Autor im Porträt
Friedrich Ani
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Lichtjahre im Dunkel (eBook, ePUB)
Leo Ahorn ist verschwunden. Dabei hatte er die letzten Wochen hauptsächlich damit zugebracht, Geld für den Umbau seines Schreibwarenladens aufzutreiben. Da seine Frau die Polizei scheut, heuert sie Privatdetektiv Tabor Süden an, um Leo zu finden. Allerdings weiß sie gar nicht so genau, ob sie ihn wirklich wiederhaben will. Im Blauen Eck, Leos Stammkneipe, stößt Süden auf eine illustre Schar von Leos Bekannten und bekommt beklemmende Einblicke in dessen Leben. Dann wird in der Nähe ein Toter aufgefunden, und die Ereignisse erscheinen plötzlich in einem völlig neuen Licht. Oberkommissarin Fariza Nasri nimmt mit ihrem Team die Ermittlungen auf, während Tabor Süden auf magische Weise im Hintergrund die Fäden zieht ...
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Stift
In seinen neuen Gedichten sucht Friedrich Ani das Transzendente im Alltäglichen, die Gemeinschaft in der Einsamkeit und immer wieder die Erlösung durch Worte. Er erweist Vorbildern und Wegbegleitern die Ehre, gedenkt der Großen wie der Übersehenen. Mühelos wechselt er von der hohen Form zum Profanen, vom frei fließenden Sprachstrom zum Stakkato. Hier und da ein versteckter Reim, ein Psalm, ein Gesang und manchmal launige Verse voller Übermut. Immer nah am Menschen, nah an unserer Lebenswirklichkeit.
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Friedrich Ani
"Mineralwasser wird überschätzt und außerdem ist ja auch Wasser im Bier." - Das ist so eine typische Friedrich-Ani-Antwort auf die Frage, ob eine seiner Figuren, nämlich der legendäre Vermissten-Detektiv Tabor Süden, nicht zu viel Tegernseer Hell trinken würde. Feinsinnig und nah am Leben, bodenständig und philosophisch zugleich wirkt dieser sympathische und vielseitige Autor. Der bekennende FC-Bayern-Fan lebt in München, wuchs in Kochel am See als Sohn einer Südschlesierin und eines Syrers auf und sagt heute, dass er keine Berge mehr sehen kann, sie ihn melancholisch machen. So hat er die Insel Sylt ab und an als "Ausweich-Ort" für sich entdeckt, liebt die Weite dort, das Licht und auch die Stille, bei der er in sich hineinhören kann. Nur wer das kann, schafft es schließlich, so überzeugend über andere Leben zu schreiben, andere Schicksale, andere Abgründe. Und diese Abgründe interessierten Ani besonders - ihn und seine Figuren wie Tabor Süden, den blinden Kommissar Jonas Vogel oder Hauptkommissar Polonius Fischer, einen ehemaligen Mönch.
Ja, auch Anis Geschichten drehen sich um Leben und Tod, aber sie kommen ohne "gehäckselte Leichen" aus. Er schreibt, sensibel und sprachgewaltig, oft über innere Zustände und Seelenlagen, das "Kippen" normaler Leben - falls es so etwas wie normale Leben überhaupt gibt -, das Straucheln und Scheitern. Gern schreibt er auch über die sogenannten "kleinen Leute", nicht über das "Adabei"-München und schätzt an dem Genre Krimi, dass er seine Geschichten hier so erzählen kann, wie er es will. Für seine Romane erhielt Friedrich Ani schon zahlreiche Preise. Als bisher einziger Autor bekam er den Deutschen Krimi Preis in einem Jahr für drei Süden-Titel gleichzeitig. Es folgten u. a. der Adolf-Grimme-Preis für das Drehbuch nach seinem Roman "Süden und der Luftgitarrist", der Deutsche Krimipreis für "Süden" oder der Bayerische Fernsehpreis für das Drehbuch "Das unsichtbare Mädchen".
