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Hiromi Kawakami
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Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß (eBook, ePUB)
eBook, ePUB
Eine selbstbewusste Frau, ein alter, weiser Mann, reichlich Sake, etwas Walfischspeck und immer wieder Lotuswurzel - Zutaten dieser stillen, faszinierend fremden Liebesgeschichte aus Japan. Tsukiko ist achtunddreißig und lebt allein. Zur Liebe, glaubt sie, sei sie nicht begabt. Da trifft sie in einer Kneipe ihren alten Japanisch-Lehrer wieder, den sie nur den Sensei nennt. Auch er lebt allein, in einer etwas verwahrlosten Wohnung, wo er merkwürdige Gegenstände sammelt. Einer sucht die Nähe des anderen und scheint gleichzeitig vor ihr zu fliehen. Selten wurde die Annäherung zweier Menschen so subtil und zugleich eindringlich beschrieben.…mehr
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Die zehn Lieben des Nishino
Gebundenes Buch
Nishino ist der perfekte Liebhaber, der die geheimen Wünsche jeder Frau errät. Warum hat keine seiner Lieben Bestand? Es beginnt schon in der Schule. Warum ist die Welt so unendlich? fragt Nishino seine Freundin, um sie gleich mit der nächsten zu betrügen. Ein Mädchen spricht ihn auf der Straße an und will sofort Sex mit ihm. Seine Chefin hat sich geschworen, nichts mit ihm anzufangen, bis er sie aus heiterem Himmel verführt. In seinen Fünfzigern möchte er zusammen mit einer jungen Geliebten sterben, doch so weit will sie nicht mit ihm gehen. "Die zehn Lieben des Nishino" erzählt nicht nur von diesen zehn Beziehungen, sondern - poetisch und genau - vom Verhältnis zwischen Mann und Frau.…mehr
20,00 €
© Shunju Bungei
Hiromi Kawakami
Kawakami, HiromiHiromi Kawakami, 1958 in Tokio geboren, studierte Naturwissenschaften und unterrichtete Biologie, ehe sie sich dem Schreiben zuwandte. Ihre Bücher wurden mit zahlreichen japanischen Literaturpreisen ausgezeichnet, und sie zählt zu den populärsten Schriftstellern des Landes. Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß (Eine Liebesgeschichte, 2008 bei Hanser) war ihr erster sehr erfolgreicher Roman auf Deutsch, es folgten Herr Nakano und die Frauen (2009), Am Meer ist es wärmer (2010), Bis nächstes Jahr im Frühling (2013) und Die zehn Lieben des Nishino (2019).Kundenbewertungen
Die zehn Lieben des Nishino
Leise sanft und schön...
Cover: Das Cover finde ich schön, es lässt eine Verbindung zur Herkunft des Autors zu und war für mich auch passend für die Geschichte.
Inhalt: Nishino ist auf den ersten Blick ein toller Liebhaber und hat seine eigene Art mit der Liebe umzugehen. Für ihn irgendwie immer greifbar, aber nicht fest zu halten.
Meine Meinung:
Es war mein erstes Buch der Autorin, aber es hat mir sehr gut gefallen und wird daher bestimmt nicht das letzte sein.
Die Geschichte wird aus Sicht der zehn Frauen geschildert, die Nishino geliebt hat.
Dabei erfährt der Leser viel über Nishino und die Liebe. Hier wird besonders herausgearbeitet wie die zerbrechlich die Liebe sein kann und wie schnell heute die Liebe sich ändert. Zusätzlich bekommt man einen Einblick in die japanische Kultur, was der Geschichte zusätzlich Charakter verleiht.
Der Schreibstil ist klar und direkt, was zu meiner Vorstellung von einer japanischen Autorin gut gepasst hat.
Die Geschichte ist sehr leise, aber trotzdem nicht langweilig.
Fazit: Eine schöne und sanfte Geschichte über Liebe und die Problme sie fest zu halten.
Die zehn Lieben des Nishino
Von der Flüchtigkeit der Liebe und ihrer (Un)verbindlichkeit
Hat Yukihiko Nishino nur Mädchen im Kopf oder sie ihn? Sobald er irgendwo auftaucht umschwärmen diese ihn, wie Motten das Licht; er hat zahlreiche Freundinnen, manchamal auch zwei auf einmal; meist beenden seine Geliebten die Beziehnung.
