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Knut Hamsun
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Eine ganz gewöhnliche Fliege und andere heitere Erzählungen
Gebundenes Buch
Der humorvolle Hamsun
Ein Schriftsteller auf missglückter Lesereise, eine Frau, die ihren Mann durch ein fingiertes Straßenbahnunglück loswerden will, eine illustre Runde an herrlich verschrobenen Sommergästen und eine Fliege als ungewöhnliche Mitbewohnerin - in seinen zu Unrecht vergessenen Erzählungen zeigt Knut Hamsun eine überraschende Seite: heiter, komisch, grotesk.
Diese abwechslungsreiche Sammlung lädt dazu ein, das vielseitige erzählerische Talent des norwegischen Schriftstellers zu entdecken. Eine literarische Entdeckung für alle, die den Literaturnobelpreisträger Hamsun bislang nur als düsteren Romanautor kannten.
»Und darin, dass er menschliche Schwächen aufspießt und vorführt wie kein anderer, darin findet sich sowohl der alte als auch der junge Hamsun. Die Erzählungen seiner frühen Schaffenszeit weisen den Weg zu den großen Romanen der späteren Jahre.«
Gabriele Haefs
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Ein Schriftsteller auf missglückter Lesereise, eine Frau, die ihren Mann durch ein fingiertes Straßenbahnunglück loswerden will, eine illustre Runde an herrlich verschrobenen Sommergästen und eine Fliege als ungewöhnliche Mitbewohnerin - in seinen zu Unrecht vergessenen Erzählungen zeigt Knut Hamsun eine überraschende Seite: heiter, komisch, grotesk.
Diese abwechslungsreiche Sammlung lädt dazu ein, das vielseitige erzählerische Talent des norwegischen Schriftstellers zu entdecken. Eine literarische Entdeckung für alle, die den Literaturnobelpreisträger Hamsun bislang nur als düsteren Romanautor kannten.
»Und darin, dass er menschliche Schwächen aufspießt und vorführt wie kein anderer, darin findet sich sowohl der alte als auch der junge Hamsun. Die Erzählungen seiner frühen Schaffenszeit weisen den Weg zu den großen Romanen der späteren Jahre.«
Gabriele Haefs
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20,00 €
Knut Hamsun - Gesammelte Werke (eBook, ePUB)
eBook, ePUB
Sammelband mit allen 21 Romanen und 33 Novellen · Hunger · Mysterien · Redakteur Lynge · Neue Erde · Pan · Victoria · Schwärmer · Benoni · Rosa · Unter Herbststernen · Gedämpftes Saitenspiel · Die letzte Freude · Kinder ihrer Zeit · Die Stadt Segelfoss · Segen der Erde · Die Weiber am Brunnen · Das letzte Kapitel · Landstreicher · August · Nach Jahr und Tag · Der Ring schließt sich · Alle Novellen…mehr
4,99 €
Knut Hamsun
Knut Pedersen Hamsun (* Lom 1859, † Nørholm 1952) schlug sich mit zahlreichen Berufen - vom Schuhmacher bis zum Hilfslehrer - durch, bis er mit den Romanen "Hunger" (1890) und "Pan" (1894) bekannt wurde. Seine neoromantischen Werke kritisieren zivilisatorische Zustände und feiern das schlichte bäuerliche Leben. "Hunger" gilt als der erste moderne Roman in norwegischer Sprache. 1920 erhielt Hamsun den Nobelpreis für Literatur für sein Werk "Segen der Erde" (1918). Kritik und Anfeindungen provozierte er durch seine Sympathien für die nationalsozialistischen Besatzer Norwegens im Zweiten Weltkrieg. Nach Kriegsende wurde er enteignet und unter psychiatrische Aufsicht gestellt. Er starb verarmt in Grimstad.Kundenbewertungen
Eine ganz gewöhnliche Fliege und andere heitere Erzählungen
Bewertung von lustaufbuch am 22.11.2024
»Wie konnte dieser stumme Narr da stundenlang auf seinem Platz sitzen und nur lesen und lesen!«
Liebestrunken fährt ein Mann einer ihm relativ unbekannten Frau mehrere Stunden, getrieben von inniger Hoffnung, hinterher, nur um enttäuscht zu werden. Dagegen erzählt die titelgebende Erzählung von einer Figur die eine Beziehung zu einer gewöhnlichen Fliege aufbaut und sich schnell in eine gewisse emotionale Abhängigkeit von ihr begibt.
