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Jane Gardam
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Gute Ratschläge
Gebundenes Buch
Mit "Gute Ratschläge" beweist Jane Gardam einmal mehr ihre erzählerische Meisterschaft: Einer der geistreichsten und unterhaltsamsten Briefromane, die Sie je gelesen haben.
Eliza, 51, schreibt Briefe an Joan, die Nachbarin, die offenbar ihren Mann und ihre Kinder verlassen hat, und die sie eigentlich kaum kennt. Briefe mit besten Ratschlägen - voller ungeschminkter Wahrheiten, schlafwandlerisch sicher gesetzter Seitenhiebe und Exzentrik. Antwort bekommt Eliza nie, was ihre Schreibwut eher anstachelt. Als ihr Mann Henry plötzlich auszieht, geraten die Briefe zu immer wilderen, fiebrigen Bekenntnissen einer zutiefst einsamen, in ihrem Leben gefangenen Frau, der nicht unbedingt zu trauen ist. Mit "Gute Ratschläge" beweist Gardam einmal mehr ihre erzählerische Meisterschaft und den scharfen Blick für die grausame Scheinheiligkeit der postviktorianischen Gesellschaft, in deren diskretem Schweigen manches unschöne Geheimnis schlummert.…mehr
Eliza, 51, schreibt Briefe an Joan, die Nachbarin, die offenbar ihren Mann und ihre Kinder verlassen hat, und die sie eigentlich kaum kennt. Briefe mit besten Ratschlägen - voller ungeschminkter Wahrheiten, schlafwandlerisch sicher gesetzter Seitenhiebe und Exzentrik. Antwort bekommt Eliza nie, was ihre Schreibwut eher anstachelt. Als ihr Mann Henry plötzlich auszieht, geraten die Briefe zu immer wilderen, fiebrigen Bekenntnissen einer zutiefst einsamen, in ihrem Leben gefangenen Frau, der nicht unbedingt zu trauen ist. Mit "Gute Ratschläge" beweist Gardam einmal mehr ihre erzählerische Meisterschaft und den scharfen Blick für die grausame Scheinheiligkeit der postviktorianischen Gesellschaft, in deren diskretem Schweigen manches unschöne Geheimnis schlummert.…mehr
25,00 €
Mädchen auf den Felsen
Broschiertes Buch
»Große Erzählkunst.« Eberhard Falcke, SWR 2 'lesenswert'
Es ist Sommer, und die achtjährige Margaret ist schwer genervt: Der frischgeborene Bruder ist hässlich und schreit, die Mutter hat sich in ein träges, ausschließlich stillendes Wesen verwandelt, der Vater predigt gegen die Verderbtheit der Welt. Aber ein Mal in der Woche kann Margaret der Langeweile zu Hause entfliehen: Mittwoch ist Ausflugstag mit Lydia, dem neuen Hausmädchen, die mit ihrer selbstbewussten Körperlichkeit und handfesten Sprache in diese Familie platzt und als einzige Erwachsene wirklich zu wissen scheint, was sie will - Spaß. Ihre Anwesenheit eröffnet nicht nur Margaret eine neue Welt, sie bringt auch das bigotte familiäre System aus dem Gleichgewicht, und am Ende dieses Sommers wird nichts mehr so sein, wie es war.
»Die britische Autorin erzählt mit gewohnt feiner Klinge.« Katharina Hirschmann, Ö1 'ex libris'
»Gardam beherrscht die große Kunst der verschiedenen Perspektiven und überraschenden Wendungen, mit der sie uns immer wieder packt.« David Eisermann, WDR5 'scala'
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Es ist Sommer, und die achtjährige Margaret ist schwer genervt: Der frischgeborene Bruder ist hässlich und schreit, die Mutter hat sich in ein träges, ausschließlich stillendes Wesen verwandelt, der Vater predigt gegen die Verderbtheit der Welt. Aber ein Mal in der Woche kann Margaret der Langeweile zu Hause entfliehen: Mittwoch ist Ausflugstag mit Lydia, dem neuen Hausmädchen, die mit ihrer selbstbewussten Körperlichkeit und handfesten Sprache in diese Familie platzt und als einzige Erwachsene wirklich zu wissen scheint, was sie will - Spaß. Ihre Anwesenheit eröffnet nicht nur Margaret eine neue Welt, sie bringt auch das bigotte familiäre System aus dem Gleichgewicht, und am Ende dieses Sommers wird nichts mehr so sein, wie es war.
