Autor im Porträt
John Boyne
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Als die Welt zerbrach
Broschiertes Buch
Vom Leben mit der Schuld und dem Ende der Zeitzeugenschaft
Gretel Fernsby lebt seit Jahrzehnten in ihrer Londoner Wohnung. Sie führt ein ruhiges Leben, trotz ihrer dunklen Vergangenheit. Über ihre Flucht aus Deutschland vor über siebzig Jahren spricht sie nicht. Vor allem aber verliert sie kein Wort über ihren Vater, der Kommandant in einem Konzentrationslager war. Als eine junge Familie in die Wohnung unter ihr zieht, weckt der neunjährige Henry Erinnerungen, die sie lieber vergessen würde. Eines Nachts wird sie Zeugin eines Streits zwischen Henrys Mutter und dem jähzornigen Vater. Ein Streit, der Gretels hart erkämpfte, zurückgezogene Existenz bedroht. Sie bekommt die Chance, ihre Schuld zu sühnen und den Jungen zu retten. Doch dazu muss sie offenbaren, was sie ein Leben lang verschwiegen hat ...
»Der Roman, in dem mosaiksteinhaft ein Leben bilanziert wird, wandelt sich am Ende noch rasant zum Krimi.« rbb Kultur, Der Morgen
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Gretel Fernsby lebt seit Jahrzehnten in ihrer Londoner Wohnung. Sie führt ein ruhiges Leben, trotz ihrer dunklen Vergangenheit. Über ihre Flucht aus Deutschland vor über siebzig Jahren spricht sie nicht. Vor allem aber verliert sie kein Wort über ihren Vater, der Kommandant in einem Konzentrationslager war. Als eine junge Familie in die Wohnung unter ihr zieht, weckt der neunjährige Henry Erinnerungen, die sie lieber vergessen würde. Eines Nachts wird sie Zeugin eines Streits zwischen Henrys Mutter und dem jähzornigen Vater. Ein Streit, der Gretels hart erkämpfte, zurückgezogene Existenz bedroht. Sie bekommt die Chance, ihre Schuld zu sühnen und den Jungen zu retten. Doch dazu muss sie offenbaren, was sie ein Leben lang verschwiegen hat ...
»Der Roman, in dem mosaiksteinhaft ein Leben bilanziert wird, wandelt sich am Ende noch rasant zum Krimi.« rbb Kultur, Der Morgen
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Statt 24,00 €****
14,00 €
So fern wie nah
Broschiertes Buch
Der Autor des Weltbestsellers Der Junge im gestreiften Pyjama schreibt über den Ersten Weltkrieg
Als an Alfies fünftem Geburtstag der Erste Weltkrieg ausbricht, verspricht sein Vater, nicht in dem Kampf zu ziehen - und bricht sein Wort am Tag darauf. Vier harte Jahre später geht Alfie heimlich arbeiten, um seine Mutter zu unterstützen. Er ist davon überzeugt, dass er seinen Vater nie wiedersehen wird. Doch dann erfährt Alfie zufällig, dass sein Vater in einer Klinik für traumatisierte Soldaten behandelt wird. Und er beschließt, ihn nach Hause zu holen ...
»Ein großartiger Antikriegsroman, der nicht nur junge Leser fesseln und berühren wird.«
Wilhelmshavener Zeitung
+ Ausgezeichnet mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis 2015
+ Bei Antolin gelistet
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Als an Alfies fünftem Geburtstag der Erste Weltkrieg ausbricht, verspricht sein Vater, nicht in dem Kampf zu ziehen - und bricht sein Wort am Tag darauf. Vier harte Jahre später geht Alfie heimlich arbeiten, um seine Mutter zu unterstützen. Er ist davon überzeugt, dass er seinen Vater nie wiedersehen wird. Doch dann erfährt Alfie zufällig, dass sein Vater in einer Klinik für traumatisierte Soldaten behandelt wird. Und er beschließt, ihn nach Hause zu holen ...
