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Michael Robotham
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Die Totgeglaubte / Cyrus Haven Bd.4
Seit Evie Cormac als Kind entführt und gefangen gehalten wurde, ist ihre Erinnerung an diese Zeit wie ausgelöscht. Bis sie an einem heißen Sommertag Zeugin eines Bootsunfalls an der Küste von Lincolnshire wird. Siebzehn Leichen werden ans Ufer gespült, es gibt nur einen Überlebenden, zwei Frauen werden vermisst. Der forensische Psychologe Cyrus Haven erkennt sofort, dass diese Tragödie Evies Erinnerungen triggert. Wenn er dieses Verbrechen aufklärt, kann er das Geheimnis um ihre Vergangenheit lüften. Doch wie hoch ist der Preis, den Evie dafür zahlt? Je näher sie der Wahrheit kommen, desto tödlicher wird die Gefahr ...
»Robotham: Weltklasse!« Die Zeit
»Ohne jeden Zweifel: Michael Robotham ist definitiv einer der besten Thrillerautoren der Welt.« literaturmarkt
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Die Totgeglaubte / Cyrus Haven Bd.4 (eBook, ePUB)
»Robotham: Weltklasse!« Die Zeit
»Ohne jeden Zweifel: Michael Robotham ist definitiv einer der besten Thrillerautoren der Welt.« literaturmarkt
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Michael Robotham
Seine Bestseller heißen "Amnesie", "Der Insider", "Todeswunsch" oder "Bis du stirbst" (2013) und selbst Nichtkrimileser können mit dem Namen Michael Robotham etwas anfangen. Seine (Polit-)Thriller werden von Lesern wie Kritikern gelobt: Viele lieben den Robotham-Stil, diesen schnellen, harten "Beat", mit dem er einen in seine Geschichten hineinzieht, hineinreißt - zu einer atemlosen und bis zuletzt spannenden Fahrt.
Dass er dabei auch seinen Figuren große Aufmerksamkeit schenkt und stimmige Charaktere wie den (mittlerweile) Expolizisten Vincent Ruiz oder dessen guten Freund, den Psychotherapeuten Joe O'Loughlin, erschaffen kann, beweist sein Können als Autor. Robotham, 1960 in Australien geboren, hat das Schreiben von der Pike auf gelernt. Seit 1979 arbeitete er als Journalist in Sydney und London, u. a. für The Daily Telegraph, die Sunday Times oder den Tatler. 1993 stieg er aus dem Tagesgeschäft aus, blieb aber dem Schreiben treu: Er arbeitete als Ghostwriter und verfasste Biografien von Politikern oder Prominenten wie z. B. Geri Halliwell. Auch hier brachte er es schon zum Bestsellerautor - allerdings zu einem "ohne Namen".
Wie gut, dass sich Robotham dafür entschieden hat, selbst ins Rampenlicht zu treten und als Schriftsteller zu arbeiten. Sein erstes Buch unter seinem Namen erschien 2004, hieß "The Suspect" ("Adrenalin"), wurde sofort ein Bestseller und verkaufte sich auf Anhieb in 22 Ländern - der Erfolg hat ihn und seine Bücher seither nicht verlassen. Robotham lebt mit seiner Frau und drei Töchtern in der Nähe von Sydney.
Das meint die buecher.de-Redaktion: Intelligente Thriller mit glaubwürdigen Figuren und der schnelle Robotham-"Beat" überzeugen Buch für Buch. Er kann es einfach!
"Der Schlafmacher" - Krimi des Monats - Januar
Die Wut des Täters: Er hat 36-mal auf Elizabeth Crowe eingestochen
Der Plot: Eine Mutter, Elizabeth Crowe, 43, und deren Tochter Harper, in der Tatnacht 18 geworden, werden in einem abgelegenen englischen Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert, der "Windy Hill Farm", ermordet. Auf den Körper der Mutter wurde 36-mal eingestochen, der Täter muss eine ungeheure Wut auf sie gehabt haben. Das Buch allerdings…mehr
Dass Michael Robotham in der ersten Liga der Krimi- und Thrillerautoren spielt, wissen alle, die jemals einen Robotham gelesen haben. Er versteht es wie kaum ein anderer, Figuren aus Fleisch und Blut zu erschaffen - echt, glaubwürdig und mit einer psychologischen Tiefe, die man in diesem Genre so nicht allzu oft findet. Und er hat diesen ganz eigenen Beat, den Robotham-Drive, mit dem er seine Geschichten schnell und hämmernd vorantreibt. Diesmal allerdings, in "Der Schlafmacher", schaltet der australische Autor mindestens einen Gang zurück und erzählt ruhig und konzentriert eine Story, die es in sich hat. Und natürlich kommen auch die Fans von Joe O'Loughlin, dem Psychologen, und Vincent Ruiz, dem Ex-Cop, wieder einmal voll auf ihre Kosten!
