Autor im Porträt
Donna Leon
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Wie die Saat, so die Ernte / Commissario Brunetti Bd.32
Broschiertes Buch
Brunetti will gerade zu Bett, als Vianello ihn hinausruft in die kalte Novembernacht: In einem Kanal ragt eine Hand aus dem Wasser. Die Leiche ist schnell geborgen. Um wen es sich handelt, erfährt der Commissario per Zufall. Doch welche Feinde könnte der Tote gehabt haben? Da er sich ohne Papiere in Italien aufhielt, steht die Polizei ohne Spuren da. Erst als Brunetti tief in die eigene Vergangenheit eintaucht und sich das Italien seiner Studentenzeit vergegenwärtigt, nähert er sich der Lösung.…mehr
Statt 26,00 €****
14,00 €
Feuerprobe / Commissario Brunetti Bd.33
Gebundenes Buch
Scherben auf der Piazza San Marco. Zwei Kinderbanden sind aneinandergeraten, mitten in der Nacht. Während Commissario Griffoni mit weiblichem Gespür herauszubekommen versucht, wie ein Teenager in den Sog eines Flashmobs geraten konnte, nutzt Brunetti seine eigenen Connections. Ja sogar Vice-Questore Patta ist zu allem bereit, um sich und seine Leute vor Vorkommnissen zu schützen, die zumal in einer Touristenstadt wie Venedig nicht willkommen sind.…mehr
26,00 €
© Regine Mosimann, Diogenes Verlag
Donna Leon
Die Erfinderin des "Vendig-Krimis" wurde 1942 in New Jersey geboren. Schon immer schien sie das Fernweh anzutreiben. Als sie 1965 mit einer Freundin auf Italienreise war, beschloss sie, Amerika den Rücken zu kehren und in Perugia und Siena zu studieren. Donna Leon lebt seit dieser Zeit ständig im Ausland. Zunächst arbeitete sie als Reiseleiterin in Rom und als Werbetexterin in London. Später unterrichtete sie an amerikanischen Schulen in der Schweiz, im Iran, in China und in Saudi-Arabien. 1981 beendete sie ihr Nomadenleben und ließ sich in Venedig nieder. In Vicenza hat sie eine Professur für Englische und Amerikanische Literatur inne. Den Auftakt zur legendären Brunetti-Reihe machte "Venezianisches Finale". Seitdem hat Leon jedes Jahr einen Brunetti-Krimi vorgelegt und den Kommissar zu einer der bekanntesten Kriminalfiguren in der Literatur gemacht. Für die ARD wurden bereits mehrere Folgen u. a. mit Joachim Król erfolgreich verfilmt.Das meint die buecher.de-Redaktion: Intelligent, engagiert und präzise sind die Krimis von Donna Leon, sie scheut sich nicht davor, auch aktuelle brisante Themen aufzugreifen.
Medien
Ermittlerporträt Commissario Brunetti
Commissario Guido Brunetti
Keine Frage: Commissario Guido Brunetti ist berühmt und beliebt. Es gibt Kochbücher mit Brunettis Lieblingsrezepten, Brunetti-Stadtpläne, Brunetti-Literaturreisen und "Mit Brunetti durch Venedig"-Touren. Seit die Kriminalromane von Donna Leon vom ZDF auch noch verfilmt wurden - anfangs mit Joachim Król, nun mit Uwe Kockisch - kennen auch Nichtleser den melancholisch-sympathischen Commissario. Warum lieben die Menschen Brunetti so? Vermutlich ist es eine Mischung aus der deutschen immerwährenden Sehnsucht nach Italien, dem Traumschauplatz Venedig und diesem korrekten, aber durchaus komplizierten Charakter Brunettis, der jedoch auch als liebenswerter Familienmensch überzeugt. Jeder findet so ein kleines Stückchen Brunetti in sich selbst - und schließt den Venezianer ins Herz.
