© Marion Ettlinger
David Foster Wallace
David Foster Wallace wurde 1962 geboren. Er studierte Englisch, Philosophie und Mathematik, begann eine Karriere als Tennisprofi, machte sich aber schließlich einen Namen als einer der einflussreichsten und zugleich innovativsten Autoren seiner Generation. Zuletzt unterrichtete Foster Wallace Creative Writing am Pomona College in Claremont, Kalifornien. Seit langem unter Depressionen leidend, wurde David Foster Wallace am 12. September 2008 in seinem Haus in Kalifornien tot aufgefunden.
Kundenbewertungen
Fazination Tennis
David Foster Wallace spielte in seiner Jugend selbst erfolgreich Tennis. 2006 traf er in Wimbledon das junge Ausnahmetalent Roger Federer zu einem Einzelinterview. Foster Wallace skizziert die Entwicklung im Herrentennis und beschreibt die Faszination von Federers Spiel. Nicht nur für Tennisfans ...
Fazination Tennis
David Foster Wallace spielte in seiner Jugend selbst erfolgreich Tennis. 2006 traf er in Wimbledon das junge Ausnahmetalent Roger Federer zu einem Einzelinterview. Foster Wallace skizziert die Entwicklung im Herrentennis und beschreibt die Faszination von Federers Spiel. Nicht nur für Tennisfans ist die Lektüre ein Genuss, sondern auch Nichttennispieler werden für das Spiel begeistert.
Foster Wallace schreibt rasant wie das Spiel, erklärt die Vorzüge des Livetennis gegenüber einer Fernsehübertragung und wechselt mühelos von den technischen Aspekten des Spiels zur Annäherung und Huldigung an die Persönlichkeit Federers.
Die zweisprachige Ausgabe ist ein besonderer Bonus für die Fans von Foster Wallace.
06.07.2023
Für Kreuzfahrtfans schrecklich ungeeignet. Für alle anderen ein großes Vergnügen, wenn man den geneigt ist, einen journalistischen Artikel im Stil eines Romans zu lesen. Schwarz und bitter, wenn nicht gar zynisch, eine Abhandlung über die Schlechtigkeit der Beispiel des Kreuzfahrttums. Ein großer Spaß, nachdem m...
Für Kreuzfahrtfans schrecklich ungeeignet. Für alle anderen ein großes Vergnügen, wenn man den geneigt ist, einen journalistischen Artikel im Stil eines Romans zu lesen. Schwarz und bitter, wenn nicht gar zynisch, eine Abhandlung über die Schlechtigkeit der Beispiel des Kreuzfahrttums. Ein großer Spaß, nachdem man nie wieder den Wunsch haben wird, seinen nächsten Urlaub auf einer Kreuzfahrt zu verbringen.
Der vielleicht anspruchsvollste und zugleich unterhaltendste Roman aller Zeiten. Extrem komplex und vielschichtig, zutiefst verstörend, saukomisch, tragisch und mitreißend. Es mag eine Mehrheit geben, welche das langweilig findet, aber das ist dann auch nur der eigenen Blödheit geschuldet. Wer wissen will, wie groß...
Der vielleicht anspruchsvollste und zugleich unterhaltendste Roman aller Zeiten. Extrem komplex und vielschichtig, zutiefst verstörend, saukomisch, tragisch und mitreißend. Es mag eine Mehrheit geben, welche das langweilig findet, aber das ist dann auch nur der eigenen Blödheit geschuldet. Wer wissen will, wie großartig Literatur sein kann, muss diesen Roman zumindest einmal versucht haben. Er reicht für Jahre!
Sehr schön geschrieben und mit bildhafter Sprache ausgeschmückt.
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Auf dem Weg zum besseren Menschen
Im exklusiven Club der literarischen Überflieger ist David Foster Wallace mit seinem 1996 veröffentlichten Opus magnum «Unendlicher Spaß» das einzige US-amerikanische Mitglied. Er gilt als der innovativste postmoderne Schriftsteller, und sein voluminöser Roman, ein intellektue...
Auf dem Weg zum besseren Menschen
Im exklusiven Club der literarischen Überflieger ist David Foster Wallace mit seinem 1996 veröffentlichten Opus magnum «Unendlicher Spaß» das einzige US-amerikanische Mitglied. Er gilt als der innovativste postmoderne Schriftsteller, und sein voluminöser Roman, ein intellektuell solitäres Werk der englischsprachigen Literatur, gilt als Meilenstein, Maßstäbe setzend und Horizonte öffnend für die Literatur des neuen Jahrhunderts. Erst 2009 wurde nach sechsjähriger Arbeit auch eine deutsche Übersetzung veröffentlicht, eine Sisyphosarbeit mit mehr als 1500 Buchseiten. Als sein literarisches Vorbild hat der Autor Thomas Pynchon bezeichnet, mich hat diese komplexe Prosa beim ersten Lesen in einigen Aspekten unwillkürlich auch an James Joyce erinnert.
