Autor im Porträt
Gianrico Carofiglio
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Drei Uhr morgens
Gebundenes Buch
Schla os in Marseille: Die bewegende Geschichte der Annäherung von Vater und Sohn.Eine Fahrt nach Marseille wird für Antonio und seinen Vater zu einer Reise in die Erinnerung und nach innen. Der verschlossene Gymnasiast muss zu einer neurologischen Untersuchung, die vorschreibt, zwei Tage und zwei Nächte ohne Schlaf zuzubringen. Sein Vater, der früh die Familie verlassen hat und zu dem er ein kühles Verhältnis hat, begleitet ihn. Erstmals erfahren die beiden eine nie gekannte Intimität: Der Vater erzählt von seiner Jugend, von der Bekanntschaft mit der Mutter des Jungen - der Sohn von seinen Hoffnungen und Ängsten. Der Aufenthalt vollzieht sich zwischen Wachzustand und Erschöpfung, er führt in anrüchige Viertel, an atemberaubende Strände, ins Herz der pulsierenden Stadt. Eine Begegnung, die zwei Menschen für immer verändert.…mehr
20,00 €
Drei Uhr morgens
Broschiertes Buch
Zwei Tage und zwei Nächte ohne Schlaf. So lautet die ärztliche Anweisung, für die Antonio und sein Vater nach Marseille gereist sind. Bekommt Antonio keinen epileptischen Anfall, ist er geheilt, darf einfach wieder Teenager sein. Nun liegen achtundvierzig Stunden vor ihnen.
Vater und Sohn, die sich fremd geworden sind, wagen in den Gassen der Stadt vorsichtige Unterhaltungen. Darüber, wie es früher war. Wie es jetzt ist. Wie man sich verliebt. Wie man Musik wirklich hört. Sie finden sich in schummrigen Jazzbars wieder, in freundlichen Küchen, an flimmernden Stränden. Und irgendwann, zwischen Kaffee, Wein und der nächsten Dämmerung, beginnen sie, einander zu verstehen.
Eine leise, bewegende Begegnung zwischen Vater und Sohn, die uns lehrt, dass es für wahre Nähe nie zu spät ist.
…mehr
Vater und Sohn, die sich fremd geworden sind, wagen in den Gassen der Stadt vorsichtige Unterhaltungen. Darüber, wie es früher war. Wie es jetzt ist. Wie man sich verliebt. Wie man Musik wirklich hört. Sie finden sich in schummrigen Jazzbars wieder, in freundlichen Küchen, an flimmernden Stränden. Und irgendwann, zwischen Kaffee, Wein und der nächsten Dämmerung, beginnen sie, einander zu verstehen.
Eine leise, bewegende Begegnung zwischen Vater und Sohn, die uns lehrt, dass es für wahre Nähe nie zu spät ist.
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13,00 €
© Ingo Kniest
Gianrico Carofiglio
Carofiglio, GianricoGianrico Carofglio, geboren 1961 in Bari, war viele Jahre Antimafia-Staatsanwalt in Bari, 2007 Berater des italienischen Parlaments im Bereich organisierte Kriminalität, 2008-2013 Senator. Autor zahlreicher preisgekrönter Krimis, die in 24 Sprachen übersetzt wurden. Auf Deutsch bei Folio: Carlotto/Carofiglio/De Cataldo: Kokain. Crime Stories (2013) und Trügerische Gewissheit (2016).Krimifestival 2018, Gianrico Carofiglio "Kalter Sommer"
Die Ordnung der Dinge
"Kalter Sommer" von Gianrico Carofiglio
Ein ausgefuchster Schriftsteller wie Gianrico Carofiglio versteht es, den richtigen Ton zu setzen. Einen Ton, der einerseits die Grundmelodie einer Geschichte anschlägt und der andererseits das philosophische Thema dieser Geschichte andeutet. In dem neuen Roman des italienischen Bestsellerautors "Kalter Sommer: Ein Fall für Maresciallo Fenoglio" deutet der Erzähler bereits zu Beginn an, was für ein Unheil sich in der süditalienischen Hafenstadt Bari zusammenbraut:
"Der Tag war grau und kühl, und es roch nach Regen. Es war kein bisschen wie Mai, und das nicht nur wegen der Temperaturen. Eine ungute Spannung lag in der Luft, wie eine düstere Vorahnung oder eine Drohung."