Die Wut des Täters: Er hat 36-mal auf Elizabeth Crowe eingestochen
Der Plot: Eine Mutter, Elizabeth Crowe, 43, und deren Tochter Harper, in der Tatnacht 18 geworden, werden in einem abgelegenen englischen Bauernhaus aus dem 17. Jahrhundert, der "Windy Hill Farm", ermordet. Auf den Körper der Mutter wurde 36-mal eingestochen, der Täter muss eine ungeheure Wut auf sie gehabt haben. Das Buch allerdings beginnt damit, dass wir zunächst den Täter kennenlernen. Wer er ist, das erfahren wir zwar bis zum ungemein spannenden Finale nicht, aber immer wieder berichtet er uns von seinem Innenleben, seinen Gedanken, Gefühlen und seiner Wut. Seine Mutter starb bei einem Autounfall - den Kopf im Schoß eines anderen Mannes, dessen "bestes Stück" im Mund. Dies hat ihr ihr Mann nie verziehen. Für ihn schmort sie in der Hölle, und das erzählt er so auch dem neunjährigen Jungen, der unser Täter damals war. Keiner hat ihm gesagt, warum sein Vater so denkt. Doch alle wussten es und zerrissen sich hinter vorgehaltener Hand den Mund darüber ...
Er nennt sich "Mindhunter" und hat das Vertrauen der Polizei missbraucht ...
Schnitt. Professor Joe O'Loughlin, forensischer Psychologe und seit einiger Zeit mit einem "Zellengenossen" namens Parkinson lebenslang verbunden, liegt gemütlich auf einem Rasen in Oxford und wartet auf seine älteste Tochter Charlie. Die sieht sich am College um, hat aber irgendwie noch gar keinen Plan, was sie studieren soll. Gerade, als Joes Exfrau Julianne ihm anbietet, den Sommer zusammen zu verbringen, klingelt sein Handy. Am anderen Ende: Chief Superintendent Ronnie Cray. Sie bittet ihn als Freundin, sich den Tatort in der "Windy Hill Farm" anzusehen. Eigentlich macht Joe so etwas gar nicht mehr, doch dann erwähnt Ronnie Cray, dass sich ein anderer Psychologe - er nennt sich "Mindhunter" - bei ihr gemeldet und sich auf Joe O'Loughlin berufen hätte.
Jemand hat Professor Joe O'Loughlins Namen benutzt, um Türen zu öffnen ...
"Er sagt, Sie hätten ihm alles beigebracht, was er weiß", so Cray. Jemand hat also Joes Namen benutzt, um Türen zu öffnen und das Vertrauen der Polizei zu gewinnen. Joe verachtetsolche Typen, die sich ins Rampenlicht drängen, sensationshungrig und ruhmsüchtig. Und sein ehemaliger Student hat seine Dienste angeboten, bekam Zugang zu Tatortfotos und Zeugenaussagen - und ging mit diesem Wissen schnurstracks an die Öffentlichkeit. So hat er Details, die geheim bleiben sollten, preisgegeben. Joe sieht sich in der Pflicht, das unprofessionelle Gebaren seines Exstudenten auszubügeln und betritt den Tatort. Danach schlägt Cray, nachdem Joe sich umgesehen hat, ein Album mit Tatortfotos auf.
"Trotz der Spuren an der Wand bin ich nicht auf die Wucht der Bilder vorbereitet. Auf den ersten Blick sehen sie aus wie Szenenbilder eines B-Horrorfilms aus Hollywood, bei dem eimerweise Blut verschüttet wurde. Auf dem Boden ist die Leiche einer Frau zu erkennen, ihre Arme und Beine sind gespreizt, ihre Hände bittend nach oben gewandt. Ihr halbnackter Körper ist völlig verstümmelt. Gemetzelt. Geschändet."
Die tote Mutter hatte Sex an öffentlichen Orten - mit sehr vielen Partnern
Joe zögert noch, in den Fall einzusteigen. Doch wir wissen: Er wird es tun. Denn der Täter schlägt wieder zu. Zum Kreis der Verdächtigen zählt u. a. der Bauunternehmer Dominic Crowe. Seine nun tote Ex hatte ihn, so wird erzählt, schamlos ausgenommen und ihn dann fallen lassen. Oder der seltsame Nachbar Tommy. Er lebt noch bei seiner Großmutter, gilt als simpel gestrickt und könnte ein Auge auf Tochter Harper geworfen haben. Als klar wird, dass Elizabeth kein Kind von Traurigkeit war und ihre wechselnden Sexpartner in einschlägigen Onlineportalen gefunden hat, wächst die Zahl der möglichen Täter enorm. Joe O'Loughlin, natürlich längst in den Fall eingestiegen, bittet Ex-Cop und Freund Vincent Ruiz um Unterstützung. Der meckert zwar zuerst - er arbeitet nicht gern für Ronnie Cray, die er spöttisch "der dicke Wachtmeister" nennt -, aber für seinen Freund Joe tut er es dennoch.
