© Gina Brown
Ethan Cross
Ethan Cross ist das Pseudonym eines amerikanischen Autors, der mit seiner Frau und zwei Töchtern in Illinois lebt. International bekannt wurde er mit seinen Thrillern um den Serienkiller Francis Ackerman junior. Nun gönnt er diesem eine Pause und widmet sich in Spectrum einem neuen Helden: dem genialen wie wunderlichen FBI-Berater August Burke.
"Racheopfer" von Ethan Cross
Mit Francis Ackerman junior hat der amerikanische Autor Ethan Cross einen der kaltblütigsten Serienkiller der Krimigeschichte erschaffen und seinen Lesern Band für Band kalte Schauer über den Rücken gejagt. "Racheopfer" ist ein weiteres dieser Bücher. Als vergleichsweise kurzes Prequel zu den erfolgreichen Ackerman-Wälzern ist es sowohl ein empfehlenswerter Einstieg für Nichteingeweihte als auch schnell verschlungener Nachschlag für Ackerman-Allesfresser.
Zu Beginn der Ackerman-Serie "Ich bin die Nacht" wird…mehr
Mit Francis Ackerman junior hat der amerikanische Autor Ethan Cross einen der kaltblütigsten Serienkiller der Krimigeschichte erschaffen und seinen Lesern Band für Band kalte Schauer über den Rücken gejagt. "Racheopfer" ist ein weiteres dieser Bücher. Als vergleichsweise kurzes Prequel zu den erfolgreichen Ackerman-Wälzern ist es sowohl ein empfehlenswerter Einstieg für Nichteingeweihte als auch schnell verschlungener Nachschlag für Ackerman-Allesfresser.
Zu Beginn der Ackerman-Serie "Ich bin die Nacht" wird…mehr
"Racheopfer" von Ethan Cross
Mit Francis Ackerman junior hat der amerikanische Autor Ethan Cross einen der kaltblütigsten Serienkiller der Krimigeschichte erschaffen und seinen Lesern Band für Band kalte Schauer über den Rücken gejagt. "Racheopfer" ist ein weiteres dieser Bücher. Als vergleichsweise kurzes Prequel zu den erfolgreichen Ackerman-Wälzern ist es sowohl ein empfehlenswerter Einstieg für Nichteingeweihte als auch schnell verschlungener Nachschlag für Ackerman-Allesfresser.
Zu Beginn der Ackerman-Serie "Ich bin die Nacht" wird nur am Rande erwähnt, dass Francis Ackerman junior aus einer Hochsicherheitseinrichtung für gemeingefährliche psychisch Kranke ausgebrochen ist. Genaueres dazu war bisher nicht bekannt. Mit "Racheopfer" ändert sich das. Cross erzählt ebenjene Ausbruchsgeschichte und lässt Fans in die Vorgeschichte der Shepherd-Bücher eintauchen. Damit erweitert er den schrecklich faszinierenden Ackerman-Kosmos einmal mehr um fesselnde Seiten und fächert seinen Hauptcharakter psychologisch weiter auf.
Cross enthüllt dabei bis dato im Dunkeln gebliebene Details aus Ackermans Jugend. Durch die Experimente seines Vaters traumatisiert, war er schon als Teenager zu besonders brutalen Verbrechen fähig, aber - auf seine sehr verzerrte Art - seltsamerweise auch zu so etwas wie jugendlichem Verliebtsein, wie wir erfahren. Deshalb ließ er einst ein etwa gleichaltriges Mädchen am Leben, dessen Familie er vor dessen Augen grundlos abschlachtete.
In "Racheopfer" kehrt dieses Mädchen als Dr. Jennifer Kelly zurück. Sie steht, neben Ackerman, im Mittelpunkt dieser Episode. Traumatisiert von dem Verbrechen an ihrer Familie, sinnt sie seitdem auf Rache. Und aus guten Gründen sieht sie in "Racheopfer" den Tag gekommen, an dem sich ihre lebenslange Hoffnung auf Vergeltung erfüllen könnte.
