![Autor im Porträt Autor im Porträt](https://bilder.buecher.de/images/aktion/autoren/top-banner_xs.jpg)
Autor im Porträt
Michael Hjorth; Hans Rosenfeldt
zur AutorenweltToptitel von Michael Hjorth; Hans Rosenfeldt
Die Schuld, die man trägt / Sebastian Bergman Bd.8 (eBook, ePUB)
Die Sebastian Bergmann-Reihe: Die ersten drei Fälle in einem Band (3in1-Bundle) (eBook, ePUB)
![Michael Hjorth; Hans Rosenfeldt Michael Hjorth; Hans Rosenfeldt](https://bilder.buecher.de/shop/autoren/AUTOR/1066_hjort_rosenfeldt.jpg)
Michael Hjorth; Hans Rosenfeldt
Als Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt im deutschsprachigen Raum 2011 ihren ersten Krimi "Der Mann, der kein Morder war" vorstellten, ahnten die beiden Schweden ganz sicher noch nicht, was fur ein unglaublicher Erfolg ihre Reihe um den Kriminalpsychologen Sebastian Bergman werden wurde. Damals behaupteten Hjorth und Rosenfeldt, sie wurden jedes Jahr ein Bergman-Buch schreiben und nach funf Jahren damit aufhoren. Das mit dem "jedes Jahr ein Buch" stimmt - aber ob sie nach dem riesigen Erfolg wirklich nach funf Buchern Schluss machen? Wer wei? - und vielleicht ist ihnen selbst ja Sebastian und das Team der Stockholmer Reichsmordkommission so ans Herz gewachsen, dass es weitergeht. Schreiben konnen die beiden Erfolgsautoren jedenfalls, das hat Michael Hjorth, Jahrgang 1963, auch schon als Drehbuchautor fur Henning-Mankell-Verfilmungen bewiesen. Und auch Hans Rosenfeldt, Jahrgang 1964, ist ein in Schweden gefragter Drehbuchautor; er schrieb z. B. die Vorlage fur die ZDF-Koproduktion "The Bridge".
Hans Rosenfeldt musste erst einige berufliche "Schleifen" als Tierpfleger, Chauffeur, Lehrer und Schauspieler ziehen, bevor er zum Schreiben fand und damit anfing, fur das Fernsehen zu arbeiten. Au?erdem moderiert er gerne im Fernsehen und im Radio und ist ein Familienmensch. Wenn er nicht auftritt oder schreibt, liebt er es, Zeit mit seiner Frau und den drei Kindern zu verbringen.
Michael Hjorth begeisterte sich schon als Kind und Teenager fur Filme und Bucher. Was lag da naher, als es als Drehbuchautor zu versuchen? Nach einem Studium in New York tat er das auch und zahlt heute zu den erfolgreichsten seines Fachs in Skandinavien. Daruber hinaus grundete er eine Produktionsfirma mit, die z. B. die in Schweden gefeierte Sitcom "Svensson, Svensson" auf den Markt brachte.
Dass es den beiden so gut gelingt, als Autorenduo Bucher aus einem Guss zu schreiben, liegt sicher daran, dass sie ahnlich "ticken", ahnliche Ideen haben, die gleichen Dinge mogen. Die Arbeit als Autorenduo lauft bei Hjorth und Rosenfeldt also uberaus harmonisch - ganz im Gegensatz zum Leben ihrer Hauptfigur Sebastian Bergman. Der darf alles Asoziale der menschlichen Natur ausleben und wird dafur auch noch hei? und innig geliebt - zwar nicht von den Kollegen im Buch, aber von den Lesern der Hjorth-/Rosenfeldt-Krimis.
Das meint die buecher.de-Redaktion: Obwohl erst seit 2011 auf dem Krimibuchmarkt, zahlen Hjorth/Rosenfeldt schon zu den festen Gro?en des Genres. Und der schrag-asoziale Psychologe Sebastian Bergman ist fast schon Kult.