Die meisten Leser kennen und liebenvor allem Anis "Süden"-Reihe, doch dass er auch wunderbare Gedichte, herrliche Kinderbücher, Drehbücher, Hörspiele oder Kurzgeschichten schreibt, wissen schon weniger. Diese Vielseitigkeit und Offenheit für die Welt und insbesondere die Literatur zeichnen Ani aus. Dieses den Menschen Zuschauen- und Zuhörenkönnen - das liebt Ani; ob in einem Gasthaus in seinem Viertel Giesing sitzend oder am Hauptbahnhof, wo er gern hingeht, um unter "Verreisern" zu sein, Abschiede und Ankommen zu erleben. Er selbst, so sagt er, sein kein "Verreiser" - außer von München nach Sylt. Das mag, was die äußeren Reisen angeht, auch stimmen. Innerlich aber ist Friedrich Ani ein erfahrener Reisender - und von den höchsten Höhen in die tiefsten Abgründe unterwegs.
Ermittlerporträt Tabor Süden
Er ist ein großer Schweiger, hervorragender Zuhörer und hat sich auf "Vermissungen" spezialisiert: Tabor Süden. Friedrich Ani schickt den Ermittler - nun bei der Detektei Liebergesell angestellt - durch München, und gerade seine sperrige Art und tiefe Melancholie scheinen den Lesern nahezugehen und nahezukommen. Dieser Tabor spricht mit Toten, und sie scheinen ihm oft näher als die Lebenden - und er verleitet durch seine wortkarge Gesprächsführung so manchen Menschen dazu, mehr preiszugeben, als er eigentlich wollte. Vielen ist sein Schweigen peinlich und sie plappern drauf los, nur um die Stille zu überdecken. Tabor Süden ist Schweigen nie peinlich. Der wortkarge Detektiv hört viel lieber zu. Darin ist er ein Meister, geduldig und empathisch. Er ist da, wenn man etwas zu erzählen hat, und er versteht etwas vom Leben. So verwundert auch seine Spezialisierung auf die Suche nach vermissten Personen nicht: Denn so mancher fiel nicht einem Verbrechen zum Opfer, sondern hat sich aus seinem alten Leben geschlichen, um ein neues Leben anzufangen; irgendwo anders und manchmal auch mit irgendwem anders ... Die Gescheiterten und Gebrochenen sind Süden nahe - und genau deshalb gelingt es ihm oft, Schwingungen von noch lebenden Verschwundenen aufzunehmen und sie zu finden. Vielleicht liegt es daran, dass sein Vater nach dem Tod der Mutter ein anderer wurde, beschloss, zu verschwinden, innerlich wegzugehen - bis er dann, drei Jahre später, auch äußerlich wegging, "einen leeren Stuhl zurückließ, seine Lederjacke, einen unbegreiflichen Brief und die Küche ohne ein einziges Trostbrot. Das war an einem Sonntag gewesen, zwei Tage vor Heiligabend. Obwohl Tabor schon sechzehn und geübt darin war, sich gegen die weißen Wände der Einsamkeit zu stemmen und keine Fragen mehr an seine tote Mutter, an Gott und die Madonna in der Kirche zu stellen - und stattdessen Gedichte las, Musik hörte und im Wald Bäume umarmte - , empfand er das Haus an jenem Nachmittag wie ein im schwarzen Weltall vergessenes Raumschiff." Diese Einsamkeit wurde er nie wirklich los - daran ändert auch das Interesse der Frauen an Tabor Süden nichts. Mit seiner schwarzen Jeans, der Lederjacke, den halblangen Haaren, den grünen Augen und dieser Sensibilität zieht er so manche in Bann. Doch Tabor Süden spaziert meist doch lieber allein über den Friedhof, hält Zwiesprache mit den Toten, philosophiert mit ihnen über das Leben.