Dass Brunetti tapfer gegen den Filz in Venedig und Rest-Italien kämpft, korrupte Kollegen überführt oder Verbrecher dingfest macht, ist zwar sein Job, aber er steht auch treu zu seinen Prinzipien. Und dass er das gute Essen, seine Frau Paola und die beiden Kinder liebt, macht ihn zu einem "Normalo", mit dem wir alle gern befreundet wären. Brunettis…mehr
Commissario Guido Brunetti
Keine Frage: Commissario Guido Brunetti ist berühmt und beliebt. Es gibt Kochbücher mit Brunettis Lieblingsrezepten, Brunetti-Stadtpläne, Brunetti-Literaturreisen und "Mit Brunetti durch Venedig"-Touren. Seit die Kriminalromane von Donna Leon vom ZDF auch noch verfilmt wurden - anfangs mit Joachim Król, nun mit Uwe Kockisch - kennen auch Nichtleser den melancholisch-sympathischen Commissario. Warum lieben die Menschen Brunetti so? Vermutlich ist es eine Mischung aus der deutschen immerwährenden Sehnsucht nach Italien, dem Traumschauplatz Venedig und diesem korrekten, aber durchaus komplizierten Charakter Brunettis, der jedoch auch als liebenswerter Familienmensch überzeugt. Jeder findet so ein kleines Stückchen Brunetti in sich selbst - und schließt den Venezianer ins Herz.
Dass Brunetti tapfer gegen den Filz in Venedig und Rest-Italien kämpft, korrupte Kollegen überführt oder Verbrecher dingfest macht, ist zwar sein Job, aber er steht auch treu zu seinen Prinzipien. Und dass er das gute Essen, seine Frau Paola und die beiden Kinder liebt, macht ihn zu einem "Normalo", mit dem wir alle gern befreundet wären. Brunettis Zurückhaltung gegenüber Paolas alteingesessener und wohlhabender Familie, den Faliers, die manchmal zu einem handfesten Vorbehalt wird, verstehen wir nur allzu gut. Schließlich ist er ein Bürgerlicher und in den Augen von Conte und Contessa Falier nicht gerade der ideale Schwiegersohn.
Ein wenig neidisch sind wir auf Brunettis Arbeitsweg zur Questura, auf dem er bei seiner Lieblingsbar Do Mori an der Rialtobrücke vorbeikommt und einen Kaffee trinkt und an einem Markt vorbeiflaniert - wobei sich natürlich ganz Venedig als Kulisse wunderbar macht. Und wir freuen uns auf die unvermeidlichen Wortgefechte mit dem Vice-Questore Patta, Brunettis Vorgesetztem aus Neapel. Dieser kuscht meist vor irgendeinem Politiker und ist alles andere als korrekt - kein Wunder also, dass sich in Patta Brunettis Antipathie gegen die Süditaliener sozusagen personifiziert. Abgesehen von diesen kleinen Vorbehalten gilt Brunetti aber als sehr kultiviert und feinsinnig, was ihm auch bei seinen psychologischen Ermittlungsmethoden zugutekommt. Er hat eben sehr gute Antennen, was Menschen angeht - und kennt deren Abgründe. Beste Voraussetzungen für einen begnadeten Ermittler - und unseren Lesegenuss. Dazu ein Glas Wein und Seeteufelkoteletts mit Paprikagemüse oder Orecchiette con Amorini - und das Leben wird zum Dolce Vita. Brunetti sei Dank!
Kundenbewertungen
Feuerprobe / Commissario Brunetti Bd.33
Der neue Roman „Feuerprobe“ von Donna Leon ist der dreiunddreißigster Fall für Commissario Brunetti. Es ist jedoch kein üblicher Krimi, in dem Brunetti nach seinen Ermittlungen alle Puzzleteile zusammenfügt, um den Fall am Ende zu lösen. Alles beginnt mit einer Mutprobe zwischen zwei Kinder-Gangs, die mitten in der Nacht aneinandergeraten und anschließend auf der Polizeistation landen.