Kelly hat sich inzwischen unter falscher Identität ins Team von Dr. Stewart Kendrick emporgearbeitet. Der Direktor der psychiatrischen Klinik Cedar Mill ist dabei, revolutionäre Ansätze zur Heilung von Gewalttätern zu entwickeln. Alles, was ihm zum Abschluss seiner Forschungen fehlt, ist die Erprobung vielversprechender neuer Methoden an wirklich harten Fällen. Um nicht zu sagen, am härtesten Fall: Francis Ackerman. So treffen er und Kelly erneut aufeinander.
Man ahnt, dass dies ein verhängnisvolles Vorhaben ist. Ackerman ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Intelligenzbestie, die nicht nur angstfrei mordet, sondern auch kleinste Fehler im System effektiv auszunutzen weiß. Jennifer, getrieben von dem Wunsch, Ackerman umzubringen, ist so ein Fehler. Mit nichts als dem alten Revolver in der Tasche, mit dem Ackerman ihr einst eine Wunde zufügte, deren Narbe noch heute zu sehen ist, begibt sie sich auf einen verhängnisvollen Alleingang.
Dieser soll nicht plangemäß enden. Ackerman kann entwischen und pflastert seinen Weg wie üblich mit Leichen. In den unter Wasser stehenden dunklen Kellergewölben einesungenutzten Kliniktraktes kommt es zu einem mörderischen Showdown. Dabei treffen Ackerman und Jennifer nochmals aufeinander. Lässt er sie, anders als die titelgebenden "Racheopfer", auch dieses Mal aus seinem teuflischen Spiel entkommen?
Mit Francis Ackerman junior hat der amerikanische Autor Ethan Cross einen der kaltblütigsten Serienkiller der Krimigeschichte erschaffen und seinen Lesern Band für Band kalte Schauer über den Rücken gejagt. "Racheopfer" ist ein weiteres dieser Bücher. Als vergleichsweise kurzes Prequel zu den erfolgreichen Ackerman-Wälzern ist es sowohl ein empfehlenswerter Einstieg für Nichteingeweihte als auch schnell verschlungener Nachschlag für Ackerman-Allesfresser.
Zu Beginn der Ackerman-Serie "Ich bin die Nacht" wird nur am Rande erwähnt, dass Francis Ackerman junior aus einer Hochsicherheitseinrichtung für gemeingefährliche psychisch Kranke ausgebrochen ist. Genaueres dazu war bisher nicht bekannt. Mit "Racheopfer" ändert sich das. Cross erzählt ebenjene Ausbruchsgeschichte und lässt Fans in die Vorgeschichte der Shepherd-Bücher eintauchen. Damit erweitert er den schrecklich faszinierenden Ackerman-Kosmos einmal mehr um fesselnde Seiten und fächert seinen Hauptcharakter psychologisch weiter auf.
Cross enthüllt dabei bis dato im Dunkeln gebliebene Details aus Ackermans Jugend. Durch die Experimente seines Vaters traumatisiert, war er schon als Teenager zu besonders brutalen Verbrechen fähig, aber - auf seine sehr verzerrte Art - seltsamerweise auch zu so etwas wie jugendlichem Verliebtsein, wie wir erfahren. Deshalb ließ er einst ein etwa gleichaltriges Mädchen am Leben, dessen Familie er vor dessen Augen grundlos abschlachtete.
In "Racheopfer" kehrt dieses Mädchen als Dr. Jennifer Kelly zurück. Sie steht, neben Ackerman, im Mittelpunkt dieser Episode. Traumatisiert von dem Verbrechen an ihrer Familie, sinnt sie seitdem auf Rache. Und aus guten Gründen sieht sie in "Racheopfer" den Tag gekommen, an dem sich ihre lebenslange Hoffnung auf Vergeltung erfüllen könnte.
Kelly hat sich inzwischen unter falscher Identität ins Team von Dr. Stewart Kendrick emporgearbeitet. Der Direktor der psychiatrischen Klinik Cedar Mill ist dabei, revolutionäre Ansätze zur Heilung von Gewalttätern zu entwickeln. Alles, was ihm zum Abschluss seiner Forschungen fehlt, ist die Erprobung vielversprechender neuer Methoden an wirklich harten Fällen. Um nicht zu sagen, am härtesten Fall: Francis Ackerman. So treffen er und Kelly erneut aufeinander.
