Autor im Porträt
Javier Marías
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Keine Liebe mehr
Broschiertes Buch
Ein von einer afrikanischen Lanze durchbohrtes Paar, eine Pornoschauspielerin, ein Butler, der in einem New Yorker Aufzug stecken bleibt - mysteriöse Ärzte, wollüstige Ehefrauen, Bodyguards und Gespenster, das sind die Helden in Javier Marías' Erzählungen, die einem abwechselnd den Atem nehmen, einen in schallendes Lachen ausbrechen oder über die ein oder andere Lebensweisheit nachdenken lassen. Javier Marías ist ein Zauberer, "ein bestrickender, manchmal auch dämonischer Verführer" (Paul Ingendaay, Frankfurter Allgemeine Zeitung). "Keine Liebe mehr" vereint endlich Marías' gesammelte Erzählungen: der große Erzähler at its best.…mehr
22,00 €
So fängt das Schlimme an
Broschiertes Buch
Der große spanische Bestseller-Autor Javier Marías in seinem Roman »So fängt das Schlimme an« in Höchstform - Liebe, Leidenschaft und ein rätselhafter Todesfall.Welches Geheimnis verbirgt sich hinter der unglücklichen Ehe von Eduardo und Beatriz? Auch Juan, Freund und engster Vertrauter der beiden, kennt die Wahrheit nicht. Als er Beatriz' Geliebter wird, überstürzen sich erschütternde Ereignisse. Jahre später schaut Juan zurück auf die Turbulenzen dieser Zeit, als Spaniens Demokratie ihren Anfang nahm, das Leben pulsierte, das Verlangen nach Freiheit, Sex und Drogen unendlich war. Juan erkennt: Wenn wir uns der Vergangenheit nicht stellen, wird alles Leben aus der Lüge kommen.Javier Marías ist ein erbarmungsloser Kenner der menschlichen Herzen, ihrer dunklen Seiten und verborgenen Winkel. Ein überwältigendes Meisterwerk.…mehr
20,00 €
Javier Marías
Marías, JavierJavier Marías, geboren 1951 in Madrid, gilt weltweit als einer der bedeutendsten spanischsprachigen Autoren. Sein umfangreiches Werk, u. a. "Mein Herz so weiß" (1992/1996) und zuletzt "So fängt das Schlimme an" (2014 /2015) und "Keine Liebe mehr" (2016), wurde in mehr als vierzig Sprachen übersetzt.Lozano, Stefhany Y.Stefhany Y. Lozano, geboren 1986 in Kolumbien, studierte in Bogota und später in Halle an der Saale und arbeitet seit 2015 freischaffend in Leipzig. Ihre figurativen Arbeiten sind inspiriert von persönlichen Erinnerungen an Kindheit, Familie und Orte in Kolumbien. Dies ist ihre erste buchillustrative Arbeit.Kundenbewertungen
Alle Seelen
Ein Panoptikum mit viel Hintersinn
Wo er recht hat, hat er recht, unser Kritikerpapst Marcel Reich-Ranicki, und deshalb verzichtet auch kein Verlag auf jenen verkaufsträchtigen Satz, den auch mein Buchexemplar ziert: «Begeistert bin ich von diesem Marías, ich glaube, das ist einer der größten im Augenblick lebenden Schriftsteller der Welt». Vor etlichen Jahren habe ich «Mein Herz so weiß» von Javier Marías gelesen, der als sein bester Roman gilt und mich seinerzeit begeistert hat. Deshalb war ich nun sehr gespannt, ob sein drei Jahre vorher erstmals erschienener Roman unter dem rätselhaften Titel «Alle Seelen», der auch mit dem Untertitel «Die Irren von Oxford» herausgebracht wurde, ebenso lesenswert ist. Was ich an dieser Stelle schon mal bejahen kann.