Tatsächlich war der Sommer des Jahres 1992, in dem Carofiglios Geschichte spielt, ungewöhnlich kalt. Aber in der erzählerischen Beschreibung geht es dem Autor der bekannten Serie um den Anwalt Guido Guerrieri natürlich nicht nur um die Konstatierung einer meteorologischen Ungewöhnlichkeit; er deutet in diesen kurzen Sätzen vielmehr eine Störung der bestehenden Ordnung an. Es zieht etwas auf, was…mehr
"Kalter Sommer" von Gianrico Carofiglio
Ein ausgefuchster Schriftsteller wie Gianrico Carofiglio versteht es, den richtigen Ton zu setzen. Einen Ton, der einerseits die Grundmelodie einer Geschichte anschlägt und der andererseits das philosophische Thema dieser Geschichte andeutet. In dem neuen Roman des italienischen Bestsellerautors "Kalter Sommer: Ein Fall für Maresciallo Fenoglio" deutet der Erzähler bereits zu Beginn an, was für ein Unheil sich in der süditalienischen Hafenstadt Bari zusammenbraut:
"Der Tag war grau und kühl, und es roch nach Regen. Es war kein bisschen wie Mai, und das nicht nur wegen der Temperaturen. Eine ungute Spannung lag in der Luft, wie eine düstere Vorahnung oder eine Drohung."
Tatsächlich war der Sommer des Jahres 1992, in dem Carofiglios Geschichte spielt, ungewöhnlich kalt. Aber in der erzählerischen Beschreibung geht es dem Autor der bekannten Serie um den Anwalt Guido Guerrieri natürlich nicht nur um die Konstatierung einer meteorologischen Ungewöhnlichkeit; er deutet in diesen kurzen Sätzen vielmehr eine Störung der bestehenden Ordnung an. Es zieht etwas auf, was…mehr
Die Ordnung der Dinge
"Kalter Sommer" von Gianrico Carofiglio
Ein ausgefuchster Schriftsteller wie Gianrico Carofiglio versteht es, den richtigen Ton zu setzen. Einen Ton, der einerseits die Grundmelodie einer Geschichte anschlägt und der andererseits das philosophische Thema dieser Geschichte andeutet. In dem neuen Roman des italienischen Bestsellerautors "Kalter Sommer: Ein Fall für Maresciallo Fenoglio" deutet der Erzähler bereits zu Beginn an, was für ein Unheil sich in der süditalienischen Hafenstadt Bari zusammenbraut:
"Der Tag war grau und kühl, und es roch nach Regen. Es war kein bisschen wie Mai, und das nicht nur wegen der Temperaturen. Eine ungute Spannung lag in der Luft, wie eine düstere Vorahnung oder eine Drohung."
Tatsächlich war der Sommer des Jahres 1992, in dem Carofiglios Geschichte spielt, ungewöhnlich kalt. Aber in der erzählerischen Beschreibung geht es dem Autor der bekannten Serie um den Anwalt Guido Guerrieri natürlich nicht nur um die Konstatierung einer meteorologischen Ungewöhnlichkeit; er deutet in diesen kurzen Sätzen vielmehr eine Störung der bestehenden Ordnung an. Es zieht etwas auf, was die gewohnten Wertemaßstäbe ins Wanken bringt. Wer Carofiglio kennt, weiß, dass sich der Schriftsteller in seinen Büchern nicht nur mit Verbrechen der Mafia beschäftigt, sondern auch immer wieder Fragen der Menschlichkeit, der Moral und der Gerechtigkeit verhandelt. So auch in diesem Roman, der zum zweiten Mal den melancholischen Carabinieri-Marschall Fenoglio in den Mittelpunkt rückt.
Nachdem die Mafia bereits die Staatsanwälte Falcone und Borsellino ermordet hat, wird auch die Stadt Bari von den brutalen Bandenkriegen der Mafia eingeholt. Der jüngste Sohn der lokalen Mafiagröße Nicola Grimaldi ist verschwunden. Er wurde entführt, wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt. Schnell gerät der Killer Vito Lopez, genannt "der Metzger", unter Verdacht. Tatsächlich ist Lopez bereit auszusagen und mit den Ermittlern um Fenoglio zu kooperieren.
Carofiglio entspinnt eine atmosphärisch dichte Handlung, die vom Kolorit der apulischen Hauptstadt Bari und von dem präzisen Wissen über die Welt der Mafia lebt. Schließlich war Carofiglio als Anwalt 1992 selbst an der Aufklärung von Verbrechen in seiner Heimatstadt beteiligt, die das Fundament des Buchs bilden. Erzählerisch gestaltete Kapitel wechseln sich mit nüchtern formulierten Verhörprotokollen ab. Sie geben einen tiefen Einblick in das korrupte Netz aus Mafia, Staatsbediensteten und der italienischen Gesellschaft, das nicht nur die legislative Basis einer Demokratie aushöhlt, sondern auch den moralischen Kitt des sozialen Zusammenlebens aufweicht. Marschall Fenoglio wirkt in diesem unheilvollen Sumpf wie ein Leuchtturm, der sich vorgenommen hat, Gesetze auch dann nicht zu brechen und sich auch dann nicht korrumpieren zu lassen, wenn es um das sogenannte "übergeordnete Wohl" geht. "Mein Marschall ist mit Barmherzigkeit bewaffnet", hat Carofiglio in einem Interview über seinen geistigen Sohn gesagt. Trotz seiner moralischen Aufrichtigkeit spiegelt sich in seinem Charakter auch die Zerbrechlichkeit der Moral. Auch davon wird im Buch packend und auch berührend erzählt: "Die Grenze zwischen Wahnsinn und Vernunft", heißt es an einer Stelle, "erscheint uns klar und nahezu unüberwindlich. Dabei ist sie hauchdünn und durchlässig."