Man ahnt, dass dies ein verhängnisvolles Vorhaben ist. Ackerman ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Intelligenzbestie, die nicht nur angstfrei mordet, sondern auch kleinste Fehler im System effektiv auszunutzen weiß. Jennifer, getrieben von dem Wunsch, Ackerman umzubringen, ist so ein Fehler. Mit nichts als dem alten Revolver in der Tasche, mit dem Ackerman ihr einst eine Wunde zufügte, deren Narbe noch heute zu sehen ist, begibt sie sich auf einen verhängnisvollen Alleingang.
Dieser soll nicht plangemäß enden. Ackerman kann entwischen und pflastert seinen Weg wie üblich mit Leichen. In den unter Wasser stehenden dunklen Kellergewölben einesungenutzten Kliniktraktes kommt es zu einem mörderischen Showdown. Dabei treffen Ackerman und Jennifer nochmals aufeinander. Lässt er sie, anders als die titelgebenden "Racheopfer", auch dieses Mal aus seinem teuflischen Spiel entkommen?
Interview mit Ethan Cross zu "Racheopfer"
Herr Cross, warum haben Sie sich entschieden, ein Prequel zu Ihrer Serie um Francis Ackerman junior zu schreiben?
Ethan Cross: Jede Erzählung nimmt ihren Anfang mit einer gewissen Hintergrundgeschichte der Charaktere, die im Lauf der Handlung enthüllt wird. Als Autor und derjenige, der diese Hintergrundgeschichte kreiert, muss ich sagen, dass nur ein kleiner Teil meiner Ideen und der Dinge, die ich über diese Figuren lerne, jemals preisgegeben wird. Was ins Buch kommt, ist nur die Spitze des Eisbergs.…mehr
Herr Cross, warum haben Sie sich entschieden, ein Prequel zu Ihrer Serie um Francis Ackerman junior zu schreiben?
Ethan Cross: Jede Erzählung nimmt ihren Anfang mit einer gewissen Hintergrundgeschichte der Charaktere, die im Lauf der Handlung enthüllt wird. Als Autor und derjenige, der diese Hintergrundgeschichte kreiert, muss ich sagen, dass nur ein kleiner Teil meiner Ideen und der Dinge, die ich über diese Figuren lerne, jemals preisgegeben wird. Was ins Buch kommt, ist nur die Spitze des Eisbergs.…mehr
Interview mit Ethan Cross zu "Racheopfer"
Herr Cross, warum haben Sie sich entschieden, ein Prequel zu Ihrer Serie um Francis Ackerman junior zu schreiben?
Ethan Cross: Jede Erzählung nimmt ihren Anfang mit einer gewissen Hintergrundgeschichte der Charaktere, die im Lauf der Handlung enthüllt wird. Als Autor und derjenige, der diese Hintergrundgeschichte kreiert, muss ich sagen, dass nur ein kleiner Teil meiner Ideen und der Dinge, die ich über diese Figuren lerne, jemals preisgegeben wird. Was ins Buch kommt, ist nur die Spitze des Eisbergs. Vieles, was es über diese Figuren zu sagen gibt und der Großteil der Recherche des Autors bleiben verborgen. Das ist aber auch das Tolle daran, eine Serie mit denselben Charakteren zu schreiben: Wir können immer tiefer gehen und herausfinden, was unter der Oberfläche schlummert. "Ich bin die Rache" beginnt, als Ackerman auf freiem Fuß ist. Es wird lediglich kurz erwähnt, dass er aus einer Hochsicherheitseinrichtung für psychisch Kranke geflohen ist. Zu erzählen, wie das passiert ist, erschien mir eine interessante Geschichte und eine Gelegenheit, tiefer in Ackermans Vergangenheit einzutauchen.
"Racheopfer" spielt sich nun in dieser psychiatrischen Klinik ab. Warum fasziniert uns diese klassische Kulisse in der Kriminalliteratur so sehr?
