Der Meister der französischen Spannung: so episch und böse wie nie!
Berlin 1939: Während die Welt dem Grauen des Zweiten Weltkrieges entgegenblickt, treffen sich die schönen Damen der Nazi-Elite zum Champagner im Adlon. Sie scheinen unantastbar. Bis an der Spree eine brutal zugerichtete Frauenleiche gefunden wird. Sie war eine von ihnen, und die Spur des Täters reicht bis in die obersten Führungskreise des Regimes. Jean-Christophe Grangé mit seinem ersten historischen Berlin-Thriller: eine erbarmungslose Jagd in den finstersten Abgründen der menschlichen Existenz.
Simon Kraus ist ein brillanter Psychoanalytiker und Traumforscher. Und er ist ein gerissener Gigolo: Erst verführt er seine Klientinnen, allesamt Ehefrauen hochrangiger Nazi-Funktionäre, dann erpresst er sie für sein Stillschweigen. Ein lukratives Geschäft. Doch eines Tages sucht ihn der SS-Offizier Franz Beewen auf: Eine von Kraus' Klientinnen wurde grausam ermordet. Sie gehörte zum Wilhelmklub, einemillustren Zirkel reicher Nazi-Frauen, der jeden Tag im Hotel Adlon zusammenkommt. Während Simon Kraus im Adlon unauffällig seine Kontakte spielen lässt, werden weitere Frauenleichen entdeckt. Unversehens gerät Kraus immer tiefer in die Ermittlungen der Gestapo gegen den brutalen Mörder - und mit ihm die Psychiaterin Minna von Hassel, die mit ganz eigenen Dämonen ringt. Gemeinsam müssen sie erkennen, dass das Böse bei Weitem nicht nur dort lauert, wo man es vermutet.
»Ein Hochfest des Grauens, aber auch ein Plädoyer für die Menschlichkeit.« Rhein-Neckar Zeitung …mehr
Ein gnadenloser Blick in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele
Während der Pariser Studentenproteste tauchen die Leichen von mehreren jungen Frauen auf. Das Bizarre: Sie sind alle in Yogaposen arrangiert. Die blutige Spur des Mörders führt um die halbe Welt bis nach Indien. Der neue Thriller von Bestseller-Autor Jean-Christophe Grangé liefert einen gnadenlosen Blick in die dunkelsten Abgründe der menschlichen Seele.
Paris, 1968: Die Straßen brennen, die staatliche Ordnung scheint ausgehebelt - und mitten in diesem Chaos befindet sich Hervé, ein ebenso kluger wie wütender Student. Er hätte ein Held der Studentenproteste werden können. Stattdessen entdeckt er die Leiche seiner Freundin Suzanne. Sie hängt in einer Yoga-Pose von einem Balken in ihrer Wohnung. Hervé bittet seinen Halbbruder und Polizisten Mersch um Hilfe. Gemeinsam stoßen sie mit einer Freundin des Opfersauf eine Spur, die sie tief in die spirituellen Bewegungen Indiens führt. Dann taucht eine zweite Leiche auf - wieder in einer Yoga-Pose, wieder eine Freundin von Hervé. Und die drei ahnen: Der Mörder hat es auf Hervé selbst abgesehen. Nur warum? Eine erbarmungslose Jagd um den Erdball beginnt, an dessen Ende sich das Böse unter einer Maske aus Glaube und Macht offenbart. …mehr
In einem Interview sagte Jean-Christophe Grangé einmal, dass man als Schriftsteller über Dinge schreibe, mit denen man Probleme habe. Er hat ein Problem mit Gewalt und deshalb schreibt er auch so obsessiv über das Böse in uns. Der jugendlich wirkende Grangé ist Jahrgang 1961 und Frankreichs meistgelesener Thrillerautor. Auch Menschen, die eher keine Bücher lesen, können mit "Die purpurnen Flüsse" etwas anfangen: Das Buch wurde mit Jean Reno verfilmt und ein internationaler Erfolg (das Drehbuch dazu kam übrigens auch von Grangé). Weitere Verfilmungen folgten, u. a. "Das Imperium der Wölfe" oder "Der steinerne Kreis".
