Autor im Porträt
Han Kang
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Unmöglicher Abschied
Gebundenes Buch
Nobelpreis für Literatur 2024
Der neue große Roman von Han Kang
»Unmöglicher Abschied« erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Frauen und beleuchtet zugleich ein jahrzehntelang verschwiegenes Kapitel koreanischer Geschichte
Eines Morgens ruft Inseon ihre Freundin Gyeongha zu sich ins Krankenhaus von Seoul. Sie hatte einen Unfall und bittet Gyeongha, ihr Zuhause auf der Insel Jeju aufzusuchen, weil ihr kleiner weißer Vogel sterben wird, wenn ihn niemand füttert. Als Gyeongha auf der Insel ankommt, bricht ein Schneesturm herein. Der Weg zu Inseons Haus wird zu einem Überlebenskampf gegen die Kälte, die mit jedem Schritt mehr in sie eindringt. Noch ahnt sie nicht, was sie dort erwartet: die verschüttete Geschichte von Inseons Familie, die eng verbunden ist mit einem lang verdrängten Kapitel koreanischer Geschichte. Han Kangs neuer Roman ist eine Hymne an die Freundschaft und das Erinnern, die Geschichte einer tiefen Liebe im Angesicht unsäglicher Gewalt - und eine Feier des Lebens, wie zerbrechlich es auch sein mag.
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Der neue große Roman von Han Kang
»Unmöglicher Abschied« erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Frauen und beleuchtet zugleich ein jahrzehntelang verschwiegenes Kapitel koreanischer Geschichte
Eines Morgens ruft Inseon ihre Freundin Gyeongha zu sich ins Krankenhaus von Seoul. Sie hatte einen Unfall und bittet Gyeongha, ihr Zuhause auf der Insel Jeju aufzusuchen, weil ihr kleiner weißer Vogel sterben wird, wenn ihn niemand füttert. Als Gyeongha auf der Insel ankommt, bricht ein Schneesturm herein. Der Weg zu Inseons Haus wird zu einem Überlebenskampf gegen die Kälte, die mit jedem Schritt mehr in sie eindringt. Noch ahnt sie nicht, was sie dort erwartet: die verschüttete Geschichte von Inseons Familie, die eng verbunden ist mit einem lang verdrängten Kapitel koreanischer Geschichte. Han Kangs neuer Roman ist eine Hymne an die Freundschaft und das Erinnern, die Geschichte einer tiefen Liebe im Angesicht unsäglicher Gewalt - und eine Feier des Lebens, wie zerbrechlich es auch sein mag.
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24,00 €
Die Vegetarierin
Gebundenes Buch
Nobelpreis für Literatur 2024.
Ein hypnotisierendes Buch über eine Frau, die sich gegen ihren Mann auflehnt, indem sie ihm verkündet, kein Fleisch mehr zu essen und von einem Leben als Pflanze träumt.
Yong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht seinem Bürojob nach und hegt keine Ambitionen. Sie ist eine leidenschaftslose, pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt wirft. »Ich hatte einen Traum«, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt der Vegetarismus als subversiv. Und bald nimmt Yeong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet.
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Ein hypnotisierendes Buch über eine Frau, die sich gegen ihren Mann auflehnt, indem sie ihm verkündet, kein Fleisch mehr zu essen und von einem Leben als Pflanze träumt.
Yong-Hye und ihr Ehemann sind ganz gewöhnliche Leute. Er geht seinem Bürojob nach und hegt keine Ambitionen. Sie ist eine leidenschaftslose, pflichtbewusste Hausfrau. Die angenehme Eintönigkeit ihrer Ehe wird gefährdet, als Yeong-Hye beschließt, sich ausschließlich vegetarisch zu ernähren und alle tierischen Produkte aus dem Haushalt wirft. »Ich hatte einen Traum«, so ihre einzige Erklärung. Ein kleiner Akt der Unabhängigkeit, aber ein fataler, denn in einem Land wie Südkorea, in dem strenge soziale Normen herrschen, gilt der Vegetarismus als subversiv. Und bald nimmt Yeong-Hyes passive Rebellion immer groteskere Ausmaße an. Sie, die niemals gerne einen BH getragen hat, fängt an, sich in der Öffentlichkeit zu entblößen und von einem Leben als Pflanze zu träumen. Bis sich ihre gesamte Familie gegen sie wendet.
