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Meg Wolitzer
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Das weibliche Prinzip
Meg Wolitzer
Meg Wolitzer, geboren 1959, veröffentlichte 1982 den ersten von zahlreichen preisgekrönten und erfolgreichen Romanen. Viele ihrer Bücher standen auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Bei DuMont erschienen der SPIEGEL-Bestseller 'Die Interessanten' (2014), 'Die Stellung' (2015), ihr Roman 'Die Ehefrau' (2016), der mit Glenn Close in der Hauptrolle verfilmt wurde, und zuletzt, ebenfalls SPIEGEL-Bestseller, 'Das weibliche Prinzip' (2018). Henning Ahrens, geboren 1964, lebt als Schriftsteller und Übersetzer in Frankfurt am Main. Zu den von ihm übersetzten Autoren zählen u. a. J.C. Powys, Jonathan Safran Foer, Jonathan Coe, Hugo Hamilton und Meg Wolitzer.Literaturfestival - Die Ehefrau
Die Alpha-Ehefrau
"Wir waren auf dem Weg zum Ende unserer Ehe." Auf dem Finnair-Flug 702 von New York nach Helsinki, 10.000 Meter über dem Meer, trifft Joan den Entschluss, sich nach vierzig Jahren Ehe scheiden zu lassen. Über all die Jahrzehnte - die fünfziger, sechziger, siebziger, achtziger hin bis in die neunziger Jahre - hat sie ihren Mann, Joseph Castleman, den angesehenen Schriftsteller, unterstützt, ja, sogar auf eine eigene Karriere als Schriftstellerin verzichtet. Und nun, kurz vor der Krönung seines Schaffens - ihm soll der renommierte Helsinki-Literaturpreis verliehen werden - kommt sie zu dem Schluss: Es reicht - "endgültig, mit absoluter Sicherheit, einhundertprozentig".
In gedanklichen Rückblenden rekapituliert Joan während des Flugs die gemeinsame Zeit vom ersten Kennenlernen bis zur Ankunft in Finnland: vom Jahr 1956, als Joan noch Joes Studentin war, der sie im Kurs "Grundlagen des kreativen Schreibens" zum eigenständigen Schreiben ermunterte; von den ersten literarischen Erfolgen, der Gründung der Familie, der Geburt der Kinder, den gemeinsamen Reisen als "Weltenbummler", die sie nach Vietnam, Rom, London, Paris, Jerusalem…mehr
Die Alpha-Ehefrau
"Wir waren auf dem Weg zum Ende unserer Ehe." Auf dem Finnair-Flug 702 von New York nach Helsinki, 10.000 Meter über dem Meer, trifft Joan den Entschluss, sich nach vierzig Jahren Ehe scheiden zu lassen. Über all die Jahrzehnte - die fünfziger, sechziger, siebziger, achtziger hin bis in die neunziger Jahre - hat sie ihren Mann, Joseph Castleman, den angesehenen Schriftsteller, unterstützt, ja, sogar auf eine eigene Karriere als Schriftstellerin verzichtet. Und nun, kurz vor der Krönung seines Schaffens - ihm soll der renommierte Helsinki-Literaturpreis verliehen werden - kommt sie zu dem Schluss: Es reicht - "endgültig, mit absoluter Sicherheit, einhundertprozentig".
In gedanklichen Rückblenden rekapituliert Joan während des Flugs die gemeinsame Zeit vom ersten Kennenlernen bis zur Ankunft in Finnland: vom Jahr 1956, als Joan noch Joes Studentin war, der sie im Kurs "Grundlagen des kreativen Schreibens" zum eigenständigen Schreiben ermunterte; von den ersten literarischen Erfolgen, der Gründung der Familie, der Geburt der Kinder, den gemeinsamen Reisen als "Weltenbummler", die sie nach Vietnam, Rom, London, Paris, Jerusalem bis nach Tokio geführt haben, über die Zeit des Protests in den 1960er- und -1970er-Jahren, als Joseph schon als angesehener Großschriftsteller galt, bis hinein in die literarischen Zirkel der 1980er-Jahre.
Doch das Leben in der zweiten Reihe, an der Seite eines Mannes, "dem die Welt gehört", hat Joan heute satt und so hinterfragt sie ihre Ehe - war sie doch von Beginn an ganz offensichtlich selbst talentiert genug, eine eigenständige Schriftstellerin zu sein. Sicher, in gewisser Weise hat ihr dieses Leben auch gefallen, denn sie wusste immer alles über ihren ach so brillanten Mann und verfügte somit über eine gewisse Macht: "Wenn Menschen sich jemandem Wichtigen annähern wollen, ist einer der besten Wege, sich bei seiner Frau beliebt zu machen." Sie wusste, sie war "nicht einfach irgendeine Ehefrau, ich war die Alpha-Ehefrau, die Frau des Alpha-Männchens."