Die Anfänge seines Schreibens liegen im Journalismus. Nach dem Studium dockte der in Paris lebende Autor bei einer Nachrichtenagentur an, später schrieb er u. a. für Paris Match, die Sunday Times, den SPIEGEL, den STERN, El Pais oder den Observer aufsehenerregende Reportagen über das Leben der Tuareg, der Eskimos oder der Pygmäen. Dafür war er oft wochenlang mit diesen Menschen unterwegs - Genauigkeit und Authentizität sind ihm wichtig. Diese Authentizität auch sprachlich zu transportieren, das schaffte Jean-Christophe Grangé als Journalist dicht und überzeugend. Als Autor ergänzt er diese Kunst um seine ungewöhnlichen Plots, die oft an ebenso ungewöhnlichen oder exotischen Orten spielen, und er versteht es, den Spannungsbogen bis zum Äußersten zu treiben. Ja, seine Thriller sind brutal, oft blutig, nichts für Zartbesaitete. Das ist auch genau so gewollt. Grangé will schockieren und seine Leser mit in die Spirale des Bösen reißen...
Sein Schreiben bezeichnet er als obsessiv - und so lesen sich auch seine Geschichten wie "Das Herz der Hölle", "Der Ursprung des Bösen", "Im Wald der stummen Schreie" oder "Die Wahrheit des Blutes". Ungewöhnlich auch sein Tagesbeginn: Grangé ist ein "früher Vogel" - wenn gegen 4 Uhr Rotkehlchen, Amseln oder Zaunkönige anfangen zu zwitschern, wacht er auf, ist sofort frisch und setzt sich an den Schreibtisch. Diese stillen Stunden ohne Telefon, den Lärm des Tages liebt er und nutzt sie ausschließlich für sein Schreiben. Dass er dabei gerne Musik hört, Opern zum Beispiel, ist für ihn kein Gegensatz. Dann hat er Puccini auf den Ohren und schreibt über die Abgründe der menschlichen Seele, die Lust des Tötens. Privat sei er ein ausgeglichener und fröhlicher Typ, erzählt der zweifache Vater - seine Besessenheit vom Verbrechen lebt Jean-Christophe Grangé ausschließlich in seinen Buchwelten aus. Und das freut nicht nur seine Leser...
Jean-Christophe Grangé steht schon lange für spannende, oftmals blutige Thriller, die nichts für schwache Nerven sind. Nun hat er sich an ein neues Genre herangewagt und einen historischen Thriller geschrieben. Spannend, psychologisch raffiniert und gut eingebunden in die historischen Gegebenheiten - auch hier hat Grangé wieder einmal bewiesen, dass er einfach ein Meister seines Faches ist, auch wenn er den Schwerpunkt variiert. Ein sehr langes Buch, bei dem jedoch keine Langeweile aufkommt. Am besten nimmt man sich ein freies Wochenende ohne Termine vor, denn einmal mit der Lektüre begonnen, fiel es mir wirklich schwer, wieder aufzuhören. Die Personen sind alle differenziert beschrieben. Die Spannung ist von der ersten Minute präsent.
Im Hotel Adlon lassen es sich die Gattinnen hochrangiger Nazigrößen gut gehen, doch dann wird eine nach der anderen ermordet. Wer steckt dahinter und welches Motiv? Die Damen haben alle dem Psychoanalytiker Simon Kraus ihr Herz ausgeschüttet, was dieser sich gut bezahlen ließ. Die Ermittlungen werden von Kraus, dem SS-Offizier Franz Beween und der Psychiaterin Minna von Hassel durchgeführt. Besonders von Hassel ist eine interessante Persönlichkeit.
Gelungene Spannung auf ganzer Länge.
Sommer 1939. Der Psychoanalytiker Simon Kraus hat ein schönes Leben. Er hat einen leichten Job, in dem er die Frauen von Nazigrößen betreut, gelegentlich mit ihnen schläft und sie dann mit dem Wissen um ihren Fehltritt erpresst. Als plötzlich genau diese Frauen ermordet werden, gerät er in das Visier der Gestapo, genauer des Obersturmführers Franz Beween. Dieser hat den Befehl, die Morde aufzuklären. Da im Tausendjährigen Reich jedoch keine Serientäter existieren dürfen, schon gar nicht welche, die Nazis oder deren Verwandten angreifen, hängt Beween meistens in der Luft, weil er entweder keine Informationen erhält oder niemanden befragen darf. Schnell wird ihm klar, dass er nur mit Hilfe von Kraus und dessen Kollegin den Fall lösen kann - auch wenn er weiß, dass sein Leben auf dem Spiel steht, egal, ob er den Fall löst oder nicht.