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22,00 €
© Yeseul Jeon
Han Kang
Als erste Südkoreanerin erhielt Han Kang im Jahr 2024 den Nobelpreis für Literatur. Sie ist die 18. Frau unter insgesamt 121 Preisträgerinnen und Preisträgern, die mit dieser Auszeichnung geehrt wurde.Kang wurde 1970 im südkoreanischen Gwangju geboren und zog als Zehnjährige mit ihrer Familie nach Seoul. Als Tochter eines Schriftstellers war das Schreiben früh ein Teil ihres Lebens. An der Yonsei-Universität in Seoul studierte sie koreanische Literatur. Mit 23 Jahren gewann Kang für ihre Kurzgeschichte "Rotes Segel" den Literaturpreis einer renommierten koreanischsprachigen Tageszeitung. In den folgenden Jahren veröffentlichte sie Erzählbände, Romane und Bilderbücher. Neben ihrer Arbeit als Autorin war sie für verschiedene Zeitschriften als Journalistin tätig und unterrichtete mehrere Jahre lang Kreatives Schreiben am Seoul Institute of the Arts. Heute widmet sie sich ganz dem Schreiben ihrer eigenen Bücher und gilt als eine der wichtigsten literarischen Stimmen Koreas.
Den ersten großen Erfolg auf internationaler Ebene feierte Han Kang 2016, als sie gemeinsam mit ihrer Übersetzerin Deborah Smith den Man Booker International Prize für ihren Roman "The Vegetarian" gewann. Das Buch wurde verfilmt, in mehr als 25 Sprachen übersetzt und ist als "Die Vegetarierin" auch auf Deutsch erhältlich.
Das Nobelpreiskomitee verlieh Han Kang den weltweit bedeutendsten Literaturpreis "für ihre intensive poetische Prosa, die historische Traumata anspricht und die Zerbrechlichkeit menschlichen Lebens aufzeigt".
Kundenbewertungen
Unmöglicher Abschied
Ein Stück koreanischer Geschichte
Zuallererst: Am liebsten würd ich dies Buch gar nicht bewerten, da das Buch auf verschiedenen Ebenen betrachtet und bewertet werden kann. Legt man den Fokus auf eine Ebene, wird man womöglich den anderen Ebenen nicht gerecht.
Tatsächlich tat ich mich mit dem Aufbau des Romans zunächst sehr schwer. Die erzählende Autorenfigur, die Koreanerin Gyeongha, leidet unter Depressionen und Albträumen, resultierend aus den Recherchen zu einer früheren Arbeit. Das war für mich nicht greifbar, mir fehlten die Ursachen, welche vielleicht derart angedeutet wurden, dass ich diese Andeutungen nicht verstand.
In Verbindung mit ihrer verunglückten Freundin Inseon kommt sie in Kontakt mit deren Recherchen zu früheren Geschehnissen, welche Abertausenden das Leben kostete, Familien auseinander riss und Menschen mental zerstörte. Hierbei bedient sich Han Kang der Vorstellung, dass dem Tode nahe Personen als Geist ihnen nahestehenden Menschen erscheinen können. Als verbindendes Element nutzt sie den Schnee, welcher in diversen Zeitebenen ebenso vorkommt wie als sinnbildliches Symbol.
Die historischen Geschehnisse, welche sich nach und nach herauskristallisieren, lassen sich mit einer alten koreanischen Erzählung umschreiben, welche Inseon erzählt: Auf der Flucht vor dem Grauen in ihrem Ort dreht sich die Flüchtende um und erstarrt bei dem sich ihr bietenden Anblick zu Stein. Auch ich habe mich beim Lesen des Grauens, welches mir dargeboten wurde, wie zu Stein erstarrt gefühlt. Und ich habe NUR darüber gelesen.
