noch wenige Monate. Wie möchte er diese kostbare Zeit nutzen? Mit seiner jungen Frau Ulla in Urlaub fahren? Zeit mit seinem kleinen Sohn David verbringen, um ihm eine Erinnerung zu schenken.
Martin verbringt viel Zeit im Garten, spielt mit seinem Sohn und legt mit ihm einen Komposthaufen an, um den sich David später alleine kümmern darf. Er war als Kind begeistert von dieser Arbeit und versucht auch David mitzureißen und ihm seine Erfahrung und Werte weiterzugeben.
Er versucht David in einem Brief Ratschläge für die Zukunft zu geben , seine Werte und Vorstellungen zu vermitteln und doch kann er wenig zu den wichtigen Themen beitragen; wie man sich rasiert findet Martin als Hinterlassenschaft unpassend, auch wenn Ulla dies in einem Film gesehen und vorgeschlagen hatte.
In diesem Gedankenkarussell gefangen und in den alltäglichen Pflichten festgefahren, wollte Martin seine geliebte Ulla in ihrem Atelier überraschen und wurde selbst überrascht. Ulla hat eine Affäre und Martin versucht heimlich, mehr über den Mann zu erfahren.
Seine Ehe möchte er jedoch in der kurzen, verbleibenden Zeit nicht gefährden und schweigt gegenüber Ulla. Ein durchdachter und gangbarer Weg für Martin und seine begrenzte Zeit.
Und doch verbunden mit Ängsten und Hoffnungen.
Kann der unbekannte Mann ihn ersetzen? Und möchte er dies?
Wäre der Liebhaber ein Ersatzvater für David? Liebt Ulla diesen Mann oder liebt sie beide Männer?
Martin stellen sich viele Fragen, wie seine restlichen Tage aussehen, was der Nachwelt, seinem Sohn und Ulla seiner geliebten, jungen Frau von ihm in Erinnerung bleiben wird?
Was kann er seinem Sohn vermitteln. Was ist wichtig?
Martin lebt im Alltag, begleitet seinen Sohn in den Kindergarten, versucht Zeit mit ihm und Ulla zu verbringen. Würdevoll versucht der Protagonisten in seinem hohen Alter seine letzten Wochen intensiv zu verbringen.
Der Autor versteht es gut, den Leser einfühlsam, in die Gedanken eines sterbenden, alten, kranken Mannes mitzunehmen .
Schlicht und einfach zeichnet der Autor ein nüchternes Bild über den unausweichlichen Tod.
Der Protagonist wird einfühlsam beschrieben, es gibt kein Drama um seine Krankheit , er nimmt die Diagnose an und handelt besonnen und ruhig. So ist es seine Art….!
Seine letzten Stunden beschließt Martin - ohne eine Belastung für Frau und Sohn - in einem Hospiz zu verbringen.
Er hat in den letzten Wochen versucht, alles zu bedenken, für alles zu sorgen und das Beste für Sohn und Frau zu organisieren.
Doch Martin kam das Leben und schlussendlich der Tod dazwischen.
Bernhard Schlink zeichnet sich durch seine schlichten, intensiven Worte und das hochinteressante Thema aus.
Der Autor versteht seine Arbeit und schenkt uns ein Meisterwerk .
Der Sprecher Ulrich Noethen hat die Intensität der Erzählung meisterhaft wiedergegeben. Sein Ausdruck, seine einfühlsame, ruhige Stimmlage waren perfekt geeignet.
Ein Hörbuch, welches ich von Herzen empfehlen kann.
Die Enkelin (eBook, ePUB)
„Die Enkelin“ ist ein weiterer Roman aus der Feder Bernhard Schlinks. Die Geschichte beginnt mit einer jungen Frau namens Birgit, die in der DDR lebt. Sie verliebt sich in einen westdeutschen Studenten und flieht mit ihm aus ihrer Heimat. Beide heiraten und sind mehr oder weniger zufrieden. Welche Schuld sie mit sich herumträgt und warum sie so war, wie sie war, das erschließt sich dem Ehemann erst, als sie stirbt. Er begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit, um seine Zukunft lebenswerter zu machen.
Das war mein erstes Buch dieses Autors und ich bin beeindruckt. Diese bemerkenswerte Sprache und sein Wissen um Dinge, über die er schreibt, ist bestechend. Nicht nur die Reise von Birgit mit all ihrer Schuld, wühlte mich auf. Auch die Schilderung der Völkischen Gemeinschaft, erschreckend. So klar wurde mir das noch nie geschildert. Wie die Zusammenhänge sind, was dieses Netzwerk mit den Familien, und speziell ihren Kindern macht.
Es ist zwar ein Roman, aber nah an der Wirklichkeit. Wie oft lese ich in Zeitungen über Feste der „Völkischen“. Das tolle Zusammengehörigkeitsgefühl und wie stolz sie alle sind, Teil Deutschlands zu sein. Geflüchtete oder Menschen anderer Staatsangehörigkeit und/oder Religion, haben hier nichts zu lachen. Sie werden zuweilen sogar verfolgt und immer verachtet. „Die Enkelin“ sollte in meinen Augen Pflichtlektüre für junge Menschen sein.
