Autor im Porträt
J. R. Moehringer
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The Tender Bar
J.R. Moehringer grew up captivated by a voice. It was the voice of his father, a New York City disc jockey who vanished before J.R. spoke his first word. Sitting on the stoop, pressing an ear to the radio, J.R. would strain to hear in that plummy baritone the secrets of masculinity and identity. Though J.R.'s mother was his world, his rock, he craved something more, something faintly and hauntingly audible only in The Voice.
At eight years old, suddenly unable to find The Voice on the radio, J.R. turned in desperation to the bar on the corner, where he found a rousing chorus of new voices. The alphas along the bar--including J.R.'s Uncle Charlie, a Humphrey Bogart look-alike; Colt, a Yogi Bear sound-alike; and Joey D, a softhearted brawler--took J.R. to the beach, to ballgames, and ultimately into their circle. They taught J.R., tended him, and provided a kind of fathering-by-committee. Torn between the stirring example of his mother and the lurid romance of the bar, J.R. tried to forge a self somewhere in the center. But when it was time for J.R. to leave home, the bar became an increasingly seductive sanctuary, a place to return and regroup during his picaresque journeys. Time and again the bar offered shelter from failure, rejection, heartbreak--and eventually from reality.
In the grand tradition of landmark memoirs, The Tender Bar is suspenseful, wrenching, and achingly funny. A classic American story of self-invention and escape, of the fierce love between a single mother and an only son, it's also a moving portrait of one boy's struggle to become a man, and an unforgettable depiction of how men remain, at heart, lost boys.…mehr
Tender Bar
J. R. Moehringer
Bis zu seinem Erstling "Tender Bar" war John Joseph ("J. R.") Moehringer, Jahrgang 1964, einer von vielen, wenn auch brillanten und sogar mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichneten Autoren der New York Times. "Tender Bar" macht ihn 2005 über Nacht berühmt; sein autobiografisch gefärbter Roman erstürmt über Nacht die Bestsellerlisten. Kritiker loben seine nadelfeinen Beschreibungen, seinen Humor - fernab der oft üblichen literarischen Peinlichkeiten "handelsüblicher" Bestseller. In "Tender Bar" erzählt Moehringer von seiner Kindheit, die er in der Bar seines Onkels Charly in Manhasset (US-Bundesstaat New York) verbringt, von seinen vielen skurrilen "Vätern", die ihm den abwesenden und so schmerzlich vermissten leiblichen Vater ersetzen, bzw. von der Bar selbst, die ihm auch "Vater" wird. "J. R." berichtet von seiner Jugend, davon, wie er als 13-Jähriger seine Mutter vorm Bankrott rettet, indem er in einer Buchhandlung jobbt, was ihm den Weg zum Studium in Yale ebnen wird...
Nachdem sich der Hype um "Tender Bar" gelegt hatte, wechselte "J. R." von der NYT zur Los Angeles Times, tauchte - abgesehen von einer Ausnahme (mit Andre Agassi schreibt er dessen Biografie, die 2009 erscheint) - im Alltagsgeschäft unter. Jetzt legt er mit "Knapp am Herz vorbei" seinen zweiten Roman vor - und auch der hat das Zeug zum Bestseller. Auch er basiert auf Fakten, diesmal allerdings keinen autobiografischen, sondern biografischen. "J. R." zeichnet das Leben des erfolgreichsten und literarischsten Bankräubers in der US-Geschichte nach: Willie Sutton. Hier schließt sich der Kreis zu "Tender Bar", denn von Sutton hat "J. R." erstmals in Charlies Bar gehört - und war seitdem fasziniert... Die Biografie bleibt fiktiv, muss fiktiv bleiben, denn keiner weiß, wer Sutton wirklich war. Moehringer schreibt: "Leider weilen Sutton, die Reporter und der Fotograf (die Sutton nach seiner letzten Knastentlassung eine Zeitlang begleitet haben; Anm. d. Verf.) nicht mehr unter uns, weshalb das, was sich zwischen ihnen an jenem Weihnachten (1969, Anm. d. Verf.) abgespielt hat, und das, was Sutton in den vorangegangenen achtundsechzig Jahren widerfahren ist, reine Wahrnehmung bleibt. Dieses Buch ist eine Vermutung." "J. R." lebt in Scottsdale (Arizona).