Dies ist ein Buch, zu welchem ich mir gern ein erläuterndes Nachwort gewünscht hätte. Leider habe ich mich nach der letzten Seite wie mit dem Grauen allein gelassen gefühlt. Ein traumatisches Grauen, welches scheinbar auf historischen Geschehnissen fusst (zumindest verstehe ich die Buchbeschreibung so), welche derart mit Gewalt über die Menschen rollten, dass sie den Abschied von geliebten Menschen unmöglich machten.
Vielleicht ist mein Dilemma, das Buch nicht mal eben so bewerten zu können, verständlich. Der Anfang war für mich recht zäh, das anschließende Freilegen der Vergangenheit war auch ohne große emotionale Einschübe sehr bewegend, das Grauen kaum zu ertragen. Mein Dank gilt der Autorin für den Einblick in dieses Kapitel koreanischer Geschichte.
Weiß
Die südkoreanische Schriftstellerin, die in koreanischer Literatur promoviert hat und am Kulturinstitut Seoul doziert, teilt diesen schmalen Roman in drei Kapitel auf: Ich, Sie und Alles weiß. Jedes Unterkapitel hat zusätzlich eine eigene kurze Bezeichnung erhalten, überwiegend besteht der Titel aus Dingen, die weiß sind oder etwas mit der Farbe weiß zu tun haben, wie zum Beispiel Mond und Schneeflocken. Die Unterkapitel wirken deswegen und wegen ihrer Kürze wie lange Gedichte, die inhaltlich aufeinander aufbauen. Schließlich veröffentlicht die Autorin seit 1993 auch Gedichte. Auf diese Weise können einige Unterkapitel auch für sich, aus dem Kontext herausgenommen, gelesen und verstanden werden.
In der Geschichte verarbeitet die Protagonistin zwei Totgeburten ihrer Mutter, die vor ihrer eigenen Geburt geschahen. Dazu verlässt die Erzählerin im zweiten Kapitel die Ich-Perspektive und wechselt in die personale Erzählperspektive. Insbesondere der Tod des ersten Kindes ihrer Mutter beschäftigt die Erzählerin, hätte sie doch dann eine ältere Schwester gehabt und wäre nicht selbst die ältere Schwester für ihren jüngeren Bruder gewesen. Anlass für diesen Anflug von Melancholie und für das Nachdenken über die Gefühlswelt ihrer damals sehr jungen Mutter, die für sich und ihr Erstgeborenes keine Hilfe holen konnte, ist der Aufenthalt in einem verschneiten Ort weit entfernt von der Heimat Südkorea. Immer wieder zieht die Erzählerin Parallelen von diesem Ort zu ihrer eigenen Gefühlswelt.
Die weiße Gedankensammlung der Autorin liest sich sprachlich sehr gut. Der Satzbau ist weder zu kompliziert noch zu einfach, was sicherlich auch an der guten Übersetzung liegt. Die Geschichte kommt fast gänzlich ohne wörtliche Rede aus. Ab und an findet sich eine Frage an den Leser. Fehl- und Totgeburten sind noch immer Themen, über welche die Menschen nicht gerne sprechen. Dabei kommen sie noch heute vor und häufiger als wir denken. Die gewählte Sicht des Geschwisterkindes, das einen weiteren Bruder oder eine weitere Schwester haben könnte, eignet sich dafür, dass sich nicht nur Frauen, sondern sehr gut auch Männer in die besondere Situation hineinversetzen können. Die Autorin bleibt jedoch nicht bei der Darstellung nur von Gefühlen stehen, sondern hat ihre Erzählung mit kleineren weiteren Geschichten rund um die Erzählerin angereichert. Dadurch vermeidet sie, dass das Buch ins Philosophische abdriftet oder kitschig wird.