Diese Prügeleien sind eigentlich kein Fall für Brunetti, der nur verwundert ist, dass der Vorfall auf dem Markusplatz nur beiläufig in der Zeitung erwähnt wird, wo man ansonsten jede noch so kleine Straftat aufplustert. Was könnte dahinter stecken? Während Commissario Griffoni versucht, herauszubekommen, wie ein Teenager in die Bande geraten ist, nutzt Brunetti seine eigenen Verbindungen. Als sie gemeinsam das Umfeld eines Jungen beleuchten und sie weit in die Vergangenheit zurückgehen, zeichnet sich schließlich ein etwaiges Motiv ab. Was führt Dario Monforte − ein ehemaliger Carabinieri, der im Irakkrieg 2003 bei einem Explosionsattentat auf einen italienischen Stützpunkt zwei Kameraden vor dem Feuertod rettete und sich dabei selbst lebensgefährliche Brandverletzungen zuzog − im Schilde? Wovon und von welchen Geschäften lebt dieser allei-nerziehende Vater, der zwar ehrenvoll als „Held“ aus dem Dienst ausschied, seit 20 Jahren? Brunettis Nachforschungen zerlegen nach und nach das Heldenimage. Dazu kommen Dinge ans Tageslicht, die jahrelang im Dunkeln behütet wurden.
Neben dem Kriminalfall beschreibt Donna Leon auch die Veränderungen in der italienischen Gesellschaft und der Lagunenstadt.
Wie die Saat, so die Ernte / Commissario Brunetti Bd.32
Bewertung von Havers am 28.06.2023
Commissario Brunetti ermittelt mittlerweile seit Anfang der neunziger Jahre in Venedig, und, man glaubt es kaum, mit „Wie die Saat, so die Ernte“ ist kürzlich der 32. Band der Reihe erschienen.
November, Business as usual in der Questura. Die üblichen Diebstahlsanzeigen, Vandalismus, Körperverletzungen und langweiligen Verwaltungsaufgaben. Doch dann der Anruf von Vianello, im Canale wurde eine Leiche gefunden. Die Identität klärt sich per Zufall, es ist Inesh Kavinda, ein illegaler Einwanderer aus Sri Lanka, der im Gartenhaus eines ehemaligen Kommilitonen Brunettis lebte, wo er den Garten des heruntergekommenen Palazzos pflegte und kleinere Reparaturen im Haus erledigte. Nichts als Ahnungen und Vermutungen, aber keine konkreten Hinweise auf Täter und Motiv. Wer könnte einen Grund gehabt haben, diesen sympathischen, unauffälligen Mann, als den ihn die Nonnen aus dem angrenzenden Kloster beschreiben, zu töten? Um diese Frage zu beantworten, muss der Commissario sich seinen Erinnerungen stellen, auch wenn diese für ihn schmerzhaft und beschämend sind.
Wer einen rasanten Pageturner erwartet, ist bei Donna Leons Brunetti-Romanen fehl am Platz. Die Krimihandlung gibt wie immer zwar den Rahmen vor, ist aber eher nebensächlich.
Leon nimmt uns mit in das tägliche Leben der Venezianer mit all den negativen Veränderungen, die die Touristenmassen und die von Profitinteressen getriebenen Entscheidungen der Politiker mit sich bringen. Aber es ist nicht nur die Gegenwart, die sie im Blick hat. Sie nimmt uns auch mit in die italienische Vergangenheit und konfrontiert im vorliegenden Fall ihren Protagonisten mit seinen eigenen politischen Aktivitäten Ende der siebziger Jahre, der Bleiernen Zeit der Roten Brigaden. Ein weiteres Puzzlestück, das sie der komplexen Persönlichkeit Brunettis hinzufügt, der weit mehr ist als der verständnisvolle Commissario, der liebenswerte Familienmensch und der belesene Klassikerfan.