Ermittlerportrat Sebastian Bergman
Ja, wir wissen, dass Sebastian Bergman selbst sein gro?ter Feind ist und auch, dass er bei einem Tsunami seine Frau und seine kleine Tochter verloren hat - nur er uberlebte. Das verfolgt ihn und beschert ihm Albtraume. Doch sind wir ehrlich: Auch vor dieser personlichen Katastrophe berichteten seine Mitmenschen nicht wirklich Gutes uber ihn ... Auch als Dozent an der Uni war er gefurchtet und wer ihm aus Unwissenheit widersprach, weil er nicht wusste, wer hier vor ihm stand, hatte danach nicht mehr viel zu lachen am Lehrstuhl fur Psychologie. Sebastian war schon immer ein…mehr
Als das Autorenduo Hjorth/Rosenfeldt seine Hauptfigur, den Kriminalpsychologen Sebastian Bergman, zum ersten Mal losschickte, schrieb es auf das Buchcover: "Sie werden es lieben, ihn zu hassen." Nun, was die Liebe angeht, haben die beiden Schweden sicher Recht behalten - denn die Leser sind ganz verruckt nach diesem Ekelpaket. Begnadeter Profiler und Zyniker vor dem Herrn, skrupellos, sexsuchtig und bei Kollegen ungefahr so beliebt wie Dienst an Weihnachten. In Band drei der Reihe, "Die Toten, die niemand vermisst", beschleicht einen das Gefuhl: jetzt ist er wirklich kurz vor dem Durchdrehen.
Ja, wir wissen, dass Sebastian Bergman selbst sein gro?ter Feind ist und auch, dass er bei einem Tsunami seine Frau und seine kleine Tochter verloren hat - nur er uberlebte. Das verfolgt ihn und beschert ihm Albtraume. Doch sind wir ehrlich: Auch vor dieser personlichen Katastrophe berichteten seine Mitmenschen nicht wirklich Gutes uber ihn ... Auch als Dozent an der Uni war er gefurchtet und wer ihm aus Unwissenheit widersprach, weil er nicht wusste, wer hier vor ihm stand, hatte danach nicht mehr viel zu lachen am Lehrstuhl fur Psychologie. Sebastian war schon immer ein Rechthaber, ein Machtmensch - und es scheint, als ob seine dunkle Seite immer noch mehr an Macht gewinnen wurde. Bei fast jeder freundlichen Geste uberlegt er vorab, ob ihn in diesem Fall Nettigkeit weiterbringt. Wurde sie es nicht tun, ware er auch nicht nett, sondern bei?end gemein und verletzend.
Er liebt es, Kollegen blo?zustellen - naturlich vor versammelter Mannschaft -, doch eine Kollegin spart er aus: Vanja. Vor einiger Zeit erfuhr Bergman von einer seiner zahlreichen Exfreundinnen, dass er Vater einer erwachsenen Tochter ist. Dass diese Tochter ausgerechnet bei der Reichsmordkommission arbeitet, Vanja hei?t und Bergman hasst, macht die Sache nicht einfacher fur Sebastian. Denn er will ihr nahekommen, schlie?lich - so bildet er sich jedenfalls ein - ist sie so etwas wie Familie fur ihn. Der letzte Rest von Familie. Seine Mittel und Wege, um Vanja fur sich zu gewinnen, gehen allerdings uber alle Grenzen. Vanja ratselt derweilen, warum dieser leicht ubergewichtige und nicht gerade gutaussehende Egomane so einen Schlag bei Frauen hat. Er muss einen Trick haben. Wer wei?, vielleicht kann dieser Sebastian Bergman ja auch richtig nett sein, auch ganz ohne Berechnung ... vielleicht aber auch nicht.