Das einzige, was mich stört an diesem Buch, um es vorweg zu sagen, ist die Art, wie die verschiedenen Verlage es anpreisen, sei es im Untertitel, der suggeriert, es gehe um schrullige britische Figuren in diesem Roman, im Coverfoto mit einer aufreizenden weiblichen Pose, die in der Erzählung kaum Entsprechung findet, oder im Klappentext, der die Liebesaffäre ins Zentrum rückt und mit einem Zitat aufwartet, in dem von «offener sexueller Bewunderung» die Rede ist. All das kommt auch vor, aber es ist beileibe nicht das, was diesen Roman ausmacht, worauf ja schon der Buchtitel «Alle Seelen» deutlich hinweist. Der Autor ist ein Könner im Beschreiben von Menschen, denen er in seinem Roman tief in die Seele schaut, ihr Innerstes offenlegt, ihr Wesen erfasst, sich also nicht nur mit ihrem Äußerlichen, Sichtbaren begnügt. Und er ist ein Meister im Erfinden unterschiedlichster Figuren, die für uns sehr lebendig werden in seinen Schilderungen, allesamt markante Individuen, die in großer Zahl auftreten in seinem literarischen Panoptikum. Es sind wahrlich skurrilen Typen darunter, von denen uns einige gleich zu Beginn bei einem «high table» genannten Essensritual an der Universität von Oxford vorgeführt werden, vom Autor allerdings satirisch ziemlich überzeichnet. Marías hat sich da wohl einiges von der Seele schreiben müssen aus seinen Erfahrungen im Umgang mit Spinnern, Genies und Exzentrikern verschiedenster Couleur während seiner Zeit als Dozent an dieser berühmten Uni.
Die Rahmenhandlung ist schnell erzählt: Der Ich-Erzähler geht für zwei Jahre als Gastdozent für spanische Literatur nach Oxford (sic!) und bandelt schon bald mit seiner verheirateten Kollegin Clare an, von der er sich, das ist vorhersehbar, am Ende wird trennen müssen. Für ihn als Spanier ist und bleibt Oxford fremd und unwirtlich, sein Aufenthalt ist also nur ein berufliches Zwischenspiel, und seine Geliebte andererseits wird Mann, Kind und Oxford niemals verlassen. Eine Liaison auf Zeit also, auch wenn er das am Ende nicht wahrhaben will und versucht, ihr beim letzten Rendezvous eine gemeinsame Zukunft schmackhaft zu machen. Sie erzählt ihm daraufhin ein beklemmendes Erlebnis aus ihrer Kindheit, das sensiblen Lesern unter die Haut gehen dürfte. War in «Mein Herz so weiß» gleich zu Beginn der Selbstmord einer gerade erst von der Hochzeitsreise zurückgekehrten jungen Frau ein ziemlicher Schock, dessen Hintergründe dann in Rückblenden erzählt werden, so ist in Clares Erzählung ganz am Ende der ebenso überraschende Selbstmord ihrer Mutter der Schock. Von Marías sehr raffiniert konstruiert auch hier, denn Clare ist als kleines Kind völlig ahnungslos, als sie ihre Mutter vom Garten aus auf einer hohen Eisenbahnbrücke entdeckt und dann mit ansehen muss, wie sie sich hinunterstürzt in den Fluss. Auch dabei ging es um Ehebruch.
Die Stärken dieses Romans sind sein klug konstruierter Plot, seine wunderbar detailgenau beschriebenen Figuren, das universitäre Ambiente mit der Literatur im Mittelpunkt. Hinzu kommen viele kluge Gedanken philosophischer Art, so zum Beispiel auch Reflexionen über den Tod, die ein genialer emeritierter Professor äußert, - etwas sehr Weises zu diesem permanent verdrängten Thema.
Mein Herz so weiß
Was nun?