Ethan Cross: Irrenanstalten haben ihren erschreckenden Ruf. Man denkt an dunkle, schmutzige Orte, erfüllt vom Gejammer und den Tiraden solcher Menschen, die zu gefährlich oder wahnsinnig sind, um in Gefängnisse zu dürfen. In früheren Zeiten waren Lobotomien und andere physisch invasive Methoden an der Tagesordnung. Heute werden Medikamente verabreicht, aber die Ergebnisse sind die gleichen. Abgesehen von der erschreckenden Vorstellung, in einem Irrenhaus eingesperrt zu werden, kommt der Notstand bei der Versorgung psychisch Kranker in den USA hinzu. Die staatlichen psychiatrischen Einrichtungen beherbergen 45.000 Patienten. Das ist weniger als ein Zehntel der Patientenanzahl von 1955. Rechnet man die Verdoppelung der US-Bevölkerung hinzu, ist das ein Rückgang um 95 Prozent. Die Strukturen für die Versorgung psychisch Kranker erodieren massiv. Noch existierende Einrichtungen sind furchteinflößende Orte, an denen gruselige Dinge geschehen sind und gruselige Menschen gelebt haben und oft auch starben. Die Geschichten schreiben sich dort quasi selbst.
Ackerman jr. ist selbst das Ergebnis grausamer Experimente seines Vaters. Das ruft Empathie hervor. Haben Sie Mitleid mit ihm? Oder empfinden Sie gar Sympathie?
Ethan Cross: Francis Ackerman jr. ist auf jeden Fall die von meinen Lesern am häufigsten kommentierte Figur. Damit Lesern eine Figur nahegeht, muss sich ihr zuerst der Autor verbunden fühlen, das ist der Schlüssel zum Schreiben guter Charaktere, glaube ich. So seltsam es klingt, ich liebe Ackerman. Er ist ein vielschichtiger Charakter, der mehr Schmerzen ertragen hat, als irgendjemand aushalten könnte, undtrotz allem gibt es einen Teil seiner Persönlichkeit, der über sich hinauswachsen möchte. Er möchte ein netter Junge sein, aber seine verzerrte Wahrnehmung der Welt und sein Appetit auf Schmerzen machen das unmöglich. Die Idee zu Ackerman kam mir während Recherchen zu Serienmördern und Erklärungsversuchen bezüglich ihrer Psyche, die Veranlagung gegenüber Umwelteinflüssen abwägen. Ich dachte darüber nach, was vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen die Ergebnisse wären, wenn man Auswirkungen von Schmerz und Traumatisierung von Kindern untersuchen und messen könnte. Natürlich ist das ein fiktives Szenario. Denn wer bei Verstand würde ein Kind jemals solchen Schrecken aussetzen? Was aber, wenn jemand nicht bei Verstand ist? Was, wenn ein durchgeknallter Psychologe sich doch zu solchen Experimenten an seinem eigenen Kind entschließen würde? So wurde Ackerman geboren. Er vereint in sich all den Schmerz, den die schlimmsten Mörder der Welt erfahren haben. Er ist das Kind von Monstern.
Haben Sie jemals darüber nachgedacht, etwas über Ackermans Kindheit oder Jugend zu schreiben?
Ethan Cross: Ja, habe ich. Tatsächlich habe ich einige kurze Texte über das, was ich die dunklen Jahre nenne, geschrieben. Sie sind momentan exklusiv für Leser verfügbar, die auf EthanCross.com meinen Newsletter abonniert haben oder meiner "Ethan Cross Story Army"-Gruppe auf Facebook beitreten.
Als großer Filmfan: Wer wäre Ihr Lieblingsregisseur, um einen Ackerman-Film zu drehen?
Ethan Cross: Die erste Wahl für den Regisseur wäre David Fincher, mit einem Lebenswerk, das Filme wie "Se7en", "Zodiac", "Gone Girl", "Panic Room" und "The Game" - ein persönlicher Favorit von mir - umfasst. Er ist definitiv in der Lage, düstere Storys mit zahlreichen Wendungen zu meistern.
Welchen Schauspieler würden Sie sich in dieser Rolle vorstellen?