Nach dem fulminanten und überraschenden Ende von "Kalter Sommer" bleibt zum einen der Gedanke, dass Carofiglio nicht nur ein literarischer Künstler sondergleichen ist; zum anderen bleibt die Einsicht, dass Gut und Böse manchmal nicht so leicht zu trennen sind, wenn es gilt, die Ordnung der Dinge zu schützen ...
"Kalter Sommer" von Gianrico Carofiglio
Ein ausgefuchster Schriftsteller wie Gianrico Carofiglio versteht es, den richtigen Ton zu setzen. Einen Ton, der einerseits die Grundmelodie einer Geschichte anschlägt und der andererseits das philosophische Thema dieser Geschichte andeutet. In dem neuen Roman des italienischen Bestsellerautors "Kalter Sommer: Ein Fall für Maresciallo Fenoglio" deutet der Erzähler bereits zu Beginn an, was für ein Unheil sich in der süditalienischen Hafenstadt Bari zusammenbraut:
"Der Tag war grau und kühl, und es roch nach Regen. Es war kein bisschen wie Mai, und das nicht nur wegen der Temperaturen. Eine ungute Spannung lag in der Luft, wie eine düstere Vorahnung oder eine Drohung."
Tatsächlich war der Sommer des Jahres 1992, in dem Carofiglios Geschichte spielt, ungewöhnlich kalt. Aber in der erzählerischen Beschreibung geht es dem Autor der bekannten Serie um den Anwalt Guido Guerrieri natürlich nicht nur um die Konstatierung einer meteorologischen Ungewöhnlichkeit; er deutet in diesen kurzen Sätzen vielmehr eine Störung der bestehenden Ordnung an. Es zieht etwas auf, was die gewohnten Wertemaßstäbe ins Wanken bringt. Wer Carofiglio kennt, weiß, dass sich der Schriftsteller in seinen Büchern nicht nur mit Verbrechen der Mafia beschäftigt, sondern auch immer wieder Fragen der Menschlichkeit, der Moral und der Gerechtigkeit verhandelt. So auch in diesem Roman, der zum zweiten Mal den melancholischen Carabinieri-Marschall Fenoglio in den Mittelpunkt rückt.
Nachdem die Mafia bereits die Staatsanwälte Falcone und Borsellino ermordet hat, wird auch die Stadt Bari von den brutalen Bandenkriegen der Mafia eingeholt. Der jüngste Sohn der lokalen Mafiagröße Nicola Grimaldi ist verschwunden. Er wurde entführt, wie sich im Laufe der Geschichte herausstellt. Schnell gerät der Killer Vito Lopez, genannt "der Metzger", unter Verdacht. Tatsächlich ist Lopez bereit auszusagen und mit den Ermittlern um Fenoglio zu kooperieren.
Carofiglio entspinnt eine atmosphärisch dichte Handlung, die vom Kolorit der apulischen Hauptstadt Bari und von dem präzisen Wissen über die Welt der Mafia lebt. Schließlich war Carofiglio als Anwalt 1992 selbst an der Aufklärung von Verbrechen in seiner Heimatstadt beteiligt, die das Fundament des Buchs bilden. Erzählerisch gestaltete Kapitel wechseln sich mit nüchtern formulierten Verhörprotokollen ab. Sie geben einen tiefen Einblick in das korrupte Netz aus Mafia, Staatsbediensteten und der italienischen Gesellschaft, das nicht nur die legislative Basis einer Demokratie aushöhlt, sondern auch den moralischen Kitt des sozialen Zusammenlebens aufweicht. Marschall Fenoglio wirkt in diesem unheilvollen Sumpf wie ein Leuchtturm, der sich vorgenommen hat, Gesetze auch dann nicht zu brechen und sich auch dann nicht korrumpieren zu lassen, wenn es um das sogenannte "übergeordnete Wohl" geht. "Mein Marschall ist mit Barmherzigkeit bewaffnet", hat Carofiglio in einem Interview über seinen geistigen Sohn gesagt. Trotz seiner moralischen Aufrichtigkeit spiegelt sich in seinem Charakter auch die Zerbrechlichkeit der Moral. Auch davon wird im Buch packend und auch berührend erzählt: "Die Grenze zwischen Wahnsinn und Vernunft", heißt es an einer Stelle, "erscheint uns klar und nahezu unüberwindlich. Dabei ist sie hauchdünn und durchlässig."