Es kommt nicht oft vor, dass mich ein so dickes Buch von der ersten bis zur letzten Seite fesseln kann: Hier ist das geschehen. Dabei gibt es eigentlich keine einzige sympathische Hauptperson. Beween ist ein Bauernsohn, der als Schläger und Mörder Karriere bei der SS und SA gemacht hat und davon träumt, in den Krieg ziehen zu können. Kraus ist ein kleiner, opportunistischer Mistkerl, bei dem gelegentlich Anflüge von dummem Mut durchblitzt und seine Kollegin, die Adlige Minna, ist nur klar, wenn sie völlig betrunken ist. Diese drei wirklich unsympathischen Protagonisten lavieren sich durch eine völlig verrückt gewordene Welt, in der Leben einerseits nichts mehr zählt, andererseits alles bedeutet. Die Naziherrschaft wird in ihrer Grausamkeit, ihrem Schrecken, ihrer Menschenverachtung sehr gut portraitiert und wenn man liest, wie sich ein französischer Autor durch deutsche Geschichte schlägt und dabei alle bluten lässt, wie er die Banalität des Bösen aufzeigt, die fanatischen Ansichten skizziert, kann man nur noch Respekt haben. Da verzeiht man auch den eine oder andere Episode, die nicht ganz so logisch ist, denn man wird hier vor allem eins: erschütternd gut unterhalten. 4,5/5 Punkten.
Wortgewaltig und ausdrucksstark – keine Frage, Grangé versteht sein Handwerk. Für mich als Krimifan hatte dieser Roman allerdings in einigen Bereichen Längen, die meiner Ansicht nach nicht hätten sein müssen. Sie waren der durchaus spannenden Geschichte eher abträglich und luden mich zum schnellen Überspringen ein.
Die Story aber war ziemlich fesselnd. Die Frauen wichtiger Nazi-Größen treffen sich vor Beginn des zweiten Weltkriegs im Adlon, genießen Champagner und Cocktails, unterhalten sich scheinbar unbeschwert. In diese Welt passt nahezu perfekt auch einer der drei Protagonisten, der gutaussehende kleine Psychoanalytiker Simon. Viele der Adlondamen besuchen seine Sprechstunde und erzählen ihm von ihren Träumen. Als eine dieser Damen ermordet wird, kommt der Gestapo-Mann Beewen ins Spiel. Er besucht Simon, denn das Opfer gehörte zu dessen Patientinnen. Zusammen mit der Psychiaterin Minna, die beide Männer kennen, nimmt das ungleiche Trio die komplizierten Ermittlungen auf.
Grangé weckt die Erinnerung an die grausame Zeit der Nazi-Herrschaft vor und zu Beginn des zweiten Weltkriegs. Einerseits die fiktiven Romanfiguren Simon, Franz und Minna, die es so in der Realität vielleicht nie gegeben hätte (oder vielleicht doch, wer weiß das schon?). Und andereseits die Grausamkeiten der Nazis gegen schwache Menschen und Minderheiten, die es ja tatsächlich gegeben hat. Mitunter brutal und schwer zu verdauen – und doch historisch verbürgt.
Der Autor erinnert uns an die Abgründe, etwas Menschlichkeit geht in der Geschichte nur von den fiktiven Personen aus.
Ein Roman, der, wenn wir unsere Geschichte kennen, uns eigentlich nicht schockieren dürfte. Der aber auch als Mahnung verstanden werden darf: Achtet darauf, dass so etwas nie wieder passiert!
Einen Stern ziehe ich ab wegen der Längen, welche die Krimi-Handlung etwas stören, aber das Buch ist trotzdem lesenswert.
