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Chad Harbach
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Die Kunst des Feldspiels
Der Gott des Spiels hat Henry Skrimshander ein Geschenk in die Wiege gelegt: Der schmächtige, unscheinbare Junge aus der Provinz ist das größte Baseball-Talent seit Jahrzehnten. Als er in die Mannschaft des Westish College aufgenommen wird, scheint sein Aufstieg in den Olymp vorprogrammiert. Monatelang macht er nicht einen Fehler. Doch dann geht ein Routinewurf auf fatale Weise daneben und die Schicksale von fünf Menschen werden untrennbar miteinander verknüpft.
Henry hat einen neuen Gegner: den Selbstzweifel. Sein Mentor Mike Schwartz macht die bittere Erfahrung, dass er Henry zuliebe sich selbst vergessen hat. Henrys schwuler Mitbewohner Owen muss sich von einem herben Schlag erholen. Rektor Affenlight lernt spät im Leben die wahre Liebe kennen und schlittert in eine gefährliche Affäre. Und seine Tochter Pella flieht vor ihrem Mann nach Westish um auf dem Campus mehr als nur Sex zu finden.
Während das dramatische Endspiel unerbittlich näher rückt, sind sie alle gezwungen, sich mit ihren tiefsten Wünschen und Abgründen auseinanderzusetzen. Am Ende wird einer von ihnen gleich zweimal bestattet, und die Leben der anderen werden nie mehr dieselben sein. Die Kunst des Feldspiels erzählt von den Dingen, die uns ausmachen den Fehlern wie den Obsessionen. Wer wissen will, was es bedeutet, hier und heute ein Mensch zu sein, der muss dieses Buch lesen.
"Debütromane von solcher Vollkommenheit und Sogkraft sind sehr, sehr selten." Jonathan Franzen
"Wunderbar zu lesen, das reinste Vergnügen." John Irving…mehr
Die Kunst des Feldspiels (eBook, ePUB)
Chad Harbach
Chad Harbach, geboren 1975, wuchs in Wisconsin auf und studierte in Harvard und an der University of Virginia. Er ist Redakteur der literarischen Zeitschrift n+1 , die er gemeinsam mit Keith Gessen, Mark Greif und Benjamin Kunkel gründete. Chad Harbach lebt in Virginia.Interview Chad Harbach
Wann war Ihnen klar, dass Sie Schriftsteller werden wollten?
Chad Harbach: Ganz sicher bin ich mir da noch immer nicht.
Sie wuchsen im ländlich geprägten Wisconsin auf. Wer ermutigte Sie dazu, eine schriftstellerische Laufbahn zu verfolgen? Waren Sie als Kind ein eifriger Leser? Was war Ihre liebste Lektüre?
Chad Harbach: Nun, ich wuchs in einer Stadt mit 100 000 Einwohnern auf, es war also keine besonders ländliche Umgebung, auch wenn einige meiner Verwandten Farmer waren. Niemand ermutigte mich dazu, Schriftsteller zu werden - meine Eltern hätten es lieber gesehen, wenn ich einen Beruf eingeschlagen hätte, in dem man leicht Beschäftigung findet und Geld verdient.
Ich war sicher ein eifriger Leser - ich liebte lange Romane und Romanserien, in die ich mich scheinbar endlos vertiefen konnte: Die Hardy Boys, Der Herr der Ringe und eine Menge Jugendromane, die heute wahrscheinlich niemand mehr liest.
Können Sie kurz Ihre literarischen Einflüsse benennen?
Chad Harbach: Mit Einflüssen ist es so eine Sache; häufig sind die Autoren, die einen beeinflusst haben, diejenigen, denen man am wenigsten…mehr
Wann war Ihnen klar, dass Sie Schriftsteller werden wollten?
Chad Harbach: Ganz sicher bin ich mir da noch immer nicht.
Sie wuchsen im ländlich geprägten Wisconsin auf. Wer ermutigte Sie dazu, eine schriftstellerische Laufbahn zu verfolgen? Waren Sie als Kind ein eifriger Leser? Was war Ihre liebste Lektüre?
Chad Harbach: Nun, ich wuchs in einer Stadt mit 100 000 Einwohnern auf, es war also keine besonders ländliche Umgebung, auch wenn einige meiner Verwandten Farmer waren. Niemand ermutigte mich dazu, Schriftsteller zu werden - meine Eltern hätten es lieber gesehen, wenn ich einen Beruf eingeschlagen hätte, in dem man leicht Beschäftigung findet und Geld verdient.