Nach dem fulminanten und überraschenden Ende von "Kalter Sommer" bleibt zum einen der Gedanke, dass Carofiglio nicht nur ein literarischer Künstler sondergleichen ist; zum anderen bleibt die Einsicht, dass Gut und Böse manchmal nicht so leicht zu trennen sind, wenn es gilt, die Ordnung der Dinge zu schützen ...
Krimifestival 2018, Interview mit Gianrico Carofiglio
Im Kampf gegen die Verherrlichung der Mafia
Interview mit Gianrico Carofiglio zu "Kalter Sommer: Ein Fall für Maresciallo Fenoglio"
Am 23. Mai 1992 wurde der durch seinen Kampf gegen die Mafia berühmte Richter Giovanni Falcone durch eine Bombe der Cosa Nostra in Palermo getötet. Dem Anschlag folgten weitere Morde an Richtern und Polizisten. Ihr neuer Roman greift diese blutigen Ereignisse auf. Warum haben Sie entschieden, dass die damaligen Morde ein guter Rahmen für die Handlung eines Kriminalromans sein würden?
Gianrico Carofiglio: Die Art und Weise, wie man in Italien - in Romanen und Filmen - von der Mafia erzählt, missfiel mir. Oft vermischt sich ein geringes Wissen über das Phänomen mit einer unerträglichen Verherrlichung der Verbrecher. Ich wollte eine Geschichte erzählen, die glaubhaft (alles im Roman wurde von tatsächlichen Geschehnissen inspiriert) und leidenschaftlich ist und die alles erklärt, was in diesem Land getan wurde, um die gefährlichste Verbrecherorganisation der Welt, die Mafia, zu bekämpfen - und häufig auch zu besiegen.
Auch Sie haben damals als Staatsanwalt gearbeitet, der mit der…mehr
Interview mit Gianrico Carofiglio zu "Kalter Sommer: Ein Fall für Maresciallo Fenoglio"
Am 23. Mai 1992 wurde der durch seinen Kampf gegen die Mafia berühmte Richter Giovanni Falcone durch eine Bombe der Cosa Nostra in Palermo getötet. Dem Anschlag folgten weitere Morde an Richtern und Polizisten. Ihr neuer Roman greift diese blutigen Ereignisse auf. Warum haben Sie entschieden, dass die damaligen Morde ein guter Rahmen für die Handlung eines Kriminalromans sein würden?
Gianrico Carofiglio: Die Art und Weise, wie man in Italien - in Romanen und Filmen - von der Mafia erzählt, missfiel mir. Oft vermischt sich ein geringes Wissen über das Phänomen mit einer unerträglichen Verherrlichung der Verbrecher. Ich wollte eine Geschichte erzählen, die glaubhaft (alles im Roman wurde von tatsächlichen Geschehnissen inspiriert) und leidenschaftlich ist und die alles erklärt, was in diesem Land getan wurde, um die gefährlichste Verbrecherorganisation der Welt, die Mafia, zu bekämpfen - und häufig auch zu besiegen.
Auch Sie haben damals als Staatsanwalt gearbeitet, der mit der…mehr
Im Kampf gegen die Verherrlichung der Mafia
Interview mit Gianrico Carofiglio zu "Kalter Sommer: Ein Fall für Maresciallo Fenoglio"
Am 23. Mai 1992 wurde der durch seinen Kampf gegen die Mafia berühmte Richter Giovanni Falcone durch eine Bombe der Cosa Nostra in Palermo getötet. Dem Anschlag folgten weitere Morde an Richtern und Polizisten. Ihr neuer Roman greift diese blutigen Ereignisse auf. Warum haben Sie entschieden, dass die damaligen Morde ein guter Rahmen für die Handlung eines Kriminalromans sein würden?
Gianrico Carofiglio: Die Art und Weise, wie man in Italien - in Romanen und Filmen - von der Mafia erzählt, missfiel mir. Oft vermischt sich ein geringes Wissen über das Phänomen mit einer unerträglichen Verherrlichung der Verbrecher. Ich wollte eine Geschichte erzählen, die glaubhaft (alles im Roman wurde von tatsächlichen Geschehnissen inspiriert) und leidenschaftlich ist und die alles erklärt, was in diesem Land getan wurde, um die gefährlichste Verbrecherorganisation der Welt, die Mafia, zu bekämpfen - und häufig auch zu besiegen.