Die Enkelin (eBook, ePUB)
Erst nach dem Tod seiner Frau Birgit erfährt Kaspar aus ihren Unterlagen, dass Birgit eine Tochter hat. Sie hatte sie weggeben und wollte eigentlich nach ihr suchen. Doch dazu ist es nie gekommen. So macht sich Kaspar auf die Suche, um den Wunsch seiner Frau zu erfüllen. Er findet die Tochter. Sie lebt in einer völkischen Gemeinschaft auf dem Land und hat auch eine Tochter. Kaspar mag das Mädchen von Anfang an und sie betrachtet ihn als Großvater. Doch ihre Welten könnten nicht unterschiedlicher sein. Aber Kaspar gibt nicht auf und versucht eine Annährung zu finden.
Mich hat die Geschichte vom ersten Moment an gepackt. Birgit hat für Kaspar einiges aufgegeben, was sie nicht thematisiert hatte und wovon Kaspar keine Ahnung hatte. Doch nach dem Tod von Birgit lernt er seine Frau erst richtig kennen. Dazu trägt natürlich die Suche bei, die ihn in ein Umfeld führt, das ihm fremd ist, welches seiner Weltanschauung nicht entspricht und dem er sich Sigruns willen doch annähern muss. Immer wieder stößt Kaspar dabei an Grenzen, doch er gibt nicht auf.
Die Charaktere wurden gut dargestellt, so dass ich mich hineinversetzen konnte. Der Schreibstil des Autors lässt sich leicht und flüssig lesen.
Es ist eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt und dazu, sich mehr mit der Geschichte zu beschäftigen. Die Vereinigung hat für viele Brüche gesorgt und nicht jeder ist damit zurechtgekommen. Birgits Tochter hat ihren Weg bei den Rechten gesucht und ihrem Kind daher keine Wahl gelassen. Sigrun kennt es nicht anders und verteidigt ihr Leben und ihre Auffassung. Werden Kaspar und Sigrun eine gemeinsame Basis finden?
Es war für mich manchmal sehr schwer, die Aussagen von Sigrun zu ertragen. Aber Kaspar findet einen Weg, ihr Informationen zu geben, ohne das Mädchen zu bedrängen.
Es ist ein beeindruckender und intensiver Roman.
Olga
Bewertung von solveig am 12.01.2018
Schlink - ein genialer Erzähler
„Was für ein Glück wäre es gewesen, geliebt zu werden!“
Mit diesen Worten zieht Olga ein Resumee aus ihrem Leben, das von ihrer Kraft und der starken Liebe zu zwei Menschen geprägt ist. Während ihr geliebter Herbert sich nach Heldentaten und Entdeckungen sehnt und seine Träume in die Wirklichkeit umsetzt, bleibt sie bodenständig und führt ein überschaubares, ruhiges Leben. Sie ist eine starke Frau, die weiß, was sie will und viel erreicht - eine große Leistung für eine junge Frau zu Beginn des 20. Jahrhunderts, der nur wenige finanzielle Mittel zur Verfügung stehen.
Aus unterschiedlichen Perspektiven breitet der Autor ein langes, ereignisreiches Menschenleben vor uns aus. Bernhard Schlink bettet Olgas Leben in historische Geschehnisse, die jedoch nur gestreift werden, und teilt es in drei Abschnitte. Kindheit und Jugend werden von einem neutralen, allwissenden Erzähler geschildert; Ferdinand, Olgas Schützling und Vertrauter späterer Jahre, charakterisiert die reife Frau, und am Ende gibt Schlink seiner Protagonistin ihre eigene Stimme, die eindrucksvoll in ihren an Herbert gerichteten Briefen erklingt. In seinem prägnanten, leicht lesbaren Stil, der dazu verleitet, ohne Pausen weiter und weiter zu lesen, stellt er knapp, aber eindrücklich ein beinahe 90 Jahre währendes Leben dar. Seine Hauptfigur ist eine Stellvertreterin ihrer Generation: eine auf ihr privates Glück und (Über-)Leben konzentrierte Frau in beobachtender Position, ein kleines Rädchen innerhalb der „großen“ Weltgeschichte wie die meisten Menschen. Herbert vertritt den Typus Mann, der mit hohen Erwartungen und aktivem Einsatz zu Ruhm und Größe des eigenen Landes beitragen will und daran scheitert. Als Vorbild für seinen Part dient dem Autor die historische Figur des Herbert Schröder-Stranz. Olga und Herbert - wer von beiden ist der wahre Held? Welches sind eigentlich die wesentlichen Dinge im Leben? Ist es wichtiger zu lieben oder geliebt zu werden?
Nach dieser leicht melancholischen Lektüre bleibt der Leser nachdenklich zurück: Schlinks Roman bietet reichlich Stoff zum Reflektieren.
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