Ich war sicher ein eifriger Leser - ich liebte lange Romane und Romanserien, in die ich mich scheinbar endlos vertiefen konnte: Die Hardy Boys, Der Herr der Ringe und eine Menge Jugendromane, die heute wahrscheinlich niemand mehr liest.
Können Sie kurz Ihre literarischen Einflüsse benennen?
Chad Harbach: Mit Einflüssen ist es so eine Sache; häufig sind die Autoren, die einen beeinflusst haben, diejenigen, denen man am wenigsten ähnelt - sie beeinflussen dich, indem sie dich ein Stückweit aus dem herausziehen, was ansonsten deine feste Umlaufbahn wäre. Zu den Autoren, die ich immer am meisten geliebt habe, zählen Melville, Thoreau, Faulkner, Tschechow, DeLillo, David Foster Wallace.
Sind Ihnen, abgesehen von literarischen, noch andere Einflüsse auf Ihr Werk bewusst?
Chad Harbach: Ganz generell bin ich, glaube ich, durch die Menschen in Wisconsin und ihre Art zu sprechen beeinflusst. Mit ist oft aufgefallen, wie gern Leute mit Worten spielen - auch ohne besonderes literarisches Gespür oder hohen Bildungsgrad kann man ein starkes natürliches Bedürfnis haben, die Sprache, derer man sich bedient, zu formen und zu seiner eigenen zu machen, sie von einem starren, geliehenen Werkzeug in etwas Lebendiges, Persönliches zu verwandeln. Selbst Menschen ohne jegliches Interesse an Literatur oder Sprache per se tun das ständig und mit außerordentlicher Geschicklichkeit.
Sie haben beinahe zehn Jahre lang an Ihrem Debütroman Die Kunst des Feldspiels geschrieben. Während eines Gutteils dieser Zeit nagten sie im Grunde genommen am Hungertuch. Haben Sie diese Zeit als eine produktive empfunden? Hat das fehlende Einkommen Sie gar dazu motiviert, härter zu arbeiten und den Roman schließlich Literaturagenturen anzubieten?
Chad Harbach: Nein. Zeiten, in denen man sich den Kopf darüber zerbrechen muss, wie man das Geld für die Miete zusammenbekommt, sind nie gute Zeiten, zumindest für mich nicht.
Haben Sie beim Schreiben einen bestimmten Leser vor Augen? Und gibt es im realen Leben jemanden, der Ihre Texte üblicherweise als erster zu Gesicht bekommt?
Chad Harbach: Ich habe zwei Freunde, die normalerweise meine äußerst wertvollen Erstleser spielen - Matthew Thomas und Keith Gessen. Was meinen idealen Leser angeht, das bin wohl einfach ich selbst - wenn ich dieses oder jenes Kapitel ein paar Monate lang nicht gelesen habe und mit frischem Blick darauf schaue, packt es mich dann immer noch? Bringt es etwas in mir zum Aufflackern, weckt es ein wenig Begeisterung? Oder fange ich an, quer zu lesen?
Wie war die Zusammenarbeit mit Michael Pietsch, Lektor von David Foster Wallace und selbst eine Koryphäe? Verhielt er sich zu Ihnen in etwa so wie Mike Schwartz zu Henry im Roman?
Chad Harbach: Nein, Michael hat mich nie morgens um fünf Uhr aus dem Bett geschmissen und mich zur Arbeit angetrieben. Vielleicht beim nächsten Buch! Es war wunderbar, mit ihm zu arbeiten - er ist sehr sanft mit dem Text umgegangen und hat mir im Grunde nur eine Reihe dezenter und ausgesprochen kluger Hinweise gegeben, die anzunehmen oder zu verwerfen mir freigestellt war. Ich fand das perfekt, weil das Buch schon so weit fortgeschritten war, als er es zum ersten Mal zu Gesicht bekam, und weil ich so obsessiv daran gearbeitet hatte - ich brauchte niemanden, der sich in Einzelheiten hineinbohrte, weil ich das selbst schon tat.
Sie wurden häufig mit Jonathan Franzen wie auch anderen Autoren verglichen, die im Gegensatz zu postmodernen Herangehensweisen einer traditionelleren, vielleicht auch konservativeren Schule des Erzählens anhängen. Teilen Sie diese Einschätzung?