Auch Sie haben damals als Staatsanwalt gearbeitet, der mit der Mafia zu tun hatte. Sie waren involviert in die Aufklärung der Ereignisse, die Italien in Atem hielt. Was passierte damals in Bari, wo ja auch die Geschichte des Buches angesiedelt ist? Und was war Ihre Rolle?
Gianrico Carofiglio: Damals habe ich in Apulien gearbeitet. Wir hatten dort eine junge und sehr aggressive Mafia, die zu einem Qualitätssprung ansetzte, um das Niveau der alten Mafiaorganisationen wie der Cosa Nostra, der Ndrangheta oder der Camorra zu erreichen. Ich kann sagen, dass wir mit den Ermittlungen und Prozessen jener Jahre - es gab Aberhunderte von Verhaftungen und Verurteilungen - diese höchst gefährliche Entwicklung gestoppt haben. Es ist eine Geschichte, die erzählt werden muss, um die Mythen über das unbesiegbare Verbrechen zu widerlegen.
Wurden Sie damals selbst von der Mafia bedroht?
Gianrico Carofiglio: Natürlich. Zu jener Zeit war das normal. Nichts Besonderes also.
Warum hat es so lange gedauert, bis Sie diese bedeutenden Ereignisse in der Geschichte literarisch verarbeiten konnten?
Gianrico Carofiglio: Ganz einfach: Ich brauchte einen zeitlichen und emotionalen Abstand zu diesen Vorfällen, um sie schließlich erzählen zu können.
"Kalter Sommer" scheint eine rasante Handlung mit Ihrem Talent, eröffnende Einblicke in die Natur der menschlichen Seele zu ermöglichen, zu verbinden. Haben Sie nach den etwas "langsameren" Guerrieri-Romanen eine neue Herausforderung gebraucht?
Gianrico Carofiglio: Ich weiß nicht, ob ich eine neue Herausforderung gebraucht habe. Normalerweise empfinde ich das Schreiben nicht als Herausforderung, aber von außen betrachtet ist das möglicherweise eine gute Interpretation. Dieser Roman ist viel actionreicher als alle Vorgänger - vielleicht abgesehen von meinem Buch "Die Vergangenheitist ein gefährliches Land".
Sie hatten bereits in jungen Jahren den Traum, Krimis zu schreiben. Bevor Sie 2002 Ihr erstes Buch veröffentlichten: Haben Sie da schon mit dem Schreiben experimentiert?
Gianrico Carofiglio: Ehrlich gesagt habe ich nicht davon geträumt, Krimis zu schreiben. Ich habe davon geträumt zu schreiben, Punkt. Ich wollte einfach irgendetwas schreiben: Romane, Erzählungen, Kindergeschichten, Lyrik, sogar Lieder. Viele Jahre bin ich beim Träumen verharrt in der heimlichen, unangenehmen Überzeugung, dass ich es nie schaffen würde, diese Träume zu verwirklichen. Zum Glück habe ich mich getäuscht. Ich muss zugeben, dass mir das ziemlich häufig passiert. Im Jahr 2000 habe ich begonnen zu schreiben, und noch heute kann ich mir den Erfolg nicht richtig erklären.
Ihre Arbeit wird häufig mit der von Erle Stanley Gardner oder John Grisham verglichen. Lesen Sie überhaupt noch Krimis, um sich inspirieren zu lassen?
Gianrico Carofiglio: Ich lese alles Mögliche, also auch Krimis. Allerdings nicht besonders oft und auch nur, wenn mir einer wirklich gefällt. Was Krimis angeht, mag ich das Werk von Lawrence Block und das von Elmore Leonard.
Warum haben Sie sich dazu entschieden, dass dieser Roman nicht Teil der Serie mit dem berühmten Anwalt Guido Guerrieri wird, der so gerne Wein trinkt und Leonard Cohen mag?
Gianrico Carofiglio: Ich habe nie daran gedacht, dass Guerrieri ein Protagonist in diesem Roman werden würde. Ich glaube, dass man die Figuren respektieren muss und sie nicht in Geschichten zwingen darf, in die sie nicht gehören. Und diese hier gehörte auf keinen Fall zu Guerrieri. Sie passt nicht zu ihm.
Wird es denn einen neuen Guerrieri-Roman geben? Zudem scheint der sehr melancholische Fenoglio ein guter Charakter für eine Serie zu sein. Werden wir wieder von ihm lesen?