Unmöglicher Abschied
2024 wurde die südkoreanische Schriftstellerin Han Kang mit dem Literaturnobelpreis geehrt. In ihrem Roman „Unmöglicher Abschied“, einem Hauptwerk ihres vielseitigen Schaffens, greift sie erneut die oft verschwiegene Gewaltgeschichte ihres Landes auf. erzählt die Geschichte einer Freundschaft zwischen zwei Frauen. Die Erzählerin Gyeongha wird von einer langjährigen Freundin, die im Krankenhaus liegt, gebeten, auf einer tiefverschneiten Insel sich um ihren geliebten Papagei zu kümmern. Auf der Insel fand 1948 ein Massaker, als koreanische Truppen einen angeblich kommunistischen Aufstand niedergeschlagen hatten. Ganze Dörfer wurden damals ausgelöscht und mehr als 30.000 Menschen brutal getötet.
In der Schneewüste mit ihrer surreal-magischen Atmosphäre werden die verdrängten Ereignisse jedoch wieder sichtbar. Unter der friedlich scheinenden Schneedecke kommen die Grausamkeiten quasi wieder ans Licht. Han Kang schreibt beeindruckend bildgewaltig auf unterschiedlichen Ebenen und benutzt symbolträchtige Erklärungen oder Metaphern. Im Verlauf der Handlung berichtet die Autorin mittels Briefen und Zeitungsartikeln die Gyenongha im Haus findet, in eindringlicher und bedrückender Weise von den Massakern. Die Autorin, die der Frage nach dem „Warum“ nachgeht, erzählt aber auch von der Kraft der Poesie und der Hoffnung, die durch Freundschaft, Liebe und Mitmenschlichkeit entsteht.
Fazit: Ein Roman, der sowohl durch seine literarische Qualität als auch durch seine historische Relevanz besticht.
Unmöglicher Abschied
Bewertung von yellowdog am 16.12.2024
Das Ereignis, über das nicht gesprochen werden durfte
Als Han Kang den Literaturnobelpreis gewann war ich sehr erfreut und liest man auch nur die ersten 60 Seiten ihres neuen Romans, erkennt man, wie verdient das war.
Die Protagonistin reist ihrer guten Freundin zuliebe, die im Krankenhaus liegt, von Seoul zu deren Haus auf der Insel Jeju, um ihren Vogel zu versorgen. Es ist eine beschwerliche Reise durch unwirtliches und winterliches Gebiet, fast eine Odyssee, die sie mit Flugzeug, Bus und zuletzt zu Fuß durch die Nacht unternimmt. Dabei kommen ihr viele Erinnerungen.
Schon bald wird angedeutet, dass viele Menschen, die hier leben, viele ihrer Verwandten verloren haben, denn kurz vor Beginn des Koreakriegs kam es zu Massakern an der Bevölkerung. Das Jeju-Massaker 1948 war ein Ereignis, das verschwiegen wurde.
Han Kangs Prosa bricht einmal mehr das Schweigen, wie sie es schon in Menschenwerk tat.
Literatur aus Südkorea kann für viele Leser etwas sehr Spezielles sein, aber Han Kangs bringt universell gültiges ein.
Der Roman hat kontemplative Momente, er ist sehr verinnerlicht und nachdenklich. Das hat mir in dieser Form sehr gut gefallen.
Unmöglicher Abschied
Bewertung von coala am 18.12.2024
Han Kangs Roman Unmöglicher Abschied entführt seine Leser in eine tiefgründige Erzählung über Freundschaft, Erinnerung und die Aufarbeitung eines lange verschwiegenen Kapitels der koreanischen Geschichte. Die Geschichte beginnt mit der Bitte von Inseon an ihre Freundin Gyeongha, sich um ihren weißen Vogel auf der Insel Jeju zu kümmern. Was als einfache Aufgabe erscheint, entwickelt sich zu einer Reise, die die Schrecken des Jeju-Massakers von 1948 offenbart.