Doch auch mitten in eine Revolution auf die Straßen Frankreichs führen uns die Erzählungen, gar nach Chicago!
Es sind Geschichten von Menschen mit sehnsuchtsgetriebenen Träumen und Wünschen, die für ihr Glück kämpfen und dennoch, auf sehr menschliche Weise, kläglich scheitern.
Ich wusste ja, dass Hamsuns Bücher sich einer großen Beliebtheit erfreuen, doch war mir nicht bewusst, was für ein großartiger Stilist er ist! Schon nach wenigen Sätzen der allerersten Erzählung „Die Königin von Saba“ wollte ich nicht mehr aufhören und mehr davon lesen!
Stets humorvoll und ironisch erzählen Hamsuns mal sehr kurze, mal etwas längere Erzählungen von menschlichen Schicksalen, der Suche nach Anerkennung und nicht selten von einer hoffnungsvollen, wenn auch unerwiderten Liebe.
Wie Gabriele Haefs im Nachwort treffend erwähnt, ist Hamsun großartig darin, menschliche Schwächen darzulegen und einem lesenden Publikum vorzuführen.
So verschlang ich diesen Erzählungsband innerhalb eines Tages und freue mich nun sehr auf seine Romane, die mir allesamt noch bevorstehen.
Wenn ihr auf toll geschriebene, kurzweilige und humoristisch Erzählungen Lust habt, ist dieses Buch mit ausgewählten Erzählungen von Knut Hamsun eine große Empfehlung, die euch hoffentlich genauso gut gefallen, wie mir.
Eine ganz gewöhnliche Fliege und andere heitere Erzählungen
Eine Fliege, die sich weigert das Arbeitszimmer zu verlassen. Eine ziellose Zugfahrt durch Schweden, die immer teurer wird. Oder ein Straßenbahnschaffner in Chicago, der von einem Fahrgast ein merkwürdiges Angebot erhält. So unterschiedlich und vielfältig präsentiert sich der spätere Literaturnobelpreisträger Knut Hamsun in seinen frühen heiteren Erzählungen, die bei Reclam erschienen sind und von der renommierten Übersetzerin und Autorin Gabriele Haefs herausgegeben und mit einem Nachwort versehen wurden. Laut Klappentext zeige sich Hamsun in ihnen, "wie man ihn bisher noch nicht kannte: heiter, komisch, grotesk", was allerdings nur halbwegs stimmt. Denn diese Seite des Norwegers findet man auch in seinem Erfolgsroman "Hunger" an mehreren Stellen überdeutlich, was nicht nur Astrid Lindgren bemerkte. Überraschend ist vielmehr, wie unterschiedlich dieser Humor, diese heitere Seite in den Geschichten hervortritt, was aus dem Erzählband ein wunderbares Dokument der frühen Hamsun-Schaffensphase macht.
Der Komik in "Hunger" am nächsten kommt dabei gleich die erste Erzählung "Die Königin von Saba". "Freakig" nennt Gabriele Haefs "Hunger" in ihrem Nachwort und so kann man auch den Humor in dieser Geschichte beschreiben. In ihr reist der Ich-Erzähler offenbar ziel- und planlos nach Schweden und verfängt sich in den Augen eines jungen Mädchens, was letztlich zu einer teuren Zug-Odyssee führt. Die Dialoge des Protagonisten mit den Mitreisenden und mit der jungen Frau erinnern an den hinreißenden Anarcho-Humor der "Hunger"-Hauptfigur und auch im völlig willkürlichen Umgang mit dem wenigen Geld, in der ironischen Selbstüberschätzung des Ich-Erzählers im Hinblick auf seine Wirkung auf Frauen blitzt der Klassiker immer wieder durch.