»Ein großartiger Antikriegsroman, der nicht nur junge Leser fesseln und berühren wird.«
Wilhelmshavener Zeitung
+ Ausgezeichnet mit dem Gustav-Heinemann-Friedenspreis 2015
+ Bei Antolin gelistet
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10,00 €
© privat
John Boyne
Boyne, JohnJohn Boyne, geboren 1971 in Dublin, ist einer der renommiertesten zeitgenössischen Autoren Irlands. Seine Bücher wurden in mehr als vierzig Sprachen übersetzt und mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Der internationale Durchbruch gelang ihm mit seinem Roman »Der Junge im gestreiften Pyjama«, der in vielen Ländern auf den Bestsellerlisten stand und von der Kritik als »ein kleines Wunder« (The Guardian) gefeiert wurde.Hummitzsch, MariaMaria Hummitzsch, geboren 1982, studierte in Leipzig, Lissabon und Florianópolis Übersetzung, Psychologie und Afrikanistik. Seit 2011 arbeitet sie als Literaturübersetzerin aus dem Portugiesischen und Englischen. Sie ist 2. Vorsitzende des Verbands der Literaturübersetzer (VdÜ), Mitbegründerin des Übersetzerzentrums auf der Leipziger Buchmesse und Mitorganisatorin der Deutsch-Brasilianischen ViceVersa-Übersetzerwerkstätten. Zu den von ihr übersetzten Autor/innen gehören u.a. David Garnett, Waguih Ghali, David Foster Wallace, Imbolo Mbue, Iris Murdoch und Ay__bámi Adébáy__. Maria Hummitzsch lebt mit ihrem Partner und ihrer Tochter in Leipzig.Schickenberg, MichaelMichael Schickenberg, geboren 1975, studierte Englisch, Amerikanistik, Skandinavistik und Germanistik in Greifswald, Poughkeepsie, Bergen und Cádiz. Seit 2007 arbeitet er als freier Übersetzer aus dem Englischen und Norwegischen. Unter anderem übersetzte er Romane von Mohammed Hanif, Helen Walsh und Tom Barbash. Er ist Mitglied des Verbands deutschsprachiger Übersetzer und lebt derzeit in Leipzig.Kundenbewertungen
Die Geschichte der Einsamkeit
Es passiert selten, dass ich ein Buch nicht mehr aus der Hand legen kann und die Nacht durchlese. "Die Geschichte der Einsamkeit" ist so ein seltenes Buch.
Von der ersten Seite an zieht es den Leser in seinen Bann, verstrickt in tiefer in das unheilvolle Geflecht aus Wissen und Nicht-Wahrhaben wollen. meisterhaft passt die auf der Oberfläche klare, eindeutige Sprache dazu, die doch so viele Lücken lässt, die der Leser zwar füllt, es aber genau so wenig möchte wie Pater Odran. Bis zu den letzten Kapitel möchte man zumindest an seine Unschuld glauben und muss sich doch eingestehen, dass auch er nicht ohne Schuld ist.
Neben dem Figurenentwurf, der Sprache und dem Aufbau, glänzt das Buch durch die Thematisierung der Schuld, dass es keine Schuldlosigkeit gibt, sobald man von einem Verbrechen oder schädlichen Treiben weiß und nicht alles daran setzt, diesem ein Ende zu bereiten. Auch unter in Kaufnahme eigener Nachteile. In diesem Sinne, und das kommmt möglicherweise zu kurz, tragen auch die Frauen, die Haushälterin in Wexford, die Mütter etc., eine Teilschuld.
