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Autor im Porträt
Mark Billingham
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Eingewiesen
Was dich nicht umbringt
Im Sommer 1996 laufen zwei kleine Jungen von einem Spielplatz in den angrenzenden Wald - doch nur einer von ihnen kommt wieder heraus. Und er verliert kein Wort darüber, was im Wald geschehen ist. Von dem anderen Jungen fehlt seither jede Spur. Detective Tom Thorne nimmt sich des Falls an. Dieser gerät jedoch außer Kontrolle, als zwei Personen, die mit dem vermissten Jungen in Verbindung stehen, ermordet werden. Und so kämpft Thorne, während sich London auf die Ausrichtung der Fußballeuropameisterschaft vorbereitet, mit den Wirrungen dieses rätselhaften Falls - und mit den hässlichen Folgen seiner zerbrochenen Ehe ...
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Mark Billingham
Billingham, MarkMark Billingham, 1961 in Birmingham geboren, ist einer der international erfolgreichsten britischen Krimiautoren, seine Bucher erscheinen in uber zwanzig Sprachen. Einem gro?en deutschen Publikum wurde er erstmals mit seinem Thriller 'Die Lugen der Anderen' bekannt, der 2014 bei Atrium erschien und zum Bestseller wurde. Zuletzt erschien 'Die toten Katzen von London' (Atrium, 2018). Billingham lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern im Norden Londons und in Florida.Krimitipp September - Die Lugen der Anderen
Urlaub in Florida, drei Paare aus London lernen sich kennen, hangen am Pool ab, gehen abends essen, lastern heimlich ubereinander - und werden diesen Urlaub nie mehr vergessen. Denn ein Madchen aus ihrem Ferienresort verschwindet. Die Kleine ist geistig etwas zuruckgeblieben, sehr vertrauensselig und eine Frohnatur. Und sie wurde zum Opfer eines Verbrechens, das wird schnell klar ... haben die sechs Englander etwas damit zu tun, einer von ihnen? Diese Frage haben sich in Gro?britannien schon sehr viele Leser gestellt: das Buch ist dort ein Bestseller.
Angie und Barry haben im "Pelican Palms" gebucht - einem "preiswerten Paradies". Sie Hausfrau, mit Sehnsucht nach Abwechslung, er selbststandiger Bauunternehmer mit Minderwertigkeitskomplexen. Das Einzige, worauf Barry sich uberhaupt noch freut, sind ein paar abendliche Drinks und "ein heimlicher Blick in eine gut gefullte Bluse". So gut gefullt wie die von Marina zum Beispiel, einer dieser Urlaubsbekanntschaften vom Gemeinschaftspool. Marina ist 32, attraktiv, farbig, erfolglose Schauspielerin und mit Dave liiert, einem auf den ersten Blick…mehr
Urlaub in Florida, drei Paare aus London lernen sich kennen, hangen am Pool ab, gehen abends essen, lastern heimlich ubereinander - und werden diesen Urlaub nie mehr vergessen. Denn ein Madchen aus ihrem Ferienresort verschwindet. Die Kleine ist geistig etwas zuruckgeblieben, sehr vertrauensselig und eine Frohnatur. Und sie wurde zum Opfer eines Verbrechens, das wird schnell klar ... haben die sechs Englander etwas damit zu tun, einer von ihnen? Diese Frage haben sich in Gro?britannien schon sehr viele Leser gestellt: das Buch ist dort ein Bestseller.
Angie und Barry haben im "Pelican Palms" gebucht - einem "preiswerten Paradies". Sie Hausfrau, mit Sehnsucht nach Abwechslung, er selbststandiger Bauunternehmer mit Minderwertigkeitskomplexen. Das Einzige, worauf Barry sich uberhaupt noch freut, sind ein paar abendliche Drinks und "ein heimlicher Blick in eine gut gefullte Bluse". So gut gefullt wie die von Marina zum Beispiel, einer dieser Urlaubsbekanntschaften vom Gemeinschaftspool. Marina ist 32, attraktiv, farbig, erfolglose Schauspielerin und mit Dave liiert, einem auf den ersten Blick farblosen Computernerd. Und dann sind da noch Ed und Sue: Ed, ein Verlagsvertreter, der Bucher hasst, macht auf "Durchblicker" und rei?t gern Witze auf Kosten anderer. Au?erdem betrugt er notorisch seine Frau. Sue wei? davon, tut aber so, als stunde sie uber den Dingen.
Die Sache mit dem Madchen ...