Die Halbwertszeiten aktueller Romane sind oft nach Monaten gezählt, allenfalls ein Bruchteil davon interessiert nach Jahren noch die Leser, einer jahrzehntelangen Wertschätzung aber erfreuen sich nur ganz wenige. Zu diesen besonderen Romanen gehört zweifellos «Mein Herz so weiß» von Javier Marías, einst hoch gelobt vom Feuilleton und seiner damaligen Lichtgestalt Marcel Reich-Ranicki. «Hingehen, kaufen, lesen» hatte Andreas Isenschmid in der «Weltwoche» geschrieben. Auch ich war damals begeistert von diesem Buch, und ich bin es nach erneutem Lesen heute immer noch, soviel sei vorab schon mal gesagt. Lady Macbeth spricht die Worte aus, denen der Titel des Romans entlehnt ist, «I shame to wear a heart so white». Sie hat den Mord an Duncan nicht begangen, ihr Herz ist weiß, aber sie hatte dazu angestiftet, eine Schuld, die sie letztendlich in den Selbstmord treibt. Dies ist auch das Hauptmotiv des vorliegenden Romans, der wie mit einem Paukenschlag beginnt, dem Selbstmord einer jungen Frau unmittelbar nach der Rückkehr von der Hochzeitsreise. Niemand wird das Buch aus der Hand legen, bevor er nicht erfahren hat, was die Ursache war für diese rätselhafte Verzweiflungstat, der Autor hat seine Leser also fest an der Angel, und das bis zum Schluss.
Es geht um die Macht der Worte in diesem Roman, um die Sprache als Werkzeug, um ihre Auswirkung auf das Geschehen. Ich-Erzähler Juan ist Dolmetscher von Beruf, Worte sind also sein Metier, von ihm überaus virtuos beherrscht. Er arbeitet für internationale Organisationen, ist dauernd unterwegs zwischen seiner Heimatstadt Madrid und New York, Genf, Brüssel. Bei einem seiner Aufträge lernt er Luisa kennen, die ihm als Ko-Dolmetscherin beigestellt ist, seine Übersetzung also überwachen muss. Amüsant zu lesen, wie der Small Talk zwischen zwei drögen Staatslenkern mangels Gesprächsstoff peinlich zu werden droht, wie Juan plötzlich, abweichend von den Politikerworten, eine ganz andere Frage stellt Luisa greift zum Glück nicht ein und damit erst wirklich ein sinnvolles Gespräch in Gang bringt. Als er später Luisa heiratet, nimmt ihn sein Vater bei der Hochzeitsfeier zur Seite und fragt lapidar: «Was nun»? Ehe und Liebe mit allen ihren Gefährdungen sind ein weiteres dominantes Thema dieses Romans, dargestellt an den deprimierenden, zum Scheitern verurteilten, letztendlich rein sexuellen Männerkontakten von Juans New Yorker Kollegin über die drei Ehen seines lebensgierigen Vaters Ranz bis hin zu seiner eigenen, jungen Ehe, die wenig emotional, eher cool dargestellt wird. Ranz ist im berühmten Prado-Museum angestellt, verfasst nebenbei private Gutachten über Gemälde und tätigt mancherlei dubiose, juristisch grenzwertige Geschäfte auf eigene Rechnung. Neben den Details aus der Dolmetscher-Szene erfährt der Leser also auch viel Interessantes aus der Welt der Malerei und der Museen, von Fälschern und von Kunst-Spekulanten.
Der raffiniert aufgebaute Plot ist in einer anspruchsvollen Sprache geschrieben, die mit langen Satzkaskaden und häufig zusätzlich (in Klammern) eingefügten Anmerkungen alles andere als leicht lesbar ist. Das Geschehen ergibt sich zum überwiegenden Teil direkt aus den Schilderungen des Ich-Erzählers, die Geschichte ist auffallend dialogarm aufgebaut. Weite Passagen des Romans werden in Form des Bewusstseinsstroms erzählt, und oft handelt es sich dabei um ausgesprochen kontemplative Einschübe. Dezidiert leitmotivisch erscheinen mehrmals rätselhafte, nächtliche Beobachter auf der Straße, wartend zu einem Fenster hinaufschauend. Auch das Feuer wird als Leitmotiv verwendet, und das Macbeth-Motiv taucht ebenfalls ein zweites Mal auf, vorspielartig gleich zu Beginn.
«Ich wollte es nicht wissen» beginnt der erste Satz des Romans.Die Wahrheit enthüllt sich weitgehend zufällig durch Gespräche, die unversehens Licht in die düstere Vergangenheit bringen. Auch Juan fragt sich am Ende: «Was nun»? Der Wirkung all dessen kann sich der Leser nur schwer entziehen.