Die Geschichte eines Lügners
Dieses Buch von John Boyne hat mir sehr gut gefallen, weil es ihm gelungen ist, mich zu fesseln und immer wieder aufzuwühlen. Und das, weil der Protagonist des Buches einfach ein wahnsinnig unsympathischer, egoistischer und selbstverliebter Mensch ist, der keinerlei Skrupel hat, anderen Menschen (sogar seiner Familie) zu schaden, um sich Vorteile zu verschaffen. Und als Leser sind einem die Hände gebunden: Man verfolgt mit, was er tut und kann nichts ändern. Man sieht seinen Erfolg und wird mit dem Wissen stehengelassen, dass er mit dem, was er tut, durchkommen wird, da es meistens nicht mal strafbar, sondern "nur" moralisch verwerflich ist. Ich finde, das hat der Autor wirklich großartig geschrieben, und obwohl ich den Protagonisten absolut nicht leiden konnte, war es mir nicht möglich, das Buch aus der Hand zu legen.
Worum geht es? Maurice Swift will Schriftsteller werden und ist bereit, alles für dieses Ziel zu tun. Und tatsächlich besitzt er ein gewisses Schreibtalent - ihm fehlen aber die Ideen! Bis er eines Tages die Lebensgeschichte des älteren Autors Erich Ackermanns in einem Buch veröffentlicht - und damit seinen großen Durchbruch hat. Nur leider braucht er, um daran anzuknüpfen, wieder eine Idee, und er hat keine Skrupel, sie sich woanders zu holen...
Mein Bruder heißt Jessica
Inhalt
In „Mein Bruder heißt Jessica“ von John Boyne geht es um die Brüder Jason und Sam Weaver. Sam vergöttert und bewundert seinen großen Bruder schon seit er klein ist. Jason ist immer für ihn da, spielt richtig gut Fußball und ist ein echter Mädchenschwarm. Doch eines Tages konfrontiert Jason seine Eltern und seinen Bruder mit einem Geheimnis, das er schon länger mit sich herumträgt. Ein Geheimnis, das schon bald dazu führt, dass die bis vor kurzem noch recht intakte Familie zu zerbrechen droht…
Meine Meinung
Ich habe das Buch innerhalb eines Tages komplett durchgelesen, was mir selbst bei eher dünneren Büchern wie diesem wirklich selten passiert. Daran kann man schon erkennen, wie gut es mir gefallen hat…
John Boyne hat einen wirklich tollen Schreibstil, der einen von der ersten Seite an an die Geschichte fesselt und einen bis zur letzten Seite nicht mehr loslässt.
Wir erleben die Geschichte rund um Jason Weaver durch die Augen seines kleinen Bruders Sam, was mir gut gefallen hat. Gerade im Hinblick auf das die Geschichte dominierende Thema finde ich es auch einmal interessant, die Sichtweise eines „Außenstehenden“ bzw. der Familie mitzubekommen. Es wird sehr gut dargestellt, wie hin- und hergerissen die Eltern und auch Sam gegenüber Jasons Geheimnis sind und welche Probleme sie damit haben, was ich sehr authentisch fand. Auch dass man im weiteren Verlauf der Geschichte eine gewisse Entwicklung gesehen hat, hat mir gut gefallen.
Die Charaktere sind allesamt trotz der Kürze des Buches ziemlich vielschichtig aufgebaut und beschrieben und bei jedem noch so kleinen Nebencharakter hatte ich das Gefühl, dass er/sie eine gewisse Funktion in der Geschichte hat, was für mich das Leseerlebnis nochmal eine Spur interessanter und die Welt von Jason Weaver noch detailreicher gemacht hat.
Neben dem Hauptthema der Geschichte gibt es auch noch ein paar andere Aspekte, die eine interessante Dynamik reinbringen und das Buch für ein Jugendbuch wirklich tiefgründig werden lassen. Es kommen einfach viele Dinge vor, die im Leben von Jugendlichen von großer Bedeutung für sie selbst und ihr Umfeld sind.
Meine Meinung
Ein absolut toll geschriebenes, emotionales und kluges Jugendbuch, das trotz der wichtigen und ernsten Themen einen großen Unterhaltungswert hat. Absolute Leseempfehlung!
