Autor im Porträt
Karl O. Knausgård
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Sterben
Geschenkausgabe im kleinen Format, bedrucktes Ganzleinen mit Lesebändchen.
Als Knausgård sich mit seinem Bruder daran macht, den Nachlass ihres verstorbenen Vaters zu ordnen, bietet sich beiden ein Bild des Grauens. Während sie das Haus reinigen und die Beerdigung vorbereiten, kommen Erinnerungen hoch. So sehr hat dieser Vater einen Schatten auf das Leben der Brüder geworfen, dass sie den Bestatter bitten, die Leiche sehen zu dürfen. Erst dann, so sind sich beide einig, werden sie glauben können, dass er wirklich tot ist. Der Sog, der von Knausgårds direkter Art des Erzählens schon mit den ersten Sätzen ausgeht, macht seinen Roman zu einer faszinierenden und erschütternden Lektüre. Gerade weil er so radikal persönlich schreibt, gewinnt sein Text eine schmerzliche Allgemeingültigkeit. Selten ist in einem Stück Literatur so greif- und fühlbar geworden, was jeder Mensch ist: ein einmaliger und unerschöpflicherinnerer Kosmos.…mehr
Dancing in the Dark
Karl O. Knausgård
Karl Ove Knausgård, 1968 in Norwegen geboren, hat mit seinem autobiografischen Romanzyklus "Min Kamp" (übersetzt: "Mein Kampf") einen Orkan in Norwegen und Schweden ausgelöst. Als die ersten Bände auf dem Markt waren, brach ein Medienhype los, Teile der Verwandtschaft verklagten Knausgård. Es trat das ein, was der Autor am meisten fürchtet: Er wurde beschimpft. Er, dem es so wichtig ist, dass er gemocht wird, der Konflikte hasst, musste das aushalten. Er sagt, dass das die schlimmste Zeit in seinem Leben gewesen sei. Der gerichtliche Ärger rührt daher, dass er nicht nur schonungslos über sich und seine Probleme, Ängste, sein Leben schreibt - sondern genauso sezierend über alle Freunde, Kollegen, die Freundinnen und die Familie. Die Medien stürzten sich auf so gut wie jeden Menschen, der in den Büchern erwähnt wurde. Nur ihn ließen sie erstmal in Ruhe. Um ihn herum tobte es und er saß im ruhigen Auge des Hurricanes. Die ersten Bände hat er freier geschrieben, danach hatte er im Hinterkopf, was diese Bücher auslösen und wurde ein wenig harmloser ...
Knausgård, der scheue literarische Superstar
Der Hype um den Romanzyklus verbreitete sich weltweit. Mittlerweile ist der Autor ein literarischer Superstar und Millionen Leser wissen alles über ihn. Er, der am liebsten allein ist, versucht daran einfach nicht zu denken, sonst würde er es nicht aushalten. Paradox, klar. Schließlich hat er dafür gesorgt, er all das geschrieben. Doch sei eben Literatur, sein Weg, sich auszudrücken. Wenn er beim Schreiben an den Punkt komme, sich von sich selbst und all den Erwartungen, Tabus etc. zu befreien, selbst sozusagen zu verschwinden, dann komme der Flow und er erlebe das Glück des Schreibens.
"Ich rede nicht, bin langweilig - aber so ist es nicht, wenn ich schreibe."
Er sagt von sich selbst, dass er Schwierigkeiten hat mit Menschen. "Ich rede nicht, bin langweilig - aber so ist es nicht, wenn ich schreibe. Dann zeige ich mich." Und doch hat er gelernt, seine Rolle zu spielen, tritt vor Publikum auf und gibt Interviews. Würde man ihm aber außerhalb dieser Rollen begegnen, würde seine Scheu wieder zum Vorschein kommen, er würde schweigsam werden und unsicher. Diese Unsicherheit, dieses Ringen um (s)einen Platz im Leben, im Schreiben, in der Liebe - das verfolgt die Lesewelt in den Romanen. Er will brillant sein und clever - doch sein Gefühl ist meist eines des Scheiterns. Dabei sorgte er schon mit seinem ersten Roman "Ute av verden" 1998 für Furore: Zum ersten Mal erhielt ein Debüt den norwegischen Kritikerpreis. 2004 folgte "Alles hat seine Zeit", nominiert für zwei Literaturpreise.
Eine manische Beichte als Beginn eines Welterfolges
Dass sich Knausgård quält mit dem Schreiben, ihm alles nie gut genug ist, wissen wir. Eine Schreibkrise - er saß fünf Jahre lang an einem Roman, der in seinen Augen nicht gut war - brachte ihn dazu, etwas Neues zu versuchen. Ihm sei klar geworden, dass er nichts konstruieren dürfe, dass er so ehrlich wie möglich sein solle. Er schrieb also über ein Erlebnis aus seiner Kindheit, das er vorher niemandem erzählt hatte, und schickte es seinem Lektor. Der nannte das eine "manische Beichte" - doch Knausgård spürte bei diesem Enthüllen "einen enormen Kick. Da steckt sehr viel Energie drin. Wenn ich keine Angst habe, keine Angst vor den Konsequenzen, dann kann ich das machen." Und er machte es und begann mit "Min Kamp". 2009 erschienen die ersten drei Bände und der Orkan brach los.
"Glück ist nichts für mich."
Heute lebt Knausgård mit seiner zweiten Frau und vier Kindern in einem Dorf in Schweden und steht früh auf, so gegen 4 Uhr, um Zeit für das Schreiben zu haben. Danach kümmert er sich um die Kinder und macht Frühstück. Ein ganz normales Familienleben. Ein glückliches? Dazu sagt er: "Glück ist nichts für mich." Auch der Erfolg habe daran nichts geändert ...