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Martin Walser
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Ausblick auf ein Plateau, an dessen äussertem Rand drei Bäume, eine Sitzbank und ein ehemaliger Stall stehen könnten
Broschiertes Buch
Eine Liebesgeschichte? Bloß ein Traum? "Ein Sommerflimmern" nennt Martin Andreas Walser im Untertitel sein jüngstes, sein 16. Werk. In "Ausblick auf ein Plateau, an dessen äußerstem Rand drei Bäume, eine Sitzbank und ein ehemaliger Stall stehen könnten" spielt Martin Andreas Walser erneut mit einem seiner Lieblingsmotive: Dass alles, was sich scheinbar ereignet, auch ganz anders gewesen sein könnte. Sein Held beobachtet zwei Personen auf einem Plateau hoch über dem Meer, die sich einander langsam zu nähern scheinen, beobachtet von einem weiteren Wanderer, dessen Weg ihn, weg vom belebten Strand auf der Ferieninsel, hier hinaufgeführt hat. Am Abend an der Hotelbar wird über das merkwürdige Zusammentreffen gerätselt. Doch da ist auch noch Max, der Menschen beobachtet und sich deren mögliche Lebensgeschichten ausdenkt. Was also hat sich wer bloß ausgedacht, was hat sich tatsächlich ereignet?…mehr
7,50 €
Ein sterbender Mann
Gebundenes Buch
Theo Schadt, 72, Firmenchef und auch als "Nebenherschreiber" erfolgreich, wird verraten. Verraten ausgerechnet von dem Menschen, der ihn nie hätte verraten dürfen: Carlos Kroll, seinem engsten und einzigen Freund seit 19 Jahren, einem Dichter. Beruflich ruiniert, sitzt Theo Schadt jetzt an der Kasse des Tangoladens seiner Ehefrau, in der Schellingstraße in München. Und weil er glaubt, er könne nicht mehr leben, wenn das, was ihm passiert ist, menschenmöglich ist, hat er sich in einem Online-Suizid-Forum angemeldet. Da schreibt man hin, was einem geschehen ist, und kriegt von Menschen Antwort, die Ähnliches erfahren haben. Das gemeinsame Thema: der Freitod.
Eines Tages, er wieder an der Kasse, löst eine Kundin bei ihm eine Lichtexplosion aus. Seine Ehefrau glaubt, es sei ein Schlaganfall, aber es waren die Augen dieser Kundin, ihr Blick. Sobald er seine Augen schließt, starrt er in eine Lichtflut, darin sie. Ihre Adresse ist in der Kartei, also schreibt er ihr - jede E-Mailder Hauch einer Weiterlebensillusion. Und nach achtunddreißig Ehejahren zieht er zu Hause aus. Sitte, Anstand, Moral, das gilt ihm nun nichts mehr. Doch dann muss er erfahren, dass sie mit dem, der ihn verraten hat, in einer offenen Beziehung lebt. Ist sein Leben "eine verlorene, nicht zu gewinnende Partie"?
Martin Walsers neuer Roman über das Altsein, die Liebe und den Verrat ist beeindruckend gegenwärtig, funkelnd von sprachlicher Schönheit und überwältigend durch seine beispiellose emotionale Kraft.
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Eines Tages, er wieder an der Kasse, löst eine Kundin bei ihm eine Lichtexplosion aus. Seine Ehefrau glaubt, es sei ein Schlaganfall, aber es waren die Augen dieser Kundin, ihr Blick. Sobald er seine Augen schließt, starrt er in eine Lichtflut, darin sie. Ihre Adresse ist in der Kartei, also schreibt er ihr - jede E-Mailder Hauch einer Weiterlebensillusion. Und nach achtunddreißig Ehejahren zieht er zu Hause aus. Sitte, Anstand, Moral, das gilt ihm nun nichts mehr. Doch dann muss er erfahren, dass sie mit dem, der ihn verraten hat, in einer offenen Beziehung lebt. Ist sein Leben "eine verlorene, nicht zu gewinnende Partie"?
Martin Walsers neuer Roman über das Altsein, die Liebe und den Verrat ist beeindruckend gegenwärtig, funkelnd von sprachlicher Schönheit und überwältigend durch seine beispiellose emotionale Kraft.