Die Autorin verwebt meisterhaft persönliche Schicksale mit historischen Ereignissen. Die poetische Sprache und die eindringlichen Bilder schaffen eine Atmosphäre, die sowohl bezaubert als auch erschüttert. Besonders beeindrucken kann die Darstellung der verschneiten Landschaft, die als Metapher für Vergänglichkeit und Erinnerung dient. Die Schneebilder verbinden Vergangenheit und Gegenwart und verleihen der Erzählung eine träumerische Qualität. Die verschachtelte Erzählweise trägt dazu bei, die Komplexität der Themen und Emotionen zu vermitteln, die Han Kang anspricht. Die universellen Themen von Liebe, Schmerz und Verlust werden in einer Weise behandelt, die tief berührt und zum Nachdenken anregt.
Ein Roman, der sowohl durch seine literarische Qualität als auch durch seine historische Relevanz besticht. Er fordert seine Leser heraus, sich mit den dunklen Kapiteln der Geschichte Koreas auseinanderzusetzen und die Bedeutung von Erinnerung und Freundschaft neu zu überdenken. Ein Werk, das lange nachhallt und einen bleibenden Eindruck hinterlässt.
Unmöglicher Abschied (eBook, ePUB)
Beeindruckende Vielschichtigkeit!
Gyeongha wird von ihrer Freundin Inseon gebeten, sofort ins Krankenhaus von Seoul zu kommen, Dort liegt Inseon mit abgeschnittenen Fingern, durch einen Kreissäge verursacht, beim Arbeiten in ihrer Tischlerwerkstatt in einem abgelegenen Bergdorf auf der Insel Jeju. Ihr weißer Papagei sei kurz vor dem Verhungern, so bittet sie Gyeongha dorthin zu fahren, ihn zu füttern, damit er überlebt. Doch ein Schneesturm bringt Hindernisse auf der Reise und Gyeongha muss sich mit den neuen Gegebenheiten vertraut machen, erfährt die Situation der Freundin dort an ihrem Ort. Zwischendurch im Roman erzählt auch Inseon von ihrem Leben. Gyeongha selbst schreibt anfänglich ein Testament, doch sie schreibt es immer wieder neu und zerreißt es. Sie möchte einen „echten Abschied, aber richtig“ formulieren.
Sie träumt von schwarzen Bäumen und dieser Traum beschäftigt sie so sehr, dass sie ihn mit ihrer Freundin Inseon, die sie als Dokumentarfilmerin kennenlernte, in einen Kurzfilm umzusetzen plant. Der Titel des Projekts, den beide planen, soll eine Installation sein mit dem Titel „Unmöglicher Abschied“. Beide wollen die geplante Installation im späteren Verlauf des Romans, am Ort der Tat aufstellen und begeben sich auf den Weg
Eine Bilddokumentation von Inseon, die einen grausamen Ausschnitt aus Südkoreas Vergangenheit zeigt, ist verwoben mit ihrer Mutter, mit der eigenen Geschichte und sie erkennt, dass auch die Mutter Zeit ihres Lebens recherchiert hat, genauso wie sie selbst, Inseon. Wiederkehrende Träume der Protagonistin und Ich- Erzählerin Gyeongha, führen dies zusammen und ergänzen die Geschichte.
Diese Essenz zieht den Leser in das Mitempfinden und den Bann des Romans.
Han Kang schreibt beeindruckend bildgewaltig auf unterschiedlichen Ebenen und benutzt symbolträchtige Erklärungen oder Metaphern. Fragen, die die Protagonistin denkt, führen den Roman voran und bieten dem Leser einen Denkprozess über das Geschehen, der auch die Grenzen der Realität ankratzt. Gyeongha überdenkt ihre Wahrnehmung, stellt sich aber immer wieder mutig den Begebenheiten und vertraut vollends ihrer Freundin, was sie lebendig und sehr sympathisch macht. Der Roman zeigt die beiden beherzten Frauen. Ein intensives Miteinander verbindet sie über die Grenzen hinaus. Obwohl Gyeongha nicht weiß, ob Inseon ein Geist ist, agiert und reagiert sie, als ob Inseon lebendig wäre. Die Realität verschiebt sich und lässt Gyeongha sowie den Leser im Ungewissen. Die Annäherung an das Unfassbare, nicht Gegenwärtige und nicht Reale doch dem Leben Dazugehörige, die Vergangenheit, die prägt, sowie mysteriöse Zwischenwelten werden hier auf außergewöhnliche Art verbunden.