Hiromi Kawakami erzählt Stationen aus Leben Nishinos, vom Schüler bis zum Mann in den mittleren Fünfziger, wobei sie kapitelweise, aber nicht chronologisch, eine seiner Geliebten zu Wort kommen läßt. Diese beschreiben ihn ähnlich und doch auch ganz unterschiedlich; als Leser lernt man seine ihn prägenden Erlebnisse als Kind samt zurückgeblieber Schuldgefühle, seine Einsamkeit und stetige Suche nach Liebe, die ihn auch gleichzeitig in Angst versetzt. Nach und nach setzt sich ein Bild seines Lebens zusammen, wobei er überwiegend als charmant, bemüht und durchaus liebenswert beschrieben wird.
Hiromi Kawakami erzählt diese Geschichte in leisen Tönen, die sich häufig auch zwischen den Zeilen geflüstert finden. Häufig wirkt das Gelesene auf mich bild- und märchenhaft, nicht nur sprachlich. So beschreiben die Frauen beispielsweise ihre Liebesabenteuer als „jemanden wie einen Schmetterling einfangen und zu einem Exemplar in der Sammlung machen“, trennen sich von Nishino, nachdem er ihnen nicht mehr gleichgültig oder sie verliebt in ihn sind – meist ist der Trennungsgrund, dass sie ihn lieben. Auf mich wirkt das bildhaft für die stattfindende Emanzipation, denn die Frauen betonen immer wieder, dass sie nicht heiraten möchten und sich selber glücklich machen können, dafür keinen Mann zu brauchen.
Ich würde meinen, Hiromi Kawakami zeigt eher die Wandlung im Rollenverhalten als konkrete Einzelschicksale auf; nebenbei erfährt man beim Lesen einiges über die japanische Kultur und Ereignisse, wozu es manchesmal Fußnoten gibt.
Insgesamt hat mir diese aussergewöhnlich erzählte Geschichte über die Suche nach der Liebe und ihre Flüchtigkeit sehr gut gefallen.
Die zehn Lieben des Nishino
Bewertung von inya am 02.02.2019
poetisch
Unter "die 10 Lieben des Nishino" habe ich mir etwas ganz anderes vorgestellt. Zuerst möchte ich auf das wunderbar gestaltete Cover eingehen, in dem Buch wird zwar in keiner Weise auf Kois eingegangen, aber man fühlt sich durch das Cover direkt in die asiatische Welt entführt. "Die 10 Lieben des Nishino" sind in 10 Kapitel aufgeteilt, die auch jeweils eine Geliebte des Nishino behandeln. Dabei finde ich es besonders gelungen, dass nicht Nishino von diesen Lieben und Geliebten berichtet, sondern die Geliebten selbst. Diese Perspektive ist sehr spannend und angenehm und gibt dem Ganzen etwas graziles. Nishino ist ein sehr attraktiver Mann, der bei den Frauen sehr gut ankommt. Jedoch kann er nicht lieben, verlang aber von seinen unzähligen Geliebten, dass sie ihn lieben. Er hat eine kühle Art, die die Frauen auf einer Seite fasziniert aber auch nach einer gewissen Weile abstößt. Eine richtige Handlung hat das Buch nicht und es ist auch nicht chronologisch aufgebaut. Trotzdem finde ich es definitiv lesenswert, da es uns in die Leben vieler verschiedener sehr interessanter Charaktere auf eine sehr kurzweilige Weise entführt und somit jedes Kapitel hoch spannend ist. Außerdem gibt es sehr poetische Ansätze in dem Buch, welche ich auch wundervoll finde. Ich finde dieses Buch sehr gelungen und kann es nur weiter empfehlen!
Die zehn Lieben des Nishino
Bewertung von Marianna T. am 26.02.2019
Sehr empfehlenswert
Yukihiko Nishino liebt in seinem Leben die unterschiedlichsten Frauen. Sind die Frauen erst in seinem Bann merken sie doch bald, dass er sich nicht ganz auf sie einlassen kann.
Das Buch macht schon mit seinem schlichten und gleichzeitig fremdländisch farbenfrohen Cover aufmerksam. Inhaltlich ist es anders als erwartet - eher nüchtern, ohne große Dramen oder Verklärungen. Und das ist auch das Angenehme an der Erzählung, weil sie dadurch tiefgründiger wird.
In zehn Geschichten bekommen die Lesenden Einblick in die Gefühls- und Erlebniswelt der Frauen, die sich in Yukihiko verlieben. Die Geschichten sind aus der Sicht der jeweiligen Frau beschrieben und alle irgendwie faszinierend. Das liegt sicherlich an den spannenden Porträts der Frauen.