»Die britische Autorin erzählt mit gewohnt feiner Klinge.« Katharina Hirschmann, Ö1 'ex libris'
»Gardam beherrscht die große Kunst der verschiedenen Perspektiven und überraschenden Wendungen, mit der sie uns immer wieder packt.« David Eisermann, WDR5 'scala'
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14,00 €
©Victoria Salmon
Jane Gardam
"Eine Autorin ohne den geringsten Zweifel": Zu diesem Urteil kam der Schriftsteller und Kritiker L. A. G. Strong, nachdem ihm eine junge Studentin nur eine kurze Leseprobe gegeben hatte. Eine Weile sollte es dauern, bis der Rest der Welt von diesem Talent erfuhr. Seit vier Jahrzehnten veröffentlicht die Britin Jane Gardam nun überaus erfolgreiche Romane, Erzählungen und Kinderbücher. Doch erst vor Kurzem erreichte ihr Werk endlich den deutschen Markt. Seit 2015 erschienen bei Hanser Berlin die drei Bände ihrer "Old Filth"-Reihe, die sie im Alter von 87 Jahren endlich auch hier flugs zur Bestsellerautorin erhob.Die Trilogie startet mit dem Roman "Ein untadeliger Mann", von vielen als Gardams bestes Buch geschätzt. Er erzählt von dem Juristen Edward Feathers, der seinen Ruhestand im englischen Dorset genießt. Der Spitzname "Old Filth" ist nur zum Teil ein ironischer Kommentar auf sein makelloses Äußeres; vor allem spielt er auf seinen Erfolg fern der Heimat an: Feathers verkörpert das scherzhafte Akronym für "Failed In London, Try Hong Kong" (Wer in London scheitert, versucht es in Hongkong). Als seine Frau Betty überraschend stirbt, zieht der alte Feathers sein durch und durch geordnetes Leben in Zweifel - und macht sich auf die Reise in seine Vergangenheit. Im Nachfolger "Eine treue Frau" erzählt Gardam von Betty Feathers, von ihrem Leben in China und ihrer Liebe zu zwei Männern. Vor dem Hintergrund dieser Dreiecksgeschichte entwickelt sich im dritten Band, "Letzte Freunde", eine späte Freundschaft zwischen Edward Feathers und seinem Konkurrenten.
Gardam, die heute in East Kent lebt, hat selbst das Britische Empire als Ehefrau eines viel reisenden Anwalts kennengelernt. Als Jean Mary Pearson 1928 in North Yorkshire geboren, wuchs sie in ländlichen Verhältnissen auf. In Interviews erinnert sie sich gern an die abgelegene Farm ihrer Familie. Ein Stipendium ermöglichte ihr das Englischstudium am Bedford College der Londoner Universität. Später arbeitete sie als Krankenhausbibliothekarin des Roten Kreuzes und als Redakteurin für das "Weldon's Ladies' Journal" und "Time and Tide". Dank des Berufs ihres Mannes konnte sie sich schließlich mehr dem Schreiben widmen, das ihr seit der Kindheit am Herzen liegt. Als dreifache Mutter publizierte sie zunächst Kinderbücher. 1975 veröffentlichte sie erstmals einen Titel für Erwachsene - und gewann prompt zwei literarische Preise. Es sollten zahlreiche Auszeichnungen folgen, darunter der "Katherine Mansfield Award" für ihre Kurzgeschichten und der "Heywood Hill Literary Prize" für ihr Lebenswerk. Von der Fülle und der Qualität dieses Werks wird es für das deutschsprachige Publikum noch viel zu entdecken geben.
Jane Gardams "Die Leute von Privilege Hill"
Jane Gardams "Die Leute von Privilege Hill"
"Nebenfiguren gibt es gar nicht", lautet ein Grundsatz für Jane Gardams Schreiben. Jede Figur, selbst wenn sie auf den ersten Blick unscheinbar ist, hat eine Seele; keine ist weniger wichtig als jede andere. Mit diesem Prinzip erschafft Gardam in ihren Erzählungen mit wenigen Sätzen komplexe, markante Charaktere. Selbst den Eigenwilligsten von ihnen, den Garstigen und den Schwermütigen, bringt sie viel Sympathie entgegen. Am Ende enthüllt sie meist deren unerwartete Seite.
"Die Leute von Privilege Hill" versammelt 18 klassische Kurzgeschichten aus verschiedenen Phasen von Gardams Schaffen. Erzählungen, sagt die Britin, habe sie schon immer lieber geschrieben als Romane, denn sie gingen tiefer. Als Vorbild nennt sie französische und russische Erzähler, die sie erst spät schätzen gelernt habe. Dennoch könnten ihre Geschichten englischer nicht sein, wenngleich einige nach Irland, China oder Italien führen. Sie rufen eine Welt aus Tweed und 5-Uhr-Tee auf, in der Kommunikationsregeln für Halt und Ordnung sorgen. Hier geht man 35 Jahre lang nebeneinander ins Theater, ohne sich je nach dem Namen zu fragen…mehr
"Nebenfiguren gibt es gar nicht", lautet ein Grundsatz für Jane Gardams Schreiben. Jede Figur, selbst wenn sie auf den ersten Blick unscheinbar ist, hat eine Seele; keine ist weniger wichtig als jede andere. Mit diesem Prinzip erschafft Gardam in ihren Erzählungen mit wenigen Sätzen komplexe, markante Charaktere. Selbst den Eigenwilligsten von ihnen, den Garstigen und den Schwermütigen, bringt sie viel Sympathie entgegen. Am Ende enthüllt sie meist deren unerwartete Seite.