Wie immer intelligente Unterhaltung mit einem sympathischen Protagonisten. Eine lesenswerte Ergänzung der Reihe.
Feuerprobe / Commissario Brunetti Bd.33
Donna Leon, Feuerprobe
Diogenes Verlag, gebunden, 26,00 Euro
Ein neues Buch von Donna Leon in die Hand zu bekommen, macht mich immer neugierig. Auch diesmal hat es mich nicht enttäuscht. Nur gibt es diesmal keinen Mord. Dafür aber, wie sonst auch bei einem "Brunetti-Roman", viele mit Bravour geschriebene und beschriebene Charaktere. Allen voran Guido Brunetti selbst (er scheint nie älter zu werden) und eine mit viel Fingerspitzengefühl agierende Commissario Claudia Griffoni. Donna Leon beschreibt feinfühlig Gespräche, die einen selbst zum Nachdenken anregen.
Zwei sogenannte "Babygangs" treffen nachts aufeinander, raufen sich und schlagen eine Schaufensterscheibe ein. Mit diesem Treffen beginnt eine Geschichte über Kinderstraßenbanden, die emotionale Bestätigung und Anerkennung suchen. Das Verständnis für solche Handlungen, für die Beweggründe der Jugendlichen, führt die Commissarios weit in die Geschichte hinein. Ein historisch belegtes Unglück (ich habe es recherchiert) ist der Ausgangspunkt dieser Geschichte.
Donna Leon sagt in einem Interview mit der dpa: "In diesem Buch geht es um mehrere Dinge: Was wir für die Vergangenheit halten, ist nicht unbedingt die Vergangenheit, die war. Es geht auch darum, was in einem Krieg passiert ist. Und um etwas, das zurückkommt, um dich zu verfolgen."
Das Buch webt unterschiedliche Geschichten zusammen. Manche von ihnen bleiben innerhalb der Geschichte abgekapselt vom eigentlichen Erzählstrang stehen. Das stört aber nicht, es zeigt vielmehr die Vielseitigkeit innerhalb dieses Krimis.
Viel Lokalkolorit, wie es bei Brunetti-Romanen üblich ist, keine brutalen Geschichten und feinfühlig erzählte Charaktere machten mir dieses Buch zum Genuss. Ich kann es nur jedem, der literarische Krimis mag, empfehlen.
Feuerprobe / Commissario Brunetti Bd.33
Jugendliche Banden treffen in Venedig aufeinander, verabreden sich zu Flashmobs, prügeln aufeinander ein. Commissario Griffoni wird hinzugezogen und versucht herauszufinden, wie es dazu kommt und warum. Brunetti befragt in diesem Zusammenhang eigene Quellen, zieht Signorina Elettra hinzu und kommt einem Ereignis auf die Spur, das mit dem Vater eines der Jungen zusammenhängt.
»Licht kann man nicht anfassen. Es erlaubt uns, Dinge zu sehen, aber wir sehen es nicht als etwas Eigenständiges: Wir sehen nur die Dinge, die es beleuchtet.« (Seite 266)
Commissario Brunettis dreiunddreißigster Kriminalfall fing interessant, aber sehr gemächlich an, startete anfänglich auch ohne ihn. Tatsächlich passierte auf den ersten über hundert Seiten so wenig, dass ich schon befürchten musste, dass es ereignislos weitergeht, als die Story plötzlich anzog, bekannte Namen auftauchten und eine Komponente hinzukam, die meine volle Aufmerksamkeit erhielt. Ein über zwanzig Jahre zurückliegendes Unglück brachte die Spannung ins Buch, die Ermittlungen überkreuzten sich. Wie üblich präsentierte die Autorin viele Probleme der heutigen Zeit und befasste sich sozialkritisch damit. Dennoch blieb der Roman ein wenig hinter meinen Erwartungen zurück, wenn auch die zweite Hälfte durchaus an frühere Zeiten anknüpfen konnte. Für Fans der Reihe, zu denen ich mich zähle, trotzdem ein lesenswertes Buch, das mich insgesamt gut unterhalten hat.