Zum Inhalt:
Trotz des Grauen des Krieges scheinen die Damen der Führerriege unantastbar bis eine von ihnen brutal ermordet an der Spree aufgefunden wird. Simon Kraus, der sich gerne mit diesen Damen umgibt, sie verführt und dann für sein Stillschweigen erpresst, gerät er ins Blickfeld der Gestapo und schnell steckt er mit in den Ermittlungen, denn weitere Frauenleichen werden entdeckt.
Meine Meinung:
Ich habe schon einiges vom Autoren gelesen, aber dieses Buch ist anders als alle anderen Bücher vorher. Meist gibt es ja irgendeinen Protagonisten, den man mag. Hier sind im Grunde alle handelnden Personen irgendwie unsympathisch, dennoch zieht die Geschichte auf historischem Hintergrund einen wahnsinnig in den Bann. Gerade auch die Betrachtung von psychisch Kranken und die Beurteilung von wertem und unwertem Leben bringt einen an Grenzen. Absolute Leseempfehlung.
Fazit:
Unglaublich gut
Ein Albtraum
August 1939. Simon Kraus ist ein zu kurz geratener Psychiater bzw. Psychoanalytiker, auch als Teilzeitgigolo unterwegs. Profitiert vom Nazi-System, lebt in einer enteigneten jüdischen Wohnung und erpresst seine Patientinnen. Gern spaziert er durch das Berlin der dreißiger Jahre und betrachtet Gebäude und Menschen. Der Leser kann sich die Gegend um den Potsdamer Platz gut vorstellen.
Seine Patientinnen haben bizarre Träume, die sich um einen Marmormann drehen. Den gibt es aber auch im wirklichen Leben. Er ermordet die Frauen wohlhabender Nazis. Grausam und ohne Spuren zu hinterlassen.
Beween ist ein besonderer Charakter, skrupelloser und widersprüchlicher Gestapomann. Er soll die Morde aufklären. Tut er das, darf er an die polnische Front (?), schafft er das nicht, droht ihm der Abtransport ins KZ. Mit den beiden hat Jean-Christophe Grangé ein unsympathisches, in sich widersprüchliches Paar kreiert. Ergänzt durch eine Psychiaterin.
Irritierend war für mich, dass der Autor Meinungen vorgibt. Bilde ich mir lieber selbst. Auch seine Wortwahl war mitunter befremdend, teilweise schwülstig, teilweise niveaulos oder ungeschickt. Sein Lieblingswort ist „klein“. Nicht immer sind seine Intentionen logisch oder nachvollziehbar. Klischees werden bemüht. Häufig gibt es Überraschungen
Alle Kritik vergisst man, je weiter man liest. Es entwickelt sich eine interessanter, erschreckender und sich enorm steigernder Thriller. Ungeheuerliche Taten, die die Vorstellungskraft weit überfordern, werden beschrieben. Ein Albtraum. Nur für Leser mit starken Nerven zu empfehlen.
Ambitionierter Krimi mit Thriller-Elementen um eine brutale Mordserie im Berlin des Jahres 1939
Margarete Pohl, die Frau eines SS-Gruppenführers, wurde brutal ermordet und grausam verstümmelt aufgefunden. Vernachlässigt von ihrem Mann verbrachte sie ihre Tage mit Besuchen beim Friseur, mit Einkäufen und im Wilhelmclub. Dabei traf sie ihre Freundinnen zu Klatsch und Tratsch im Hotel Adlon. Zudem war sie seit zwei Jahren wegen ihrer Depression in Therapie bei Dr. Simon Kraus. Margarete fürchtete nur den Marmormann, wie sie ihrem Mann kurz vor ihrem Tod anvertraute. Doch Simon weiß aus seinen Sitzungen mit ihr, dass dieser Golem nur in ihren Träumen spukte. Weil Margarete nicht das erste Opfer ist und nachdem Max Wiener, Kriminalinspektor bei der Polizei, trotz der Suche nach Zeugen und Unterstützung durch das Kriminaltechnische Institut des Reichssicherheitshauptamts keine Fortschritte in diesem Fall erzielen konnte, übernimmt Hauptsturmführer Franz Beewen die Leitung in seiner ersten Mordermittlung.