"Die Leute von Privilege Hill" versammelt 18 klassische Kurzgeschichten aus verschiedenen Phasen von Gardams Schaffen. Erzählungen, sagt die Britin, habe sie schon immer lieber geschrieben als Romane, denn sie gingen tiefer. Als Vorbild nennt sie französische und russische Erzähler, die sie erst spät schätzen gelernt habe. Dennoch könnten ihre Geschichten englischer nicht sein, wenngleich einige nach Irland, China oder Italien führen. Sie rufen eine Welt aus Tweed und 5-Uhr-Tee auf, in der Kommunikationsregeln für Halt und Ordnung sorgen. Hier geht man 35 Jahre lang nebeneinander ins Theater, ohne sich je nach dem Namen zu fragen…mehr
Jane Gardams "Die Leute von Privilege Hill"
"Nebenfiguren gibt es gar nicht", lautet ein Grundsatz für Jane Gardams Schreiben. Jede Figur, selbst wenn sie auf den ersten Blick unscheinbar ist, hat eine Seele; keine ist weniger wichtig als jede andere. Mit diesem Prinzip erschafft Gardam in ihren Erzählungen mit wenigen Sätzen komplexe, markante Charaktere. Selbst den Eigenwilligsten von ihnen, den Garstigen und den Schwermütigen, bringt sie viel Sympathie entgegen. Am Ende enthüllt sie meist deren unerwartete Seite.
"Die Leute von Privilege Hill" versammelt 18 klassische Kurzgeschichten aus verschiedenen Phasen von Gardams Schaffen. Erzählungen, sagt die Britin, habe sie schon immer lieber geschrieben als Romane, denn sie gingen tiefer. Als Vorbild nennt sie französische und russische Erzähler, die sie erst spät schätzen gelernt habe. Dennoch könnten ihre Geschichten englischer nicht sein, wenngleich einige nach Irland, China oder Italien führen. Sie rufen eine Welt aus Tweed und 5-Uhr-Tee auf, in der Kommunikationsregeln für Halt und Ordnung sorgen. Hier geht man 35 Jahre lang nebeneinander ins Theater, ohne sich je nach dem Namen zu fragen ("Schlangestehen"). Selbst die wiederentdeckten Liebesbriefe von Jane Austen dürfen nicht einfach geöffnet werden ("Die geheimen Briefe"). In der florentinischen Pension aus "Zimmer mit Aussicht" hat man sich noch immer so zu verhalten, wie zu Zeiten E. M. Forsters ("Ein unbekanntes Kind"). Und wenn die vertrauten Wege einmal verlassen werden, bricht die Fremde geradezu gewaltsam herein: Wie die englische Gattin auf Hongkong-Besuch in den chinesischen Alltag gerät, wird als überwältigende Erfahrung für alle Sinne beschrieben ("Der Schweinefahrer").
Damit wirken die Geschichten bisweilen wie aus der Zeit gefallen. Gardam macht sich einen Spaß daraus, diese Zeitlosigkeit zu brechen, wenn sie beispielsweise Referenzen auf "Star Wars" oder Mädchen mit blauen Haaren einbaut. Neben diesen kleinen Clous wartet jede Erzählung mit einer großen Pointe auf, die manchmal für ein Schmunzeln und andere Male für aufgestellte Nackenhaare sorgt. Um sich so existenziellen Themen wie Tod und Trauer, Liebe und Glauben zu nähern, überschreitet Gardam die Grenzen des Realismus mit Geistern, Wiedergängern und Metamorphosen. Gerade durch die Verknappung der Texte, in denen kein Satz zu viel steht, hält Gardam ihre Geschichten in einer faszinierenden Schwebe: Ist der Provinzidylle zu trauen - "Nie zuvor in meinem Leben hatten Fremde sich so um mich gekümmert …" -, wenn im Titel doch "Ein schauriger Ort" angekündigt ist? Ist "Die Rettung" des Londoner Schwans ein Wunder oder hat der chinesische Junge das Tier verzaubert? Und was ist von einer Erzählung zu erwarten, welche die Absurdität schon im Titel trägt: "Der Junge, der zum Fahrrad wurde"?