Der Junge auf dem Berg
Dieses Buch konnte ich nicht aus der Hand legen...man ist sofort in der Geschichte ,kann ich sehr empfehlen...werde mir die anderen Bücher von John Boyne auch kaufen....
Das sich ein KInd durch die Macht eines anderen so verändert verändert....
Mein Bruder heißt Jessica
Ich, als selbst Betroffene, finde dieses Buch sehr unterhaltsam einerseits und sensibel informativ das Thema Transgender betreffend.
Aus vielen mir bekannten Familiensituationen weiß ich, wie unterschiedlich Reaktionen der Eltern sein können, die oftmals überfordert sind, solange sie sich nicht mit dem Thema auseinandergesetzt haben.
Egal ob überzogen oder nicht: Ich habe beim Lesen viel gelacht und auch viele Tränen vergossen, weil ich weiß, wie Transpersonen leiden, wenn sie auf massive Ablehnung stoßen.
Mein Bruder heißt Jessica
Bewertung von Der Medienblogger am 22.09.2020
Eigentlich ist der Begriff "Transsexualität" missverständlich: Er ist weniger Ausdruck von Liebe und sexuellen Verlangens, sondern beschreibt vielmehr die Kluft zwischen dem äußerlich feststellbaren körperlichen und dem eigentlichen identitären Geschlecht. Transsexuelle Menschen fühlen sich oftmals, als seien sie im falschen Körper geboren und nehmen Vorkehrungen vor, um das Aussehen ihrer Identität anzupassen. "Mein Bruder heißt Jessica" ist der Versuch, jungen Leser*innen die Thematik und den damit verbundenen inneren Zwiespalt bewusst zu machen.
Der weltweit vor allem durch "Der Junge im gestreiften Pyjama" bekannte Autor John Boyne erzählt hierbei aus einer interessanten Perspektive. Hauptfigur ist der 13-jährige Junge Sam Waver. Sein großer Bruder Jason ist für ihn ein Fundament im Alltag: jemand, der für ihn da ist, wo ihn die Eltern aufgrund der Karriere vernachlässigen und wo er wegen seiner Leseschwäche verlacht wird. Umso größer ist daher seine Erschütterung über das plötzliche Outing der Person, die ihm im Leben am nächsten steht.
Der Prozess, der hier eigentlich im Vordergrund steht, ist hier also weniger Jasons öffentliche Bekundung seines wirklichen Geschlechts und die Jahre intensiven Selbsterkundens zuvor. Das Buch fokussiert sich stark auf sein Umfeld und den Umgang mit der Transsexualität: Sams Schwierigkeiten, mit der wahren Identität seiner Schwester Jessica umzugehen, wirken in Anbetracht seiner behüteten Kindheit, in denen er nur selten Kontakt zu Ungewohntem, Fremdem und Buntem pflegte, erschreckend authentisch. Dieses Betrachten der ernsten Thematik aus kindlichen Augen erzielt eine lobenswerte Sensibilisierung des jungen Zielpublikums.
Die übrigen Figuren sind allesamt gut ausgearbeitet, gehen jedoch teilweise hinter der Funktion, verschiedene Standpunkte zu verdeutlichen, unter. Die sehr karrierefokussierten Eltern beispielsweise reagieren zunächst geschockt und wenig verständnisvoll, müssen sich aber im weiteren Handlungsverlauf zwangsläufig mit der wahren Identität ihres Kindes auseinandersetzen. Dabei wirken sie wenig souverän und fahrig.
Die Szenen, in denen sie sich mit Jessica auseinandersetzen, stechen besonders stark hervor. Sie tritt hier als eine authentische und innerlich reife Person auf, die ihren Eltern mit einem bewundernswerten Maße an Selbstbeherrschung die Augen zu öffnen versucht. Leider werden einige fundamentale Konfliktszenen und ehrliche Auseinandersetzungen vor allem mit dem jüngeren Bruder Sam zu Leiden der Handlung herausgekürzt: Hier hätte man mehr emotionale Tiefe erreichen können, um den langsamen Weg zur Akzeptanz deutlicher herauszuarbeiten.
