Friedrich Ani

"Mineralwasser wird überschätzt und außerdem ist ja auch Wasser im Bier." - Das ist so eine typische Friedrich-Ani-Antwort auf die Frage, ob eine seiner Figuren, nämlich der legendäre Vermissten-Detektiv Tabor Süden, nicht zu viel Tegernseer Hell trinken würde. Feinsinnig und nah am Leben, bodenständig und philosophisch zugleich wirkt dieser sympathische und vielseitige Autor. Der bekennende FC-Bayern-Fan lebt in München, wuchs in Kochel am See als Sohn einer Südschlesierin und eines Syrers auf und sagt heute, dass er keine Berge mehr sehen kann, sie ihn melancholisch machen. So hat er die Insel Sylt ab und an als "Ausweich-Ort" für sich entdeckt, liebt die Weite dort, das Licht und auch die Stille, bei der er in sich hineinhören kann. Nur wer das kann, schafft es schließlich, so überzeugend über andere Leben zu schreiben, andere Schicksale, andere Abgründe. Und diese Abgründe interessierten Ani besonders - ihn und seine Figuren wie Tabor Süden, den blinden Kommissar Jonas Vogel oder Hauptkommissar Polonius Fischer, einen ehemaligen Mönch.



Ja, auch Anis Geschichten drehen sich um Leben und Tod, aber sie kommen ohne "gehäckselte Leichen" aus. Er schreibt, sensibel und sprachgewaltig, oft über innere Zustände und Seelenlagen, das "Kippen" normaler Leben - falls es so etwas wie normale Leben überhaupt gibt -, das Straucheln und Scheitern. Gern schreibt er auch über die sogenannten "kleinen Leute", nicht über das "Adabei"-München und schätzt an dem Genre Krimi, dass er seine Geschichten hier so erzählen kann, wie er es will. Für seine Romane erhielt Friedrich Ani schon zahlreiche Preise. Als bisher einziger Autor bekam er den Deutschen Krimi Preis in einem Jahr für drei Süden-Titel gleichzeitig. Es folgten u. a. der Adolf-Grimme-Preis für das Drehbuch nach seinem Roman "Süden und der Luftgitarrist", der Deutsche Krimipreis für "Süden" oder der Bayerische Fernsehpreis für das Drehbuch "Das unsichtbare Mädchen".



Die meisten Leser kennen und liebenvor allem Anis "Süden"-Reihe, doch dass er auch wunderbare Gedichte, herrliche Kinderbücher, Drehbücher, Hörspiele oder Kurzgeschichten schreibt, wissen schon weniger. Diese Vielseitigkeit und Offenheit für die Welt und insbesondere die Literatur zeichnen Ani aus. Dieses den Menschen Zuschauen- und Zuhörenkönnen - das liebt Ani; ob in einem Gasthaus in seinem Viertel Giesing sitzend oder am Hauptbahnhof, wo er gern hingeht, um unter "Verreisern" zu sein, Abschiede und Ankommen zu erleben. Er selbst, so sagt er, sein kein "Verreiser" - außer von München nach Sylt. Das mag, was die äußeren Reisen angeht, auch stimmen. Innerlich aber ist Friedrich Ani ein erfahrener Reisender - und von den höchsten Höhen in die tiefsten Abgründe unterwegs.

Er ist ein großer Schweiger, hervorragender Zuhörer und hat sich auf "Vermissungen" spezialisiert: Tabor Süden. Friedrich Ani schickt den Ermittler - nun bei der Detektei Liebergesell angestellt - durch München, und gerade seine sperrige Art und tiefe Melancholie scheinen den Lesern nahezugehen und nahezukommen. Dieser Tabor spricht mit Toten, und sie scheinen ihm oft näher als die Lebenden - und er verleitet durch seine wortkarge Gesprächsführung so manchen Menschen dazu, mehr preiszugeben, als er eigentlich wollte. Vielen ist sein Schweigen peinlich und sie plappern drauf los, nur um diemehr
"Kardigglding" heißt der Text, der "Unterhaltung" eröffnet, und handelt von Hauptkommissar Neidhard Kardigglding. Er ist ein gefeierter Ermittler, überführt aber ausschließlich Unschuldige grauslicher Taten - z. B. einen "blinden, contergangeschädigten, nur sechzig Kilogramm wiegenden Mann", der mit einer zwei Kilo schweren und ein Meter langen Machete acht gestandene Männer abgeschlachtet haben soll. Ein herrlicher und bitterböser Einstand. Wie viel Freude macht Ihnen das Schreiben solch schräger Texte?



Friedrich Ani: Sehr viel Freude. Zumal es sich in diesem Fallmehr

Abgründige Geschichten



Mit Friedrich Ani verbinden viele Leser seine preisgekrönten Kriminalromane, z. B. die Süden-Reihe, doch der in München lebende Autor schreibt auch Gedichte, Kinderbücher, Hörspiele oder eben Kurzgeschichten. In "Unterhaltung" präsentiert Ani nun 40 dieser Geschichten und seine Vielseitigkeit als Schriftsteller. Und ja, die Texte haben es in sich, sind schräg, traurig, bitterböse, komisch, melancholisch und abgründig ...



"Kardigglding" eröffnet den Band. Neidhard Kardigglding, Hauptkommissar und Superbulle,mehr

Kundenbewertungen
12.03.2024
Bewertung von Miss Ellie aus Neuburg
am 12.03.2024
Das Cover und der Titel erinnern an andere Bücher von Friedrich Ani. Es wirkt ein wenig düster was sich dann auch in der Geschichte widerspiegelt. Der Ladenbesitzer Leo Ahorn verschwindet von einem Tag auf den anderen. Seine Ehefrau engagiert die Detektei von Tabor Süden, der sich dieser "Vermissung" (so nennt er da...
12.03.2024
Bewertung von Lesbar aus Asperg
am 12.03.2024
Friedrich Ani hat mit „Lichtjahre im Dunkel“ einen äußerst spannenden Roman geschrieben. Bereits Covergestaltung und Titel deuten auf einen unterhaltsamen, jedoch tiefgründigen Kriminalroman hin. Die Erzählweise lässt die Lesenden, die gerne echte, richtige Detektivarbeit schätzen, kaum mehr aus ihrem Bann. E...