Ohnehin sind es die Frauen, die in "Eine ganz gewöhnliche Fliege" eine zentrale Rolle spielen. Werden sie zunächst scheinbar oberflächlich auf ihr Aussehen und ihre Wirkung auf Männer reduziert, entpuppen sie sich nicht selten als clevere Gewinnerinnen der Erzählungen. So beispielsweise im "klitzekleinen Roman" "Hinein in den süßen Sommer", in dem sich Hamsun mit Augenzwinkern über die gehobene Gesellschaft lustig macht oder überdeutlich nicht nur aufgrund des Titels im schwarzhumorig-bösen "Frauensieg". Der Ich-Erzähler arbeitet als Straßenbahnschaffner in Chicago, wie es Hamsun einst selbst tat. Als er sich durch ein seltsames Angebot eines Fahrgastes ein paar Dollar hinzuverdienen möchte, ist es eine Frau, die dieses Vorhaben auf überraschende Weise durchkreuzt. Und selbst die Stubenfliege hat etwas Weibliches an sich und irgendwann "einen Liebhaber von der Straße im Schlepptau", ein Fliegenmännchen, was beim schreibenden Protagonisten zu Eifersuchtsanfällen führt. Fast immer ist es die Suche nach Liebe, die die Hauptfiguren umtreibt, was auch Haefs im Nachwort noch einmal hervorhebt.
Wahrscheinlich nicht ganz zufällig in der Mitte des Bandes steht dabei die Erzählung "Auf Tournee", in der Knut Hamsun selbst vielleicht am stärksten als literarische Figur zu erkennen ist. Ein erfolgloser Schriftsteller möchte darin auf eigene Faust einen "Vortrag über moderne norwegische Literatur halten". Natürlich kommt es anders, als er denkt und ein Antispiritist, der sein Publikum mit vermeintlich exotischen Tieren überrascht, stiehlt ihm alle potenziellen Zuschauer:innen. "Mein Weg ist der zu den Idealen", entgegnet der Protagonist dem betrügerischen Nebenbuhler - und endet letztlich doch als brillanter Rhetoriker bei der Tierpräsentation. Hamsuns tragikomische Selbstironie, die skurrilen Ereignisse rund um den geplanten Vortrag sind allein schon den Kauf des Buches wert.
Und auch Haefs' Nachwort ist erhellend, auch wenn die "späteren Schandtaten" des Schriftstellers im Bezug auf norwegische Nazi-Organisationen fast ausgeklammert werden. Gelungen ist beispielsweise die Entscheidung, die einzelnen Erzählungen von vielen unterschiedlichen Übersetzerinnen - tatsächlich sind es ausschließlich Frauen - bearbeiten zu lassen, was auch im Deutschen zu mehr Vielfalt führt. Die titelgebende Fliegen-Geschichte wurde sogar von einem kompletten Übersetzungsseminar ins Deutsche übertragen. Was leider fehlt, sind die norwegischen Originaltitel der Geschichten und die genauen Entstehungsjahre. Insgesamt ist "Eine ganz gewöhnliche Fliege" aber ein hervorragender Erzählband, der die Leser:innen von Schweden nach Chicago, von London nach Paris begleitet und dabei nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich mit seinen häufigen Wechseln der Erzählzeiten und dem abwechslungsreichen Humor immer wieder überrascht.
Hunger. Roman - Der skandinavische Klassiker
Bewertung von Rosenkranz23 am 27.03.2023
Verstörendes Meisterwerk, das den Hunger als Horror-Trip schildert und gleichzeitig einen sehr merkwürdigen Charakter literarisch abbildet. Ein lesenswerter Klassiker!
Hunger
Gleich mit seinem ersten Roman „Hunger“, der 1890 erschien, gelang dem norwegischen Schriftsteller und späteren Literaturnobelpreisträger (1920) Knut Hamsun (1859-1952) der literarische Durchbruch, obwohl der Verkauf eher ein Fiasko war.