Der Autor verliert sich in einem unglaubwürdigen, mit zu viel Kitsch hingeschusterten Ende, das sich zu deutlich von dem realistischen Handlungskorsett entfernt und einfach nicht schmecken möchte. Ein wenig mehr erzählerische Geduld, die einzelnen Stränge zu einem versöhnlichen Schlussbogen zu schlagen, wäre hier wünschenswert gewesen.
Der Titel mit dem falsch verwendeten Pronomen lässt zunächst stutzen und weckt so geschickt Neugier auf das Buch. John Boynes angenehm zu lesender Schreibstil nimmt die jungen Leser*innen ab der ersten Seite an die Hand. Aufgrund des gut zu meisternden Leseniveaus möchte ich "Mein Bruder heißt Jessica" unbedingt als Schullektüre mit Aufklärungsauftrag empfehlen, da sie eine wichtige Hilfestellung für den Umgang mit Transsexualität darstellt und eine interessante Perspektive einnimmt. Beispielsweise der anregende Austausch im Unterricht und die dadurch geschaffene Identifikationsfläche sind positive Folgen.
«Mein Bruder heißt Jessica»
ist ein wichtiges Buch, das junge Leser*innen für Transsexualität sensibilisiert. Es eignet sich durch seine Perspektive gut als Schullektüre.
Der Junge auf dem Berg
Bewertung von Nici's Buchecke am 14.06.2022
Ich habe den berühmten Roman "Der Junge im gestreiften Pyjama" von John Boyne nicht gelesen, wusste aber von seinem Erfolg. Als ich durch Zufall auf dieses Buch stieß war meine Neugier durch den Handlungsort unmittelbar geweckt. Ich habe schon so einige Bücher über diese Zeit gelesen und war daher gespannt, welche Geschichte mich hier erwarten wird.
Zu Beginn des Romans lernen wir Pierrot vor der Zeit des Krieges und in seiner Familie kennen und ich muss sagen, dass das für mich der sympathischste kleine Kerl überhaupt war. Aber auch hier fließen schon die Folgen des 1. Weltkrieges anhand des Vaters von Pierrot, der Soldat war, in die Handlung ein. Welche Nachwirkungen dieser Krieg hat wird erschreckend ehrlich dargestellt und macht deutlich wie sehr das Erlebte Menschen veränderte. Schon bald begleiten wir Pierrot auf seiner Reise zum Obersalzberg. Und dieser kleine unschuldige Junge erlebt auf seinem Weg auch das ein oder andere, was sich ihm stark einprägen wird. Völlig unwissend kommt er im Berghof an und fast möchte man ihn beiseite nehmen und ihm alles erklären. Doch im Laufe der Jahre verändert sich Pierrot und wurde mir zunehmend unsympathischer, aber genau dadurch schafft es der Autor, dass man schon fast schockiert darüber ist, wie Menschen aufgrund äußerer Einflüsse eine charakterliche Wandlung vollziehen. Anhand von diesem kleinen Jungen, der unter dem Einfluss von Hitler und seinen Ideologien zu einem jungen Mann heranwächst wird dem Leser verdeutlicht wie es wahrscheinlich vielen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in der damaligen Zeit ergangen sein könnte. Aber es werden auch immer wieder die Schattenseiten beleuchtet, die Angst der Menschen aufzufallen, etwas falsches zu sagen oder einfach nur jemanden an einem schlechten Tag zu begegnen. Auch welche Anfeindungen die Menschen jüdischen Glaubens über sich ergehen lassen mussten wird sehr bildlich dargestellt.