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19,95 €
© Philippe Matsas/Opale
Martin Walser
Martin Walser, geboren 1927 in Wasserburg/Bodensee, lebt heute in Nußdorf/Bodensee. 1957 erhielt er den Hermann-Hesse-Preis, 1962 den Gerhart-Hauptmann-Preis und 1965 den Schiller-Gedächtnis-Förderpreis. 1981 wurde Martin Walser mit dem Georg-Büchner-Preis, 1996 mit dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg und 1998, dem Friedenspreis des deutschen Buchhandels und dem Corine - Internationaler Buchpreis; Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten 2008 ausgezeichnet. 2015 wurde Martin Walser der Internationale Friedrich-Nietzsche-Preis für sein Lebenswerk verliehen.Medien
Kundenbewertungen
Ein liebender Mann
Martin Walser erzählt in seinem neuesten Werk von der ungewöhlichen Liebesgeschichte zwischen dem 73-jährigen Goethe Witwer und der 19-jährigen Ulrike von Levetzow. Deswegen bin ich zunächst skeptisch an das Buch herangegangen, wurde aber sehr positiv überrascht. Walser schreibt feinfühlig und zugleich ironisch, eine Mischung, die einen zum Nachdenken und Schmunzeln bringt.
Besonders für Goethe-Kenner ein Muss!
Ein liebender Mann
Martin Walser - der Gott der Göttlichen für die Einen, eine unbekannte Persönlichkeit für die Anderen. Ob man ihn kennt oder nicht ist egal. Man sollte nur wissen, dass er in seinem Roman "Ein liebender Mann" die Geschichte von keinem Anderen als Goethe höchstpersönlich erzählt! Richtig. Goethe. Der berühmte und mittlerweile schon über 70 seiende Schriftstelle verliebt sich in eine 19-jährige. Unmöglich? Er weiß. Leidenschaftlich, aufregend und zart erzählt aber auf jeden Fall.
"Ein liebender Mann" gilt als Martin Walser populärster Roman. Warum, sollte jeder selbst für sich herausfinden. Ich persönlich erachte den Roman als definitiv lesenswert. Wer sich in seiner Frezeit nicht überwinden kann, sich Goethes Leben zu widmen, erfährt im Buch wenigstens einen aufregenden Teil seines Lebens. An den Erzählstil muss man sich erst gewöhnen. Hypotaxen scheinen seine liebsten sprachlichen Mittel zu sein. Entweder man mag es, oder man mag es nicht. Ich für meinen Teil mag es.
"Ein liebender Mann" gilt als Martin Walser populärster Roman. Warum, sollte jeder selbst für sich herausfinden. Ich persönlich erachte den Roman als definitiv lesenswert. Wer sich in seiner Frezeit nicht überwinden kann, sich Goethes Leben zu widmen, erfährt im Buch wenigstens einen aufregenden Teil seines Lebens. An den Erzählstil muss man sich erst gewöhnen. Hypotaxen scheinen seine liebsten sprachlichen Mittel zu sein. Entweder man mag es, oder man mag es nicht. Ich für meinen Teil mag es.
Ein fliehendes Pferd
Ein ehemaliger DDR- Klassiker - jetzt 2009 als Neuauflage. Ausserdem gibt es das Buch "Ein fliehendes Pferd" von Martin Walser selbst gelesen auch als Hörbuch (3 Cd´s) .
2007 wurde es bereits verfilmt (Katja Riemann als Sabine in der Hauptrolle - siehe neues Titelbild -)
Besonders beeindruckend und hervorzuheben ist diese bedeutungsvolle Szene:
Der unverhoffte Moment der Übereinkunft zwischen den Beiden, denn nur dieses einzige Mal bewundert Helmut seinen Jugendfreund Klaus ohne Vorbehalt: Von einer Wanderung zurückkehrend, stürmt ihnen ein Pferd entgegen. Der Bauer konnte es nicht zurückhalten. Doch als das Pferd schließlich am Wiesenrand stehenbleibt, nähert sich ihm Klaus von der Seite und springt auf, noch ehe es davongaloppiert ist. Klaus erklärt es mit den Worten:
"Einem fliehenden Pferd kannst du dich nicht in den Weg stellen. Es muß das Gefühl haben, sein Weg bleibt frei.
Und: ein fliehendes Pferd läßt nicht mit sich reden."