Gianrico Carofiglio: Es wird ganz sicher einen neuen Guerrieri geben, wahrscheinlich bereits im nächsten Jahr. Und es wird auch sicher einen neuen Roman mit Maresciallo Pietro Fenoglio geben. Ich habe beide Geschichten schon im Kopf.
Interview: Literaturtest, 2018
Interview mit Gianrico Carofiglio zu "Kalter Sommer: Ein Fall für Maresciallo Fenoglio"
Am 23. Mai 1992 wurde der durch seinen Kampf gegen die Mafia berühmte Richter Giovanni Falcone durch eine Bombe der Cosa Nostra in Palermo getötet. Dem Anschlag folgten weitere Morde an Richtern und Polizisten. Ihr neuer Roman greift diese blutigen Ereignisse auf. Warum haben Sie entschieden, dass die damaligen Morde ein guter Rahmen für die Handlung eines Kriminalromans sein würden?
Gianrico Carofiglio: Die Art und Weise, wie man in Italien - in Romanen und Filmen - von der Mafia erzählt, missfiel mir. Oft vermischt sich ein geringes Wissen über das Phänomen mit einer unerträglichen Verherrlichung der Verbrecher. Ich wollte eine Geschichte erzählen, die glaubhaft (alles im Roman wurde von tatsächlichen Geschehnissen inspiriert) und leidenschaftlich ist und die alles erklärt, was in diesem Land getan wurde, um die gefährlichste Verbrecherorganisation der Welt, die Mafia, zu bekämpfen - und häufig auch zu besiegen.
Auch Sie haben damals als Staatsanwalt gearbeitet, der mit der Mafia zu tun hatte. Sie waren involviert in die Aufklärung der Ereignisse, die Italien in Atem hielt. Was passierte damals in Bari, wo ja auch die Geschichte des Buches angesiedelt ist? Und was war Ihre Rolle?
Gianrico Carofiglio: Damals habe ich in Apulien gearbeitet. Wir hatten dort eine junge und sehr aggressive Mafia, die zu einem Qualitätssprung ansetzte, um das Niveau der alten Mafiaorganisationen wie der Cosa Nostra, der Ndrangheta oder der Camorra zu erreichen. Ich kann sagen, dass wir mit den Ermittlungen und Prozessen jener Jahre - es gab Aberhunderte von Verhaftungen und Verurteilungen - diese höchst gefährliche Entwicklung gestoppt haben. Es ist eine Geschichte, die erzählt werden muss, um die Mythen über das unbesiegbare Verbrechen zu widerlegen.
Wurden Sie damals selbst von der Mafia bedroht?
Gianrico Carofiglio: Natürlich. Zu jener Zeit war das normal. Nichts Besonderes also.
Warum hat es so lange gedauert, bis Sie diese bedeutenden Ereignisse in der Geschichte literarisch verarbeiten konnten?
Gianrico Carofiglio: Ganz einfach: Ich brauchte einen zeitlichen und emotionalen Abstand zu diesen Vorfällen, um sie schließlich erzählen zu können.
"Kalter Sommer" scheint eine rasante Handlung mit Ihrem Talent, eröffnende Einblicke in die Natur der menschlichen Seele zu ermöglichen, zu verbinden. Haben Sie nach den etwas "langsameren" Guerrieri-Romanen eine neue Herausforderung gebraucht?
Gianrico Carofiglio: Ich weiß nicht, ob ich eine neue Herausforderung gebraucht habe. Normalerweise empfinde ich das Schreiben nicht als Herausforderung, aber von außen betrachtet ist das möglicherweise eine gute Interpretation. Dieser Roman ist viel actionreicher als alle Vorgänger - vielleicht abgesehen von meinem Buch "Die Vergangenheitist ein gefährliches Land".
Sie hatten bereits in jungen Jahren den Traum, Krimis zu schreiben. Bevor Sie 2002 Ihr erstes Buch veröffentlichten: Haben Sie da schon mit dem Schreiben experimentiert?
Gianrico Carofiglio: Ehrlich gesagt habe ich nicht davon geträumt, Krimis zu schreiben. Ich habe davon geträumt zu schreiben, Punkt. Ich wollte einfach irgendetwas schreiben: Romane, Erzählungen, Kindergeschichten, Lyrik, sogar Lieder. Viele Jahre bin ich beim Träumen verharrt in der heimlichen, unangenehmen Überzeugung, dass ich es nie schaffen würde, diese Träume zu verwirklichen. Zum Glück habe ich mich getäuscht. Ich muss zugeben, dass mir das ziemlich häufig passiert. Im Jahr 2000 habe ich begonnen zu schreiben, und noch heute kann ich mir den Erfolg nicht richtig erklären.