Die Erzählungen lassen sich zügig lesen, geben Einblick in die japanische Kultur und sind voller kluger Gedanken über die Liebe. Die Autorin hat eine unaufdringliche Art zu Erzählen und Situationen dabei von allen Seiten zu beleuchten.
Trotzdem die Frauen Nishino förmlich erliegen, wirken sie doch stark und interessant. Die Frauen und Nishino kommen gleichermaßen zur Geltung. Nishino hat was Geheimnisvolles und lässt sich nicht greifen. Ist er einfach ein perfekter Liebhaber, der die Wünsche der Frauen errät oder ist er schwach, unfähig sich zu binden und zu lieben? In jedem Fall gibt er eine schillernde Persönlichkeit ab.
Ein kluges Buch über Liebe in den unterschiedlichsten Formen. Ein besonders gutes Buch.
Die zehn Lieben des Nishino
Nishino und die Frauen – welch unglaubliche Wechselwirkung, die sich hier entfaltet. Unzählige Frauen hatte Nishino in seinem Leben, die Chefin, das Mädchen, das in einfach auf der Straße anspricht. Junge Frauen, ältere Frauen, verheiratet oder nicht, auf alle übt Nishino seinen unwiderstehlichen Charme aus. Treu kann er nicht sein. Während er die eine Frau noch fragt, warum diese Welt so unendlich ist, betrügt er sie gleich darauf mit der nächsten.
Immer wenn ich Goldfische sehe muss ich an die Zeile aus Wish you were here von Pink Floyd denken. „We're just two lost souls swimming in a fish bowl. Year after year.“
Die japanische Autorin Hiromi Kawakami lässt zehn Frauen in diesem Buch über ihre Begegnungen mit Nishino erzählen. Wie die Fische auf dem übrigens ganz besonders ansprechendem Cover, treiben die Erzählerinnen an Nishino heran und vorbei. Die Frauen blicken zurück in die Vergangenheit, ihre Lebenswege haben sich schon von Nishino getrennt. Er ist für sie jemand, der kurze Zeit an ihrem Leben teilgenommen hat und sich dann wieder entfernt hat. Was bleibt ist gelegentlich wehmütige Erinnerung mit einen weinenden und lachenden Auge zu gleich.
Die Geschichten ähneln einander alle ein wenig. Nach der großen Leidenschaft, kommt sehr bald das ernüchternde Ende. Interessant ist, wie unterschiedlich die Frauen Nishino wahrnehmen, verspielt, charmant, gelassen, grausam.
Dabei wirkt das Erzählte oft sehr pragmatisch, distanziert, wie mit Teflon beschichtet. Aber wenn man ein bisschen an der Oberfläche kratzt, liegt darunter sehr viel Tiefgang. Nishino ist ein sehr zerrissener Charakter, er will lieben, kann es aber nicht, versucht nicht, eine Beziehung zu halten. Sehnsucht nach Vertrautheit wechselt mit kurzlebigem Vergnügen.
„Wir waren einander nicht fern, aber auch nicht nah. Ich war hier, und er war auch hier, aber das war auch alles. Mehr war da nicht. Zeit war vergangen, hier und anderswo, und wir hatten uns getrennt, in Hier und Dort.“
Nishino und die Frauen erfahren wieder und wieder, dass lieben und geliebt werden zeitlich nicht immer zugleich stattfindet. „Was ist Liebe? Ein Mensch hat das Recht, einen anderen zu lieben, aber keinen Anspruch, von diesem wiedergeliebt zu werden.“
Stück für Stück setzt sich mit den Erzählungen das Bild Nishinos zusammen. Als Jugendlicher durch einen Verlust geprägt, verweigert er, Verantwortung für eine Beziehung zu übernehmen. Lieber laviert er von Frau zu Frau, ein ewiger Reigen.
„Hat er erfahren, was sich außerhalb des Universums befindet? Konnte er jemanden lieben? Hat er auf dieser sich ins Unendliche ausdehnenden Welt seinen Platz gefunden?“, fragt sich eine seiner Geliebten. Wir alle wollen doch unseren Platz in der Welt finden. Auf die eine oder andere Weise.
Die zehn Lieben des Nishino
Atmosphärisch dicht und still...