Hierzulande gilt Jane Gardam fast noch als Entdeckung - im Alter von fast 90 Jahren, mit mehr als 30 Buchveröffentlichungen und als Fellow der "Royal Society of Literature".Internationale Bekanntheit brachte ihr erst kürzlich die "Old Filth"-Trilogie um Edward Feathers, der nach Jahrzehnten als Hongkonger Anwalt "für die Krone" seinem Leben eine späte Wende gibt. Im Zuge der einhelligen Begeisterung für diese Romane erscheint nun der erste Band mit Erzählungen von Gardam auf Deutsch.
Die Übersetzerin Isabel Bogdan, selbst Autorin des Romans "Pfau", versteht es, Gardams präzise Sprache eindrucksvoll ins Deutsche zu übertragen. Nach den drei Romanen von Gardam ist ihr das auch bei dem Buch "Die Leute von Privilege Hill" gelungen, das wie die Vorgänger als auffallend schön gestalteter Band bei Hanser Berlin erscheint. Und in der Titelgeschichte, mit der die Auswahl der Erzählungen schließt, gibt es tatsächlich ein Wiedersehen mit dem Witwer Old Filth.
"Nebenfiguren gibt es gar nicht", lautet ein Grundsatz für Jane Gardams Schreiben. Jede Figur, selbst wenn sie auf den ersten Blick unscheinbar ist, hat eine Seele; keine ist weniger wichtig als jede andere. Mit diesem Prinzip erschafft Gardam in ihren Erzählungen mit wenigen Sätzen komplexe, markante Charaktere. Selbst den Eigenwilligsten von ihnen, den Garstigen und den Schwermütigen, bringt sie viel Sympathie entgegen. Am Ende enthüllt sie meist deren unerwartete Seite.
"Die Leute von Privilege Hill" versammelt 18 klassische Kurzgeschichten aus verschiedenen Phasen von Gardams Schaffen. Erzählungen, sagt die Britin, habe sie schon immer lieber geschrieben als Romane, denn sie gingen tiefer. Als Vorbild nennt sie französische und russische Erzähler, die sie erst spät schätzen gelernt habe. Dennoch könnten ihre Geschichten englischer nicht sein, wenngleich einige nach Irland, China oder Italien führen. Sie rufen eine Welt aus Tweed und 5-Uhr-Tee auf, in der Kommunikationsregeln für Halt und Ordnung sorgen. Hier geht man 35 Jahre lang nebeneinander ins Theater, ohne sich je nach dem Namen zu fragen ("Schlangestehen"). Selbst die wiederentdeckten Liebesbriefe von Jane Austen dürfen nicht einfach geöffnet werden ("Die geheimen Briefe"). In der florentinischen Pension aus "Zimmer mit Aussicht" hat man sich noch immer so zu verhalten, wie zu Zeiten E. M. Forsters ("Ein unbekanntes Kind"). Und wenn die vertrauten Wege einmal verlassen werden, bricht die Fremde geradezu gewaltsam herein: Wie die englische Gattin auf Hongkong-Besuch in den chinesischen Alltag gerät, wird als überwältigende Erfahrung für alle Sinne beschrieben ("Der Schweinefahrer").
Damit wirken die Geschichten bisweilen wie aus der Zeit gefallen. Gardam macht sich einen Spaß daraus, diese Zeitlosigkeit zu brechen, wenn sie beispielsweise Referenzen auf "Star Wars" oder Mädchen mit blauen Haaren einbaut. Neben diesen kleinen Clous wartet jede Erzählung mit einer großen Pointe auf, die manchmal für ein Schmunzeln und andere Male für aufgestellte Nackenhaare sorgt. Um sich so existenziellen Themen wie Tod und Trauer, Liebe und Glauben zu nähern, überschreitet Gardam die Grenzen des Realismus mit Geistern, Wiedergängern und Metamorphosen. Gerade durch die Verknappung der Texte, in denen kein Satz zu viel steht, hält Gardam ihre Geschichten in einer faszinierenden Schwebe: Ist der Provinzidylle zu trauen - "Nie zuvor in meinem Leben hatten Fremde sich so um mich gekümmert …" -, wenn im Titel doch "Ein schauriger Ort" angekündigt ist? Ist "Die Rettung" des Londoner Schwans ein Wunder oder hat der chinesische Junge das Tier verzaubert? Und was ist von einer Erzählung zu erwarten, welche die Absurdität schon im Titel trägt: "Der Junge, der zum Fahrrad wurde"?
Hierzulande gilt Jane Gardam fast noch als Entdeckung - im Alter von fast 90 Jahren, mit mehr als 30 Buchveröffentlichungen und als Fellow der "Royal Society of Literature".Internationale Bekanntheit brachte ihr erst kürzlich die "Old Filth"-Trilogie um Edward Feathers, der nach Jahrzehnten als Hongkonger Anwalt "für die Krone" seinem Leben eine späte Wende gibt. Im Zuge der einhelligen Begeisterung für diese Romane erscheint nun der erste Band mit Erzählungen von Gardam auf Deutsch.