Ihre Arbeit wird häufig mit der von Erle Stanley Gardner oder John Grisham verglichen. Lesen Sie überhaupt noch Krimis, um sich inspirieren zu lassen?
Gianrico Carofiglio: Ich lese alles Mögliche, also auch Krimis. Allerdings nicht besonders oft und auch nur, wenn mir einer wirklich gefällt. Was Krimis angeht, mag ich das Werk von Lawrence Block und das von Elmore Leonard.
Warum haben Sie sich dazu entschieden, dass dieser Roman nicht Teil der Serie mit dem berühmten Anwalt Guido Guerrieri wird, der so gerne Wein trinkt und Leonard Cohen mag?
Gianrico Carofiglio: Ich habe nie daran gedacht, dass Guerrieri ein Protagonist in diesem Roman werden würde. Ich glaube, dass man die Figuren respektieren muss und sie nicht in Geschichten zwingen darf, in die sie nicht gehören. Und diese hier gehörte auf keinen Fall zu Guerrieri. Sie passt nicht zu ihm.
Wird es denn einen neuen Guerrieri-Roman geben? Zudem scheint der sehr melancholische Fenoglio ein guter Charakter für eine Serie zu sein. Werden wir wieder von ihm lesen?
Gianrico Carofiglio: Es wird ganz sicher einen neuen Guerrieri geben, wahrscheinlich bereits im nächsten Jahr. Und es wird auch sicher einen neuen Roman mit Maresciallo Pietro Fenoglio geben. Ich habe beide Geschichten schon im Kopf.
Interview: Literaturtest, 2018
Kundenbewertungen
Drei Uhr morgens
Das Buch erzählt von der Annäherung eines fast erwachsenen Sohnes an seinen lange Zeit abwesenden Vater. Sie geschieht unbeabsichtigt während nur weniger intensiven Tage.
Die Geschichte ist sehr berührend und gefühlvoll, aber nicht kitschig erzählt. Was Vater und Sohn gemeinsam erleben, erfahren und am jeweils anderen entdecken, erzählt Carofiglio in seiner wunderbar zwar schnörkellosen, aber doch warmherzigen Art. Man wird Zeuge, wie eine liebevolle und erwachsene Vater-Sohn-Beziehung entsteht.
Solch eine Erfahrung mit dem eigenen Vater wünscht man jedem Sohn, spätestens am Ende der Pubertät.
Groll
Die frühere Staatsanwältin Penelope Spada arbeitet heute unfreiwillig als Privatdetektivin ohne Lizenz. Marina Leonardi bittet sie, den Tod ihres Vaters unter die Lupe zu nehmen. Offiziell starb der bekannte Chirurg an einem Herzinfarkt, doch er hat sein Testament zugunsten seiner jungen Ehefrau geändert. Spada übernimmt zwar den Fall, macht Marina aber wenig Hoffnung, zumal die Leiche ihres Vaters bereits seit zwei Jahren eingeäschert ist. Gäbe es da nicht einen Hinweis, dass Vittorio Leonardi die Absicht hatte, sein Testament erneut zu ändern. Doch Marina scheint lediglich wütend auf ihren Vater zu sein, zu dem sie nie eine herzliche Beziehung hatte.
Soweit zu der Kriminalhandlung, die aber weder im Vordergrund steht noch genügend Spannung aufweist, um mich dauerhaft bei der Stange zu halten. Sie ist lediglich der Aufhänger für Spadas innere Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit, die zunächst angedeutet wird. Die Ermittlungen plätschern vor sich hin, mehr vom Zufall bestimmt, da es ja eigentlich nichts mehr zu ermitteln gibt, und Spadas Unlust ist fast spürbar.
Ziemlich schnell fand ich heraus, dass es bereits das zweite Buch über die Privatdetektivin ist, das erste wurde nie übersetzt. Das störte mich immer wieder, weil bereits zu Beginn angedeutet wird, dass etwas Entscheidendes vor fünf Jahren passiert sein muss und nun im Zusammenhang mit dem Fall in Spada mächtig arbeitet. Ständig hatte ich das Gefühl, mir würde Hintergrundwissen fehlen. Ob dem tatsächlich so ist, kann ich nicht sagen, zum Glück wird aber die damalige Begebenheit rückblickend aufgearbeitet. Dennoch war es lange Zeit für mich verwirrend.
Hinzu kommt, dass Spada ein ziemlich sperriger Charakter ist. Sie ist von Schuldgefühlen und Selbsthass geplagt, betäubt sie mit Alkohol Zigaretten und One-Night-Stands. Die ehemalige Stabhochspringerin betreibt fast exzessiv ihre Sporteinheiten, gern auch im Park, wenn sie mit ihrer Bulldogge Olivia unterwegs ist. In einer gleichrangigen Nebenhandlung lernt sie dort Alessandro kennen. Im Laufe der Geschichte werden sie sich, vor allem auf intellektueller Ebene, näher kommen. Aber so richtig zünden wollte das bei mir auch nicht. Hier ist wohl auch alles auf eine Serie angelegt.
