Autor im Porträt
Inge Löhnig
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Verflucht seist du (Dühnfort 5)
Hochsommer in München. Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel. Kommissar Dühnfort wird zu einem Tatort gerufen: Auf einer Baustelle in einem Vorort wurde die Leiche eines jungen Mannes gefunden. Daniel Ohlsberg wurde in der Nacht durch einen Kopfschuss ermordet. Ein missglückter Drogendeal? Eine Tat im Affekt? Oder von langer Hand geplant? Und wie passt der Selbstmord einer jungen Frau aus Daniels Freundeskreis ins Bild? Unter Hochdruck beginnt Dühnfort mit seinem Team zu ermitteln - und je mehr Lügen sie entlarven, desto sicherer ist er, dass sie einem eiskalten Mörder auf den Fersen sind ...
Lesen Sie auch Kommissar Dühnforts neusten Fall: »Der Spieler«.…mehr
Der Spieler (Dühnfort 10)
Münchens beliebter Kommissar Dühnfort ermittelt wieder!
Seine Spiele enden tödlich ...
Es sind herausfordernde Zeiten für Kriminalhauptkommissar Konstantin Dühnfort. Nach der Kündigung der geliebten Münchner Mietwohnung hängt der Haussegen schief. Zudem bittet ihn eine norwegische Kollegin um dringende Hilfe: Ein deutsches Rentnerpaar ist vor seinem Ferienhaus im Fjord ertrunken, doch der Unfall wirkt inszeniert. Dühnfort ist alarmiert, als er kurz darauf auf einen ähnlichen Todesfall stößt. An beiden Tatorten wurde ein Spielstein eines Gesellschaftsspiels hinterlassen. Auf den ersten Blick enden hier die Gemeinsamkeiten - doch Dühnforts Intuition sagt ihm, dass er einer Serie von Verbrechen auf der Spur ist ... Und dass das Spiel des Täters noch lange nicht zu Ende ist.…mehr
Inge Löhnig
Inge Löhnig hat Grafik-Design studiert. Nach einer Karriere als Art- Directorin in verschiedenen Werbeagenturen hat sie sich mit einem Designstudio selbstständig gemacht. Inge Löhnig wohnt mit ihrer Familie in der Nähe von München.Krimifestival 2017, Inge Löhnig - Sieh nichts Böses
"Sieh nichts Böses"
Inge Löhnig legt den achten Fall in der Reihe um den Ermittler Konstantin Dühnfort vor - eine hochspannende Reise in die Abgründe des Menschen
Man könnte es Idylle nennen: Konstantin Dühnfort hat geheiratet. Mit seiner Partnerin Gina erwartet er das erste Kind. Gerade sind sie von ihrer Hochzeitsreise in Venedig nach München zurückgekehrt, da erwischt den Kommissar das volle Leben. Zunächst stirbt der an Krebs erkrankte Lebenspartner seiner Mutter, die im Elsass lebt. Und schließlich bekommt er es mit einem neuen Fall zu tun, einem mysteriösen und grausigen Fall, der Tino, wie er von Kollegen und Freunden genannt wird, alles abverlangt. Wie Inge Löhnig, die mit "Sieh nichts Böses" (List) bereits den achten Krimi in der Reihe um den bodenständigen und lebensnahen Ermittler Dühnfort vorlegt, das nahende Unheil literarisch umsetzt, ist souverän und zeugt von einem Schreibtalent, das in den vergangenen Jahren merklich gereift ist. So heißt es zu Beginn des Buches:
"Im Flur stand noch Ritas Hochzeitsgeschenk. Das Meer bei Locquémeau. Zwei Quadratmeter tobender Atlantik. Eine apokalyptische Stimmung am Ende…mehr
"Sieh nichts Böses"
Inge Löhnig legt den achten Fall in der Reihe um den Ermittler Konstantin Dühnfort vor - eine hochspannende Reise in die Abgründe des Menschen
Man könnte es Idylle nennen: Konstantin Dühnfort hat geheiratet. Mit seiner Partnerin Gina erwartet er das erste Kind. Gerade sind sie von ihrer Hochzeitsreise in Venedig nach München zurückgekehrt, da erwischt den Kommissar das volle Leben. Zunächst stirbt der an Krebs erkrankte Lebenspartner seiner Mutter, die im Elsass lebt. Und schließlich bekommt er es mit einem neuen Fall zu tun, einem mysteriösen und grausigen Fall, der Tino, wie er von Kollegen und Freunden genannt wird, alles abverlangt. Wie Inge Löhnig, die mit "Sieh nichts Böses" (List) bereits den achten Krimi in der Reihe um den bodenständigen und lebensnahen Ermittler Dühnfort vorlegt, das nahende Unheil literarisch umsetzt, ist souverän und zeugt von einem Schreibtalent, das in den vergangenen Jahren merklich gereift ist. So heißt es zu Beginn des Buches:
"Im Flur stand noch Ritas Hochzeitsgeschenk. Das Meer bei Locquémeau. Zwei Quadratmeter tobender Atlantik. Eine apokalyptische Stimmung am Ende der Welt. ,Das Bild ist euch irgendwann über`, hatte sie gesagt. ,Vielleicht müsst ihr es ab und zu umdrehen.`"
Die Kunst, eine sinnweisende Stimmung und Atmosphäre zu erzeugen, blitzt an vielen Stellen des Romans auf, in dessen Mittelpunkt der zufällige Fund einer Frauenleiche steht. Die Ermittler um Dühnfort tappen zunächst im Dunkeln. Die Leiche ist durch den fortgeschrittenen Verwesungsprozess entstellt. Die Suche in der Vermisstendatenbank erweist sich als erfolglos. Nur ein kleiner Bronzeaffe, der neben der Toten gefunden wird, ist ein Anhaltspunkt. Es ist ein Affe, der seinen Unterleib bedeckt. Er stammt aus der japanischen Mythologie. Seine Bedeutung: "Tu nichts Böses, habe keinen Spaß, was man auch mit habe keinen Sex gleichsetzen könnte." Wer ist also die Tote? Und wurde sie umgebracht oder ist sie Opfer eines Unfalls?
Von Beginn an strickt Löhnig eine Handlung auf mehreren Ebenen, was zu einem fulminanten Spannungsaufbau beiträgt. Da ist der Schuldnerberater Jasper Seyboth, der eine nicht näher beschriebene Schuld mit sich herumträgt und der selbst einen schweren Verlust erlitten hat. Da ist das Ehepaar Marion und Uwe Lindenthal, das ein reich begütertes, scheinbar harmonisches Leben genießt und das unweit des Fundorts der Leiche lebt. Da ist die Hutmacherin Anette Körber, die mit ihrem kleinen Unternehmen vor einer Insolvenz steht. Die Erzählebenen wechseln sich im Laufe der Kapitel ab und werden zum Ende des Krimis zu einer überraschenden Lösung zusammengeführt. Den Weg dahin hat die Autorin mit zahlreichen Sackgassen, Wendungen und inhaltlichen Tricksereien versehen, was den Rätselfaktor für den Leser erheblich erhöht.
Als schließlich eine weitere Leiche gefunden wird, ist Dühnfort, diesem menschlichen Fels in der Brandung des Lebens, schnell klar, dass die Leichen zu einem Serienkiller führen, der sich auf einem Rachefeldzug befindet. Und dann verschwindet auch noch eine weitere Frau.
Handwerklich und erzählerisch ist Löhnig ein außerordentlicher Krimi gelungen, der sich nicht nur hinsichtlich eines wohltuend sympathischen und psychisch stabilen Kommissars von denen anderer Genregrößen unterscheidet. Die Schriftstellerin zeichnet Charaktere, die für den Leser nachvollziehbar sind und nicht an der üblichen Eindimensionalität leiden. Außerdem hat sie ein Händchen für Fälle, die zwar nicht sonderlich spektakulär sind, die aber gekonnt alle Facetten der Menschlichkeit unter die literarische Lupe nehmen. Löhnig schreibt damit sehr, sehr gute Literatur - nicht mehr und nicht weniger.
Krimifestival 2017, Interview Inge Löhnig
In Ihren Krimis nehmen Sie sich immer wieder Fälle vor, die realitäts- und lebensnah wirken und dabei sehr grausam sind. So auch in "Sieh nichts Böses", Ihrem achten Kommissar-Dühnfort-Krimi, in dem es um einen Frauenmörder geht. Wie "finden" Sie Ihre Fälle, und wie entscheiden Sie, welche in die Reihe um den Kommissar passen?
Inge Löhnig: Mir geht es in meinen Romanen weniger um die Jagd nach dem Verbrecher, also darum, wer der Täter ist oder wie Dühnfort und sein Team ihn überführen. Mich beschäftigt hauptsächlich die Frage, wie ein Mensch zum Mörder wird. Was muss geschehen, damit es zu einem Mord kommt?