Feuerprobe / Commissario Brunetti Bd.33
Seit nunmehr über dreißig Jahren lässt uns Donna Leon, ehemals Wahlvenezianerin, aber mittlerweile im schweizerischen Graubünden ansässig, am Leben in Venedig teilhaben. Sie zeigt uns die negativen Veränderungen in Stadt und Gesellschaft, mit denen die Serenissima und ihre Bewohner zu kämpfen haben. Ganz gleich, ob das nun die Kreuzfahrtschiffe, die Touristenmassen, die Umweltsünden, die schleichende Übernahmen des historischen Erbes durch dubiose Investoren oder die behäbigen und nicht selten korrupten Verwaltungsapparate sind, Leon legt den Finger in die zahlreichen Wunden, die diesem Kleinod und seinen Bewohnern über die Jahre zugefügt wurden.
In „Feuerprobe“, Band 33 der Reihe, stehen Brunetti, Griffoni und Kollegen vor einer neuen Herausforderung. Rivalisierende Jugendbanden machen Venedig unsicher. Ohne besonderen Anlass, lediglich getrieben von Langeweile, Frust und der Freude an der Gewalt, verabreden sie Treffpunkte, um ihre Kräfte in testosterongeschwängerten Auseinandersetzungen zu messen.
Dies ist allerdings nur der Ausgangspunkt, der berühmte Stein, der ins Wasser geworfen wird, immer größere Kreise zieht und zurück ins Jahr 2003 führt, als bei einem Attentat im irakischen Nassiriyah 19 Italiener, Angehörige der MSU Carabinieri, getötet wurden. Einer der Überlebenden wurde von Medien und Öffentlichkeit zum Helden erklärt, aber von offizieller Seite nie mit einem Orden ausgezeichnet.
Ein weiterer, zeitgleicher Handlungsstrang thematisiert das krimineller Verhalten einer Gruppe italienischer Einsatzkräfte während des Krieges im Irak, die skrupellos wertvolle Artefakte aus dem Land schmuggelten und zu Höchstpreisen an Kunstliebhaber in der Heimat verkauften. Einer dieser Sammler ist Enzo Bocchese, ein Kollege von Brunetti, Er wird in seiner Wohnung überfallen, wobei er nicht nur körperlich attackiert wird, sondern der Täter auch noch einen Großteil seiner Beutekunst-Sammlung zerstört.
Die Verbindung zwischen diesen verschiedenen Handlungssträngen, die einmal mehr sowohl Brunettis als auch Griffonis Verständnis von Recht und Gerechtigkeit auf die Probe stellen, sind zwei Mitglieder der Baby-Gangs. Der eine ein Mitläufer, Sohn des „Helden von Nassiriyah“ und voller Bewunderung für seinen Vater, der andere der Anführer der Rivalen, ein gewalttätiger Dummkopf, der im gleichen Haus wie Brunettis Kollege wohnt.
Interessante Szenarien, aber dennoch fehlt etwas. Donna Leon führt uns zwar wie immer souverän durch die unterschiedlichen Handlungsstränge, geht aber diesmal aufgrund der Themenvielfalt weniger als gewohnt in die Tiefe. Und auch die reflektierenden Gespräche zwischen Guido und Paola bleiben diesmal weitgehend außen vor. Wie auch Vianello, der im wohlverdienten Urlaub entspannt. Signora Elettra und der Vice Questore tauchen nur am Rand auf, dafür rückt Claudia Griffoni interessanterweise mehr ins Zentrum, bleibt aber wie meist eher blass. Spielt die Autorin etwa mit dem Gedanken, den Staffelstab weiterzureichen? Ich hoffe nicht.