Jean-Christophe Grangé schildert seinen Thriller, der im Berlin des Jahres 1939 angesiedelt ist, aus wechselnden Perspektiven. Dazu zählen die Sichtweise von Dr. Simon Kraus, der Psychiater, Gigolo und Erpresser ist, von Hauptsturmführer Franz Beewen, der die Mordserie aufzuklären hat, und Minna von Hassel, der Leiterin der Brangboer Anstalt. Mit einem erpresserischen Gigolo, Junkie und Gestapo-Mann hat Jean-Christophe Grangé für seinen Thriller ein ungewöhnliches Trio an Hauptfiguren gefunden, deren ambivalente Charakterisierung mir gefallen hat. Ähnlich ambivalent wie die Charakterisierung der Figuren an sich ist auch deren komplexes Beziehungsgeflecht untereinander geraten. Dessen Entwicklung räumt der Autor die dafür erforderliche Zeit ein, weil Simon, Beewen und Minna sich erst mit ihrem tiefsitzenden Misstrauen den anderen gegenüber auseinanderzusetzen haben.
Vor der historischen Kulisse inszeniert der Autor eine Serie grausamer Ermordungen von schönen Frauen mächtiger Männer. Dabei kommt die Ermittlung in dieser Mordserie nur langsam voran, weil Beewen unerfahren in der Untersuchung von solchen Fällen ist. Neben der aufgeladenen politischen Stimmung werden weitere Themen behandelt. Dazu gehören die Traumdeutung als Simons Leidenschaft, die Behandlung von im ersten Weltkrieg versehrten Soldaten, das Studio Babelsberg und die Filmwelt im Allgemeinen. Weitere vom Autor in diesem Thriller angerissene Themen möchte ich nicht vorweg nehmen, um nicht die dadurch unerwartet eingeschlagenen Richtungen zu verraten.
Insgesamt hat Jean-Christophe Grangé in seinem ambitionierten Roman zu viel auf einmal gewollt. Das lässt zwar die Handlung in seinem Buch die ein oder andere für mich gänzlich unerwartete Wendung nehmen. Spätestens aber mit dem dritten fundamentalen Twist, der diesem Krimi-Thriller eine Entwicklung gibt, die konträr zu seinem bisherigen Verlauf ist, ging mir das zulasten der Glaubwürdigkeit. Die zuvor eingeführten Verdächtigen, die sich letztlich als falsche Fährten entpuppt haben, habe ich da als weit stimmiger empfunden. Um schließlich seinen Täter und dessen Motiv zu verklausulieren, muss der Autor im letzten Teil dieses Buchs auf ausführliche Erklärungen und Argumentationshilfen zurückgreifen. Dennoch scheinen mir dessen finale Enthüllungen im Widerspruch zu Szenen zu stehen, die in den ersten beiden Teilen dieses Buchs geschildert wurden. Diesen Mangel an Plausibilität kaschiert der Autor durch immer extremere Gewaltexzesse, die in ihrer detaillierten Beschreibung unmenschlicher Grausamkeiten kaum zu überbieten sind.
Meiner Ansicht nach ist das Problem der marmornen Träume, dass Jean-Christophe Grangé zu viele seiner vielversprechenden Ansätze und interessanten Ideen in einer einzigen Kriminalgeschichte unterbringen wollte. Diese unterschiedlichen Elemente passen jedoch oft nicht so recht zueinander und wollen sich nicht zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen. Als gelungener hätte ich diesen Stoff empfunden, wenn der Autor diesen in einer Reihe von Kriminalfällen (u.a. in Anstalten für Geisteskranke, im Künstlermilieu, am Filmset) verarbeitet hätte, statt alles in eine einzige Mordermittlung packen zu wollen. Dabei hätten dann auch besser die Stärken der marmornen Träume zum Tragen kommen können, die mich zu Beginn dieses Romans überzeugt haben. Dazu zählen für mich die Beschreibung des historischen Settings, die brutalen Mordfälle an verschiedenen Schauplätze im Berlin des Jahres 1939 und das ambivalent gezeichnete Hauptfiguren Trio. Auch hätte ich mir gewünscht, dass der Autor seine Figuren nicht permanent gegen den Strich, sondern ihrer Charakterisierung entsprechend eingesetzt hätte. Dann hätte Beewen in Verfolgungsjagden und physischen Konfrontationen seine Präsenz ausspielen können, Simon wäre der geniale Psychoanalytiker wie Traumdeuter gewesen und Minna als Expertin für die Psyche von Serienmördern eine Vorgängerin der heutigen Profiler.