Doch was hielt sie eigentlich davon ab, selbst zu schreiben? Waren es wirklich immer noch die Grenzen, mit den Frauen in den 1950er-Jahren vielleicht noch stärker als heute konfrontiert waren? Als der Erfolg vor allem von der Aufmerksamkeit der Männer abhing, "der Männer, die die Rezensionen schreiben, die die Verlage leiten, die in den Redaktionen der Zeitungen und Zeitschriften sitzen, die entscheiden, wen man ernst zu nehmen hat, wer für den Rest seines Lebens auf einen Sockel gestellt wird. Wer das neue Ding ist." Und warum nur hat Joan sich nicht später beruflich von Joe emanzipiert?
"Jede Ehe besteht aus zwei Menschen, die einen Handel eingegangen sind", sagt Joe. Und Joan ist sich heute sicher, dass dieser Handel für sie nicht gerecht war, und sie zieht die Konsequenzen, die für beide weitreichend sein werden, denn Joan und Joe waren "ein Team". Joan war Joes Augen und Ohren: "Ohne sie wäre ich nichts", weiß Joe.
Meg Wolitzers Roman "Die Ehefrau" ist in den USA bereits 2003 erschienen und liegt nun in der deutschen Übersetzung vor. "Die Ehefrau" ist ein vielschichtiger Eheroman, der hinter die Fassaden einer nach außen vorbildlichen Ehe und in die Abgründe zwischenmenschlicher Beziehungen blickt. Mit der Schilderung der zeitgenössischen amerikanischen Literaturszene, die bestimmt wird von den "breitschultrigen" Großschriftstellern und deren ausgreifenden Romanentwürfen "mit ihren oft homerischen Listen an Informationen", ist "Die Ehefrau" zugleich eine äußerst unterhaltsame Satire auf den literarischen Betrieb, die den Unterschied zwischen männlichem und weiblichem Schreiben in ihr Zentrum stellt und die Stellung der Frauen in der Literatur, damals wie heute, diskutiert.
Interview mit Meg Wolitzer - Literaturfestival - Die Ehefrau
Ihr Roman "Die Ehefrau" ist in den USA bereits 2003 erschienen. Was bedeutet es für Sie, sich heute anlässlich des Erscheinens der deutschen Übersetzung mit dem Buch wieder auseinanderzusetzen?
Meg Wolitzer: Ich freue mich, mit meinen Figuren wieder vereint zu sein. Es ist lange her. Und ich denke, dass die Geschlechter- und Machtfragen, die hier aufgeworfen wurden, heute noch genauso relevant sind.
Protagonistin und Icherzählerin der Geschichte ist Joan, eine Frau in ihren Sechzigern, die beschließt, ihren Mann zu verlassen - einen brillanten und äußerst erfolgreichen Schriftsteller, den sie ihr ganzes Leben lang unterstützt hat. Warum hat Joan ein Leben in der zweiten Reihe gewählt, obwohl sie talentiert genug war, selbst Schriftstellerin zu werden?
Meg Wolitzer: Die Beziehung der beiden begann in den 1950er-Jahren, einer Zeit, in der es knallhart war, als Schriftsteller ernst genommen zu werden, wenn man eine Frau war. Joan versucht herauszufinden, wie das geht, ein Leben zu leben, das für sie passt.
Inwieweit, denken Sie, ist Joans…mehr
Interview: Meg Wolitzer "Die Ehefrau"
Ihr Roman "Die Ehefrau" ist in den USA bereits 2003 erschienen. Was bedeutet es für Sie, sich heute anlässlich des Erscheinens der deutschen Übersetzung mit dem Buch wieder auseinanderzusetzen?
Meg Wolitzer: Ich freue mich, mit meinen Figuren wieder vereint zu sein. Es ist lange her. Und ich denke, dass die Geschlechter- und Machtfragen, die hier aufgeworfen wurden, heute noch genauso relevant sind.
Protagonistin und Icherzählerin der Geschichte ist Joan, eine Frau in ihren Sechzigern, die beschließt, ihren Mann zu verlassen - einen brillanten und äußerst erfolgreichen Schriftsteller, den sie ihr ganzes Leben lang unterstützt hat. Warum hat Joan ein Leben in der zweiten Reihe gewählt, obwohl sie talentiert genug war, selbst Schriftstellerin zu werden?
Meg Wolitzer: Die Beziehung der beiden begann in den 1950er-Jahren, einer Zeit, in der es knallhart war, als Schriftsteller ernst genommen zu werden, wenn man eine Frau war. Joan versucht herauszufinden, wie das geht, ein Leben zu leben, das für sie passt.
Inwieweit, denken Sie, ist Joans Schicksal repräsentativ für das Leben einer Schriftstellerin dieser Generation?
