Autor im Porträt
Doris Wirth
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Findet mich
Gebundenes Buch
Krawatte, Dienstgrad, Feierabendbier: Es könnte immer so weiter gehen. Doch Erwin, Mittfünfziger, Familienvater, bricht aus. Einst ein Freigeist, stürzter sich nach Jahrzehnten wieder in ein wildes, ungebundenes Abenteuerleben. Er taucht unter, flieht in die Natur, gilt bald als vermisst. Findet mich zeichnet das Psychogramm eines Mannes, dem letztlich eine Psychose diagnostiziert wird und dessen Familie ihn nicht mehr wiedererkennt. Doris Wirth erzählt diese Geschichte als Langzeitporträt, das wechselnde Perspektiven einnimmt; sie blendet zurück in die Vergangenheit von Erwins Ehe, in die sozialen Umstände der Familiengründung und die Reaktionen der in diesen Verhältnissen aufwachsenden Kinder. Findet mich ist ein packendes Romandebüt, das nach den Auswirkungen der Selbstdefinition über Leistung und Arbeit fragt und Zwänge und Begrenzungen in unserer Gesellschaft aufzeigt.…mehr
30,00 €
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Doris Wirth
Doris Wirth wurde 1982 in Kelheim geboren. Sie studierte in Regensburg Germanistik, Politikwissenschaft und Soziologie und arbeitet seit Abschluss ihres Studiums in Regensburg als Lektorin und Autorin. Doris Wirth schrieb bereits mehrere Sachbücher und Kurzgeschichten. "Die Bucht des Vergessens" ist ihr erster RomanKundenbewertungen
Findet mich
Brillant inszenierte Familiengeschichte. Und wie sich Psychosen auswirken können.
Es hätte schön sein können für den Rest ihres Lebens. Harmonisch, erfolgreich, gut situiert. Theoretisch. Doch das Leben spielt auf seiner unendlichen Klaviatur so manche Misstöne, die das Lied vom Dolce Vita in gesellschaftlichen Disharmonien verwandelt. Liegt es an den einzelnen Personen? Angeboren? Oder verrückt der Druck der Umwelt die Denkweise von so manchem Zeitgenossen?
Erwin und Maria haben sich gefunden, verliebt, eine Familie gegründet. Sie wohnen im Großraum Zürich, die Kinder Lukas und Florence wachsen behütet auf, stürzen in die Pubertät und bringen damit auch das Familiengefüge ins Wanken. Während Maria stets versucht, den Weg der Liebe zu gehen, wird Erwin immer unbeherrschter. Wutausbrüche seinen Kindern gegenüber sind nur der Anfang. Florence verfällt in die Bulimie und leidet jahrelang daran. Lukas geht und findet andere Wege, beginnt zu kiffen.
Mit Erwins Jobs und Selbständigkeit läuft es nicht mehr gut. Sein Vater war ihm nie ein Halt. Im Gegenteil, was auch Erwin machte, er bekam nie die Anerkennung, die er sich wünschte.
Mit Mitte Fünfzig geht es dann so richtig rapide bergab. Erwin, der ein Freigeist war, bricht aus dem Gefüge aus. Sein Realitätsverlust läuft Amok und lässt ihn in die Natur flüchten, fort von allem. In seinen Hirngespinsten malt er sich die schönsten Situationen aus, wie er in und mit der Natur lebt, keinerlei Zivilisation mehr benötigt. Er verschwindet, hinterlässt ein paar wenige Spuren, denn schließlich ist es ein Spiel. Er möchte, dass er gesucht wird. Er will, dass die, die ihn immer noch lieben, leiden. Doch viel Liebe von seinen Kindern gibt es nicht mehr – die hat er sich mit Geltungs- und Kontrollzwang verscherzt.
Erwin sieht sich als Opfer, was in gewissem Maße stimmen mag. Aber vor allem ist er Täter. Durch seine von je her sehr bestimmende Art hat er Mauern um sich gebaut. Denn er ist es doch, der das Geld nach Hause bringt, mühsam erwirtschaftet. Dann können die anderen doch spuren und nach seiner Pfeife tanzen. Besonders seine Kinder. Überhaupt dann, wenn deren Motivation zur häuslichen Mithilfe wieder mal etwas schwankt.
S.173: „Die Antwort lautet stets: nein. Nein, sie [Anm.: Florence] hat nicht genug getan. Was sie auch macht, wie sie sich auch Mühe gibt: Es reicht nicht. Es ist nicht genug. Nein, sie ist nicht genug.“
Erwin, der sich vieles erlauben darf, auch Seitensprünge, denn das läge einfach in seiner Natur, gewährt anderen kaum einen Millimeter persönliche Freiheit. Es kommt, wie es kommen muss und eskaliert eines Tages.
Sprachgewaltig erzählt Doris Wirth diese Familiengeschichte. Die erzählende Gegenwart ist Erwins „Flucht“. In Rückblenden wird die Familienchronik peu a peu aufgearbeitet. Man bekommt ein sehr deutliches Bild der handelnden Personen, lernt die Familie kennen. Man lebt und leidet mit ihr, spielt alle Facetten des täglichen Lebens mit ihr durch.
Erwins Psychose wächst und wächst, seine verbale Gewalt manifestiert sich auf andere Art. Sein Umfeld hat Angst vor ihm.
S.276: „ ...Florence sieht die Scheinwerfer über ihre Wand kriechen. Jedes Mal schlägt sie die Augen auf und hält still. […] Was, wenn er kommt und sie findet? Sie weiß nicht, wozu er fähig ist im Moment.“
Es stellt sich vermehrt die Frage nach den Ursachen für diese psychische Erkrankung. Gesellschaftlicher Druck? Arbeit? Leistungserwartung? Oder einfach von Haus aus ein paar Synapsen zu locker?
Virtuos leitet uns die Autorin durch diese Fragen, packt sie sehr geschickt in die Familiengeschichte ein und verwebt sie zu einem spannenden, äußerst gut und angenehm zu lesenden Roman. Ganz große Leseempfehlung.
Findet mich
Bewertung von yellowdog am 31.08.2024
Psychogramm einer Familie
Der Roman zeigt eine Familie. Erwin, Maria und die beiden Kinder Lukas und Florence.
Sie leben ein bürgerliches Leben, bis der Vater im Alter von Mitte 50 daraus ausbricht. Es ist aber keine Befreiung sondern der Beginn einer psychischen Erkrankung.
Sein Weg durch die Wildnis stellt einen Höhepunkt des Romans dar.
Aber alle Figuren bekommen ihre Passagen.
Die Qualität des Buches besteht aus der Form und dem Ton, den die Autorin Doris Wirth findet. Und dann fügt sie noch eine stark psychologische Note hinzu.
Findet mich
Manchmal schreibst du einen Kommentar. Dann verschwindet er und dann rufst du: "Findet mich!"
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