Unterhaltung - Literaturfestival 2014
Friedrich Ani: Sehr viel Freude. Zumal es sich in diesem Fall praktisch um eine wahre Geschichte handelt. So ticken bayerische Ermittler. Superpech, wenn man als Unschuldiger in deren Fänge gerät.
Die meisten Geschichten in "Unterhaltung" spielen in München oder dem oberbayerischen Umland. Manche Figuren sprechen also Dialekt. Wie schwer ist es überhaupt für einen Autor, den richtigen Ton bei Dialekten zu treffen und wie nähern Sie sich an die schriftliche Umsetzung des lautmalerischen bayerischen Sprache an?
Friedrich Ani: Ich versuche, hochdeutsch zu schreiben, mit gewissen Einfärbungen des Dialekts. Bei…mehr
"Kardigglding" heißt der Text, der "Unterhaltung" eröffnet, und handelt von Hauptkommissar Neidhard Kardigglding. Er ist ein gefeierter Ermittler, überführt aber ausschließlich Unschuldige grauslicher Taten - z. B. einen "blinden, contergangeschädigten, nur sechzig Kilogramm wiegenden Mann", der mit einer zwei Kilo schweren und ein Meter langen Machete acht gestandene Männer abgeschlachtet haben soll. Ein herrlicher und bitterböser Einstand. Wie viel Freude macht Ihnen das Schreiben solch schräger Texte?
Friedrich Ani: Sehr viel Freude. Zumal es sich in diesem Fall praktisch um eine wahre Geschichte handelt. So ticken bayerische Ermittler. Superpech, wenn man als Unschuldiger in deren Fänge gerät.
Die meisten Geschichten in "Unterhaltung" spielen in München oder dem oberbayerischen Umland. Manche Figuren sprechen also Dialekt. Wie schwer ist es überhaupt für einen Autor, den richtigen Ton bei Dialekten zu treffen und wie nähern Sie sich an die schriftliche Umsetzung des lautmalerischen bayerischen Sprache an?
Friedrich Ani: Ich versuche, hochdeutsch zu schreiben, mit gewissen Einfärbungen des Dialekts. Bei Lesungen spreche ich die Texte manchmal eher bayerisch und "inszeniere" den jeweiligen Monolog oder Dialog.
Ein neben München ständig wiederkehrendes Motiv in den Texten sind Gaststuben, Stüberl und deren Wirte. Sind nur schweigsame Wirte gute Wirte?
Friedrich Ani: Gute Wirte schenken zunächst mal gutes Bier aus. Und gute Wirte reden selten von sich, sondern haben Übung im Zuhören. Sie hören natürlich viel Unsinn, aber das ist Teil der Abmachung mit dem Gast, das ist im Trinkgeld inbegriffen.
Das verschwindende, sogenannte "urige" München, so scheint es, mit seinen Stüberln und Männern, die Corbinian oder Anselm Bledmannshofer heißen, ist in "Unterhaltung" noch sehr real. Ist es vielleicht gar nicht so, dass dieses alte München nach und nach verschwindet und alle nur noch "Hugo" in schicken Bars im Glockenbachviertel trinken?
Friedrich Ani: Ich beschwöre ein München, das es in dieser Form zwar noch gibt, das aber immer randständiger wird. Macht nichts. Sollen die anderen "Hugo" oder "Aperol Sprizz" saufen bis zum Umfallen, wir bleiben aufrecht an unserem Tresen im Halbdunkel.
Immer wieder wettern Ihre Figuren gegen einen bestimmten Großmetzgereibetrieb - "sogar wenn man nicht den Inhalt, nämlich die Gulaschsuppe, sondern nur die Dose allein essen würde, wäre der Genuss ein höherer." Was hat Ihnen da so das Kraut ausgeschüttet und wie wichtig ist Ihnen gutes Essen?