Ethan Cross: Der erste Schauspieler, der mir in den Sinn kommt, ist Michael Fassbender. Die Rolle von Ackerman ist sicherlich eine, die einem talentierten Schauspieler richtig Spaß machen könnte. Ackerman wurde als ein weniger kultivierter Hannibal Lecter beschrieben; er ist gerissen, skrupellos, extrem intelligent, charmant, gutaussehend und völlig verrückt. Ganz zu schweigen von seiner Unfähigkeit, Angst zu empfinden, und seiner Sucht nach Schmerzen. Ich denke, Fassbender ("X-Men: First Class", "Prometheus") könnte in so einer Rolle wirklich glänzen. Er ist ein sehr talentierter Schauspieler, der die Kultrolle seines Lebens noch nicht gefunden hat.
Sie lieben es, zu lesen. Welcher Krimiautor hat Sie kürzlich begeistert?
Ethan Cross: Ich bin ein großer Bewunderer von David Morrell, und ich hatte das Vergnügen, ihn auf mehreren Veranstaltungen zu treffen und mit ihm zu sprechen. Er ist ein toller Typ und absolut brillant. Seine Thomas-DeQuincey-Serie kann ich sehr empfehlen.
Was sind Ihre aktuellen Projekte? Kommen neue Ackerman-Bücher?
Ethan Cross: Ja, ich beende derzeit das sechste und letzte dicke Buch der Shepherd-Serie. Es wird im Februar 2019 veröffentlicht.
Interview: Literaturtest, 2018
Herr Cross, warum haben Sie sich entschieden, ein Prequel zu Ihrer Serie um Francis Ackerman junior zu schreiben?
Ethan Cross: Jede Erzählung nimmt ihren Anfang mit einer gewissen Hintergrundgeschichte der Charaktere, die im Lauf der Handlung enthüllt wird. Als Autor und derjenige, der diese Hintergrundgeschichte kreiert, muss ich sagen, dass nur ein kleiner Teil meiner Ideen und der Dinge, die ich über diese Figuren lerne, jemals preisgegeben wird. Was ins Buch kommt, ist nur die Spitze des Eisbergs. Vieles, was es über diese Figuren zu sagen gibt und der Großteil der Recherche des Autors bleiben verborgen. Das ist aber auch das Tolle daran, eine Serie mit denselben Charakteren zu schreiben: Wir können immer tiefer gehen und herausfinden, was unter der Oberfläche schlummert. "Ich bin die Rache" beginnt, als Ackerman auf freiem Fuß ist. Es wird lediglich kurz erwähnt, dass er aus einer Hochsicherheitseinrichtung für psychisch Kranke geflohen ist. Zu erzählen, wie das passiert ist, erschien mir eine interessante Geschichte und eine Gelegenheit, tiefer in Ackermans Vergangenheit einzutauchen.
"Racheopfer" spielt sich nun in dieser psychiatrischen Klinik ab. Warum fasziniert uns diese klassische Kulisse in der Kriminalliteratur so sehr?
Ethan Cross: Irrenanstalten haben ihren erschreckenden Ruf. Man denkt an dunkle, schmutzige Orte, erfüllt vom Gejammer und den Tiraden solcher Menschen, die zu gefährlich oder wahnsinnig sind, um in Gefängnisse zu dürfen. In früheren Zeiten waren Lobotomien und andere physisch invasive Methoden an der Tagesordnung. Heute werden Medikamente verabreicht, aber die Ergebnisse sind die gleichen. Abgesehen von der erschreckenden Vorstellung, in einem Irrenhaus eingesperrt zu werden, kommt der Notstand bei der Versorgung psychisch Kranker in den USA hinzu. Die staatlichen psychiatrischen Einrichtungen beherbergen 45.000 Patienten. Das ist weniger als ein Zehntel der Patientenanzahl von 1955. Rechnet man die Verdoppelung der US-Bevölkerung hinzu, ist das ein Rückgang um 95 Prozent. Die Strukturen für die Versorgung psychisch Kranker erodieren massiv. Noch existierende Einrichtungen sind furchteinflößende Orte, an denen gruselige Dinge geschehen sind und gruselige Menschen gelebt haben und oft auch starben. Die Geschichten schreiben sich dort quasi selbst.
Ackerman jr. ist selbst das Ergebnis grausamer Experimente seines Vaters. Das ruft Empathie hervor. Haben Sie Mitleid mit ihm? Oder empfinden Sie gar Sympathie?