Mein Herz so weiß
Bewertung von Circlestonesbooks.blog am 08.12.2022
Anspruchsvoll, aber es lohnt sich
„Jeder zwingt jeden, nicht so sehr, etwas zu tun, was er nicht will, als etwas zu tun, von dem er nicht weiß, ob er es will, denn fast niemand weiß, was er nicht will, es ist nicht möglich, das zu wissen.“ (Zitat Seite 217)
Inhalt
„Ich wollte es nicht wissen, aber ich habe es erfahren …“ so beginnt dieser Roman. Juan, der nun erwachsene, seit weniger als einem Jahr selbst verheiratete Ich-Erzähler, wächst mit Andeutungen auf, die Ehefrauen seines Vaters Ranz betreffend. Es geht um Teresa, die kurz nach der Rückkehr von ihrer Hochzeitsreise gestorben ist. Teresa war Juans Tante, denn sein Vater hat später deren jüngere Schwester Juana geheiratet, Juans Mutter. Nach Juans Heirat mit Luisa mehren sich in Juans Bekanntenkreis Andeutungen an die Geschehnisse in der Vergangenheit und vor allem Luisa möchte wissen, was damals wirklich passiert ist. „Vielleicht hat er all diese Jahre darauf gewartet, dass in deinem Leben jemand wie ich auftaucht, jemand, der zwischen ihm und dir vermitteln kann, ihr Väter und Söhne seid sehr ungeschickt miteinander.“ (Zitat Seite 169)
Thema und Genre
In diesem Roman, heute ein moderner Klassiker, geht es um die Möglichkeiten der Sprache als Ausdrucksmittel und Kommunikationsform, um Beziehungen, Familie, um Geheimnisse der Vergangenheit, die auch in der Gegenwart präsent sind und diese prägen und um die Frage, ob Verschweigen bereits eine Lüge ist. Wird eine Schuld durch ein Geständnis geringer, oder aber, indem man darüber schweigt und sie eines Tages dann weit zurück in der nicht mehr veränderbaren Vergangenheit liegt?
Charaktere
Juan arbeitet als Dolmetscher und Übersetzer, wie auch Luisa, mit der er seit knapp einem Jahr verheiratet ist. Sogar seine Gedanken sind von der Kraft der Sprache und der Worte durchdrungen. Am Tag seiner Hochzeit fragt ihn sein Vater: „was nun?“ und genau diese Frage stellt sich auch Juan bereits während der Hochzeitsreise und immer wieder in den Monaten danach.
Handlung und Schreibstil
Die Geschichte spielt innerhalb einer Gegenwart, die nicht ganz ein Jahr umfasst, und einer erinnerten nahen und ferneren Vergangenheit. Die Handlung besteht aus einzelnen Episoden, deren Zusammenhänge man erst gegen Ende der Geschichte erfährt, oder auch nicht. Juan schildert seine Geschichte als Ich-Erzähler, wobei seine Gedanken, Überlegungen, Befindlichkeiten und Ängste den größten Raum dieses Romans einnehmen. Es ist bekannt, dass bei Javier Marías die Sprache im Vordergrund steht, die genauen, sehr ausführlichen Beschreibungen der Gedanken seiner Hauptfiguren in langen Satzgebilden. Auch die Konflikte hinterfragen das Verhalten der Menschen in familiären Beziehungen und beobachten es aus unterschiedlichen psychologischen Blickwinkeln und Fragenstellungen.
Fazit
Sowohl die Problematik, die Fragen aufwirft und zum Nachdenken anregt, als auch die kraftvolle Sprache mit langen Sätzen und Satzfolgen, noch ergänzt durch weitere Gedankensprünge und Einschübe in Klammern, machen aus diesem Roman keine Lektüre, die man eben mal so zwischendurch liest, dieses Buch verlangt die Aufmerksamkeit der Lesenden von der ersten bis zur letzten Seite. Diese Zeit sollte man sich nehmen.