Ein fliehendes Pferd
unterhaltsame Tragödie zur Midlifekrise
Was machst du, wenn du in der Sauna bist und merkst, dass du deine Lektüre vergessen hast? Du gehst ans Regal und schaust, was da so steht. Und ich fand ein kleines Bändchen, für ohne Brille groß genug geschrieben und nicht vergilbt, vom berühmten Martin Walser.
Nun lese ich also vom drögen Lehrer Helmut, der als „Bodenspecht“ verschrien ist, weil er den Mädels nicht auf die Rundungen schauen will, und seiner Frau Sabine, die in ihrem Urlaub am Bodensee – wo sonst? – den Journalisten Klaus Buch und seine Freundin Hel oder Helene treffen.
Helmut und Klaus sind alte Schulfreunde und Klaus erzählt gerne, wie sie gemeinsam gerubbelt haben und Helmut wegen zu langer Vorhaut sein Saft ins Gesicht gespritzt hat. Da bleibt Helmut nur die Möglichkeit zu scholzen und am lautesten über die Geschichte zu lachen.
Obwohl die Freundschaft nicht ungetrübt ist, verabreden sich die Pärchen zu einer Wanderung, bei der Helmut ein fliehendes Pferd zähmt und auch sonst den großen Zampano raushängen lässt.
Am nächsten Tag verabreden sich die Männer zu einem Segelturn. Es kommt Sturm auf und der seeerfahrene Klaus geht über Bord, der ängstliche Helmut wird dagegen mit dem Boot an Land gespült.
Die trauernde Witwe Hel erzählt darauf, dass Klaus immer nur den Großen gespielt hätte und in Wahrheit Tag und Nacht gearbeitet hätte und mit Helmut auf die Bahamas auswandern wollte. Die Novelle endet mit dem Abbruch des Urlaubs von Helmut und Sabine, die nun nach Südfrankreich fahren wollen.
Das Büchlein ist in zwei Tagen gut zu schaffen. Es bietet gute Unterhaltung, thematisiert die übertriebene Selbstdarstellung der Männer. Als Schullektüre würde ich es aber nicht lesen, da die Altherrenerotik keine Jugendliche vom Herd holen wird und auch die Frauenfiguren nicht mehr als Beiwerk sind. Das Ende hätte auch spannender sein können. Dennoch volle 4 Sterne.
Ein sterbender Mann
Bewertung von Wuestentraum am 27.06.2016
Klappentext:
Theo Schadt, 72, Firmenchef und auch als „Nebenherschreiber“ erfolgreich, wird verraten. Verraten ausgerechnet von dem Menschen, der ihn nie hätte verraten dürfen: Carlos Kroll, seinem engsten und einzigen Freund seit 19 Jahren, einem Dichter. Beruflich ruiniert, sitzt Theo Schadt jetzt an der Kasse des Tangoladens seiner Ehefrau, in der Schellingstraße in München. Und weil er glaubt, er könne nicht mehr leben, wenn das, was ihm passiert ist, menschenmöglich ist, hat er sich in einem Online-Suizid-Forum angemeldet. Da schreibt man hin, was einem geschehen ist, und kriegt von Menschen Antwort, die Ähnliches erfahren haben. Das gemeinsame Thema: der Freitod. Eines Tages, er wieder an der Kasse, löst eine Kundin bei ihm eine Lichtexplosion aus. Seine Ehefrau glaubt, es sei ein Schlaganfall, aber es waren die Augen dieser Kundin, ihr Blick. Sobald er seine Augen schließt, starrt er in eine Lichtflut, darin sie. Ihre Adresse ist in der Kartei, also schreibt er ihr – jede E-Mail der Hauch einer Weiterlebensillusion. Und nach achtunddreißig Ehejahren zieht er zu Hause aus. Sitte, Anstand, Moral, das gilt ihm nun nichts mehr. Doch dann muss er erfahren, dass sie mit dem, der ihn verraten hat, in einer offenen Beziehung lebt. Ist sein Leben “eine verlorene, nicht zu gewinnende Partie"?
Beim Lesen dieses Buches war ich sehr zwiegespalten. Zum einen war da die, wie ich sie nenne „geschwollene Sprache“, deren Inhalt man oft nicht verstand, zum anderen Interesse und unterschwelliger Humor, der mich doch neugierig machte.