Dieses Buch der japanischen Autorin Hiromi Kawakami ist ein Kleinod! In Japan bereits 2003 erschienen und nun auch für uns übersetzt. Im Zentrum der Geschichten stehen zehn Frauen unterschiedlichen Alters, die eines gemeinsam haben - in ihrem Leben eine Liebesbeziehung mit Nishino gehabt zu haben. Nishino ist das Bindeglied zwischen den Geschichten. Über die Geschichten ihrer Liebe erfahren wir indirekt etwas über den Menschen Nishino und den groben Verlauf seines Lebens. Stets trennen sich die Frauen von Nishino und nie ist sich eine der Protagonistinnen sicher, ob sie Nishino, den souverän-kühlen Mann mit seiner "nonchalanten Distanz", wirklich lieben. In kurzen, ausdrucksstarken Sätzen beschreibt die Autorin die Unmöglichkeit wahrer Begegnung; es bleibt das Gefühl einer existenziellen Einsamkeit, welches nur durch den Versuch der Annäherung und des sich endlich Findens kurzzeitig unterbrochen wird: "Wir waren besorgt. Entrückt. Verzweifelt. Wir waren leicht. Drauf und dran, einander zu lieben. Dennoch verharrten wir an der Schwelle der Liebe, unfähig, sie zu überschreiten." Wie Figuren, die sich in einem langsam auseinanderdriftenden Universum durch einen Zufall begegnen und wieder verlieren. Und ein wenig japanisch-schräg sind die Geschichten auch! Unbedingte Leseempfehlung!
Die zehn Lieben des Nishino
Bewertung von jam am 10.02.2019
Nishino zu küssen war wunderschön. Schöner als alles, was ich bisher gekannt hatte. Und doch fühlte es sich einsam an. Es war der einsamste aller Momente von Einsamkeit, die ich je erlebt hatte. – Seite 43
Hiromi Kawakami zeichnet uns in 10 kurzen Geschichten das Leben und Lieben des ungewöhnlichen Nishino. Interessant ist ihre Erzählform, denn an ihren Gedanken und Geschehnissen teilhaben lassen uns ausschließlich die Frauen, die er auf seinem Weg getroffen hat. Dabei beginnen wir mit der letzten, reisen dann vor zur ersten und springen weiter von einer zur anderen. So unstet, wie es auch Nishinoo macht.
Die Erzählweise verkörpert damit auch seine Art, mit Frauen umzugehen. Vergangene haben auch in der Gegenwart eine große Bedeutung, manche überschneiden sich großzügig mit der vorangegangenen.
Seine Geschichte ist geprägt von einer großen Traurigkeit, denn es scheint, dass er – vielleicht auch auf Grund seiner Vergangenheit – nicht fähig ist zu lieben, oder die Liebe anzunehmen, wenn er sie dargeboten bekommt.
Somit bleibt „Die zehn Leben des Nishino“ eine traurige, melancholische Geschichte von lieben und widergeliebt werden, von Verlangen ohne Liebe und dem Vergehen des Lebens. Interessant erzählt und mit kleinen Einblicken in die japanische Kultur.
Die zehn Lieben des Nishino
Bewertung von urmeli am 20.02.2019
Aus der Sicht von zehn sehr verschiedenen Frauen lernen wir das Leben und Lieben von Yukihiko Nishino kennen. Nishino liebte alle Frauen und alle liebten ihn, doch eine wirkliche Nähe kam nie zustande. Diese zehn Frauen sind auch nur eine Auswahl seiner Liebschaften, die er unabhängig vom Alter, von der Stellung in der Gesellschaft und auch nicht vom Familienstand abhängig machte. Er traf sich mit deutlich jüngeren und deutlich älteren Frauen und bei allen hat er etwas besonderes ausgelöst. Häufig hatte er mehrere Geliebte nebeneinander und selbst das nahm ihm kaum eine übel. Er verstand die Bedürfnisse der Frauen und hatte selbst Angst, sich dauerhaft zu binden. An einem Tag wollte er sie heiraten, am nächsten sich von ihnen trennen. Die endgültige Trennung geschah fast immer schleichend und von den Frauen ausgehend.
Sehr einfühlsam wird über das Leben und die Liebe geschrieben, über Bindungsängste, Gefühle und erotischen Abenteuern. Die Episoden sind nicht chronologisch, manchmal überlappen sich Geschichten. Der Sprachstil ist außergewöhnlich gut und dennoch leicht lesbar.
Die zehn Lieben des Nishino
Zehn Kapitel, zehn unterschiedliche Frauen, zehn unterschiedliche Geschichten, die nur ein Thema haben. Die Liebe.
Nishino ist ein Mann, der gerne von einer Frau zur anderen wechselt. Unfähig für die wahre Liebe, unfähig auch für das Leben. In ihrem kleinen Buch lässt die Autorin Hiromi Kawakami die Frauen zu Wort kommen. Sie erzählen, jede für sich, ihre Liebesgeschichte mit Herrn Nishino. Sie erzählen davon, wie sie lieben und davon, wie wenig zurückkommt. Man spürt die große Traurigkeit, die sich wie ein roter Faden durch das Buch zieht. Dabei meint man es mit zehn Autorinnen zu tun zu haben, so unterschiedlich sind Ton und Sprachmelodie.