Die Übersetzerin Isabel Bogdan, selbst Autorin des Romans "Pfau", versteht es, Gardams präzise Sprache eindrucksvoll ins Deutsche zu übertragen. Nach den drei Romanen von Gardam ist ihr das auch bei dem Buch "Die Leute von Privilege Hill" gelungen, das wie die Vorgänger als auffallend schön gestalteter Band bei Hanser Berlin erscheint. Und in der Titelgeschichte, mit der die Auswahl der Erzählungen schließt, gibt es tatsächlich ein Wiedersehen mit dem Witwer Old Filth.
Kundenbewertungen
Weit weg von Verona
Jane Gardams Roman "Weit weg von Verona" ist vor allem eins - sehr speziell. Erzählt wird die Geschichte über von Jessica Vye, die eine echte Schriftstellerin ist. Man begleitet das Mädchen von ihrer Kindheit bis in ihre Jugend und lässt sich von ihren interessant, skurrilen und irrsinnigen Gedanken in die Zeit des zweiten Weltkrieges entführen.
Mir hat der Schreibstil ausgesprochen gut gefallen. Man hat das Gefühl hier wirklich "Literatur" in den Händen zu halten. Die Sprache ist sehr raffiniert eingesetzt. Zum Teil schon veraltete Wörter und Begriffe werden von der Autorin wieder zum Leben erweckt. Trotzdem liest es sich locker und leicht und steckt voll britischem Humor. Der Titel passt meiner Meinung eigentlich gar nicht zur Geschichte - aber da hier so einiges skurril ist und nicht immer ganz logisch zusammenpasst, passt er doch wiederum sehr gut.
Mein Fazit: Ein Buch, das es sich wirklich zu Lesen lohnt. Die Protagonistin Jessica Vye ist so herrlich sympathisch und skurril, dass es schade wäre sie nicht kennen zu lernen. Endlich mal wieder ein Buch, bei dem nicht vorhersehen kann, was als nächstes (oder was eigentlich überhaupt) passieren wird.
Weit weg von Verona
Bewertung von TanyBee am 07.08.2018
Jessica Vye ist neun Jahre alt, als sie die Bestätigung erhält für etwas, dass sie schon lange vermutet hat. Sie ist nicht wie die anderen Kinder. In ihrer Schule tritt ein Autor auf und in letzter Sekunde, kurz bevor sein Zug fährt, gibt sie ihm ihre bisher verfassten Geschichten zum Lesen mit. Einige Monate später erhält sie von ihm einen Brief, dass sie „ohne jeden Zweifel eine echte Schriftstellerin“ sei.
Jessica ist nun 12 Jahre alt und durch ihre unangepasste und ehrliche Art hat sie Schwierigkeiten mit anderen Kindern und vor allem mit den Lehrern. Außerdem tobt gerade der zweite Weltkrieg und auch in Jessicas Wohnort fallen Bomben.
Beim Lesen des Buches musste ich oft an „Anne of Green Gables“ denken. Denn auch Jessica hat überschäumende Emotionen und ist nicht so still und brav, wie es von Kindern früher erwartet wurde, sondern sagt ihre Meinung. Ich frage mich, ob ein Stück weit die Autorin über sich selbst schreibt, das Geburtsjahr von Jane Gardam und Jessica Vye stimmt jedenfalls überein.
Zur Handlung muss ich sagen, dass es davon gar nicht so viel gibt. Es werden eher Episoden aus Jessicas Leben erzählt, wobei es trotzdem einen roten Faden gibt und einen Bogen, der vom Anfang bis zum Ende gespannt ist. Aber hat mich die dahin plätschernde Handlung gestört? Nein! Es ist ein großes Vergnügen, dem Geplauder, den Ängsten und Träumen von Jessica zu lauschen.
„Weit weg von Verona“ ist das erste Buch von Jane Gardam, aber mir persönlich hat es sogar besser gefallen als „Ein untadeliger Mann“, mit dem sie in Deutschland Bekanntheit erlangt hat. Und das liegt ganz sicher an der wunderbaren Heldin.
Es war mir eine große Freude Jessica Vye kennenzulernen.
Weit weg von Verona
Bewertung von KrimiElse am 08.10.2018
Coming of Age auf Britisch
In ihrem Erstling „Weit weg von Verona“ trifft die gefeierte britische Autorin Jane Gardam den Ton einer altklugen und launigen 13jährigen einfach perfekt. Skurril und aberwitzig, trocken und „very British“ folgt man auf verdrehten Gedanken und Wegen der Jessica Vye in Cleveland Sands und Cleveland Spa an der nordöstlichen Küste Englands, grandios übersetzt von Isabel Bogdan.