Zitat, Seite 154:
„Er hört sich sprechen. Er hört sich zu. Im Dunkel. Ins Dunkel hinein sagt er, hört er sich sagen: Für sich ist etwas und angerichtet, nicht fremd, aber uneigen und selbst, man muss es begreifen, dann hat man’s , nur brauchbar ist es nicht, du kannst es nicht rufen, es ist nicht es, aber eine Tätigkeit, in der du dich kennst, ich hüpfe wohl, weil mir Boden fehlt. Und dieses seltene Wohlgefühl, dass er das nicht verantworten müsse.“
Was wollte der Autor mit diesem Satz sagen? Ich habe es nicht verstanden.
Es folgten einige verwirrende Abschnitte sowie nichtssagende, unverständliche Gedichte. Dann wiederum war das Thema trotz aller Widersprüche doch interessant und teilweise sogar amüsant, ich blieb am Ball, wollte weiterlesen. Ab Mitte des Buches legte sich auch die „geschwollene Sprache“ etwas, so dass ich mit Interesse weiter dabei war.
Für mich ist die Rezension für dieses Buch eine der Schwersten.
Dies war mein erstes Walser-Buch. Und auch jetzt noch schwanke ich zwischen Zufriedenheit und Kopfschütteln. Wenn mir jemand Briefe, so wie Theo Schadt sie im Buch verfasste, zugesandt hätte, hätte ich mitnichten gedacht, der Verfasser hat nicht mehr alle Tassen im Schrank. So ein Wirrwarr an Ausdrücken, so eine geschwollene Sprache, so drückt sich doch kein normal Sterblicher aus, habe ich gedacht. Doch Aster antwortete in der gleichen Ausdrucksweise, wo ich dachte, habe ich so wenig Ahnung von gehobener Literatur und deren Ausdruck? Von Lyrik, da ich die Gedichte verwirrend und unverständlich fand?
„Ein sterbender Mann“ ist keine leichte Kost. Ich bin dennoch froh, das Buch zu Ende gelesen zu haben. Denn die anfangs verstörende und verwirrende Geschichte, die Briefe, Aussagen und die Sprache, besserten sich und es fügte sich beim Weiterlesen dann alles zusammen.
Zwiegespalten blieb ich trotzdem zurück, ich fand das Buch zum einen furchtbar, aber kopfschüttelnd las ich trotzdem weiter, und wurde belohnt mit einer Geschichte, die sich zusammenfügte am Ende.
Ein fliehendes Pferd
Allegorie auf die Spaßgesellschaft
Zwei Jahre nach dem vernichtenden Verriss seines Romans «Jenseits der Liebe» durch Marcel Reich-Ranicki in der FAZ erschien 1978 Martin Walsers Novelle «Ein fliehendes Pferd» - und wurde vom selben Großkritiker im gleichen Blatt als «ein Glanzstück deutscher Prosa» überschwänglich gefeiert. Die in nur zwei Wochen niedergeschriebene Novelle erreichte als Bestseller eine Auflage von einer Million Exemplaren, sie stellte einen Wendepunkt seines literarischen Schaffens dar, die dem damals bereits etablierten Schriftsteller last, but not least, auch finanzielle Sicherheit brachte. Das Feuilleton beurteilte das Buch damals überwiegend positiv, ist die Lektüre dieses frühen Werkes aus dem inzwischen recht umfangreichen Œuvre Walsers also lohnenswert?
In dem kammerspielartigen Plot wird von zwei Ehepaaren mittleren Alters erzählt, die bei einem Urlaub am Bodensee (wo sonst?) zufällig aufeinander treffen, der Gymnasiallehrer Helmut Halm und der Journalist Klaus Buch waren einst Schulkameraden. Sie sind vom Naturell her völlig unterschiedlich, ihre Lebenswege verliefen folglich auch in ganz verschiedenen Bahnen. Während der eher behäbige, desillusionierte Helmut mit seiner ähnlich gearteten Frau Sabine unauffällig und zurückgezogen lebt, führt der sportlich gestählte, gesundheitsbewusste Klaus mit seiner deutlich jüngeren, attraktiven zweiten Frau Helene ein offensichtlich aufregendes, bewegtes Leben, jagt dem Erfolg und gesellschaftlicher Anerkennung hinterher. Sehr zum Missvergnügen von Helmut arrangiert Klaus nun eifrig verschiedene gemeinsame Unternehmungen, in deren Verlauf die Kluft zwischen dem verklemmten Spießbürgertum von Helmut und Sabine und der überbordenden Lebenslust von Klaus und Helene immer deutlicher wird.