Es gibt nur wenige weitere Mitspieler.
Han Kang entblättert, ausgelöst durch die Schneeflocken und mithilfe Gyeonghas Gedanken und Empfindungen, einen grausamen Teil Südkoreas Geschichte. 1948 wurden 30000 Menschen hingerichtet, die nicht politisch konform waren, Rebellen, aus Angst vor Fremdbestimmung. Der Roman entwickelt diesen vergangenen Abschnitt und beschreibt anhand der beiden Freundinnen. Aufschlussreiche Hinweise in den Aufzeichnungen der Mutter bringen persönliche Erkenntnisse und führen vom individuellen Schicksal zu den politischen Gräueltaten.
Der Roman geht unter die Haut, und je mehr man ihn verdaut und sacken lässt, tauchen immer mehr Facetten auf, die ein Gesamtbild ergeben.
Wort und bildgewaltige Sprache beherrschen den vielschichtigen Roman, die ungewöhnliche Freundschaft zwischen den beiden Hauptdarstellern führt ihn voran.
Für mich ein beeindruckender Roman, der lange nachhallt.
Weiß
Bewertung von Wuestentraum am 09.10.2020
Eine zweiundzwandzigjährige junge Frau bringt in einer europäischen Hauptstadt ein Mädchen zur Welt. Das Kind kommt zwei Monate zu früh. Die junge Mutter durchtrennt die Nabelschnur selbst und das Kind lebt nur zwei Stunden, es stirbt in den Armen seiner Mutter.
Han Kang schreibt über den frühen Tod ihrer Schwester. Es ist ein Buch voller Trauer, Abschied und Sehnsucht und mit jedem Satz spürt man ihren großen Verlust, der sich natürlich auch auf die ganze Familie auswirkte.
Der Schreibstil ist einfach großartig, tiefgründig, melancholisch, poetisch. Ein sehr persönliches Werk. Es gibt besondere Überschriften, die Han Kang mit Sicherheit sehr bewusst ausgewählt hat.
Dieser Roman ist eine Verarbeitung der Tragödie der Autorin, die bei einem Aufenthalt in dieser europäischen Hauptstadt von Erinnerungen an das Geschehene überwältigt wird.
Die Farbe weiß ist in Korea mit Trauer verbunden, so wie bei uns die Farbe schwarz. Daher heißt nicht nur der Roman "Wei?", sondern auch das Cover ist weiß und schlicht gehalten, mit einer weißen Feder behaftet. Einfach schlicht und wunderschön.
Dieser Roman hat mich sehr berührt, man spürt immer noch die tiefe Trauer und man leidet einfach mit. Man muss nicht mehr viel sagen, man muss dieses Buch einfach nur lesen, genießen und mitfühlen.
Fazit:
Ein sehr tiefgründiges, melancholisches Buch, das mich sehr berührt und mir sehr gut gefallen hat.
Unmöglicher Abschied
Nachdem ich über "Die Vegetarierin" auf Autorin Han Kang aufmerksam geworden bin, war ich sehr gespannt auf ihr aktuellstes Werk. Dabei wird schon im Klappentext deutlich, dass hier reale koreanische Geshichte mit einer fiktiven Geschichte verknüpft wird.
Die Sprache in Übersetzung durch Ki-Hyang Lee liest sich flüssig, ist jedoch auch durchaus umschreibend und poetisch. Der Storyaufbau gliedert sich in drei Teile, wobei mich die Konstruktion um die beiden Freundinnen Inseon und Gyeongha doch teils verwirrt hat. Unklare Handlungsverläufe und Zwischentöne kannte ich bereits von Autorin Han Kang, dennoch bin ich hier an meine persönlichen Grenzen gestoßen: Wer lebt und wer ist tot? Die Erzählung bewegt sich fließend auf der Grenze zwischen Wirklichkeit und Unwirklichkeit. Diese Frage (Was ist real?) hat mich mitunter mehr beschäftigt als die eigentlich zugrundeliegende Story: die Aufarbeitung der Massaker auf Jeju.