Kurz vor Urlaubsende passiert die Sache mit dem Madchen, die Sache mit Amber-Marie. Aufregung, alle helfen suchen, versuchen sich zu erinnern, wann man Amber-Marie zuletzt gesehen hatte, fur die Mutter wird Geld gesammelt ... doch es scheint nicht viel mehr als eine Abendnachricht zu sein. Bald fliegen alle wieder zuruck nach Gro?britannien, wer denkt da noch an das Madchen ... Fur uns Leser allerdings lasst Mark Billingham den Tater sprechen - wir wissen mehr als die Londoner, nur einer von ihnen wei? mehr als wir: der, der Amber-Marie getotet hat.
"Es war nur ihr Lacheln, mehr nicht ... Sie lachelte ... mit feuchten Lippen, breit und leicht schrag, bis zum Schluss."
Angie verfolgt, zuruck in London, genau, was in den US-Medien daruber berichtet wird und sie ist es auch, die die zweifelhafte Idee hat, diese Urlaubsbekannten auch in London wiederzutreffen. Sie bittet zum Dinner. Ihr Barry schnaubt, als er das hort, aber zu spat. Und auch bei den anderen halt sich die Begeisterung in Grenzen. Fur Sue sind solche Treffen "der reinste Albtraum", so in etwa, als wurde man einen One-Night-Stand wiederholen oder ihn zum Tee einladen. Dave meint: "Kann nett werden, kann aber auch die Holle werden." Und selbst Ed ist klar: "Witze rei?en und lachen in dem einen Augenblick, tote Madchen im nachsten" ... das wurde muhsam werden.
Der Morder spricht zu uns
Dann fangt die Polizei an, wegen des toten Madchens auch in London zu ermitteln und die drei Paare zu befragen. Das, was im Urlaub schon anfing, das Lastern ubereinander, das Abschatzen und Einschatzen, das Registrieren von Dingen, die eigentlich im Geheimen bleiben sollten, geht nun erst richtig los. Dave zum Beispiel denkt von sich, er sei der intelligenteste der Sechsergruppe, behalt das aber fur sich, "sich anpassen, das war immer das Wichtigste". Doch Barry hat diesen uberheblichen Ausdruck in Daves Gesicht langst entdeckt. Diesen Ausdruck, den Dave nur zulie?, wenn er sich unbeobachtet fuhlte ... Und so geht es weiter mit den Geheimnissen, kleine und unscheinbare, solche, die jeder kennt - und gro?ere, abgrundigere. Dann kommen die Lugen, das Misstrauen. Und immer wieder erzahlt uns der Tater, wie es ihm geht:
"Den gewohnlichen Alltag aufrechtzuerhalten, war nicht leicht, und ich schlief auch nicht allzu gut. Man wei? nie, wie gut man in diesen Dingen ist, woher auch? Standig diese Show, so zu tun, als wurde einen das alles nicht beruhren, und einfach weiterzumachen: Ich war dabei zwar am Ende erheblich besser, als ich gedacht hatte, dennoch war es anstrengend."
Falsche Fahrten legt Mark Billingham in "Die Lugen der Anderen" naturlich eine Menge, und zwar virtuos - schlie?lich sollen auch versierte Krimileser auf ihre Kosten kommen. Wer auch die zartesten Andeutungen, irgendwann einmal nebenbei fallengelassen, deuten kann, der kommt dem Tater vielleicht auf die Spur. Oder er folgt genau der Fahrte, die Billingham mit Freude legt - und die ins Nichts fuhrt ...
Mark Billingham, Die Lugen der Anderen, Atrium Verlag
Krimitipp September - Die Lugen der Anderen
Mark Billingham: Ein junges Madchen verschwindet - Tochter einer anderen Urlauberin. Das ist der Wendepunkt in der Geschichte, und diese Sache verbindet die Paare zum einen zwar, aber auf der anderen Seite treibt sie auch einen Keil zwischen die Ehepaare. Von da an beginnen die Verdachtigungen und von da ab laufen die Dinge alles andere als unbeschwert weiter ...
Wieder zuruck in London, treffen sich die drei Paare privat, auch wenn es keine gute Idee zu sein scheint, unverbindliche Urlaubsbekanntschaften wieder aufleben zu lassen. Was treibt Angie dazu - sie ist die, die den Anfang macht mit den privaten Einladungen -, diese Verbindung aufrechtzuerhalten?
Mark Billingham: Sagen wir so: Angie ist ziemlich einsam und ihr Leben verlauft ode, es geschieht wenig Aufregendes. Fur sie ist nichts Falsches daran, den Kontakt zu ihren Urlaubsbekanntschaften nicht abrei?en zu lassen. Die anderen allerdings - Angies Ehemann miteingeschlossen -…mehr
In "Die Lugen der Anderen" erzahlen Sie die Geschichte von drei Parchen, die sich im Urlaub in Florida kennenlernen - am Anfang ist alles unbeschwert, doch nicht lange. Was passiert?