Bei einer gemeinsamen Wanderung kommt es zu dem titelgebenden Ereignis mit Symbolkraft, als es Klaus durch richtiges Verhalten gelingt, ein auf sie zu galoppierendes, durchgehendes Pferd einzufangen. «Einem fliehenden Pferd kannst du dich nicht in den Weg stellen. Es muss das Gefühl haben, sein Weg bleibt frei.» Bei einem Segeltörn ohne die Frauen versucht Klaus später, seinen Freund zum gemeinsamen Auswandern auf die Bahamas zu überreden, um dort ein neues, aufregenderes Leben zu beginnen. Als überraschend ein schwerer Sturm aufzieht, geht der segelerfahrene Klaus über Bord, Helmut wird in dem nun steuerlosen Boot hilflos an Land getrieben, Klaus bleibt verschwunden. In ihrer Verzweiflung enthüllt Helene später in der Ferienwohnung von Helmut und Sabine die wahren Lebensumstände von Klaus, der in Wahrheit ein Versager war und sich gerade aus der Begegnung mit Helmut die Rettung aus all seiner Hoffnungslosigkeit versprochen hatte.
Walser stellt die Sicht Helmuts in den Mittelpunkt und gewährt dem Leser damit tiefe Einblicke in das Innenleben seines eher drögen Protagonisten. Ihren Reiz erhält die Geschichte aber insbesondere aus der Gegenüberstellung der konträren Lebensentwürfe, die ja beide keineswegs widerspruchsfrei sind, sondern nur Schein erzeugen, keine Realität. Der Autor zeigt also nur auf, was ist, ohne werten zu wollen, wobei es unsere Gesellschaft ist, die sich da widerspiegelt. Sprachlich ist die Novelle leicht lesbar geschrieben, nicht gerade wortgewaltig oder stilistisch kreativ also, aber mit stimmigen Dialogen, das stets überschaubare Geschehen wird zudem ganz unkompliziert chronologisch erzählt. Man muss das wohl als Abkehr des Autors von der anspruchsvolleren Literatur zur reinen Unterhaltung interpretieren, in der selbst gewisse Action-Momente nicht fehlen und Sex Walser-typisch ebenfalls eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Diese entlarvende, sozialkritische Allegorie auf eine erfolgsgeile Spaßgesellschaft ohne jeden tieferen Lebenssinn endet zwar ziemlich trivial, sie lässt dem Leser aber genügend Raum für eigene Reflexionen, für seine eigene Standortbestimmung irgendwo zwischen den beiden Extremen, die Martin Walser hier aufzeigt.
Ein liebender Mann
So weit so gut, hätte Ulrike da wohl gesagt, s.w.s.g.
Walsers männlicher Protagonist, der 74-jährige Johann Wolfgang von Goethe, erschießt sich bekanntlich nicht, wie es seine berühmte Romanfigur, der junge Werther, aus Liebesgram getan hat, womit damals ja eine Aufsehen erregende Welle von Nachahmungstaten ausgelöst wurde. Gleichwohl leidet auch der greise Geheimrat im Sommer 1823 unsäglich an Liebeskummer, zum Ausdruck gebracht in der Marienbader Elegie, diesem Liebesgedicht aus «Glut, Blut, Mut und Wut». Martin Walser nutzt für den Stoff seines biografischen Liebesromans eine Informationslücke im ansonsten bestens dokumentierten Leben des großen Dichters, seine beim Kuraufenthalt in Marienbad aufgeflammte späte Liebe zu der 55 Jahre jüngeren Ulrike von Revetzlow. Altersunterschiede dieser Größenordnung waren und sind immer ein beliebtes Thema, denn nicht nur Charlie Chaplin ist ja im Opa-Alter noch Vater geworden, auch die Liste der Lustgreise unserer Tage ist ellenlang, in den bunten Blättern der Boulevardpresse stets süffisant kommentiert, die prominenten Namen setze ich mal als bekannt voraus. Im frühen Neunzehnten Jahrhundert hingegen ging es weitaus betulicher zu, wie wir bei Walser nachlesen können.
