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Autor im Porträt
David Mitchell
zur AutorenweltToptitel von David Mitchell
Utopia Avenue
Dies ist die Geschichte von Utopia Avenues kurzer, rasanter Reise, von den kleinen Clubs in Soho und den englischen Provinzkäffern ins Land der Verheißung, Amerika - als der technicolorbunte Sommer der Liebe gerade etwas viel Dunklerem weicht. Ein greller Trip ins Land der Träume, der Drogen, des Sex, des Wahnsinns und der Trauer, ein Buch über einen faustischen Pakt für Ruhm und Erfolg, über den Zusammenprall von jugendlichem Aufbruch und trister Spießigkeit.
Doch vor allem ist dies ein gewaltiger Liebesbrief an die Musik der Sixties, an deren Kraft, uns über alle Grenzen hinweg zu verbinden. David Mitchells «Utopia Avenue» ruft eine Zeit voller Träume und Verheißungen zurück, die immer noch nachwirken.
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Slade House
Geh die Slade Alley hinunter- schmal, feucht und leicht zu verfehlen, selbst wenn du sie suchst. Finde das kleine schwarze Eisentor in der Mauer zur Rechten. Keine Klinke, kein Schlüsselloch, aber wenn du es berührst, schwingt es auf. Tritt in den sonnendurchfluteten Garten eines alten Hauses, das dort unpassend wirkt: zu nobel für die schäbige Nachbarschaft, irgendwie zu groß für das Grundstück. Ein Fremder begrüßt dich und führt dich hinein. Zunächst möchtest du gar nicht mehr fort. Dann merkst du, dass du es nicht mehr kannst. Denn alle neun Jahre, am letzten Sonntag im Oktober, wird ein «Gast» ins Slade House eingeladen. Doch warum wurde er oder sie ausgewählt, von wem und zu welchem Zweck? Die Antwort findet sich dort am hinteren Ende des Flurs, oben am Absatz der Treppe.
«Slade House» ist ein raffiniert komponiertes Schauerstück. Und auch eine literarische Hommage an die großen Klassiker der phantastischen Literatur, von «Alice im Wunderland» bis zur «Rocky Horror Picture Show»- ein Buch wie eine Escher'sche Kippfigur, von einem der einfallsreichsten und phantasiebegabtesten Schriftsteller der zeitgenössischen Literatur. Mitchell zaubert bunt und lustvoll und verzaubert damit uns.
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David Mitchell
Mitchell, DavidDavid Mitchell, geboren 1969 in Southport, Lancaster, studierte Literatur an der University of Kent, lebte danach in Sizilien und Japan. Er gehort zu jenen polyglotten britischen Autoren, deren Thema nichts weniger als die ganze Welt ist. Fur sein Werk wurde er u.a. mit dem John-Llewellyn-Rhys-Preis ausgezeichnet, zweimal stand er auf der Booker-Shortlist. 2011 erhielt er den Commonwealth Writers' Prize fur "Die tausend Herbste des Jacob de Zoet", 2015 den World Fantasy Award fur "Die Knochenuhren". Sein Weltbestseller "Der Wolkenatlas" wurde von Tom Tykwer und den Wachowski-Geschwistern verfilmt. David Mitchell lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Clonakilty, Irland.Oldenburg, VolkerVolker Oldenburg lebt als freier Ubersetzer in Hamburg. Er ubersetzte unter anderem David Mitchell, Oscar Wilde, T Cooper undDinaw Mengestu. Fur seine Arbeiten wurde er mehrfach ausgezeichnet.Literaturfestival - Die Knochenuhren
Ein Wahnsinnstrip
Einem gro?en Publikum bekannt wurde David Mitchell mit seinem Roman "Der Wolkenatlas" ("Cloud Atlas"). Tom Tykwer verfilmte das Buch, in dem Mitchell sechs Leben in knapp 1.000 Jahren erzahlt, Science-Fiction inklusive. Mitchell hatte schon bei "Der Wolkenatlas" keine Angst, Genres zu wechseln und lieferte neben Scifi auch noch einen Thriller oder einen Briefroman im Roman. Dinge verschwanden oder wurden kommentarlos fallengelassen, um Jahrzehnte spater irgendwo wieder aufzutauchen ... Das ist auch im neuen Werk von David Mitchell, "Die Knochenuhren", so. Mitchell denkt vermutlich nicht in Kategorien wie "Genrewechsel" - fur ihn existieren die verschiedenen Welten nebeneinander oder alles in einer einzigen Welt ... Ubersinnliche Erfahrungen geschehen, als waren sie selbstverstandlich, Zeitlocher tun sich auf, Tunnel in Parallelwelten offnen sich, Fantasie und Realitat verbinden sich zu einem faszinierenden Roman. Wer als Leser nach einem vielleicht nicht ganz so uberzeugenden Filmerlebnis von "Cloud Atlas" ein bisschen Bammel hat vor einer neuen querverwobenen Geschichte, fur den ist "Die Knochenuhren" der Beweis, wie lassig und…mehr
Ein Wahnsinnstrip
Einem gro?en Publikum bekannt wurde David Mitchell mit seinem Roman "Der Wolkenatlas" ("Cloud Atlas"). Tom Tykwer verfilmte das Buch, in dem Mitchell sechs Leben in knapp 1.000 Jahren erzahlt, Science-Fiction inklusive. Mitchell hatte schon bei "Der Wolkenatlas" keine Angst, Genres zu wechseln und lieferte neben Scifi auch noch einen Thriller oder einen Briefroman im Roman. Dinge verschwanden oder wurden kommentarlos fallengelassen, um Jahrzehnte spater irgendwo wieder aufzutauchen ... Das ist auch im neuen Werk von David Mitchell, "Die Knochenuhren", so. Mitchell denkt vermutlich nicht in Kategorien wie "Genrewechsel" - fur ihn existieren die verschiedenen Welten nebeneinander oder alles in einer einzigen Welt ... Ubersinnliche Erfahrungen geschehen, als waren sie selbstverstandlich, Zeitlocher tun sich auf, Tunnel in Parallelwelten offnen sich, Fantasie und Realitat verbinden sich zu einem faszinierenden Roman. Wer als Leser nach einem vielleicht nicht ganz so uberzeugenden Filmerlebnis von "Cloud Atlas" ein bisschen Bammel hat vor einer neuen querverwobenen Geschichte, fur den ist "Die Knochenuhren" der Beweis, wie lassig und unterhaltsam Mitchell erzahlen kann - und wie gern man diesem literarischen Freigeist auf all seinen Wegen und Abzweigungen folgt. Wir begleiten hier erst einmal die junge Holly Sykes.