Wie die Saat, so die Ernte / Commissario Brunetti Bd.32
Eine Leiche wird in einem Kanal gefunden, Brunetti stellt erstaunt fest, dass er den Mann vor kurzem zufällig getroffen hat. Der Umstand, dass der Tote sich ohne Papiere in Italien aufgehalten hat, erschwert die Ermittlungen. Erst die Durchsuchung des Häuschens, in dem der Mann lebte, bringt erste Erfolge, die weit in die Vergangenheit hineinreichen.
Beim vorliegenden Buch handelt es sich bereits um den zweiunddreißigsten Fall von Commissario Guido Brunetti und für mich, wie ich zu meinem Bedauern feststellen musste, um das schwächste Werk dieser großartigen Reihe. Bevor irgendetwas geschah, waren hundert Seiten gelesen, aber auch dann passierte nichts, was auch nur annähernd eine Spannung erzeugt hätte. Die Autorin verstrickte sich wiederholt in seitenlange Ausführungen zu Kunst und Geschichte, bevor es dann so politisch wurde, dass ich nicht mehr folgen konnte. Ehrlich gesagt habe ich die Zusammenhänge nicht vollständig begriffen, obwohl ich die Auflösung zum Glück verstanden habe. Die einzigen Lichtblicke waren für mich die Passagen Brunettis Arbeitsstelle und Familie betreffend, der Umgang der Kolleginnen und Kollegen sowie der Familienmitglieder miteinander und der Zusammenhalt erwärmen immer wieder mein Herz. Diese Abschnitte haben mir Freude und mich auch das ein oder andere Mal wiederholt zum Schmunzeln gebracht. Der feine Humor ist einfach toll.
Als Fazit bleibt zu sagen, dass dieses Buch thematisch wahrlich kein Vergnügen für mich war, allerdings darf eine Buchreihe nach so vielen großartigen Bänden auch einmal etwas schwächeln. Zum ersten Mal gibt es von mir keine volle Punktzahl, sondern die goldene Mitte. Für Fans der Buchserie aber ist und bleibt auch das vorliegende Buch ein Muss.
Feuerprobe / Commissario Brunetti Bd.33
Donna Leon bringt uns nunmehr den dreiunddreißigsten „Brunetti“ in den Lesesessel. Es gab bisher extrem gute aber auch mal recht „ruhige“ Fälle rund um und mit Guido Brunetti und seiner Helferlein. Wie ist also nun der dreiunddreißigste Fall zu bewerten? Ich muss gestehen, als großer Fan der Reihe sage ich klar und deutlich: dieser Fall war blaß und langweilig und auch etwas verwunderlich. Leon begeistert nach wie vor mit aktuellen Themen die nicht nur Venedig sondern die ganze Welt beschäftigen, aber dennoch erwartet der Leser den Commissario Guido Brunetti in gewohnter Manier. Für meine Begriffe blieb Brunetti dieses Mal nur leider viel zu blaß beleuchtet. Commissario Griffoni übernahm hier den Löwenanteil der Geschichte und ja, das liess mich mehr als verwundert zurück und ja, ich bin enttäuscht darüber. Brunetti bekommt natürlich seine Auftritte aber dieser Fall ist irgendwie anders als die anderen Bände der Autorin. Ich gebe zu, Brunetti hier in seiner alten Manier vermisst zu haben. Es fehlten einfach die typischen Gewohnheiten und stattdessen trat Griffoni in den Mittelpunkt des Geschehens. Auch wenn die treue Leserschaft sie bereits kennt, so erwartet man doch unseren typischen Guido Brunetti und das venezianische Flair, welches er ganz besonders um sich her treibt. Brunetti hat diesen besonderen Venedig-Zauber um sich, den Leon über all die Jahrzehnte so gekonnt gestrickt hat und den ihre Leserschaft so verehrt. Dass Brunetti nicht ewig ermitteln kann, ist selbstredend aber einen möglichen Staffelstabwechsel habe ich mir etwas anders für ihn vorgestellt. Hoffen wir also auf ein Neues! 3 gute Sterne hierfür!