Friedrich Ani: Gegen gutes Essen kann man nichts sagen. In der Erzählung "Der verzweifelte Erlöser" rechnet ein Mann mit seiner Stadt ab und somit auch mit der Gastronomie, die so tut, als wäre sie original-bayerisch, dabei ist sie bloß verlogen-abzockerisch.
Sie bezeichnen sich selbstals "Gasthausbewohner" -was schätzen Sie am Stehen im Stüberl?
Friedrich Ani: Wenn man steht, kann man nicht vom Stuhl fallen. Außerdem ist man schneller wieder draußen.
Auffallend viele Geschichten in "Unterhaltung" spielen am 22. Dezember, auch mal am 20. Dezember - in jedem Fall dicht vor dem Heiligen Abend. Was hat es mit diesem Datum auf sich?
Friedrich Ani: Einige dieser Geschichten schrieb ich ursprünglich für Weihnachtsanthologien. Ich habe überlegt, den Zeitraum zu ändern, finde aber, dass vor Weihnachten oft drastische Dinge passieren, die Leute extrem angespannt sind und sich in den Stüberln eine gewisse Schwermut breitmacht. In den Trinkern gärt eine Wildheit, die einige von ihnen dann nicht mehr unter Kontrolle halten können ...
In einem Interview sagten Sie, dass Sie Ihre Bücher gar nicht so abseitig finden würden. In "Unterhaltung" häufen sich die Morde, Menschen werden aus Amüsement oder Langeweile stranguliert oder weil die Landbevölkerung jemandem einfach zu viel ist ... Keine Abgründe?
Friedrich Ani: Doch, das sind schon Abgründe, aber halt Alltagsabgründe. So geht's zu, tagtäglich. Ich ironisiere ja das meiste Geschehen und versuche, unterhaltsam zu bleiben, bei all den Verbrechereien.
Die Fragen, die in "Komplexer Disput gegen Mitternacht" gestellt werden, haben es in sich. Wie lautet Ihre Antwort auf "Ist der Papst ein Katholik?"?
Friedrich Ani: Nach außen hin auf jeden Fall!
Im delirierenden Text "Der große Spaten" mutieren Spaten-Trinker zu seltsamen Wesen. Klären Sie doch bitte auch Nicht-Münchner darüber auf, was es mit dem "Spaten-Bier" auf sich hat und wie es um "Löwenbräu" oder "Augustiner" steht.
Friedrich Ani: Spaten ist das grausamste Bier des Universums. So steht's auch in der Geschichte. Löwenbräu kann man trinken, wenn man sich dabei vorstellt, es wäre Augustiner ...
In einigen der Geschichten treffen wir auch Tabor Süden wieder, den wortkargen und schwermütigen Detektiv, der sich um "Vermissungen" kümmert. Entstehen diese kurzen Süden-Geschichten nebenbei, wenn Sie einen Süden-Roman schreiben, oder völlig unabhängig davon?
Friedrich Ani: Diese "Süden"-Geschichten habe ich exklusiv für das Buch geschrieben. Vielleicht folgen im Lauf der Zeit noch weitere.
Sie eröffnen und beenden "Unterhaltung" mit dem Dichter Juan Carlos Onetti. Was bedeuten seine Texte Ihnen?
Friedrich Ani: Ich habe mit ungefähr zwanzig die erste Geschichte von Onetti gelesen und bin seither ein Verehrer dieses großen, hierzulande beinah unbekannten uruguayischen Autors. Seine Geschichten spielen in flirrenden, irritierenden Zwischenwelten und seine Figuren sind ebenso aus Fleisch und Blut wie magisch. Onetti ist ein Schutzpatron meines Schreibens.