Mark Billingham: Ein junges Madchen verschwindet - Tochter einer anderen Urlauberin. Das ist der Wendepunkt in der Geschichte, und diese Sache verbindet die Paare zum einen zwar, aber auf der anderen Seite treibt sie auch einen Keil zwischen die Ehepaare. Von da an beginnen die Verdachtigungen und von da ab laufen die Dinge alles andere als unbeschwert weiter ...
Wieder zuruck in London, treffen sich die drei Paare privat, auch wenn es keine gute Idee zu sein scheint, unverbindliche Urlaubsbekanntschaften wieder aufleben zu lassen. Was treibt Angie dazu - sie ist die, die den Anfang macht mit den privaten Einladungen -, diese Verbindung aufrechtzuerhalten?
Mark Billingham: Sagen wir so: Angie ist ziemlich einsam und ihr Leben verlauft ode, es geschieht wenig Aufregendes. Fur sie ist nichts Falsches daran, den Kontakt zu ihren Urlaubsbekanntschaften nicht abrei?en zu lassen. Die anderen allerdings - Angies Ehemann miteingeschlossen - stehen dem Ganzen eher unwillig gegenuber. Sie haben nicht wirklich Lust dazu, aber Angie neigt eben dazu, das Gute in Menschen zu sehen und vorauszusetzen. Sie ist also guter Dinge und freut sich auf den Abend. In der BBC-Verfilmung von "Die Lugen der Anderen" war Angie ubrigens interessanterweise die Figur, die aktiv an der Sache mit dem verschwundenen Madchen dranbleibt, recherchiert etc. Es wird fur sie zu etwas, auf das sie ziemlich fixiert ist - und es bringt naturlich Aufregung und Abwechslung in ihr sonst so langweiliges und auch unerfulltes Leben.
Die privaten Treffen von Angie und Barry, Susan und Ed, Marina und Dave zeichnen sich schon mal dadurch aus, dass jeder uber jeden lastert - naturlich nicht offen, zuerst jedenfalls nicht. Ob Musikgeschmack, Einrichtung oder was jemand anhatte ... Konnen Sie die Paare fur uns mit je einem Satz beschreiben?
Mark Billingham: Ich frage mich, ob das eher eine britische Wesensart ist, dieses andauernde Spotten und sich vergleichen mit anderen ... aber ich denke, wohl eher nicht. Mich interessieren diese Dinge - wo kommt jemand her, wie vermogend ist er, was will er erreichen? So ist eine Dinnerparty vergleichbar mit einer Ansammlung von wilden Tieren an einem Wasserloch. Wer ist hier der Boss, der Alpharude? Wer kommt als Letzter in der Fressreihenfolge ... Diese Situation stellte ich mir fur diese entscheidenden Passagen im Buch vor, wenn die Paare sich treffen. Aber hier nun meine Beschreibungen:
- Ed und Sue sind vermutlich das Alphaparchen. Sie wirken nach au?en anspruchsvoll, erfolgreich und so, als ob sie in einer stabilen Beziehung stecken wurden. Nach au?en ...
- Marina und Dave sind die Jungsten und die mit dem wenigsten Geld. Sie scheinen ehrgeizig und ziemlich aufeinander fixiert zu sein.
- Angie und Barry sind wohl eher die "Normalos" und vielleicht auch die, die am wenigsten gut aussehen. Arbeiterklasse mit anstrengenden Kindern.
Sie spielen in "Die Lugen der Anderen" damit, dass jeder dieser sechs sehr unterschiedlichen Protagonisten irgendetwas mit dem Verschwinden des Madchens zu tun haben konnte. Dafur legen Sie eine Menge falscher Fahrten und fuhren so richtig schon in die Irre. Das hat sicher Spa? gemacht, oder?
Mark Billingham: Oh ja, und WAS fur einen Spa? das gemacht hat. Ich bin in erster Linie auch ein Krimileser und in diesem Fall eben der erste Leser. Ich wei? also ganz gut, wie wir Krimileser ticken und denke, dass ich daher ganz gut auf falsche Fahrten locken kann. Dieses Legen von falschen Fahrten genie?e ich, einfach gro?artig ist das, denn gar nicht so wenige clevere Krimileser stehen sich manchmal ein wenig selbst im Wege ... ich gebe zum Beispiel nur einen winzigen Hinweis und sie springen sofort darauf an und kombinieren ... Aber naturlich hoffe ich, dass "Die Lugen der Anderen" viel mehr ist als ein Krimi, bei dem nur die Frage "Wer war es?" im Mittelpunkt steht. Im Kern ist dieses Buch, so glaube ich jedenfalls, ein Krimi uber Menschen, ihre Personlichkeiten, ihre Geheimnisse und ihre Leidenschaften und Abgrunde. Und: Ja! Naturlich steht im Zentrum des Ganzen ein Geheimnis, und ich hoffe, dass die Leser wirklich uberrascht sind uber die Wendung ...