Interview mit Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt
Hjorth/Rosenfeldt: Nein, mit so einem Erfolg haben wir nicht wirklich gerechnet. Aber wir mochten die Idee, einen "Helden" zu erschaffen, der so voller emotionaler Probleme steckt, sich unmoglich benimmt und ein unsolides Leben fuhrt. "Sie werden es lieben, ihn zu hassen!" - das sagen wir ja unseren Lesern ... Aber naturlich haben wir Sebastian auch eine andere Seite mitgegeben, eine versohnlichere Seite. Er hat seine Familie bei einem Tsunami verloren und nun erfahren, dass er eine erwachsene Tochter hat, von der er bislang nichts wusste. Wir glauben, dass ihn unsere Leser deshalb gut finden, weil er zwar ein Ekel ist und andere Menschen schlecht behandelt ... aber er selbst geht mit sich noch schlechter um. Und er genie?t es auch nicht, das zu tun, fahrt nicht darauf ab, gemein zu sein. Er ist es einfach.…mehr
Ihr "Held" Sebastian Bergman ist Psychologe - aber alles andere als ein netter und verstandnisvoller Zeitgenosse. Er ist zynisch, hochintelligent, asozial und sexsuchtig - und dennoch lieben die Leser ihn, seit er 2011 zum ersten Mal ermittelte. Hatten Sie mit so einem Erfolg gerechnet und wie erklaren Sie sich diesen Sympathiebonus fur Sebastian?
Hjorth/Rosenfeldt: Nein, mit so einem Erfolg haben wir nicht wirklich gerechnet. Aber wir mochten die Idee, einen "Helden" zu erschaffen, der so voller emotionaler Probleme steckt, sich unmoglich benimmt und ein unsolides Leben fuhrt. "Sie werden es lieben, ihn zu hassen!" - das sagen wir ja unseren Lesern ... Aber naturlich haben wir Sebastian auch eine andere Seite mitgegeben, eine versohnlichere Seite. Er hat seine Familie bei einem Tsunami verloren und nun erfahren, dass er eine erwachsene Tochter hat, von der er bislang nichts wusste. Wir glauben, dass ihn unsere Leser deshalb gut finden, weil er zwar ein Ekel ist und andere Menschen schlecht behandelt ... aber er selbst geht mit sich noch schlechter um. Und er genie?t es auch nicht, das zu tun, fahrt nicht darauf ab, gemein zu sein. Er ist es einfach. Vielleicht bestraft er sich da fur etwas, vielleicht dafur, dass er seine kleine Tochter damals im Tsunami losgelassen hat. Er hat uberlebt, sie nicht.
So hoffen wir auch, dass unsere Leser - wie wir ubrigens auch - Sebastian die Daumen drucken, dass doch noch alles gut wird fur ihn. Auch wenn er es immer wieder schafft, die Dinge noch mehr durcheinanderzubringen, als zum Beispiel seine personlichen Probleme anzugehen. Er ist als Psychologe so brillant darin, andere Menschen "zu lesen", zu sagen, was in ihnen vorgeht - doch wenn es um ihn geht, versagt er total darin.
Sebastian verlor seine Frau und seine kleine Tochter bei einer Tsunamikatastrophe. Seitdem ist er noch unausstehlicher. Aber er geht zu einem Therapeuten: Stefan ist einer seiner ehemaligen Studenten. Warum vertraut er sich ihm an, kann er sich ihm anvertrauen?
Hjorth/Rosenfeldt: Nun, seitdem es in Sebastians Leben so viele Geheimnisse und Lugen gibt, braucht er einfach jemanden zum Reden. Stefan ist einer der wenigen Menschen, die Sebastian respektiert, und er hat immerhin die Gro?e, zu kapieren, dass er es braucht, die Wahrheit sagen zu konnen. Tief im Inneren konkurriert er zwar immer mit Stefan, aber so ist Sebastian eben, er kann nicht anders.