Interview: Ulrike Bauer, Literaturtest
Unterhaltung - Literaturfestival 2014
Abgründige Geschichten
Mit Friedrich Ani verbinden viele Leser seine preisgekrönten Kriminalromane, z. B. die Süden-Reihe, doch der in München lebende Autor schreibt auch Gedichte, Kinderbücher, Hörspiele oder eben Kurzgeschichten. In "Unterhaltung" präsentiert Ani nun 40 dieser Geschichten und seine Vielseitigkeit als Schriftsteller. Und ja, die Texte haben es in sich, sind schräg, traurig, bitterböse, komisch, melancholisch und abgründig ...
"Kardigglding" eröffnet den Band. Neidhard Kardigglding, Hauptkommissar und Superbulle, vom Innenministerium mehrfach belobigt und von den Medien gefeiert, hat z. B. den Mord an Sebastian Schädel, dem Weltmeister im Gewichtheben, aufgeklärt. Der einhundertundzehn Kilogramm schwere Schädel wurde auf den Balkon gezerrt und in die Tiefe gestoßen. Kardigglding brauchte drei Wochen, dann hatte er den Täter: Es war ein elfjähriger, an den Rollstuhl gefesselter türkischer Junge, der sich in den Vernehmungen immer mehr in Widersprüche verstrickte. Ein "Hoch" auf die bayerischen Ermittler - die natürlich weder auf beiden und schon gar nicht auf dem rechten Auge "blind" sind ...…mehr
Abgründige Geschichten
Mit Friedrich Ani verbinden viele Leser seine preisgekrönten Kriminalromane, z. B. die Süden-Reihe, doch der in München lebende Autor schreibt auch Gedichte, Kinderbücher, Hörspiele oder eben Kurzgeschichten. In "Unterhaltung" präsentiert Ani nun 40 dieser Geschichten und seine Vielseitigkeit als Schriftsteller. Und ja, die Texte haben es in sich, sind schräg, traurig, bitterböse, komisch, melancholisch und abgründig ...
"Kardigglding" eröffnet den Band. Neidhard Kardigglding, Hauptkommissar und Superbulle, vom Innenministerium mehrfach belobigt und von den Medien gefeiert, hat z. B. den Mord an Sebastian Schädel, dem Weltmeister im Gewichtheben, aufgeklärt. Der einhundertundzehn Kilogramm schwere Schädel wurde auf den Balkon gezerrt und in die Tiefe gestoßen. Kardigglding brauchte drei Wochen, dann hatte er den Täter: Es war ein elfjähriger, an den Rollstuhl gefesselter türkischer Junge, der sich in den Vernehmungen immer mehr in Widersprüche verstrickte. Ein "Hoch" auf die bayerischen Ermittler - die natürlich weder auf beiden und schon gar nicht auf dem rechten Auge "blind" sind ...
Bioherz mit Bandnudeln, Hollerblüten-Prosecco und ein unbeabsichtigter Totschlag
Was passiert, wenn sich zwei Menschen begegnen, die einen besonders schlechten Tag gehabt haben, das erfahren wir in "Bioherz mit Bandnudeln". Der Wegelagerer Arnulf - er arbeitet in einem Immobilienbüro - ist so richtig mies drauf. Womit er nicht rechnet: an jemanden zu geraten, der mindestens genauso mies drauf ist. Da steht Arnulf also im Café Rust, hat schon ordentlich was intus und die Blondine neben ihm trinkt, na was schon, Hollerblüten-Prosecco. Lausige Gesprächsversuche von seiner Seite scheitern - und Arnulf, dem mittlerweile alles egal ist, steht auf und furzt so laut, dass sämtliche Gespräche im Rust verstummen. Die blonde Frau, sie heißt Lisa Grund, donnert ihm daraufhin mit all ihrer Kraft einen Schlag mitten ins Gesicht. Leider hat Arnulf ein schwaches Herz und überlebt die Attacke nicht - was für ein Pech! Warum Lisa Grund einen besonders schlechten Tag hatte? Nun, "sie habe heute vier beschissene Drehbuchbesprechungen mit lauter verfickten Redakteuren hinter sich, die alle an die Wand gestellt gehörten" - das zumindest sagte sie beim Verhör auf dem Polizeirevier auf diese Frage. Und weiter: "Irgendwann ist Schluss."
