
Autor im Porträt
Louise Glück
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Getragen von unendlicher Neugierde, traurig und komisch zugleich und anders als alles, was Nobelpreisträgerin Louise Glück je geschrieben hat: die erstaunliche Chronik des ersten Jahres im Leben von Zwillingsmädchen.
Rose bezaubert mit ihrem Lächeln, sie ist abenteuerlustig, mutig und kommt ganz nach der Mutter. Marigold beobachtet, ist so zurückhaltend wie der Vater. Und sie will ein Buch über sich und ihre Zwillingsschwester schreiben - natürlich erst, wenn sie sprechen und lesen kann. Zwischen Badezeit und Mittagsschlaf, dem Kennenlernen mit der einen Großmutter und dem Abschiednehmen von der anderen versuchen Marigold und Rose, der Fragen in ihrem Kopf Herr zu werden. Warum ist meine Schwester so anders als ich? Ob Mutter mich lieber hat? Oder Vater? Darf ich denken, was ich denke? Und wie nur kann ich mich ohne Worte ausdrücken? Anhand dieses kleinsten Kosmos des ersten Lebensjahres beschreibt Louise Glückdas, was uns zu Menschen macht, untersucht das große Geheimnis der Sprache und das der Zeit, dessen, was ist und was war und was sein wird.…mehr
Averno ist der Name eines vulkanischen Kratersees in der Nähe von Neapel. Für die alten Römer war hier der Eingang zur Unterwelt. Die Mythologie, die Natur, der Mensch zwischen Liebe, Leben und Tod - das sind die Themen der mit zahlreichen Preisen ausgezeichneten amerikanischen Dichterin Louise Glück. Ihre Gedichte erscheinen zum ersten Mal auf deutsch, übersetzt von der Lyrikerin und Schriftstellerin Ulrike Draesner, in einer zweisprachigen Ausgabe.
Prisma
20.
Eine Nacht im Sommer. Geräusche eines Sommersturms.
Die großen Platten verschieben und unsichtbar verwandeln sich -
Und in dem dunklen Zimmer die Liebenden, schlafen einander im Arm.
Wir sind, jeder von uns, der eine, der als erster erwacht,
als erster sich bewegt und da im ersten Morgenrot
den Fremden sieht.
Louise Glück zählt mit ihren inzwischen zehn Gedichtbänden zu den bedeutendsten amerikanischen Lyrikerinnen. Sie gehört zu jenen Poeten, die wie Vergil die Unterwelt erforschen, um die Essenz des Menschen zu finden. Averno, der Eingang zur Unterwelt, ist zugleich die Verbindung zwischen den Welten, ermöglicht einen Austausch, aber keine Versöhnung. Ob in kollektiven oder individuellen Mythen, Louise Glück spürt unsere ältesten, tiefsten und unergründlichsten Ängste auf: Einsamkeit, Vergessen, Liebesverlust, Nicht-Sein.
Sich ihnen zu stellen, bedeutet Klarheit, was wichtiger sein kann als Trost: »Stimmt, es gibt nicht genug Schönheit in der Welt./Und stimmt, ich bin nicht berufen, sie wieder herzustellen./Auch Offenheit gibt es nicht, hier kann ich vielleicht von Nutzen sein.«
Ihre klare, schöne Sprache, der musikalische Rhythmus und die raffiniert verwobenen Bilder und Motive sind ebenso ihr Markenzeichen wie die verblüffenden Volten, die sie immer wieder schlägt. Die 18 Gedichte in Averno sind Spiegelungen unseres Daseins im Hier und Jetzt, gefasst in Worte von berückender Schönheit.
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Louise Glück
Die Lyrikerin Louise Glück wurde 1942 in New York geboren, als Nachfahrin ungarisch-jüdischer und russisch-jüdischer Einwanderer. Sie wuchs in Long Island auf. Schon als junges Mädchen begann sie, Gedichte zu schreiben. Als Teenager litt sie unter Magersucht. Eine langjährige psychotherapeutische Behandlung half ihr schließlich dabei, ihre Essstörung und ihre psychischen Probleme zu überwinden.
Bei der Auswahl 2020 stand Glück zusammen mit 196 Kandidaten auf der Nominierungsliste. Sie gehörte nicht zu den Favoriten und war in Deutschland zu diesem Zeitpunkt kaum bekannt. Nur wenige ihrer Gedichtbände liegen in deutscher Übersetzung vor. Dabei genoss Louise Glück in den USA schon seit langem ein hohes Ansehen: Die Dichterin ist Trägerin der renommiertesten amerikanischen Literaturpreise und wurde 1993 für "The Wild Iris" ("Wilde Iris") mit dem Pulitzerpreis geehrt. In ihrer Begründung hob die Nobelpreis-Jury der Schwedischen Akademie Glücks "unverwechselbare poetische Stimme" hervor. Ihre Texte sind von hoher emotionaler Intensität, meist greift sie Themen wie Liebe, Tod, Einsamkeit und Beziehungen auf, häufig schlägt sie dabei einen Bogen zu antiken Mythen und Sagen.