Chad Harbach: Ach, ich weiß nicht. Ich neige zu der Sichtweise, dass jeder aufrichtige, engagierte Versuch, gewisse Aspekte unserer Welt in einem Roman zu beschreiben, ein sehr aufregendes Experiment darstellt. Es gibt massenhaft Beispiele für abgedroschenen, epigonalen, konservativen "Postmodernismus", ebenso wie es massenhaft Beispiele für abgedroschenes, epigonales "traditionelles Erzählen" gibt. Die entscheidenden Unterschiede liegen wohl anderswo.
Haben Sie den mehr als fünfhundert Seiten starken Roman tatsächlich handschriftlich verfasst? Wenn ja, warum? Stellt das eine bewusste Methode dar, derer Sie sich aus bestimmten Gründen bedienen?
Chad Harbach: Ja, es ist eine bewusste Methode. Ich finde, ein Stift verkörpert die perfekte Technologie für das Schreiben von Romanen. Ich kann so schnell tippen, dass ich meinen Gedanken zuvorkomme, und dann sitze ich da, betrachte die Wörter auf dem Bildschirm und fange an, sie hin und her zu schieben, ohne dass etwas dabei herauskommt. Wohingegen ich in einem Notizbuch einfach immer weiter langsam vor mich hin krebse, Sätze aneinanderreihe und mich dabei manchmal selbst überrasche.
Dem Literaturscout Jon Baker zufolge gehören die 665 000 Dollar, die Sie von Ihrem Verlag als Vorschuss erhalten haben, zu den "höchsten Summen für das Debüt eines männlichen Schriftstellers mit einem Thema, das eine männliche Zielgruppe anspricht." Ist Die Kunst des Feldspiels ein "Jungsbuch"? Haben Sie auf ein hauptsächlich männliches Publikum abgezielt?
Chad Harbach: Nein, ich glaube, es wurde von Männern wie Frauen gleich freundlich aufgenommen - wenn überhaupt, habe ich mehr positives Feedback von Leserinnen bekommen. Ich hatte beim Verfassen keine bestimmte Leserschaft vor Augen - tatsächlich hatte ich kaum zu träumen gewagt, dass ich es jemals fertigstellen würde. Ich habe mir oft vorgestellt, wie irgendein Urgroßneffe es nach meinem Tod von meiner Festplatte kratzt und zu redigieren beginnt.
Was war Ihre unmittelbare Reaktion auf die Summe, die Sie schließlich für das Manuskript erhielten?
Chad Harbach: Ich glaube, ich habe eine Siegesfaust geballt. Das meiste, was ich je auf meinem Bankkonto hatte, waren 2000 Dollar gewesen, es war also ein gutes Gefühl.
Glauben Sie, es kann für einen jungen Schriftsteller auch gefährlich sein, mit dem ersten Buch einen solchen Hit zu landen? Verspüren Sie Druck, wenn Sie an Ihre schriftstellerische Zukunft denken?
Chad Harbach: Natürlich geht mit Erwartungen immer ein gewisser Druck einher, und den spüre ich auch - aber ich glaube, der wirklich lähmende Druck lastet auf dem Debütanten. Der unveröffentlichte Autor muss gegen die Gleichgültigkeit der ganzen Welt ankämpfen, gegen seine eigenen Zweifel, gegen die offenkundig miserablen Chancen, dass etwas aus ihm wird - und das alles, während er Tag für Tag seinem nichtschriftstellerischen Tagwerk nachgeht. Eine ziemlich grauenerregende Situation.
Was entgegnen Sie jenen, die Die Kunst des Feldspiels als Great American Novel bezeichnen? War es das, was Ihnen beim Schreiben vorschwebte?
Chad Harbach: Nun ja, Moby-Dick ist die Great American Novel. Aber ich denke, diese Art vom Ambition sollte gewissermaßen am Beginn jedes Romans stehen: "Dies wird das beste Buch aller Zeiten werden, es wird das gefrorene Meer in der Brust eines jeden Lesers aufbrechen, und die Welt wird fortan eine andere sein, für alle, für immer!" Erreichen wird man es nie, aber wenn man es sich nicht zum Ziel setzt, kann man sich auch einfach einen richtigen Job suchen.
Steht Ihnen einer der fünf Protagonisten des Romans besonders nah?
Chad Harbach: Ich neige dazu, die fünf Hauptfiguren als unterschiedliche Teile meiner selbst zu betrachten - wenn man mein Gehirn zu Boden schleuderte und es in fünf Teile zerspränge, erhielte man möglicherweise diese fünf Persönlichkeiten. Ich habe mich ihnen immer gleich nah gefühlt, aber während des Schreibens wurde diese oder jene Figur zeitweise unbegreiflich oder frustrierend für mich.