Der Roman ist dreiteilig aufgebaut und beginnt furios mit der Schilderung der Liaison, die sich da anbahnt, allerdings nur in der Wunschvorstellung des alten Herrn. Das ungleiche Paar versteht sich jedenfalls blendend und sprüht vor Lebensfreude, Walser erzählt das beinahe wie eine Komödie, mit Witz und Elan jedenfalls. Es gibt amüsante Dialoge zwischen den Beiden, überhaupt wird die Konversation zu jener Zeit und in diesen Kreisen als recht geistreich dargestellt, mit verschiedensten anspruchsvollen Themen befasst. Man gibt sich auch ganz genüsslich dem bei solchem Kuraufenthalte üblichen Reigen wiederkehrender Zerstreuungen hin, lange Spaziergänge auf der Promenade, gegenseitige Besuche, kleine Landausflüge, Dinner-Einladungen und pompöse Bälle. Und unser Lustgreis, der Geheimrat Goethe, geht dann doch tatsächlich so weit, seinen ebenfalls kurenden Landesherren zu bitten, für ihn bei der verwitweten Mutter um die Hand der nichtsahnenden 19-jährigen Ulrike anzuhalten. Und das läuft, man ahnt es gleich, gründlich schief!
Es folgt die übereilte Abreise der angehimmelten Jungfrau, von der wir so gut wie nichts erfahren, die der Autor jedenfalls wie einen unbedeutenden Kometen an der strahlenden Sonne namens Goethe vorbeifliegen lässt. Sicher ist nur ihr weiblicher Status, die Jungfräulichkeit also, denn über ein überschwängliches, völlig unschuldiges Küsschen auf die geschlossenen Lippen ist es nicht hinaus gegangen zwischen den Beiden, wie Walser uns erzählt. Wobei er sich, ohne Not allerdings, denn das alles ist ja nur Fiktion, streng an die Tatsachen hält, Ulrike von Levetzow hat sich dazu später nämlich sehr eindeutig erklärt. Der Autor beginnt nun zu schwadronieren im zweiten Teil seines Romans, Goethes Liebeskummer, diese seitenlange Rührseligkeit, oft in inneren Monologen oder fiktiven Briefen ausgedrückt, ist schwer zu ertragen. Man fühlt sich als Leser nach der erfrischenden Oase des ersten Teils plötzlich in einer öden Wüste und kämpft sich durch, begegnet Seite um Seite einer unsäglichen Larmoyanz, die regelrecht peinlich ist und langweilig obendrein.
Im dritten Teil greift Walser auf die Technik des Briefromans zurück und schildert so die langsam einsetzende Erkenntnis seines Protagonisten, dass er diese ja nur imaginierte Liebschaft aus seinen Gedanken streichen muss. Aber das gelingt nicht, lässt der Autor uns wissen, denn in Walsers vulgärer Pointe ganz am Ende des Romans wacht der Herr Geheimrat morgens auf und hält seinen Morgensteifen in den Händen, wir wissen also genau, wovon der 74-Jährige geträumt hat. So weit so gut, hätte Ulrike da wohl gesagt, s.w.s.g.
Ein fliehendes Pferd
Bewertung von Thea am 18.07.2017
Helmut und Klaus kennen sich aus ihrer Jugendzeit und treffen sich zufällig im Urlaub. Während Helmut die Lust am Leben und die Liebe an seiner Frau verloren hat, strotzt Klaus mit seiner jungen Frau nur so vor Lebensfreude. Als die beiden Ehepaare einen Ausflug auf einem Segelboot unternehmen, kommt es zu einer Auseinandersetzung zwischen den beiden.
"Ein fliehendes Pferd" ist ein schlecht geschriebenes Buch mit höchst gewagten pornografischen Stellen. Für mich besitzt dieses Buch keine Aussage und ich frage mich, warum ich diesen Roman in der Schule lesen musste.
Da der Inhalt und die Aussage des Buches für mich reiner Quatsch waren und sexuelle Szenen im Vordergrund standen gebe ich dem ganzen nur 1 Stern und bin der Meinung, dass so ein Buch nichts in der Schule zu suchen hat.
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