Als Sebastian erfuhr, dass er eine mittlerweile erwachsene Tochter hat, verandert sich etwas in ihm. Doch es ist nicht etwa so, dass er sich seiner Tochter offenbart, nein, er spioniert ihr nach, versteckt sich nachts vor ihrem Haus im Gebusch. Es fehlt nicht mehr viel und Sebastian scheint vollig durchzudrehen - warum verliert er sich so in dieser Obsession?
Hjorth/Rosenfeldt: Weil genau dieses Obsessive Sebastians Natur ist. Er kann nicht anders und er trifft eigentlich immer die schlechteste Entscheidung von allen, geht standig zu weit und hat kein Gefuhl dafur, wann es genug ist. Er wei?, dass er ihr wohl nie auf "normalem" Weg nah sein kann und so gibt ihm diese Nahe, nachts vor ihrem Haus, so etwas wie Erfullung. Sebastian ist eben nicht normal, und wenn er etwas will, sich in etwas verbissen hat, lasst er das niemals wieder los. Egal ob das Vanja ist oder ein Killer, den er jagt. Das ist zugleich seine beste und seine schlimmste Eigenschaft.
Sie schreiben Ihre Bucher zu zweit. Wie konnen wir uns das ganz praktisch vorstellen?
Hjorth/Rosenfeldt: Wir sind beide Drehbuchautoren und daher an Zusammenarbeit gewohnt. Wir sitzen viel zusammen an der Geschichte, arbeiten daran, auch im selben Zimmer - und dann entwickeln wir den Plot. Dann teilen wir alles in Kapitel und schreiben die getrennt voneinander. Alles was fertig ist, schicken wir per E-Mail einander zu, sprechen daruber, machen Anderungen etc. Und am Ende, zum Abschluss des Buches, sitzen wir wieder zusammen und arbeiten gemeinsam mit der kompletten Geschichte, redigieren, spuren nach, ob alles passt, so wie es ist. Ganz zum Schluss ubernimmt Hans die Aufgabe, alles nochmal sprachlich durchzugehen und der Geschichte einen einheitlichen Tonfall zu geben.
In "Die Toten, die niemand vermisst" bekommt es Sebastian auch mit Ellinor Bergkvist zu tun. Er verbrachte eine Nacht mit ihr und mehr sollten es auch nicht werden. Doch Ellinor scheint alles zu ignorieren, was ihr Sebastian an Gemeinheiten an den Kopf schmei?t und zieht schlie?lich sogar bei ihm ein. Fur Sebastian ist sie "eine Haushaltshilfe, mit der er auch Sex" hat ... Was fur eine Frau ist Ellinor und warum glaubt Sebastian, sie sei nicht ganz normal im Kopf?
Hjorth/Rosenfeldt: Sebastian und Ellinor trafen sich schon mal in "Die Frauen, die er kannte". In "Die Toten, die niemand vermisst" sehen wir nun, was daraus entstanden ist und weiter entsteht - mit allen Konsequenzen. Ellinor gehort zu den Frauen, die schnell eine ungesunde Beziehung mit den Mannern aufbauen, auf die sie sich einlassen. Sie hat klare und sehr ausgepragte Stalkertendenzen. Und sie legt sich die Wirklichkeit so zurecht, dass alles in ihr Weltbild passt. Sie ist jederzeit dazu bereit, alles fur den Mann ihrer Traume zu tun - und in diesem Fall ist das Sebastian. Warum er denkt, dass Ellinor verruckt ist? Das ist einfach zu erklaren: Sie ist wirklich total verruckt. Und wir sind - ehrlich gesagt - ziemlich uberrascht daruber, dass Sebastian das nicht fruher gemerkt hat.
Wir wollen naturlich das Ende nicht verraten - aber Sie schaffen es wieder einmal, mit einem Cliffhanger abzuschlie?en, der einen schier verzweifelt nach Band 4 rufen lasst. Wann geht es weiter mit Sebastian Bergman?
Hjorth/Rosenfeldt: In Schweden und Deutschland erscheint Band 4 im Herbst 2014.
Interview: Literaturtest