Interview mit J. R. Moehringer zu "Knapp am Herz vorbei"
J. R. Moehringer: Ich liebe meine Familie und meine Freunde, aber ich brauche auch viel Zeit für mich. Wenn ich mehrere Tage nicht allein sein konnte, um nachzudenken, zu lesen oder einfach nur zu faulenzen, fühle ich mich irgendwann nicht mehr wohl.
Welche Lieblingsbücher hatten Sie als Kind?
J. R. Moehringer: "Wilbur und Charlotte", "Das Dschungelbuch" und ein wunderschönes Buch - ich glaube, von einer Französin - mit dem Titel "Wie Joe, der Bär, und Sam, die Maus, zusammenkamen".
Wie können wir uns Ihr Vorgehen beim Schreiben vorstellen?
J. R. Moehringer: Anfangs habe mich als Reporter in die Recherche gestürzt, viele von den Tatorten besucht und alle Orte gesehen, die in Suttons Leben wichtig waren, darunter auch eines der Gefängnisse, in denen er inhaftiert war. Außerdem bin ich viele Male die Route abgefahren, die er im Roman zusammen mit Reporter und Fotograf nimmt. Als ich dann ein solides Faktenfundament hatte, habe…mehr
Herr Moehringer, die deutschen Leser würden Sie gerne ein bisschen näher kennenlernen. Als Erstes die Frage: Sind Sie ein Familienmensch oder lieber für sich allein?
J. R. Moehringer: Ich liebe meine Familie und meine Freunde, aber ich brauche auch viel Zeit für mich. Wenn ich mehrere Tage nicht allein sein konnte, um nachzudenken, zu lesen oder einfach nur zu faulenzen, fühle ich mich irgendwann nicht mehr wohl.
Welche Lieblingsbücher hatten Sie als Kind?
J. R. Moehringer: "Wilbur und Charlotte", "Das Dschungelbuch" und ein wunderschönes Buch - ich glaube, von einer Französin - mit dem Titel "Wie Joe, der Bär, und Sam, die Maus, zusammenkamen".
Wie können wir uns Ihr Vorgehen beim Schreiben vorstellen?
J. R. Moehringer: Anfangs habe mich als Reporter in die Recherche gestürzt, viele von den Tatorten besucht und alle Orte gesehen, die in Suttons Leben wichtig waren, darunter auch eines der Gefängnisse, in denen er inhaftiert war. Außerdem bin ich viele Male die Route abgefahren, die er im Roman zusammen mit Reporter und Fotograf nimmt. Als ich dann ein solides Faktenfundament hatte, habe ich mich mehrere Monate lang in eine Hütte im Wald zurückgezogen und meiner Fantasie freien Lauf gelassen.
Die Zeit, über die Sie in "Knapp am Herz vorbei" schreiben, hat viele bekannte Bankräuber hervorgebracht. Warum haben Sie sich gerade Willie Sutton ausgesucht?
J. R. Moehringer: Er war einmal der berühmteste amerikanische Bankräuber überhaupt, geriet dann aber vollkommen in Vergessenheit. Das hat mich fasziniert, und ich habe mich gefragt, ob das deswegen passiert ist, weil er keine Gewalt angewendet hat und dadurch nicht "interessant" genug war. Wir kennen Dillinger und Capone, aber nicht den armen Willie Sutton. Ein Grund war also, dass ich ihn einer neuen Generation vorstellen wollte.
Sie zeichnen Willie Sutton in einem ziemlich guten Licht, obwohl er ein Ganove war, ein Krimineller und als solcher die Leute nicht sehr nett behandelt hat. Haben Sie bei Ihren Recherchen Sympathien für Sutton entwickelt? Wie denken Sie über ihn?