Es ist eines der unterhaltsamsten Bücher, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
Zentrum der Geschichte ist die 13jährige Jessica, die sich in der Schule langweilt und aus Prinzip immer die Wahrheit sagt. Letzteres macht sie nach eigener Einschätzung ziemlich unbeliebt. Sie lebt an der ostenglischen Küste zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges, als Luftangriffe der Deutschen das Land heimsuchten. Ihr Vater, ehemals Housemaster einer Schule, verdingt sich nunmehr als Hilfsgeistlicher und schreibt philosophische Zeitungsartikel. Die Mutter ist Hausfrau, eine etwas schnoddrige, und der kleine Bruder ist die Nervensäge der Recht unkonventionellen Familie.
Jessica möchte Schriftstellerin werden, spricht gerne wie Shakespeare in Blankversen und versucht alle Klassiker der örtlichen Bibliothek zu lesen - in alphabetischer Reihenfolge.
Ermutigt wird sie von einem Schriftsteller, der an Jessicas Schule sprach als sie neun Jahre alt war, gebremst von ihrer missmutigen Englischlehrerin Miss Dobbs, die in ihren Bemühungen nur die Flausen einer Heranwachsenden sieht.
Mitten im Lesen, Schreiben, in ihrer ersten Liebe und den Luftangriffen, bei ihren alltäglichen Verrücktheiten mit Freundinnen oder mit der Familie sucht Jessica ihren Weg, erzählt schnoddrig und mäandernd von ihren Erlebnissen und lässt sich von nichts und niemandem einschüchtern.
Das Buch besitzt eine sprachliche Spitzfindigkeit und treibende Dynamik, die beim Lesen große Freude macht. Jane Gardams erster Roman zeigt sehr deutlich, warum sie für ihre Trilogie „Old Fith“ so gefeiert wurde. Einfach eine schöne Geschichte erzählt das Buch hier, unterhält auf höchstem Niveau und ist nicht zuletzt dank der hervorragenden Übersetzung rundum gelungen.
Weit weg von Verona
Meinung :
Dies war mein erstes Buch, der hochgelobten Autorin Jane Gardam und sicherlich nicht mein letztes.
Die Protagonistin der Geschichte ist die junge Jessicaa Vye und hier kommen wir gleich zu der Stärke Jane Gardams, denn diese Figur, wird man als Leser so schnell nicht vergessen können. Wie die Autorin es schafft Charaktere zu erschaffen,habe ich in dieser Form selten erlebt, so plastisch, authentisch und tiefgründig charmant, dass man während des Lesens beinahe vergisst, dass es sich hierbei nur um eine fiktive Person handelt. Eingewoben ist dieser großartige Charaktere, in eine atmosphärische Geschichte, die mal traurig, herzerwärmend und dann wieder kokett witzig und charmant daherkommt.
Ganz neben bei, ist Gardams Schreibstil, ein wahrer Genuss, einfach und locker, aber dennoch nie trivial und stets präsent und von einer zarten Kraft geprägt.
Fazit :
Sicherlich nicht mein letztes Buch der Autorin, von mir ein 100%iger Lesetipp!
Weit weg von Verona
Mr. Hangar war ihr Schicksal: Denn er war ein Schriftsteller, der einst eine Schule besucht und hat anschließend Jessica Vie, die - damals erst neun Jahre alt - ihm ihre gesammelten Werke vorlegte, ein Feedback gegeben, was ihre angestrebte Karriere anbelangte: sie wollte nämlich Schriftstellerin werden, seit sie denken kann. Seiner Ansicht nach war sie es bereits damals
Inzwischen ist sie dreizehn, setzt sich auf besondere Weise mit Literatur auseinander - innerlich ist sie weit weg von Romeo und Julia und damit auch von Verona, sie bevorzugt "Silbermond und Kupfermünze" - und hat so ihre eigenen Vorstellungen vom Leben. Es kann durchaus mal passieren, dass sie mit sich selbst oder auch mit Gott redet, auch wenn ihr klar ist, dass die Leute so etwas nicht mögen. Allerdings mag fast niemand sie, wenn er sie besser kennenlernt. Denkt sie. Obwohl sie durchaus ein paar Freundinnen hat und auch mit der ein oder anderen Lehrerin klar kommt.