Im Mittelpunkt steht ein hungernder, vagabundierender und namenloser Schriftsteller, der mühsam, aber meist erfolglos kleine Feuilletons an Zeitungen zu verkaufen sucht. Die Handlung beschränkt sich darauf, dass der Erzähler etwas zu Papier bringt, damit zu einem Redakteur geht, der ihn aber hinhält, so, dass er über Tage und Wochen keinen Pfennig Geld in der Tasche hat, die Miete nicht mehr zahlen kann, sodass er hungernd und obdachlos durch die Stadt Kristiania (das spätere Oslo) streift. Eindrucksvoll schilderte Hamsun den körperlichen und seelischen Verfall des erfolglosen Protagonisten. Daneben brandmarkt Hamsun die um sich greifende Industrialisierung, die das menschliche Zusammenleben immer schwieriger macht. Sein Romanheld irrt durch diese neue Welt mit fiebriger Nervosität. Der Roman ist gewissermaßen eine Suche nach Nähe, nach Aufmerksamkeit und nach dem Sinn des Lebens.
Die vorliegende Reclam-Ausgabe ist eine Übersetzung des Klassikers von Julius Sand-meier aus dem Jahre 1921, die behutsam modernisiert wurde. Sehr informativ und lesenswert das kluge Nachwort der Autorin und Übersetzerin Gabriele Haefs, die sich mit Hamsuns Sympathien für die deutschen Nationalsozialisten auseinandersetzt.
Segen der Erde
„Segen der Erde“ ist der bekannteste Roman des norwegischen Schriftstellers Knut Hamsun (1859-1952), für den er 1920 mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde. Erzählt wird die Geschichte von Isak, einem einfachen Bauern, der das karge norwegische Land urbar macht. Weit im Norden baut er sich beharrlich eine Existenz auf. Bald gesellt sich Inger zu ihm. Sie bekommen zwei Söhne … dann noch ein Kind mit Hasenscharte, die Mutter, selber davon gezeichnet, erwürgt es sogleich, doch die Behörden erfahren davon. Inger muss ins Gefängnis.
Doch Isak wartet auf sie, sechs lange Jahre, dann kommt Inger zurück - verändert, verfeinert, sie kann lesen, schreiben, nähen. Bildung, Mode und Geschwätzigkeit bringt sie in das Ödland. Ihr fällt es schwer, sich umzugewöhnen, das einfache Leben wieder aufzunehmen. Eindrucksvoll schildert Hamsun mit einer schlichten, aber kraftvollen Sprache die karge Landschaft und den harten Alltag von Isak und Inger sowie später seiner erwachsenen Söhne (und anderer norwegischer Siedler). Das in dem Roman vertretene Menschenbild, im Dritten Reich emphatisch begrüßt und durch die Ereignisse dieser Zeit in seiner Glaubwürdigkeit erschüttert, hat dennoch nichts von seiner Überzeitlichkeit eingebüßt. Die Autorin und Übersetzerin Gabriele Haefs geht in ihrem klugen Nachwort auf diese Problematik und Hamsuns politischen Irrweg kritisch ein.
Hunger
Bewertung von Buecherbriefe am 01.04.2023
Der schleichende Niedergang eines Mannes
Knut Hamsun lässt seinen namenlosen Ich-Erzähler durch das winterliche Kristiana irren und präsentiert uns rein äußerlich eine recht handlungsarme und sprachlich beinahe schon rohe Erzählung über den schleichenden Niedergang eines verzweifelten Mannes.
Schon bald nach Beginn der Handlung verliert er seine Wohnung und ist gezwungen, im Wald zu übernachten. Um seine knappe Börse aufzubessern, versucht er seinen knappen Besitz beim Pfandleiher zu versetzen: neben seiner Weste (immerhin nähert sich im Roman zu diesem Zeitpunkt bereits der Winter!) und seiner Matratze versucht er am Ende sogar verzweifelt die Knöpfe seines Mantels zu Geld zu machen.
In dem verzweifelten Versuch, seine Würde zu bewahren, sabotiert er sich dabei allerdings immer wieder selbst. Anstatt sich seinen Zustand einzugestehen, versucht er sich sogar noch eine überlegene Stellung anzudichten. So ist es ihm natürlich nicht möglich, um Geld zu betteln und wenn er doch auf diese Weise an Geld gelangt, versucht er es so schnell wie möglich loszuwerden.