Drogen und Tennis sind die beherrschenden Themen dieses dystopischen Romans, der zeitlich in einer nahen Zukunft angesiedelt ist mit radikalen politischen und sozialen Umwälzungen. Die USA, Kanada und Mexico haben den neuen Staat ONAN gebildet, der den Gregorianischen Kalender abgeschafft hat und das Recht auf die Benennung der Jahre an zahlungskräftige Firmen verkauft. Der überwiegende Teil des Plots ist demzufolge im Jahr der Inkontinenz-Unterwäsche angesiedelt, das folgende Jahr wird das Jahr des Glad-Müllsacks sein. Frankokanadische Separatisten wollen sich der Videokassette «Unendlicher Spaß» als Waffe bedienen, ein Film, der seine Zuschauer schon nach wenigen Minuten unwiderruflich in den Geisteszustand von Kleinkindern versetzt und damit die Amerikaner zu wehrlosen Opfern ihrer unbändigen Konsumgier macht. Zentraler Handlungsort ist die Bostoner Enfield-Tennisakademie und eine nahegelegene Drogenentzugsanstalt. Die beißende Kapitalismuskritik des Autors wird sinnfällig durch seine sarkastische Beschreibung des geisttötenden, medialen Dauerfeuers, unter dem die manipulierten Menschen stehen und auf das sie zumeist hedonistisch einseitig durch extensiven Drogenkonsum reagieren.
Das Absurde ist hier aber nicht nur auf die Handlung selbst beschränkt, der verwegene Schreibstil von David Foster Wallace ergänzt gekonnt den wirren Plot durch eine ironisch eingebrachte Unzahl von Neologismen, Fremdwörtern und äußerst komplizierten Satzgebilden, in die neben vielerlei absurdem Fachjargon auch häufig ordinärer Alltagsslang mit eingebaut ist. All das aber ist in einer geschliffenen, grammatikalisch korrekten, glasklaren Sprache geschrieben und kongenial übersetzt, Chapeau! Leicht lesbar also, wären da nicht die immer wieder ausufernden, überlangen Wortkaskaden mit den ungewohnten, neuartigen Wortgebilden. Außerdem, und das ist typisch für DFW, wird der Lesefluss durch ein umfangreiches Glossar mit nicht weniger als 388 kleingedruckten Anmerkungen gestört, die allein schon 134 Buchseiten füllen, - beim Hin- und Herblättern sind allerdings die doppelten Lesebändchen sehr hilfreich.
Bleibt die Frage zu klären, ob die Lektüre lohnt? Dem ernsthaft literarisch Interessierten sei, allein der eigenen Belesenheit wegen, dieser Roman unbedingt empfohlen, er gehört nun mal zum literarischen Kanon. Was die schiere Textmasse anbelangt, so sei angeraten, in Etappen mit längeren Zwischenpausen zu lesen, wie ich es gemacht habe, - denn egal, wo man das Buch aufschlägt, man ist sofort wieder «drin» in diesem originären Text. Aber auch unvollständiges Lesen ist hier sinnvoll! Denn wer auch nur hundert Seiten davon gelesen hat, ist in jeder Hinsicht bereichert, hat den wichtigsten Roman eines der kreativsten Schriftsteller unserer Zeit kennengelernt und kann durchaus auch mitreden. Nicht zuletzt aber ist dieses satirische Textkonvolut mit viel Humor gewürzt, erheitert immer wieder mit überraschendem Wortwitz und allerlei narrativen Finessen, wird also seinem dem Hamlet entlehnten Titel vollinhaltlich gerecht. Glaubt man dem Feuilleton, ändert man sich als Leser nach «Unendlicher Spaß», wird sogar ein besserer Mensch. Na, wenn das kein Grund ist zum Lesen!
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13.10.2022
Was bewirkt dieser ungewöhnlich lange Titel? Man hat keine Ahnung, um was es geht und wird zum einen automatisch neugierig, wovor hier denn so ambivalent gewarnt werden soll. Also Verlags-Marketing-Strategie?
Zum zweiten drängt sich die Assoziation mit den vielen Flachpass-Ratgebern auf, die tagtäglich den Buchmark...
Was bewirkt dieser ungewöhnlich lange Titel? Man hat keine Ahnung, um was es geht und wird zum einen automatisch neugierig, wovor hier denn so ambivalent gewarnt werden soll. Also Verlags-Marketing-Strategie?