"Die Dammerung verfolgt dich, wenn du hindurchgehst."
Sie hort schon immer Stimmen und bekommt nachts Besuch von "Menschen", die au?er ihr niemand sieht. Wir befinden uns im Jahr 1984, "Fear of Music" von den Talking Heads liegt auf dem Plattenteller und Holly ist das Madchen mit den kurzen schwarzen Haaren und dem Quadrophenia-T-Shirt. Ihr Bruder, der kleine Jacko, scheint auch ubersinnlich begabt zu sein. Er zeichnet diabolische Labyrinthe, spricht Satze wie: "Die Dammerung verfolgt dich, wenn du hindurchgehst. Wenn sie dich beruhrt, erlischt dein Leben." Und er wei? genau, was Holly vorhat: abhauen. Das tut sie auch und begegnet auf ihrer Reise erst einmal einer alten Frau. Sie sitzt am Wasser auf einem Steg, bietet Holly Tee im Tausch gegen Asyl an und schreibt Anweisungen "fur jemanden in ferner Zukunft" auf den Steg. Holly halt die Dame fur eine verwirrte Alte, trinkt den Tee und zieht weiter. Sie braucht Geld und erinnert sich an eine Erdbeerfarm in der Gegend. Dort konnte sie vielleicht arbeiten und etwas Geld verdienen. Ein Parchen nimmt sie per Anhalter mit in Richtung Farm und bietet Holly ein Nachtlager an. Doch am Morgen sitzen die beiden im Garten mit Augen, "als waren beide an einer unbekannten Seuche gestorben". Drinnen im Haus verheddert sich die Bob-Dylan-Kassette mitten in "All Along The Watchtower" und Holly entdeckt einen Mann im Sessel an der Ecke.
"Die Realitat schaltet in den Leerlauf. Ich drehe mich um, und jetzt steht er im Durchgang zwischen Wohnzimmer und Kuche. Ich kenne ihn. Die Piranhaaugen, die schwarzen Locken, die gebrochene Nase - es ist der Mann aus dem schaurigen Erlebnis im Tunnel, in dem rautenformigen Raum. Seine Brust hebt sich, als ware er bergauf gerannt. Er herrscht mich an: ?Wer von beiden bist du?'"
Zeitlocher offnen sich, Tunnel fuhren in eine andere Welt ...
Immer wieder tun sich fur Holly mitten in der Realitat Tunnel auf, die in Zeitlocher, andere Realitaten oder Traumwelten fuhren, kurz Einblick gewahren und dann wieder verschwinden, als ware nie etwas gewesen. Der Typ mit den Piranhaaugen jedenfalls faselt etwas davon, dass Holly eine "von den Entkommenen" sei und das Parchen, das nun tot (?) im Garten sitze, seien "zwei sterbende Korperlose", die sich zu Holly gefluchtet hatten. Die Szene entwickelt sich zum Trip, irgendwo tauchen Fetzen alter Prophezeiungen auf, dann spendiert Mitchell Walking-Dead-Zombieeffekte und entlasst uns - verwirrt und fasziniert zugleich - wie seine Heldin auch. Cut.
Weiter geht es im Jahr 1991 mit einer Campus-Geschichte, dann reisen wir weiter und vergnugen uns 2004 mit einem Eheroman. Holly ist mittlerweile mit Ed Brubeck liiert, einem Kriegsreporter. Ab 2015 steigen wir in einen Kunstlerroman ein und danach (ab 2025) tobt sich David Mitchell - wenn wir die Genres bemuhen wollen - mit Fantasy aus. Fantastisch ubrigens! Es endet in einer dusteren postapokalyptischen Szenerie um 2043. Nach dem Kollaps des Klimas hat sich die Welt wieder zuruckentwickelt - Nahrung ist rares Gut, Energie knapp, die Demokratien gibt es nicht mehr und auch das Internet hat irgendwie den Geist aufgegeben.
Eine Reise uber alle Genregrenzen hinweg - durchgeknallt, literarisch, fantastisch
Ein Wahnsinnstrip ist dieses Buch. Wer sich sperrt gegen Seelenwanderungen, Vampire und ewig lebende Horologen, der wird mit "Die Knochenuhren" nicht glucklich werden. Aber wer mit David Mitchell an die Grenzen (und uber sie hinaus) reisen, lesen und denken will, der findet in diesem "Uber-Buch", wie Mitchell es selbst bezeichnet, sehr viele Romane in einem Roman. Durchgeknallt, literarisch, ubersinnlich und dystopisch, emotional und naturlich uber alle Genregrenzen hinweg.