Ausgangspunkt ist daher meist etwas, das mich selbst beschäftigt und zum Nachdenken bringt. Das kann eine Zeitungsnotiz sein oder eine persönliche Erfahrung. Bei Dühnforts achtem Fall ist es der Umgang mit der Wahrheit. Es gibt keine objektiven Wahrheiten. Schon im Moment des Geschehens verändern wir sie. Wir interpretieren und werten, was geschieht. Wir sind auch nicht in der Lage, alles zu erfassen. Und dann gibt es noch die Wahrheiten, die wir uns zurechtbiegen, weil sie so…mehr
Interview: Inge Löhnig "Sieh nichts Böses"
In Ihren Krimis nehmen Sie sich immer wieder Fälle vor, die realitäts- und lebensnah wirken und dabei sehr grausam sind. So auch in "Sieh nichts Böses", Ihrem achten Kommissar-Dühnfort-Krimi, in dem es um einen Frauenmörder geht. Wie "finden" Sie Ihre Fälle, und wie entscheiden Sie, welche in die Reihe um den Kommissar passen?
Inge Löhnig: Mir geht es in meinen Romanen weniger um die Jagd nach dem Verbrecher, also darum, wer der Täter ist oder wie Dühnfort und sein Team ihn überführen. Mich beschäftigt hauptsächlich die Frage, wie ein Mensch zum Mörder wird. Was muss geschehen, damit es zu einem Mord kommt?
Ausgangspunkt ist daher meist etwas, das mich selbst beschäftigt und zum Nachdenken bringt. Das kann eine Zeitungsnotiz sein oder eine persönliche Erfahrung. Bei Dühnforts achtem Fall ist es der Umgang mit der Wahrheit. Es gibt keine objektiven Wahrheiten. Schon im Moment des Geschehens verändern wir sie. Wir interpretieren und werten, was geschieht. Wir sind auch nicht in der Lage, alles zu erfassen. Und dann gibt es noch die Wahrheiten, die wir uns zurechtbiegen, weil sie so erträglicher sind.
Wie wichtig ist es für Sie, bei der Darstellung der Ermittlungsarbeit auch in den Details akkurat zu sein? Wie gehen Sie konkret bei Ihren Recherchen vor?
Inge Löhnig: Mittlerweile bin ich bekannt dafür, Polizeiarbeit einigermaßen realistisch zu beschreiben. Ich will den Eindruck vermitteln, dass sich die Geschichte, die ich mir ausgedacht habe, genau so zugetragen haben könnte. Außerdem eignet sich das Schildern realistischer Polizeiarbeit gut, um Dühnfort und seinem Team die Arbeit schwer zu machen. Denn den Ermittlern sind enge Grenzen gesetzt. Sie müssen Gesetze und Regeln befolgen; das erschwert die Arbeit manchmal ungemein.
Beraten werde ich von einem Kriminalhauptkommissar der Münchner Mordkommission, den ich durch Zufall kennengelernt habe. Er passt auf, dass Dühnfort keine gravierenden Fehler macht. Und auch die Pressestelle des LKA Bayern gibt Krimiautoren gerne, kompetent und schnell Auskunft. Außerdem stehen in meinem Arbeitszimmer inzwischen etliche Fachbücher über Todesermittlung, Spurensicherung und Tatortarbeit.
Man hat als Leser den Eindruck, dass es Ihnen auch Spaß macht, die heile und von relativem Reichtum geprägte Welt der Münchner Mittelstandsgesellschaft zu dekonstruieren. Wie wichtig ist es Ihnen zu zeigen, dass sich das Böse auch und ganz plötzlich in einer scheinbar gut geregelten Welt einnisten kann?
Inge Löhnig: Das Böse lauert immer und überall, wie es in dem Song "Banküberfall" so schön heißt. Wir finden es nicht nur in finsteren Ecken, sondern oft genug dort, wo wir es eigentlich nicht finden wollen. Vor der eigenen Haustür - manchmal auch dahinter.
Ich bin selbst ein Kind der Münchner Mittelschicht und gehöre ihr an. Es ist also eine Welt, in der ich mich gut auskenne, und ja: Es macht mir Spaß, in diesem Milieu gelegentlich das Unterste zuoberst zu kehren.
In "Gedenke mein" (2016), haben Sie erstmals Gina Angelucci, die Frau von Kommissar Dühnfort, in den Mittelpunkt einer Geschichte gerückt. Möchten Sie dieses Experiment eventuell fortsetzen?