Hauptsächlich geht es um die innere Auseinandersetzung Spadas mit sich selbst, denn seit ihrem Fehler vor fünf Jahren hadert sie mit sich selbst und kann sich nicht verzeihen.
Sie ist nicht in der Lage anderen zu vertrauen, ständig ist sie auf der Suche nach dem Haken am anderen. Das ist psychologisch gut herausgearbeitet und nachvollziehbar – macht Spada aber nicht sonderlich sympathisch. Ein Konflikt tut sich auf, als sich Spada der jungen Witwe Lisa anfreundet. Hier liegt sicher auch Carofiglios Stärke, die moralischen Untiefen auszuloten. Er selbst war viele Jahre Antimafia-Staatsanwalt und hinterfragt hier die ethischen Aspekte der Aufklärungs- und Ermittlungsarbeit. Darf man auf der Suche nach der Wahrheit Grenzen überschreiten?
Interessant wurde dann ihr alter Fall doch noch, der uns ein wenig in die italienische Welt der Geheimgesellschaften einführt. Allerdings auch nur ein wenig, denn hier hätte das Spannungspotenzial gelegen.
Dass mir der ganze Roman eher nüchtern und verhalten erschien, liegt letztlich wohl an der spröden Protagonistin. Vielleicht hatte ich tatsächlich einen Krimi erwartet und war deshalb so gespalten in einem Eindruck. Hätte ich den Fokus eher auf die psychologische Komponente gelegt, vielleicht hätte es mich mehr erreicht.
Also alles in allem ein durchwachsenes Leseerlebnis, das mich aber nicht davon abhält, mehr von dem Autor zu lesen.
Groll
Bewertung von SimoneF am 13.09.2023
Die Kurzbeschreibung von "Groll" und der Werdegang des Autors Gianrico Carofiglio als ehemaliger Staatsanwalt und Richter machten mich sehr neugierig.
Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive von Penelope Spada erzählt, einer früheren Staatsanwältin, die aufgrund eines zunächst im Dunkeln liegenden Vorfalls vor einigen Jahren ihr Amt niederlegen musste und sich nun mehr oder weniger illegal als private Ermittlerin betätigt. Ihre aktuelle Mandantin bittet sie, den bereits zwei Jahre zurückliegenden Tod ihres Vaters, eines einflussreichen Arztes und Politikers, zu untersuchen, da sie die wesentlich jüngere zweite Ehefrau ihres Vaters in Verdacht hat, hierbei nachgeholfen zu haben. Auch wenn das Ansinnen nach dieser langen Zeit aussichtslos erscheint und keine stichhaltigen Verdachtsmomente vorliegen, sagt Spada zu, und muss sich bei ihren Nachforschungen auch ihren eigenen Dämonen aus der Vergangenheit stellen.
Die Geschichte verfolgt mehrere Erzählstränge. Neben den aktuellen Ermittlungen zum Tod des Arztes erfährt der Leser im Laufe der Geschichte mehr über den Vorfall vor fünf Jahren, der dazu führte, dass Spada ihr Amt als Staatsanwältin verlor. Zum Dritten nimmt die sich anbahnende Bekanntschaft mit einem Mann relativ viel Raum im Roman ein, wobei es sich hier um keine Romanze, sondern eine schrittweise Annäherung über zunehmend privatere Gespräche handelt.
Ich kann nicht genau sagen, woran es liegt, aber mir blieb Penelope Spada bis zum Schluß fremd. Auch die Geschichte konnte mich nicht packen, sie plätscherte recht langatmig vor sich hin, und in keinem der drei Erzählstränge kam für mich Spannung auf, insbesondere der zweite verlief ernüchternd, so dass ich mich insgesamt am Schluß fragte: Und das war jetzt alles? Für einen Krimi war mir die Handlung nicht spannend genug, für einen psychologischen Roman blieben die Ausführungen zu oberflächlich, es erinnerte eher an "Küchenpsychologie". Auch die Übersetzung empfand ich stellenweise als unglücklich. So ist etwa der Ausdruck "jemanden für schuldig verurteilen" im Deutschen nicht korrekt, und die Wendung "Ich musste kichern wie ein Backfisch" klingt bei einer heute 45-jährigen Frau sehr unglaubwürdig, da dieser altertümliche Begriff seit wohl 70 Jahren nicht mehr verwendet wird. Leider blieb hier insgesamt viel Luft nach oben, sodass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden.
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