Ethan Cross: Francis Ackerman jr. ist auf jeden Fall die von meinen Lesern am häufigsten kommentierte Figur. Damit Lesern eine Figur nahegeht, muss sich ihr zuerst der Autor verbunden fühlen, das ist der Schlüssel zum Schreiben guter Charaktere, glaube ich. So seltsam es klingt, ich liebe Ackerman. Er ist ein vielschichtiger Charakter, der mehr Schmerzen ertragen hat, als irgendjemand aushalten könnte, undtrotz allem gibt es einen Teil seiner Persönlichkeit, der über sich hinauswachsen möchte. Er möchte ein netter Junge sein, aber seine verzerrte Wahrnehmung der Welt und sein Appetit auf Schmerzen machen das unmöglich. Die Idee zu Ackerman kam mir während Recherchen zu Serienmördern und Erklärungsversuchen bezüglich ihrer Psyche, die Veranlagung gegenüber Umwelteinflüssen abwägen. Ich dachte darüber nach, was vom wissenschaftlichen Standpunkt aus gesehen die Ergebnisse wären, wenn man Auswirkungen von Schmerz und Traumatisierung von Kindern untersuchen und messen könnte. Natürlich ist das ein fiktives Szenario. Denn wer bei Verstand würde ein Kind jemals solchen Schrecken aussetzen? Was aber, wenn jemand nicht bei Verstand ist? Was, wenn ein durchgeknallter Psychologe sich doch zu solchen Experimenten an seinem eigenen Kind entschließen würde? So wurde Ackerman geboren. Er vereint in sich all den Schmerz, den die schlimmsten Mörder der Welt erfahren haben. Er ist das Kind von Monstern.
Haben Sie jemals darüber nachgedacht, etwas über Ackermans Kindheit oder Jugend zu schreiben?
Ethan Cross: Ja, habe ich. Tatsächlich habe ich einige kurze Texte über das, was ich die dunklen Jahre nenne, geschrieben. Sie sind momentan exklusiv für Leser verfügbar, die auf EthanCross.com meinen Newsletter abonniert haben oder meiner "Ethan Cross Story Army"-Gruppe auf Facebook beitreten.
Als großer Filmfan: Wer wäre Ihr Lieblingsregisseur, um einen Ackerman-Film zu drehen?
Ethan Cross: Die erste Wahl für den Regisseur wäre David Fincher, mit einem Lebenswerk, das Filme wie "Se7en", "Zodiac", "Gone Girl", "Panic Room" und "The Game" - ein persönlicher Favorit von mir - umfasst. Er ist definitiv in der Lage, düstere Storys mit zahlreichen Wendungen zu meistern.
Welchen Schauspieler würden Sie sich in dieser Rolle vorstellen?
Ethan Cross: Der erste Schauspieler, der mir in den Sinn kommt, ist Michael Fassbender. Die Rolle von Ackerman ist sicherlich eine, die einem talentierten Schauspieler richtig Spaß machen könnte. Ackerman wurde als ein weniger kultivierter Hannibal Lecter beschrieben; er ist gerissen, skrupellos, extrem intelligent, charmant, gutaussehend und völlig verrückt. Ganz zu schweigen von seiner Unfähigkeit, Angst zu empfinden, und seiner Sucht nach Schmerzen. Ich denke, Fassbender ("X-Men: First Class", "Prometheus") könnte in so einer Rolle wirklich glänzen. Er ist ein sehr talentierter Schauspieler, der die Kultrolle seines Lebens noch nicht gefunden hat.
Sie lieben es, zu lesen. Welcher Krimiautor hat Sie kürzlich begeistert?
Ethan Cross: Ich bin ein großer Bewunderer von David Morrell, und ich hatte das Vergnügen, ihn auf mehreren Veranstaltungen zu treffen und mit ihm zu sprechen. Er ist ein toller Typ und absolut brillant. Seine Thomas-DeQuincey-Serie kann ich sehr empfehlen.
Was sind Ihre aktuellen Projekte? Kommen neue Ackerman-Bücher?
Ethan Cross: Ja, ich beende derzeit das sechste und letzte dicke Buch der Shepherd-Serie. Es wird im Februar 2019 veröffentlicht.
Interview: Literaturtest, 2018