Erhält er dann doch einmal Geld auf eine in seinen Augen angemessene Art und Weise, dann quartiert er sich umgehend in Zimmer ein, die er langfristig auf keinen Fall halten kann und gönnt sich Speisen, die angesichts seines Zustandes bald schon den gleichen Weg hinaus wie hineinnehmen. Aber auch dieses Geldes wird er bald überdrüssig und schwingt sich zum Wohltäter auf, der seine Reichtümer den Notleidenden verschenkt – nur um dann selbst wieder in dem tragischen Kreislauf aus Hunger und Geldnot zu landen.
Seinen Lebensunterhalt versucht er sich dabei als Autor drittklassiger Texte zu verdienen - körperliche Arbeit kommt aufgrund seiner schmalen Statur sowieso nicht infrage. Auch wenn es ihm tatsächlich mal gelingt, einen Text in einer Zeitschrift unterzubringen, wird schnell deutlich, dass Artikel schreiben (jedenfalls in seinem gegenwärtigen Zustand) keine langfristige Lösung darstellen kann: Mal versucht er es mit einer pseudo-philosophischen Abhandlung, ein anderes Mal sieht er sich als nächster großer Theaterautor, vergisst aber bei jeder neuen Szene vorherige wichtige Bestandteile.
Komödie oder Tragödie?
Die Geschichte bewegt sich dabei auf dem schmalen Grat zwischen Komödie und Tragödie und bedient oftmals beide Ebenen gleichzeitig.
Auch wenn ich nicht mit Astrid Lindgren gehen mag, die den Roman vornehmlich als Komödie begriff, so kann man vielen Szenen eine gewisse Komik nicht absprechen. Auf der anderen Seite gibt es Szenen, die uns selber den Magen verdrehen, beispielsweise wenn unser Protagonist nach tagelangem Hungern einen Knochen erbetteln kann, an dem noch Fleischreste hängen und den Inhalt einfach nicht im Magen behalten kann.
Doch woher kommt dann die Faszination für diesen Roman zustande?
Das liegt zum einen sicherlich daran, dass Knut Hamsun bis zum Schluss wichtige Punkte offenlässt. Ist unser Protagonist einfach nur hungrig oder tatsächlich wahnsinnig (geworden)? Sind die Begegnungen mit den anderen Figuren wirklich echt oder nur Teil seiner manischen Zustände? Diese Offenheit lässt jedenfalls genug Raum, um unterschiedlichste Meinungen vertreten zu können – also ein idealer Schauplatz für Kritiker, Professoren und (Hobby-)Psychologen gleichermaßen.
Zum anderen spricht die Handlung natürlich auch einen voyeuristischen Teil in uns an (RTL und Konsorten lassen grüßen) – gleichermaßen fasziniert wie angewidert beobachten wir den Niedergang des Protagonisten und laben uns an seinem Unglück. (s.o.)
Vorläufer des modernen Romans?
Kennzeichnend für diesen Roman ist die Erzähltechnik des Bewusstseinsstroms. Hamsuns vermischt dazu Gedanken, Beobachtungen und Monologe in scheinbar ungeordneter Reihenfolge zu einem großen Ganzen. Diese inneren Bewusstseinsinhalte stehen dabei in keinem Verhältnis zu den tatsächlichen zeitlichen Abläufen. Wenige Sekunden der Handlung können also ganze Seiten des Romans einnehmen und den Leser in eine verworrene Gedankenwelt abtauchen lassen.
Gerade diese Verworrenheit, diese unablässigen Wechsel von manischen und klaren Gedanken und Handlungen lässt die Schilderungen des Hungerzustandes so realistisch erscheinen.
Mit dem Gebrauch dieser Technik sollte sich Hamsun als Pionier erweisen – eine ganze Reihe berühmter Autoren sollte sich später auf ihn als Vorbild und Inspiration berufen – so etwa Kafka, Joyce oder Woolf, um nur einige Beispiele zu nennen.
Fazit
Hunger von Knut Hamsun ist ein Roman, der den Leser sofort in den Bann zieht und auch nach der Lektüre noch nachhaltig beschäftigen wird.
Selten wurde das Hungern in literarischer Form so abstoßend und faszinierend zugleich dargestellt. Komik und Tragik gehen Hand in Hand und lassen den Leser ra(s)tlos zurück, unzählige Szenen brennen sich ein – ein Klassiker, der auf keinem Bücherregal fehlen darf!
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