Ja, Jessica, deren Vater, eigentlich ein Lehrer, eine späte Karriere in der Kirche startet und ganz unten, also als Hilfsgeistlicher anfangen muss, ist bereits in jungen Jahren eine englische Exzentrikerin vom Feinsten - eine, die mit ihren Macken und Verschrobenheiten lebt und sich nicht sonderlich müht, von allen geliebt zu werden. Eine, die stets die Gasmaske griffbereit hat, womit sie nicht alleine ist, denn wir befinden uns ziemlich am Anfang des Zweiten Weltkriegs und England wird gnadenlos bombardiert. Und zwar quasi flächendeckend.
So verwundert es Jessica - im Gegensatz zu ihren Eltern - nicht sonderlich, dass ihr erstes Rendezvous mit dem bildschönen Kommunisten Christian durch einen Fliegerangriff beendet wird und zwar auf eine Art, die sie nicht unbedingt stärker für ihn einnimmt.
Der Stil der Autorin Jane Gardam ist einfach herrlich und die Übersetzung von Isabel Bodgan, die mit ihrem eigenen Roman "Der Pfau" bewiesen hat, wie sicher sie sich in jeder Hinsicht auf dem britischen Parkett zu bewegen weiß, trifft voll ins Schwarze! Witzig und spritzig geht es zu, auch wenn viele der Windungen auf Jessicas Weg, den wir lesenderweise begleiten dürfen, eher ernster Natur sind. Auf die historische Einbettung habe ich ja bereits hingewiesen und wir begegnen auch tatsächlich allem, was wir über England im Zweiten Weltkrieg gehört haben: Bomben, Hunger, die englische Antwort auf die Kinderlandverschickung und einiges mehr. Die Autorin - und ebenso ihre Übersetzerin - nehmen alles ebenso ernst, wie ihre junge Protagonistin, vermögen jedoch, diesen nicht einfachen Alltag mit Leichtigkeit und mit sehr viel Respekt zu transportieren. Denn wir alle wissen ja: Humor ist, wenn man trotzdem lacht! Und das kann man hier quasi ununterbrochen!
Ein göttliches Buch, bei dem ich mich frage, wie sehr sich die Autorin mit ihrer Protagonistin identifiziert. Eines, das ich auch etwas älteren Jugendlichen ans Herz legen bzw. schenken würde. Aber nicht nur ihnen, ich empfehle es wirklich jedem, der offen ist für einen Gesellschaftsroman der etwas anderen Art!
Weit weg von Verona
Bewertung von yellowdog am 20.07.2018
Jugend einer Schriftstellerin
Die britische Schriftstellerin Jane Gardam hat mit ihren Old Filth-Romanen zweifellos Weitliteratur geschaffen. Ihr erster Roman „Weit weg von Verona“ hatte diesen Status vielleicht noch nicht so ganz, aber es ist dennoch ein beeindruckendes Portrait eines intelligenten und lebhaften 12jährigen Mädchens während der Kriegsjahre in England.
Inwieweit die Hauptfigur Jessica Vye eventuell autobiographische Züge der Autorin trägt, ist schwer zu sagen, aber Jahresdaten ähneln sich und Jane Gardam kannte die Zeit, daher wirkt ihr Roman in Sprache und Verhalten der Protagonisten sehr authentisch.
Die 1928 geborene Jane Gardam wurde schon ganz zutreffend mit der kanadischen Literaturnobelpreisträgerin Alice Munroe verglichen.
Aber Jessica als emotional aufgeladene Erzählerin nimmt der Sprache diesmal das Nüchterne, das man sonst von Jane Gardam kennt. Jessica ist noch jung und doch ist es ihr wichtig, um ihre Identität und Eigenständigkeit zu kämpfen. Sie sagt sich: “Ich werde nicht sein wie sie, nur weil es für sie einfacher ist.”
Jessica ist für ihr Alter ein reifes, intelligentes Mädchen, doch dann gibt es auch die für Jugendliche so typische wie auch verblüffende Rückfälle ins Kindliche. Deswegen fällt ihr es schwer, ihr Selbstbewusstsein durchgehend aufrechtzuerhalten.
Zudem ist ihr Leben vom Krieg beeinflusst und einmal gerät sie mitten in einen Luftangriff. Das verarbeite sie in einem Geicht. Literatur ist ihr wichtig!
Ich mag an dem Roman sehr, wie sorgfältig er gearbeitet ist und wie erfrischend die Erzählerin spricht.
Weit weg von Verona
Bewertung von d4rcy am 31.07.2018
Über Bücher, die mich komplett in ihren Bann gezogen haben, weiß ich meistens am wenigsten zu sagen. Das ist auch hier wieder der Fall. Lest den Klappentext und wenn er euch anspricht, dann lest auch dieses Buch und lasst euch vom Inhalt, vom Witz, von den scharfsinnigen Beobachtungen, der hinreißenden Haupt- und den kaum weniger spannenden Nebenfiguren einfach überraschen - diese Geschichte ist ein wahrer Schatz.