Alle Seelen
Bewertung von Volker Jentsch am 01.11.2024
Zu viele Wiederholungen
Javier Marías Alle Seelen ist mein erstes Buch des erfolgreichen Schriftstellers. Ich bin also ganz unvoreingenommen an das Buch gegangen, und das ist keine schlechte Voraussetzung für eine ehrliche Stellungnahme. Doch welche Enttäuschung! Ich war stets drauf und dran, es zur Seite zu legen, habe dann doch bis zum Ende durchgehalten. Ich mag es nicht, mit eher Belanglosem seitenlang festgehalten zu werden. Allerdings lässt sich wohl sagen, dass für Marías gerade die Belanglosigkeiten bedeutungsvoll sind. Er ist Literaturwissenschaftler. Ein Naturwissenschaftler, Physiker zum Beispiel, hätte die Erzählung ganz anders geschrieben, die Wiederholungen und Kleinigkeiten gemieden, denn in den Naturwissenschaften geht es um Neues, Großes; mit Wiederholungen kann man keinen Blumentopf gewinnen.
Nun ist unbestreitbar, dass das Leben vorwiegend aus Wiederholungen besteht. Aber wenn Wiederholungen um der Wiederholungen, der Effekte wegen wie mir scheint, das vorliegende Buch in großer Zahl bevölkern, entsteht Langeweile, das Schlimmste, das einem Buch passieren kann. Es sind der Abfalleimer, Claires Schuhe und Strümpfe, die Zigarettenasche, die auf die Strümpfe fällt, ihr Rock, der verrutscht, und den begehrenden Blick auf ihre starken Beine ermöglicht, die Zigaretten, heiß oder kalt, geraucht oder weggeworfen. Immer wieder die Zigaretten. Beispiele unter vielen anderen, die wortreich den Fluss des Lesens unterbrechen.
Dass Marías in Oxford war, entnehme ich seiner Vita in Wikipedia. Es ist also seine Geschichte, die er erzählt, auch wenn, wie er gleich zu Anfang feststellt, der jetzige Marias nicht mehr derselbe ist, der in den siebziger (?) Jahren das Oxford-Theater erleben durfte. Er beschreibt die literarischen Hoheiten, ihre exzentrischen Lüsternheiten vor allem; ich habe in Oxford ganz andere Autoritäten erlebt, die verhielten sich schon ziemlich amerikanisiert, aber das waren eben auch keine Literaturwissenschaftler.
Die beste Szene im Buch ist die Beschreibung von Muriels Liebesdienst, auch wenn Marías sie als die \textit{falsche Dicke} bezeichnet. Sie ist die befriedigende Einfachheit, im Gegensatz zu der erregenden Kompliziertheit von Claire Bayes. Um diese dreht sich alles, sie ist der Mittelpunkt. Ihr Bild vor Augen, versucht Marías Kopf, das Geheimnis dieser Frau zu entschlüsseln, seine sexualisierte Fantasie, ausgiebig und formenreich die Liebeskunst mit ihr zu praktizieren. Er ist eifersüchtig auf alle, die ihr nahestehen, der kränkelnde Sohn nicht ausgenommen. Immerhin muss er sich keine Vorwürfe machen, mit Claire Bayes angebändelt zu haben. Erstens wollte sie es, und zweitens scheint auch ihr Mann dem außerehelichen Abenteuer durchaus nicht abgeneigt zu sein. Denn zum Schluss seines Oxford-Aufenthalts sieht Marias eben diesen Bayes in liebevoller Umarmung mit einer Frau, noch dazu mit jener, die der zu Anfang des Buchs ausführlich geschilderten Zug-Bekanntschaft zu gleichen scheint. Ob das stimmt, bleibt wie so vieles anderes im Buch im Ungewissen. Seine Wahrnehmung könnte eine arglose Beziehung zu einer pikanten Liebschaft hoch skaliert haben; angesichts von Marías Anfälligkeit für derlei Konstruktionen scheint mir diese Deutung durchaus plausibel.
Mein Herz so weiß
Reich-Ranickis Irrtum
Was der frühere Literaturpapst für ein Meisterwerk hielt, konnte mich keinesfalls überzeugen.
Ausgesprochen lange Sätze und so ausführliche Beschreibungen, dass die Handlung kaum voran kommt, erzeugten bei mir eine solche Langeweile, dass ich das Buch nach nur 66 Seiten aus der Hand legte.
Nach meinen Kriterien heißt das 1 Stern für das Buch eines Autors, der im letzten Jahr starb und wegen Reich-Ranickis Kritik erst in Deutschland und dann in der ganzen Welt berühmt wurde.
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