Zum zweiten drängt sich die Assoziation mit den vielen Flachpass-Ratgebern auf, die tagtäglich den Buchmarkt überschwemmen. „Mit 50 Euro um die Welt: Wie ich mit wenig in der Tasche loszog und als reicher Mensch zurückkam“ ist nur ein Beispiel von vielen, bei dem der Rezensent schon für die Erwähnung haushohe mentale Barrikaden überwinden muss. Aber die Parallele drängt sich zumindest auf den ersten Blick auf, da es auch im Buch von David Foster Wallace um das Reisen geht, allerdings um eine völlig andere Sparte - die Kreuzfahrten.
Spätestens seit der Fernsehserie „Das Traumschiff“ boomt diese Urlaubsform auf See und Fluss. Vor Corona waren es alleine in Europa 6,6 Millionen Menschen, die jährlich an Bord gingen, um dort die - ihrer Meinung nach - schönste Zeit des Jahres zu verbringen. Und genau das hat der Autor im Auftrag eines US-amerikanischen Magazins sieben Tage lang auch getan, obwohl er eine überzeugte Landratte mit Neigung zur Seekrankheit ist. Eine Woche lang hat er alles mitgemacht, was das Bordleben für den erholungsbedürftigen Urlauber bereithält – von der Single-Party, zu der nur Paare kommen, über das Tischtennis-Turnier mit zwei Teilnehmern bis hin zum Tontaubenschießen.
Jede Menge Stoff für eine leicht zynisch-arrogante Glosse, eigentlich ein Elfmeter ohne Torwart für fast jeden Journalisten.
Aber wir haben es mit David Foster Wallace zu tun. Sein ganzes Leben lang war der Autor im Zwiestreit mit seiner extensiven Wahrnehmung und der ihn umgebenden Gesellschaft. So wird das Schiff zum Tummelplatz ungebremster Ironie, bereits beginnend damit, das er dessen eigentlichen Namen „Zenit“ im gesamten Buch konsequent in „Nadir“ verballhornt. Obsessiv bis ins Detail (und mit 136 Fußnoten, einem beliebten Stilmittel in vielen seiner Bücher) beschreibt Wallace die für ihn surreale Atmosphäre eines Kreuzschiffes und seine eigenen Reaktionen darauf.
Aus seiner individuellen Vogelperspektive beobachtet er seine amerikanischen Mitpassagiere, die sich der industriellen Verwöhnmaschinerie einer Cruise-Line hingeben und gleichzeitig "mit unterernährten Kindern um den Preis von Halskettchen" feilschen.
Nicht unerwähnt lässt Wallace, dass dieses gedankenlose Sich-Fallenlassen der anderen genau sein Problem ist. Mit seiner Ausprägung an Agoraphopie kann man zum Kreuzfahrer nicht ungeeigneter sein als der Autor. Kein Wunder distanziert er sich von Landgängen, die seiner Einschätzung nach nur für bovine Herdentiere geeignet sind. Stattdessen vergräbt er sich in seiner Kabine, geniesst den Roomservice und philosophiert über die dicken Glasscheiben der Bullaugen und das Hochdruck-Abwassersystem der Klo-Spülung, die anscheinend schon Passagiere hilflos strampelnd, an den „Pobacken angenapft“ in missliche Situationen gebracht hat.
Aber nein, das ist keine oberflächliche Slapstick-Literatur. Das Buch bietet absolut geistreiche Unterhaltung, intelligenten Genuss und viele Stellen zum Schmunzeln. Aber auch viele Impulse zur Selbstreflexion allgemein. Und natürlich zum Thema Kreuzfahrten im Speziellen, wenn man damit ein Thema hat.
Das Buch ist auch ein guter Einstieg in weitere Wallace-Werke. Eine gute Gelegenheit, diesen vielseitigen Autoren kennenzulernen, der neben Jonathan Franzen zu den führenden amerikanischen Schriftstellern der jüngeren Generation gezählt wird, bevor man sich zum Beispiel seinem Mammut-Werk „Unendlicher Spaß“ (ebenfalls ein unglücklicher Titel) zuwendet. Ein Autor, der leider nur 46 Jahre alt wurde, bevor er durch Suizid aus dem Leben schied.
Dieser Roman verändert. Die unzähligen Erzähl- und Assoziationsstränge entsprechen inneren Gedanken- und Gefühlssplittern. Ich habe manchmal den Eindruck, dieses Werk lese mich. Es fasziniert, berauscht, begeistert, verstört, knistert, magnetisiert.
"Ausgezeichnet" ist nicht angemessen - "unique".
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