Ein Leben in Geschichten
Wenn man die Bücher von Donna Leon zur Hand nimmt, taucht man ab in das Leben von Commissario Brunetti. Ich habe viele Bücher von Donna Leon gelesen und ihren Commissario gern verfolgt.
In diesem Buch erfährt man etwas mehr von der Autorin. In "Ein Leben in Geschichten" erzählt sie aus ihren Leben. Unterhaltsame und abenteuerliche Anekdoten von ihren vielen Stationen in den unterschiedlichsten Ländern. Obwohl die kurzen Geschichten aus ihrem Leben sind, hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass man trotzdem nicht wirklich nah an sie herankommt. Sie lässt nur kleine Einblicke zu und bleibt bei ihren Erzählungen eher an der Oberfläche. Die höfliche Distanziertheit, die sie bei öffentlichen Auftritten hat, behält sie auch in ihren geschriebenen Geschichten bei.
Wer von ihr Interviews gelesen oder gehört hat, wird auf einige bekannte Geschichten stoßen, die sie immer wieder erzählt. Leider wiederholt sie sich sogar innerhalb der Geschichten im Buch, was mich beim Lesen etwas irritiert hat.
Ich hatte etwas mehr Tiefe und Einblicke in ihr Schaffen und in ihre Gefühlswelt erhofft. So bleibt es leider sehr oberflächlich und mit wenig neuen Einblicken
Ein Leben in Geschichten
Bewertung von Havers am 03.10.2022
Kürzlich erschien anlässlich des 80. Geburtstags von Donna Leon das schmale Bändchen „Ein Leben in Geschichten“, in dem die Autorin der Venedig-Krimis mit Commissario Brunetti in meist kurzen Erinnerungen ihr Leben Revue passieren lässt. Allerdings erfährt man wenig Neues, denn der Großteil der Texte (22 von 30) wurde in der Vergangenheit bereits in anderen Publikationen veröffentlicht, ist also eher ein Recycling-Projekt
Vier Einteilungen gliedern die Erinnerungen stellen die jeweiligen Lebensabschnitte der Schriftstellerin vor. In „Amerika“ geht es im Wesentlichen um ihre Herkunft, Kindheit, Jugend und Familie. „On the road“ beschreibt ihre Aufenthalte in den verschiedenen Ländern, in denen sie gelebt und gearbeitet hat. In „Italien“ nimmt sie uns mit in ihre geliebte Wahlheimat Venedig, deren tiefgreifende Veränderungen für sie nicht mehr zu ertragen waren, sodass sie die Stadt verließ und ihren Lebensmittelpunkt in die Schweiz verlegte. „In den Bergen“ schließlich könnte man als den Schlusspunkt der Reisen Leons betrachten, die, die sich selbst als rastlos bezeichnet. Sie ist angekommen, lebt jetzt auf einem Bauernhof im Val Müstair in Graubünden und besitzt seit 2020 die Schweizer Staatsbürgerschaft.
Die Geschichten spiegeln den Eindruck wieder, den man hat, wenn man Interviews mit der Autorin kennt. Allzu Persönliches spart sie aus, bleibt vage, höflich zurückhaltend, vermeidet Bewertungen. Lediglich in den Rückblicken auf ihre Aufenthalte in China und Saudi-Arabien (im Rahmen von Lehrtätigkeiten) lässt sie sich zu emotionalen Aussagen hinreißen und kritisiert die starren, rigiden Regeln dieser Länder im Umgang mit den ausländischen Gästen.
190 Seiten, die keine neuen Erkenntnisse bieten, sondern Altbekanntes wieder aufwärmen. Für mich ein enttäuschendes, ein überflüssiges Buch, dessen Informationsgehalt für mich gegen Null tendiert und lediglich für Fans interessant sein könnte, die sich noch nie mit dem persönlichen Hintergrund der Autorin auseinandergesetzt haben.
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