Wurde Henry nach und nach immer mehr zum Hauptprotagonisten? Ist er es überhaupt?
Chad Harbach: In gewisser Weise wurde Henry immer weniger zum Hauptprotagonisten. Die Geschichte begann mit ihm - ich wollte über einen talentiertenSportler schreiben, der diese psychologische Krise durchlebt. Mit der Zeit nahmen die übrigen Figuren mehr und mehr Raum ein, einerseits, weil ich kein Buch schreiben wollte, in dem es ausschließlich um Baseball ging, und andererseits aufgrund von Henrys Wesen - er ist zu Anfang nicht besonders selbstbewusst oder eloquent. Das ist Absicht. Ich betrachte das Buch als Henrys Bildungsroman - mit fortschreitender Zeit und als Konsequenz der Krise, die er durchleidet, wird er allmählich erwachsen und beginnt, die Welt auf eine komplexere, aufgeklärtere, aber auch beängstigendere Weise zu verstehen. Während er zu Beginn ein reiner Savant ist, versetzt ihn das, was er durchgemacht hat, am Ende des Buches in die Lage, einige dieser Dinge auszudrücken.
Könnte man Henry als Ihr Alter ego betrachten? Haben Ihre eigenen Erfahrungen während der Arbeit am Text und beim Anbieten des Manuskripts noch ihren Weg in das fertige Buch gefunden? Ich denke an die Scouts, die Agenten, die Henry anrufen ...
Chad Harbach: In gewisser Hinsicht könnte man Henry wohl als mein Alter ego bezeichnen. Aber es ist eher so, dass Vorgänge aus dem Buch den Weg in mein Leben gefunden haben - die Szenen mit den Scouts und Agenten schrieb ich Jahre bevor ich je einen Literaturagenten getroffen hatte oder wusste, dass es so etwas wie Literaturscouts überhaupt gibt. Ein älterer Schriftsteller sagte mir einmal: "Alles, was du in deinen Büchern schreibst, wird dir irgendwann einmal selbst widerfahren." Es klingt verrückt, aber ich beginne zu begreifen, was er gemeint hat.
Teilen Sie die Auffassung, dass die Namen einiger Ihrer Figuren als "seltsam" wahrgenommen werden könnten? Haben Sie das Gefühl, das könnte dem Realismus der Geschichte abträglich sein, dem Text eine artifizielle Note verleihen? Sind Westish und die Ereignisse dort überhaupt als realistisches Modell des modernen Lebens auf einem Campus oder gar als pars pro toto für die amerikanische Gesellschaft als Ganzes angelegt?
Chad Harbach: Ich hatte nie vor, die Namen besonders seltsam zu gestalten. Man muss sich doch nur mal die Namen echter Menschen ansehen: Die sind seltsam. Natürlich bin ich der Auffassung, dass Namen in einem Roman auf eine Weise, die sich schwer beschreiben lässt, eine sehr große Rolle spielen - sie tragen zur Grundstimmung bei, sie folgen bestimmten Konventionen oder weichen von ihnen ab, und wie alles andere in einem Buch können sie funktionieren oder eben nicht. Also unterliegen manche dieser Namen wohl ganz bewusst einem gehobenen Register. Andererseits: Henry, Mike, Owen, Ron, Adam, Rick - das ist ziemlich normales Zeug.
Sind Sie, abgesehen vom Baseball, ein Sportfan?
Chad Harbach: Ja. In dem Ort in Wisconsin, wo ich aufwuchs, war Basketball das große Ding - es ist der Sport, den ich am meisten spielte, und der, in dem ich mich am besten auskannte. Tennis, American Football - ich habe immer viel Sport getrieben.
In ein paar Worten, was ist das Ziel der von Ihnen mitbegründeten literarischen Zeitschrift n+1? Haben Sie sich als Gründer zusammengetan, um für etwas oder gegen etwas Bestimmtes anzutreten?
Chad Harbach: Das Ziel von n+1 ist es, Literatur zu begegnen, als wäre sie das Wichtigste auf der Welt - und alle übrigen wichtigen Unternehmungen wie Politik, Ökonomie und Ökologie durch die literarische Linse zu betrachten. Das ist, zumindest in den USA, eine höchst unpopuläre Denkweise - meistens heißt es eher, die Literatur liege in den letzten Zügen, und alles, was wir tun könnten, sei, ihre Hand zu halten und still zuzusehen, wie sie ihr Leben aushaucht.