Keiner wei? wirklich, was in einem anderen Menschen vorgeht, welche Abgrunde da lauern ... eine Urangst. Daruber wurden schon viele Thriller geschrieben - was fasziniert uns so an diesem Thema und was Sie ganz personlich?
Mark Billingham: Ich glaube, es fasziniert uns alle, weil es universal ist. JEDER von uns hat Geheimnisse - harmlose und weniger harmlose. Genau diese bergen Gefahren und die Furcht vor dieser Gefahr ist eine Furcht, die wir alle teilen. Die Furcht, dass Menschen, die wir lieben, von denen wir denken, dass wir sie kennen, uns plotzlich fremd werden, wir erfahren mussen, dass wir nichts von ihnen wirklich wussten. Ob bei Freunden oder in der Familie - wir wissen immer nur genau so viel, wie wir wissen sollen, uns der andere preisgibt - und daruber zu schreiben ist einfach faszinierend. Geheimnisse sind die "Hauptzutat" fur einen guten Thriller. Die Leser genie?en es, dass sie Teil mancher Geheimnisse werden und versuchen herauszufinden, welche Geheimnisse in diesem Plot noch auftauchen konnten.
Sie sind vor allem durch die Tom-Thorne-Thriller bekannt, "Das Leben der Anderen" ist ein sogenannter Stand-Alone-Titel. Brauchen Sie als Autor ab und an "Erholung" von Tom Thorne?
Mark Billingham: Ja, so ist es. Mal einen Schritt wegzugehen von einer Reihe, tut gut, halt einen Autor frisch. Manchmal taucht eine Stimme in meinem Kopf auf, die mir sagt, dass es Zeit ist, mal wieder etwas anderes zu machen und ich ignoriere diese Stimme ab und an. Aber eine Pause von den Tom-Thorne-Krimis zu machen, ermoglicht mir eben auch, mich ein Jahr spater mit Begeisterung und neuer Energie wieder auf diese Reihe zu konzentrieren. Au?erdem gibt es naturlich Geschichten, die mit Tom Thorne einfach nicht funktionieren. Aber ich habe Tom immer eine winzige "Rolle" in all meinen "Stand-Alones" gegeben - auch in "Die Lugen der Anderen" taucht er gegen Endes des Buches auf ...
Wann haben Sie zum ersten Mal gemerkt, dass Sie Schriftsteller werden wollten?
Mark Billingham: Das war, als ich so elf oder zwolf Jahre alt war. Wir hatten in der Schule die Aufgabe, ab und an Geschichten zu schreiben. So in der Art "Was habe ich in den Ferien gemacht?". Und manchmal wurde ich gefragt, ob ich meine Geschichte vor der Klasse vorlesen mochte, und ich erinnere mich genau, wie aufregend das fur mich war. Von da an versuchte ich, Geschichten zu schreiben, die meine Klassenkameraden unterhielten, und ich schrieb immer die ein oder andere Geschichte. Eigentlich mache ich das IMMER noch: Ich will meine Leser unterhalten; nur die Geschichten, die ich heute erzahle, sind ein wenig dunkler als die, die ich in Schulzeiten erzahlt habe.
Wenn Sie kein Autor waren, was fur einen Beruf konnten Sie sich noch vorstellen?
Mark Billingham: Nun, ich war mal Comedian. Vielleicht wurde ich das wieder machen - ansonsten bin ich mir nicht sicher, ob es noch etwas geben wurde, das ich wirklich tun KONNTE. Ich habe namlich keine besonderen Fahigkeiten, bin also - unter uns gesagt - eigentlich ein schamloser Angeber ...
Was fur ein Buch liegt auf Ihrem Nachttisch und wartet darauf, gelesen zu werden?
Mark Billingham: Aktuell lese ich sechs unterschiedliche Krimis, uber die ich in einer Fernsehsendung sprechen werde. Aber normalerweise komme ich nicht hinterher damit, all die anderen Krimis meiner Kollegen zu lesen - vor allem dann nicht, wenn ich selbst gerade an einem Buch schreibe. Zum Vergnugen lese ich gerne Biografien. Auch die Musik spielt eine gro?e Rolle in meinem Leben, und ich sitze hier und warte darauf, eine neue Biografie von Jerry Lee Lewis lesen zu konnen.
Interview: Literaturtest