Was mich ein wenig störte war die Widersprüchlichkeit in der Figur des Pierrot. Er ist einerseits 7 Jahre alt, total belesen, schlau und intelligent, aber andererseits hat er noch nie was von Hitler oder den Zuständen in Deutschland gehört. Er versteht dann auch manche Dinge einfach nicht, reagiert trotzig und für mich fast dumm. Je älter er wird, desto mehr verhält er sich meiner Meinung nach zu erwachsen, ist dann aber wieder total kindisch. Für mich war in diesem Charakter eine leichte Disharmonie. Aber für die Darstellung der Handlung waren vielleicht diese extremen Gegensätze genau richtig. Ich empfand es jedoch ein wenig störend und irritierend.
Dieser Roman ist aber ein wichtiges Buch für alle Jugendlichen, um ihnen diese dunkle Zeit unserer Geschichte näher zu bringen. Er vermittelt geschichtliches Wissen auf eine vielfältige Art und Weise ohne reißerisch zu sein. Gewisse Vorkenntnisse der Geschehnisse und wichtigen Personen dieser Zeit sollten jedoch bereits vorhanden sein. Ich würde dieses Buch jedem Jugendlichen empfehlen, der im Geschichtsunterricht gerade die Thematik des 2. Weltkriegs behandelt.
Die Geschichte der Einsamkeit
Und noch ein Buch, welches schon viel zu lange auf meinem SuB lag. Leider viel zu lange, denn es hatte ein Wucht, die zum Nachdenken anregt und angelehnt an wahre Geschehnisse, die Wut in mir angekurbelt hat, wie im Namen Gottes so viel Unvorstellbares geschehen konnte.
Odran Yates, der Protagonist dieses Buches, erzählt dabei in nicht chronischer Reihenfolge von seinem Leben, von seinen Eltern, seiner Kindheit, wie er ans Priesterseminar kommt und auch über seinen weiteren Lebenslauf. Er erzählt von einem einsamen Leben, welches er angeblich freiwillig Gott gewidmet hat und sieht sich irgendwann einem regelrechten Hass gegen die katholische Kirche gegenüber, welcher auch auf ihn zurückfällt, obwohl er unschuldig ist. Aber ist er wirklich unschuldig? Und wie ist es mit seinem Freund Tom Cardle, der zum Priesteramt gezwungen wurde und auch nie einen Hehl daraus macht, dass er seinem Beruf nichts abgewinnen kann? Wie sieht es mit den Bischöfen aus, mit den Kardinälen oder gar dem Papst?
Was geschehen ist, wird aber erst mit der Zeit deutlich und der Autor hat das Buch mit einem großartigen Schreibstil so geschrieben, dass man als Leser sehr nah an Odran dran ist, an seinen Gefühlen, seinen Gedanken. Und doch wird bis zum Ende nicht ganz klar, was er wirklich wusste. Als Leser merkt man jedoch, dass etwas nicht mit rechten Dingen vor sich geht, dass Kindern schlimme Dinge angetan werden. Man kann also davon ausgehen, dass auch Odran dieses Gefühl haben muss. Dieser ist allerdings so weltfremd, lebt in seiner eigenen Welt, dass man ihm dieses Unwissen oder um es besser zu beschreiben, sein Verdrängen, schon beinahe vergeben möchte. Dennoch konnte ich dies erst zum Ende des Buches, denn Odran scheint der einzige zu sein, der seine Fehler einsieht, obwohl er eben auch darunter leiden musste. Die Wut bleibt allerdings, die Wut darüber, was unter dem Dach der Kirche Kindern angetan, wie gelogen wurde und wird, vertuscht und diffamiert. Und auch so einige Szenen im Buch selbst konnte ich einfach kaum glauben, die Ignoranz mancher Charaktere und die Bösartigkeit von Leuten, die sich eigentlich dem Willen Gottes unterwerfen sollten. Andererseits hatte das Buch aber auch hier und da ein paar echt komische Szenen zu bieten, Gespräche, die mich fast zum Lachen gebracht haben und doch nur Ablenkung waren.