Inge Löhnig: Es wird fortgesetzt. Ab Herbst schreibe ich Ginas zweiten Fall.
Die Dühnfort-Reihe gewährt immer wieder Einblicke in das Privatleben der handelnden Ermittler. Wie findet man als Autorin dabei die Balance, dem Leser nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig von diesen Privatgeschichten zuzumuten?
Inge Löhnig: Da haben Sie jetzt zielsicher den Finger in die Wunde gelegt. In der Rohfassung ist immer zu viel Privatleben. Zu wenig hatte ich noch nie. Während des Schreibens fällt mir das nicht wirklich auf. Ich mag meine Ermittler ja und begleite sie gerne auch nach Hause, zu Freunden und zur Familie. Wenn ich dann aber beinahe fünfhundert Seiten in einem Rutsch lese und mich zwischendrin zu langweilen beginne, liegt das in der Regel am ausführlichen Privatleben von Dühnfort und Gina. Da hilft dann nur eines: kürzen.
Dies ist nun der achte Fall um Kommissar Dühnfort, der mittlerweile verheiratet ist und Vater wird. Haben Sie vor, den Kommissar bis zur Rente literarisch zu begleiten, oder ist das Ende dieser Reihe für Sie schon absehbar?
Inge Löhnig: Meine Rente oder seine? Ich bin ja schon sechzig und er erst Mitte vierzig. Das Gemeine ist ja, dass er langsamer altert als ich. Wir kennen uns nun schon fünfzehn Jahre, in denen er vier oder fünf Jahre älter geworden ist - ich aber die vollen fünfzehn.
So lange ich die Figur weiterentwickeln kann, werden Dühnfort und ich uns nicht trennen. Und ich habe da noch einige Ideen.
Die Dühnfort-Krimis haben zwar ein gewisses Münchner Lokalkolorit, stoßen aber keineswegs in dieselbe Kerbe wie die populären Regionalkrimis, die oft stärker auf Slapstickelemente setzen als auf feine Dramaturgie. Ihre Krimis scheinen von der angelsächsischen Erzähltradition inspiriert zu sein. Ist dieser Eindruck richtig? Und könnten Sie uns einige Ihrer LieblingsautorInnen nennen?
Inge Löhnig: Ich schreibe keine Regionalkrimis, das ist richtig. Auch wenn meine Romane häufig diesem Genre zugeordnet werden. Mich interessieren Themen, wie der bereits genannte Umgang mit der sogenannten Wahrheit. Oder Internetmobbing, wie in Dühnforts fünftem Fall "Verflucht seist du". Ebenso der Umgang unserer Gesellschaft mit alten Menschen. Ich bin überzeugt, dass es Altersdiskriminierung gibt ("Deiner Seele Grab").
Wo ich die Krimihandlung dann verorte, ist eigentlich nebensächlich. Meine Geschichten könnten ebenso in Hamburg spielen oder in Wiesbaden. Ich kenne mich aber in München so gut aus, deshalb habe ich meine Heimatstadt alsSchauplatz gewählt.
Und Sie habendas richtig erkannt: Ich bin ein Fan von Krimis "made in UK". Zu meinen LieblingsautorInnen gehört Ruth Rendell, alias Barbara Vine. Dann natürlich Val McDermid, Nicci French, Simon Beckett, Tana French ...
Daran anschließend: Was macht für Sie einen wirklich guten Krimi aus?
Inge Löhnig: Darüber könnte man vermutlich eine umfangreiche Abhandlung schreiben. Aber ich mache es mir ganz einfach: Wenn ich einen Krimi lese, den ich nicht mehr weglegen kann und er mich noch beschäftigt, wenn die letzte Seite gelesen ist, dann ist es ein guter Krimi.
Sie sind mittlerweile auch mit Jugendromanen erfolgreich. Sind Sie jemand, der an mehreren Projekten gleichzeitig arbeiten kann? Woran arbeiten Sie aktuell?
Inge Löhnig: Ganz eindeutig: nein.
Derzeit arbeite ich an einem spannenden Familienroman, "Die Vergessenen", der allerdings unter Pseudonym erscheinen wird. Denn wo Inge Löhnig draufsteht, ist Dühnfort drin. Oder Gina. Inge Löhnig ist für die Ermittlerkrimis zuständig und Ellen Sandberg für die spannenden Familienromane.