Meg Wolitzer: Klar, einige Frauen haben es damals geschafft und wurden zu bedeutenden Stimmen, aber oft gab es zu jener Zeit eine kaum verhüllte herablassende Haltung gegenüber Frauen, die sich in unkonventioneller Art für etwas einsetzten.
Bis heute haben Sie insgesamt elf Romane veröffentlicht, zuletzt "Die Interessanten", einen Bestseller. Wie würden Sie "Die Ehefrau" in Ihr bisheriges Schaffen einordnen?
Meg Wolitzer: Es war der erste Roman, den ich in der Ichform geschrieben habe, und der erste, der wütend und lustig zugleich ist. Da es Joans Standpunkt ist, hatte ich nicht das Bedürfnis, besonders maßvoll oder ausgewogen sein zu müssen, wenn es um Joe geht, denn er wird ja aus ihrem Blickwinkel beschrieben. Während "Die Interessanten" mein bisher kommerziell erfolgreichstes Buch war, sprechen mich Leute bis heute auf "Die Ehefrau" an. Der Roman ist so etwas wie ein "Schläfer".
"Die Ehefrau" thematisiert die Rolle von Frauen im literarischen Betrieb. Im Jahr 2012 haben Sie dieses Thema in einem viel beachteten Essay in der "New York Times" diskutiert. Inwiefern, denken Sie, hat der Roman das Essay vorweggenommen?
Meg Wolitzer: Mit diesem Thema habe ich mich bereits sehr lange beschäftigt. Meine Mutter ist Schriftstellerin, die in den 1960er-Jahren veröffentlichte, und ich kannte die Welt, die sie betrat, als sie zuerst ihre Geschichten und Romane veröffentlichte. Kritiker bezeichneten sie als eine Hausfrau, die zu einer Schriftstellerin wurde; als ob das ein außergewöhnliches Wunder gewesen wäre!
Denken Sie, dass sich die Dinge seither verändert haben?
Meg Wolitzer: Sicher, einiges hat sich verbessert. Seit Jahren verfolgt die Organisation VIDA die Zahl der Männer und Frauen, die in literarischen Veröffentlichungen auftauchen, und das Missverhältnis zwischen den Geschlechtern hat vielen die Augen geöffnet. Der Herausgeber eines sehr guten literarischen Magazins sagte, dass er sich aufgrund dieser Zahlen vorgenommen hat, in seiner Veröffentlichung eine Geschlechtergleichheit zu erreichen. Frauen gewinnen auch mehr Preise, denke ich. Aber es gibt noch viel zu tun, wie uns die Zahlen weiterhin zeigen.
Ein zentrales Thema des Romans "Die Ehefrau" ist der Gegensatz zwischen einer weiblichen und einer männlichen Art des Schreibens. Wie würden Sie diesen Gegensatz beschreiben, soweit er in dem Roman dargestellt ist?
Meg Wolitzer: Hmmm, es ist eine Weile her, dass ich das geschrieben habe, aber ich denke, ich habe bestimmte Dinge beschrieben, wie zum Beispiel, dass es - historisch betrachtet - eine Tatsache ist, dass die Kultur Frauen eher als Autorinnen von Kurzgeschichten, als Autorinnen, die in einer kürzeren und konzentrierteren Form arbeiten, akzeptiert, wohingegen es immer eine Sehnsucht gab, Männer langfristig, groß und ungefiltert arbeiten zu sehen.
Joan hat im Smith College studiert wie Sie. Obwohl sie "nur" die Frau eines bedeutenden Schriftstellers ist, ist sie auch eine Insiderin des Literaturbetriebs. Inwiefern ist "Die Ehefrau" autobiografisch?
Meg Wolitzer: Die Geschichte ist nicht autobiografisch, außer dass ich bisschen etwas über die Mechanismen dieser Welt wusste, da ich eine Mutter hatte, die Schriftstellerin war. Das einmal ausgenommen, ist alles ausgedacht, die Figuren waren meine Erfindungen.
Haben Sie es eigentlich genossen, über die Eitelkeiten dieses Geschäfts und speziell die der Männer zu schreiben?
Meg Wolitzer: Ja! Das war ein Vergnügen!
"Die Ehefrau" handelt außerdem von Erfolg und Ruhm im Literaturbetrieb. Was bedeutet Erfolg und Ruhm für Sie?
Meg Wolitzer: Die Wahrheit ist, dass Erfolg beides bedeuten kann: Einerseits erlaubt er jemandem, der schreibt, Zeit und Raum zu finden, um zu arbeiten, andererseits kann das Nachdenken über die Karriere auch davon ablenken. Wenn man tief in einem Buch drin ist, denkt man aber an nichts anderes als das Buch selbst und wie es gut wird. Das ist der Moment, den ich besonders mag.
Interview: Literaturtest