Alles in allem fand ich dieses Buch einfach nur großartig, aufklärend und verstörend, aber teilweise auch echt emotional, denn Odran ist wirklich ein anständiger Typ, der seine Familie liebt, helfen will, wo es geht und den Hass dennoch auch abbekommt und das teilweise auf wirklich grausame Art. Dabei befindet er sich vielleicht doch nicht ganz so freiwillig in einer unanständigen, verlogenen Institution, von der ich selbst auch nicht viel halte. Dennoch gab es auch ein paar Dinge, die mich gestört haben, so zum Beispiel die echt langen und durcheinander gewürfelten Kapitel. Ebenso fand ich, dass der Erzähler manchmal ein bisschen zu weit ausschweift. Trotzdem ist dieses Buch absolut lesenswert und ich kann es nur weiterempfehlen.
Die Geschichte der Einsamkeit
Das Vertrauen in die katholische Kirche wurde in den vergangenen Jahren des Öfteren so nachhaltig erschüttert, dass man annehmen musste, sie würde sich nie wieder davon erholen. Doch immer wieder hat sie sich berappelt - wenn auch in der Gesellschaft viel Misstrauen entstanden ist und das Vertrauen, ja der Glaube in die Institution Kirche stark erschüttert wurde. Und das nicht nur hierzulande - nein, auch in anderen Ländern hat es ähnliche Entwicklungen gegeben. Natürlich ist Irland, eine der "Hochburgen" des Katholizismus, nicht davon ausgenommen.
Gerade diesem schweren Thema widmet sich der Autor John Boyne - ich bin versucht zu sagen: der große irische Gegenwartsromancier Boyne - in seinem ersten Roman, der in seinem Heimatland spielt. Und er hat sich sowohl historisch als auch räumlich weit hinausgewagt, so bpsw. ins Deutschland in Zeiten des Nationalsozialismus, indem er sich überaus eindringlich dem "Jungen im gestreiften Pyjama" widmete, dann wieder erfolgte ein ausführlicher Ausflug ins zaristische Russland, dessen Ende er mit einer sowohl gewagten als auch auch phantasievollen Variante versah.
Diesmal bleibt Boyne sehr viel stärker in der Realität verhaftet - sein Roman spielt in Irland der 1960er bis 2010er Jahre und handelt vom Leben und den Erlebnissen und Schicksalsschlägen des Dubliners Odran Yates, der 1972 voller Überzeugung seine Ausbildung in der Priesterschule aufnimmt, sie auch nie bereut und seinen Beruf voller Freude ausübt. Ja, man könnte sagen - ein zufriedener Mensch, was erstaunlich ist, da er auf alles andere als auf eine behütete Kindheit zurückblickt. Doch alles ist nicht so, wie es scheint....
Ein überaus realistischer und dadurch umso ergreifenderer Roman um Fragestellungen, mit denen wir alle - ob katholisch oder nicht - schon konfrontiert wurden, zumindest in der aktuellen Berichterstattung und die uns schockiert und erschreckt, verständnislos zurückgelassen haben.
Mich persönlich hat das Ende ein klein wenig enttäuscht: dadurch wurde meine Lektüre nicht ganz so rund, wie es sich den ganzen Roman hindurch abgezeichnet hatte - das Buch ließ mich ein klein bisschen enttäuscht zurück, was aber wirklich nur mit den letzten - sagen wir, ca. 50 Seiten - zusammenhängt. Ansonsten ist es überaus empfehlenswert - Boyne widmet sich diesem schwierigen Thema gewohnt eloquent und fügt seinem Oeuvre einmal mehr einen Roman hinzu, der sich vollkommen von dem, was er vorher geschrieben hat, unterscheidet.
John Boyne - ein Autor, der definitiv für eine Überraschung gut i
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