Irgendwann hört der Spaß auf: Spaten-Bräu und bayuwarische Wahnvorstellungen
Ja, irgendwann ist immer Schluss, und für Ani hört der Spaß auf, wenn er Spaten-Bräu trinken soll, das "grausamste Bier des Universums" - dieses Biertrauma verarbeitet er in "Der große Spaten". Da mutieren Spaten-Trinker quasi zu Halbzombies, entleeren sich ständig und überall und huldigen ihrem Braumeister in religiösem Wahn: "O Sebastian Berghofer, Herr und Schöpfer, Dein Spaten spaltedas Gute vom Bösen in uns und erlöse uns von allen Gelüsten nach anderen Getränken. Denn Dein sei das Reich der Zeche und die Kraft des Rausches und die Herrlichkeit des Deliriums, in Ewigkeit, Amen."
Friedrich Ani, der für seine Kriminalromane mit Tabor Süden mehrfach ausgezeichnet wurde, hat seinem melancholischen Detektiv auch in "Unterhaltung" Raum gegeben. Wie immer ist er mit Vermissungen beschäftigt oder Fälle aus der Vergangenheit tauchen wieder ans Licht.
Die Gegenwart ist nicht mehr auszuhalten: "Egal, wohin er zappte, der Lanz war schon da."
Mit der Gegenwart hingegen kämpft Gabriel Hofherr in "Der verzweifelte Erlöser"- er hält den alltäglichen Wahnsinn immer weniger aus und beschließt eines Abends, Monika Gruber zu stalken. Ja, die Kabarettistin Monika Gruber - denn Hofherr will unbedingt von ihr erfahren, wohin ihre Pointen verschwunden sind und warum sie plötzlich in jeder Vorabendkrimiserie mitspielt. Für Hofherr ist Gruber nun "eine Art ferngesteuerte Carolin Reiber geworden", und überhaupt gerieten ihm die "Dinge insgesamt mehr und mehr in Unordnung". So wie Hofherr es sieht, hat sich eine höhere Macht gegen die Menschheit verschworen, denn wie sonst sollte es zu erklären sein, dass der Spannungsanteil von Vorabendserien weit unter dem einer Büroklammer lag? Wie sonst sollte es zu erklären sein, dass überall "der tägliche Nervenvernichter" Markus Lanz zu sehen war. "Egal, wohin er zappte, der Lanz war schon da."
Don Corleone ist im Vergleich zu Sepp Blatter Robin Hood
Für Hofherr schien alles keinen Sinn mehr zu machen und er dachte sogar darüber nach, zur Kanzlerin zu gehen und ihr zu sagen, dass die Mauer gefallen war und "es deshalb keinen Grund mehr gab, die eigenen Leute wie verblödete Sklaven zu behandeln. Und wenn er schon mal da war, wollte er auch gleich fragen, warum es so viele Nazis im Land gab und das Bundesamt für Verfassungsschutz die so gern hatte?" Er verstand einfach die Welt nicht mehr, die Welt, in der Don Corleone im Vergleich zu Sepp Blatter Robin Hood war oder in Matjessemmeln eines Sylter Fischmoguls mehr "Geschmacksverstärker und Konservierungsstoffe waren als in den künstlichen Brüsten mancher Schauspielerinnen." Was ihn aber am meisten aufregte: "Dass alle bloß noch unecht rumliefen und unecht redeten und unecht schauten und morgens um fünf beim Media-Markt anstanden, weil's da einen billigen Computer und einen noch billigeren Fernseher gab ..."
Ganz und gar nicht unecht sind die Geschichten, die Friedrich Ani in "Unterhaltung" erzählt. Sie bringen uns zum Lachen und sie tun weh, genauso weh, wie das echte Leben ...