J. R. Moehringer: Ich zeichne ihn nicht in einem guten Licht, sondern einfach so, wie er war, nämlich liebenswert. Das ist nun mal eine Tatsache. Sogar die Polizisten, die ihn verhafteten, meinten, man habe ihn einfach mögen müssen. Er war ein Ganove, klar, aber auch jemand, in dessen Gesellschaft man sich wohlfühlte. Charmant, belesen und sensibel - das habe ich mir nicht ausgedacht, sondern so haben ihn diejenigen beschrieben, die ihn kannten. Was das angeht, habe ich also ein authentisches Porträt gezeichnet.
Denken Sie, dass Sutton von seiner schwierigen Kindheit beeinflusst wurde?
J. R. Moehringer: Ich glaube, dass wir alle von unserer schwierigen Kindheit beeinflusst werden. In gewisser Weise versuchen wir doch einLeben lang, damit klarzukommen.
Hat es Suttons große Liebe wirklich gegeben, und wenn ja, was wissen Sie sonst noch über sie?
J. R. Moehringer: Ja, seine große Liebe hat es wirklich gegeben. Ich habe ihren echten Namen verwendet und die Umstände ihres Verbrechens mit Willie realitätsgetreu geschildert. So gut wie alles, was ich von ihr weiß, habe ich in dieses Buch gepackt.
Unerfüllte Liebe sei die schönste, heißt es. Zumindest endet sie nicht im Streit oder in einer schmutzigen Scheidung. Ist diese schwierige Konstellation romantischer als eine "normale" Beziehung?
J. R. Moehringer: Ja, ich glaube schon - romantischer, aber unrealistischer. Sutton scheint, welch Überraschung, nicht zu normalen Beziehungen fähig gewesen zu sein, sondern nur zu idealisierten Fantasiebeziehungen. Am Ende seines Lebens schrieb er immer noch mit großer Zärtlichkeit über seine Jugendliebe Bess. Aber wenn sie geheiratet und Kinder bekommen hätten, hätte er sie vielleicht nicht mehr so aufs Podest gestellt.
Das Thema von "Sutton" ist ja angesichts der Finanzkrise und des Bankenbashings gerade sehr aktuell. Für einige ist Sutton vielleicht sogar ein Held - für Sie auch?
J. R. Moehringer: Nein, überhaupt nicht. Er war kein Held. Bankräuber sind keine Helden, sondern Kriminelle, ganz klar. Aber wir sollten uns trotzdem fragen, warum wir in Büchern und Filmen mit ihnen mitfiebern. Denken wir an Butch Cassidy und Sundance Kid - wer würde denn nicht Paul Newman und Robert Redford die Daumen drücken? Und ist der Grund nicht vielleicht der, dass Bankräuber die wahren Schurken schädigen, nämlich die Banken, die uns immer wieder um Milliardensummen bringen und davonzukommen scheinen? Willie Sutton hat sein halbes Leben im Gefängnis verbracht, zu Recht, aber ich finde, dass auch die Banker, die die ganze Welt ausplündern und an den Rand des finanziellen Zusammenbruchs bringen, ins Gefängnis gehören.
Verraten Sie uns, woran Sie gerade arbeiten - und haben Sie die Fakten dafür wieder in "Charlie's Bar" gesammelt?
J. R. Moehringer: Ich arbeite an einem Buch - aber mehr will ich dazu im Moment noch nicht sagen.
Sie arbeiteten ja auch als Reporter für die L. A. Times. Wie unterscheidet sich Ihr Schreibstil bei Zeitungsartikeln und bei Romanen - und was mögen Sie lieber?
J. R. Moehringer: Ich arbeite nicht mehr für die L. A. Times, sondern schreibe für Magazine - ESPN, GQ, Smithsonian, AFAR, Food & Wine und so weiter. Ich schreibe gerne Bücher und auch gerne Magazinbeiträge. Ich wollte schon immer beides machen und hoffe, dass ich dazu auch weiterhin Gelegenheit haben werde.
Interview: Petra Perlia, Literaturtest