Die Protagonistin Jessica Vye ist 13 Jahre alt und trotzdem eine Identifikationsfigur für Menschen jeden Alters. Die Geschichte ist in den 1930ern angesiedelt, aber absolut zeitlos. Und über all das hinaus schreibt Jane Gardam so authentisch, so originell und voller Herzblut vom Abschied von der Kindheit, dass man dieses Buch wirklich kaum aus der Hand legen kann. Ein großartiger Roman, ganz wundervoll übersetzt von Isabel Bogdan.
Leider muss ich zugeben, dass ich von Jane Gardam vorher noch nie gehört habe. Nach diesem Buch werde ich mich aber auf jeden Fall weiter ihrem Werk widmen.
Weit weg von Verona
Bücher liest man ja mit den unterschiedlichsten Erwartungen. Sie sollen einem Gefühle vermitteln, Spannung, Lehrreiches und/oder schlicht die Zeit vertreiben. Dieses Buch entspricht wohl mehr dem Letzteren, wobei es jedoch unfair wäre, es als 'bloße' Unterhaltungsliteratur abzutun, denn dafür ist es viel zu schön geschrieben. Vielleicht ist es eher ein Jugendbuch, denn eine 13jährige erzählt hier von ihrem Leben in England während des II. Weltkrieges. Und das so unglaublich schnodderig und altklug, wie 13jährige halt mal so sind - offenbar nicht allzu viel anders als heutzutage.
Die 13jährige Jessica lebt mit ihren eher unkonventionellen Eltern in einem kleinen Ort an der Küste, wo sie ein Leben führt wie vermutlich viele andere 13jährige auch. Doch sie ist anders als die meisten ihrer gleichaltrigen Schulkameradinnen. Zum einen weiß sie stets, wann jemand lügt, zum andern muss sie immer die Wahrheit sagen - nicht unbedingt zur Freude aller Anwesenden. Doch das stört Jessica nicht, denn sie hat eine unglaubliche Abneigung gegen jede Form der Anpassung. Eine ungemein sympathische 'Heldin' - unerschrocken und neugierig, die selbst in den brenzligsten Situationen (wie beispielsweise einem Bombenangriff) nicht den Kopf verliert.
Jane Gardam trifft den Ton dieses jungen Mädchens so überzeugend, dass ich keine Minute daran zweifelte, ihr persönlich zuzuhören. Wunderbar zu lesen, auch wenn es keine großartigen Höhepunkte gibt, wie Manche bemängeln. Einfach eine schöne Geschichte!
Weit weg von Verona
Bewertung von Fornika am 17.08.2018
Jessica Vye eckt mit ihrer forschen Art überall an, hat nur wenige Freunde, aber dafür großes schriftstellerisches Talent. Sie ist außergewöhnlich, entspricht nicht dem Kleinmädchenideal, das man sich im Zweiten Weltkrieg von einer Pfarrerstochter erwartet. Klar, dass ihr Leben im verschlafenen Badeort mehr als turbulent ist.
Jane Gardams Debütroman hat mir wirklich Spaß gemacht. Jessica ist eine tolle Figur, ein Freigeist, ein quirliger, mutiger Mensch. Gleichzeitig aber auch sehr nachdenklich und unabhängig. Sie erzählt in ihrer sehr frischen Art aus ihrem Alltag, der sich wie ein Abenteuer liest, auch wenn es keinen Höhepunkt gibt, auf den die Story hinarbeitet. Gardams Stil hat mir unglaublich gut gefallen, leicht lesbar, mit einer feinen Prise Humor. Ein bisschen bedauere ich es, dass es nicht mehr Bücher über Jessica gibt, von dieser jungen Dame hätte ich gerne mehr gelesen.
Weit weg von Verona
Bewertung von MatzeL am 12.09.2018
Als Jessica 9 Jahre alt war, erzählte sie ihren Mitschülern von einem Mann, der Schriftsteller ist und was es mit der Schreibkunst auf sich hat. Das liegt daran, dass Jessica selbst schon in diesem Alter von der Schriftstellerei schwärmt. Vier Jahre später, im Alter von 13 Jahren hat sie selbst die Lust am Schreiben entdeckt. Es liegt wohl daran, dass sie mit ihrem Gegenüber in kritischen Blickkontakt tritt und ihre Eindrücke auf Papier bringen will und ihre Beobachtungen den Lesern vorstellen will. Nicht jeder ist davon begeistert und nimmt daran „Anstoß“. Aber es gibt auch Menschen, die Jessica in ihrem Vorhaben unterstützen. So erfährt sie, dass auch die Schriftstellerkunst Vor- und Nachteile haben kann. Vor allem in der Zeit, als noch Krieg herrscht. Deswegen versteht sie die Erwachsenen auch nicht immer.
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