Trotz der Schilderung brutaler Morde legt Kang den Fokus auf die zwischenmenschlichen Ebenen, auf persönliches Leid, Wachstum und Entwicklung. Das hat mir gefallen. Ich hatte zwischenzeitlich das Bedürfnis mich zu den historischen Kontexten belesen zu mmüssen, um besser zu verstehen. Andererseits sind Kriegsverbrechen oft unverständlich, egal wie viele Fakten man kennt.
Insgesamt hat mir das Buch gefallen, es hat mir aber auch Fragezeichen hinterlassen und wirkt mehr durch die besondere Atmosphäre, die es zu schaffen vermag.
Unmöglicher Abschied (eBook, ePUB)
Keine leichte Lektüre
Zum Inhalt:
Mitten in ihrer eigenen depressiven Phase erhält Gyeongha von ihrer Freundin Inseon einen Hilferuf. Sie soll so schnell wie möglich zu ihr ins Krankenhaus von Seoul kommen, da sie dringend ihrer Hilfe bedarf. Gyeongha eilt zu ihrer Freundin und erfährt, dass sie sich umgehend auf die Insel Jeju begeben muss, um Inseons kleinen weißen Vogel zu füttern, damit er nicht stirbt. Gyeongha macht sich sofort auf den Weg, der durch einen gewaltigen Schneesturm nicht nur beschwerlich, sondern auch in Inseons Haus zum Kampf ums Überleben wird.
Meine Meinung:
Bildgewaltig, poetisch und düster erzählt die Autorin Han Kang von der Freundschaft zweier Frauen, die traumatische Ereignisse ihrer Familien in der lange verdrängten Geschichte Koreas und vor allem der Insel Jeju zu verarbeiten haben. Die Geschichte zeigt, dass erschütternde Ereignisse in der Vergangenheit noch stark in das Leben der nachfolgenden Generationen eingreift. Während Geyeongha im Haus von Inseon um ihr Überleben kämpft, schweift sie in Gedanken, Träumen, Fantasien und ihren Erinnerungen ab, zu den Erzählungen und Gesprächen, teilweise auf spiritueller Ebene mit Inseon, die nach dem Verbleib ihres Onkels, wie einst ihre Mutter, forscht. Schonungslos wird der Leser mit den grausamen Details zu den Massakern 1948 an Teilen der Inselbevölkerung durch die Regierung konfrontiert.
Das hin- und herspringen in den unterschiedlichen Zeitebenen und Orten mitten in der Erzählung hat mich leider oft verwirrt und ich musste mehrmals zurückblättern, um den roten Faden nicht zu verlieren. Durchgehend ist eine Melancholie zu spüren, die während des Lesens unerwartet auch auf mich übersprang, trotzdem konnte ich das Buch nicht aus der Hand legen.
Fazit:
Keine leichte Lektüre, die mir mit ihrer Melancholie und erschütternden Tatsachen in Erinnerung bleibt
Griechischstunden
Han Kangs "Griechischstunden" ist eine fesselnde Meditation über Sprache und Verlust, die mit ihrer poetischen Sprache und atmosphärischen Beschreibungen beeindruckt. Die Autorin wirft einen tiefgründigen Blick auf die Bedeutung von Erinnerung und Identität, während sie die Geschichte einer Frau erzählt, die durch traumatische Ereignisse gezeichnet ist. Trotz der bewegenden Themen und der meisterhaften Sprache bleibt das Buch jedoch insgesamt vage und abstrakt, was es schwer macht, sich vollständig mit der Geschichte zu verbinden. Dennoch lohnt es sich, Han Kangs Werk eine Chance zu geben, um ihre einzigartige Stimme und ihr Talent weiter zu entdecken.
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