Die Autorin hat einen sehr eigenwilligen Schreibstil, den ich als typisch japanisch bezeichnen möchte. Ihre einzigartige Sprache ist voller Poesie und Wehmut. Man möchte sich am liebsten jeden ihrer einprägsamen und wunderschönen Sätze in Stein meißeln, damit man ihn nicht so schnell vergisst. Man bekommt einen tiefen Einblick in die japanische Kultur und Sprache.
Abgerundet wird das wunderbare Buch noch durch das stimmige Cover, das eine wahre Augenweide ist.
Die zehn Lieben des Nishino
Yukihiko Nishino ist ein auf den ersten Blick unauffälliger Mann, doch irgendetwas fasziniert an ihm und die Frauen verfallen reihenweise seinem Charme. Zahlreiche Freundinnen hat er, zeitgleich, kurz nacheinander; oftmals wissen sie voneinander, vielfach ignorieren sie die anderen. Er trifft sie, er liebt sie, er telefoniert mit ihnen, trennt sich und begegnet ihnen Jahre später wieder. In der Schule, auf der Arbeit, in einem Kochkurs, die Nachbarin – überall lernt er Frauen kennen, die sich ihm ergeben. Nun erzählen sie von ihrem Liebhaber, von dem sie oftmals gar nicht wissen, ob sie ihn überhaupt geliebt haben, aber ganz sicher haben sie ihn vermisst, als er fort war.
Die japanische Autorin Hiromi Kawakami hat mit ihrem Roman ein außergewöhnliches Portrait eines Mannes geschaffen. Sie hat in ihrer Heimat zahlreiche Literaturpreise erhalten und ist seit einigen Jahren auch in Deutschland zu lesen. Ihr literarisches Feingefühl offenbart sich schon nach wenigen Seiten, wenn man nämlich durchschaut hat, dass sie in ihrem Roman die zentrale Figur immer nur vorbeihuschen lässt, sich ihm nie direkt, sondern immer nur durch andere Figuren nähert. Das diffuse Bild, das so entsteht, ist jedoch das Bild, das den Charakter Nishinos ausmacht.
Er bleibt schwer zu greifen, selbst für die Frauen, die ihn liebten:
„(...) war Nishino ein gutaussehender Mann. Adrett gekleidet, wohlerzogen und charmant. Und zur Krönung in einer renommierten Firma beschäftigt. (138)“
Die Äußerlichkeiten sind greifbar, aber eine herzliche Wärme strahlt er nicht aus. Er schläft mit den Frauen, zeigt Interesse und Zuneigung, aber es bleibt eine undefinierte Distanz, geradezu eine Kälte wie eine der Frauen beschreibt. Es ist diese Gegensätzlichkeit, die er scheinbar ausstrahlt, die die Frauen magisch zu ihm hinzieht:
„Mir gegenüber war er jedenfalls nicht besonders höflich, und besonders moralisch verheilt er sich auch nicht.“ (152)
Trotzdem fühlen sie sich geliebt – auch wenn Nishino am Ende seines Lebens Zweifel daran hegt, tatsächlich jemals geliebt zu haben. Mit jedem neuen Kapitel lernt man auch eine andere Facette Nishinos kennen. Was bleibt sind vor allem Erinnerungen an ihn, schöne Momente, die die Frauen teilten und die Erkenntnis, dass sie ihn hätten ziehen lassen dürfen.
Japanische Literatur ist immer etwas anders, man spürt die gesellschaftlichen Zwänge in ihr deutlicher als dies in manch anderer Kultur ist und die dadurch hervorgebrachte und tolerierte Untergrundkultur des Ausbruchs wird oftmals zum Schauplatz der Handlung. Was in „Die zehn Lieben des Nishino“ deutlich wird, ist die Schwierigkeit der dauerhaften Zuneigung und der tatsächlichen Liebe. Vielfach scheinen die Figuren Sex und Liebe gleichzusetzen und sich dann zu wundern, dass über die Lust hinaus nur wenig Verbindendes bleibt. Die Isolation des Individuums, von der man in vielen Gegenwartsromanen des fernöstlichen Landes lesen kann, tritt auch hier deutlich hervor. Selbst eine Heirat scheint kein inneres Bekenntnis zu sein.
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