„Die marmornen Träume“ von Jean-Christophe Grangé ist ein herausragender Thriller.
Das Grauen spielt 1939 in Berlin kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Die unantastbaren Frauen des Oberen Nazi-Regimes verweilen im Adlon um Champagner zu trinken und sich dem Müßiggang hinzugeben. Einige besuchen auch Simon Kraus, den hübschen Psychoanalytiker und Traumforscher. Sie teilen gerne mit Simon ihre intensiven, angstvollen Träume und auch das Bett. Was wiederum den kleinwüchsigen, jedoch intelligenten Gigolo veranlasst, die Damen auf charmante Art zu erpressen, um sich seinen exquisiten Lebensstandard zu ermöglichen.
Simons Klientin wird brutal ermordet und führt Franz Beewen, einen grausamen SS-Offizier, welcher mit dem Fall betraut wird, zu dem Traumforscher. Der Fall unterliegt äußerster Geheimhaltung und eine Ermittlung ist extrem schwierig. Es gibt jedoch eine Gemeinsamkeit der ermordeten Frauen: Ihre Träume von einer marmornen Person.
Simon ist tief getroffen von diesem Verlust seiner Klientin und versucht im Adlon unauffällig die anderen Damen auszufragen. Niemand weiß etwas, jeder vermutet das Opfer im Ausland. Währenddessen werden weitere brutal zugerichtete Frauenleichen gefunden. Alle Damen waren miteinander bekannt, fast täglich im Adlon anzutreffen und Ehefrauen von hochrangigen Anhängern des Nationalsozialismus.
Der historische Thriller zieht den Leser in eine Welt des Grauens. Die Handlung wird extrem brutal, detailliert und ausführlich beschrieben. Der Autor hat mit seiner Recherche sehr gut die Gräuel-/Schreckenstaten aus der damaligen Zeit wiedergegeben. Zartbesaiteten Menschen kann dieses brutale Gemetzel zusetzen. Auch das abgrundtief Böse, was die damalige Zeit bei den Menschen freigesetzt hat, ist schwer verdauliche Kost.
Die wohlhabende und alkoholabhängige Psychiaterin Minna von Hassel unterstützt die beiden Männer mit ihren vorzüglichen Kontakten bei den Ermittlungen. Ein vielschichtiger Thriller, der die Abgründe des Bösen aufzeigt.
Oftmals ist das Böse jedoch sehr schwer zu fassen…
Der Autor ist sehr ausschweifend in seinen Erzählungen, die Protagonisten werden hervorragend, facettenreich und authentisch ausgearbeitet und die historischen Details unglaublich gut in die Story eingearbeitet. Der Leser ist von der Grausamkeit des Nazi-Regimes gefangen, die Raffinesse der Morde erhalten die Spannung und natürlich auch die verschiedenen Perspektiven auf das Geschehen.
Die düstere, bedrückende Atmosphäre in Berlin für das Volk wird sehr gut beschrieben, auch der fröhliche Zeitvertreib der oberen Führungsebene wird dargelegt, sowie der Sex für Führer, Volk und Vaterland kurz Lebensborn genannt. In diesen, dem Volk zugute kommenden Heimen, wurden arische Kinder für den Führer gezeugt.
Ein ausdrucksstarker, fesselnder Thriller, sehr zu empfehlen, auch wenn man sich mit der damaligen Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg beschäftigt.
Eine Empfehlung mit 4 Sternen; aufgrund der oftmals zu ausschweifenden Passagen einen Punktabzug.
Mehr anzeigen »
Es gelten unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen: www.buecher.de/agb
Impressum
www.buecher.de ist ein Shop der buecher.de GmbH & Co. KG Bürgermeister-Wegele-Str. 12, 86167 Augsburg Amtsgericht Augsburg HRA 13309