Sollte sich die Theorie bewahrheiten, dass Elizabeth einfach den Falschen ausgesucht hat bei ihren Sextreffen oder liegen die Karten ganz anders? Der Täter, wir sind seine Mitwisser, beobachtet Joe derweilen dabei, wie er sich im Farmhaus umsieht ...
"Ich will wissen, was der Fremde hier macht. Ich mag es nicht, wenn Dinge sich verändern ... Die Leute unterschätzen mich meistens. Das habe ich mein Leben lang perfektioniert. Der Trick besteht darin, die Latte nicht zu hoch zu legen. Man darf nie zu clever sein. Sich nie freiwillig melden. Nie Erster oder Letzter sein. Sei durchschnittlich, sei gewöhnlich, sei unsichtbar in der Menge ..."
Werden Joe und Vincent den Unsichtbaren finden und ihn stoppen können - und wenn ja, zu welchem Preis? Der Fall, in den auch Joes Tochter Charlie gerät, wird Joe jedenfalls immer in Erinnerung bleiben. Er braucht nun Vincent nötiger denn je an seiner Seite. Als sehr guten Freund und Vertrauten ...
Der Schlafmacher - Interview mit Michael Robotham
Michael Robotham: Cray "überzeugt" Joe mit dem Thema "Schuld", in die Ermittlungen einzusteigen: Einer von Joes ehemaligen Studenten, Milo Coleman, der sich als Profiler unter dem Namen THE MINDHUNTER selbstständig gemacht hat, hat Informationen an die Medien weitergegeben und so die Ermittlungen gefährdet. Und Ronnie Cray sagt Joe, er habe die moralische Verpflichtung, das wiedergutzumachen.
Die zwei ermordeten Frauen bleiben nicht die einzigen Opfer - allen gemeinsam ist, dass sie ein "A" auf die Stirn geritzt bekommen haben. In diesem Fall scheint nichts so zu sein, wie man glaubt, und Joe bittet seinen Freund, den Ex-Cop Vincent Ruiz, um Hilfe. Das Dreamteam ermittelt also wieder gemeinsam. Was ist das eigentlich, das Joe und Vincent so eng verbindet?
Michael Robotham: Kennengelernt haben Joe und Vincent sich in meinem ersten Roman ADRENALIN - zunächst waren sie allerdings alles…mehr
Eine Mutter und ihre Tochter werden tot in der abgelegenen "Windy Hill Farm" in der Nähe von Clevedon gefunden. Chief Superintendent Ronnie Cray schafft es, Joe O'Loughlin zum Tatort zu locken, obwohl Joe nicht mehr als Profiler arbeitet. Wie?
Michael Robotham: Cray "überzeugt" Joe mit dem Thema "Schuld", in die Ermittlungen einzusteigen: Einer von Joes ehemaligen Studenten, Milo Coleman, der sich als Profiler unter dem Namen THE MINDHUNTER selbstständig gemacht hat, hat Informationen an die Medien weitergegeben und so die Ermittlungen gefährdet. Und Ronnie Cray sagt Joe, er habe die moralische Verpflichtung, das wiedergutzumachen.
Die zwei ermordeten Frauen bleiben nicht die einzigen Opfer - allen gemeinsam ist, dass sie ein "A" auf die Stirn geritzt bekommen haben. In diesem Fall scheint nichts so zu sein, wie man glaubt, und Joe bittet seinen Freund, den Ex-Cop Vincent Ruiz, um Hilfe. Das Dreamteam ermittelt also wieder gemeinsam. Was ist das eigentlich, das Joe und Vincent so eng verbindet?
Michael Robotham: Kennengelernt haben Joe und Vincent sich in meinem ersten Roman ADRENALIN - zunächst waren sie allerdings alles andere als Freunde. Vincent verdächtigte Joe, eine ehemalige Patientin ermordet zu haben, und war fast das ganze Buch über damit beschäftigt, Beweise dafür zu sammeln. Als am Schluss aber klar wird, wer wirklich der Mörder ist, schließen Joe und Vincent Waffenstillstand. Freunde werden die beiden dann im zweiten Buch AMNESIE: Vincent wird niedergeschossen, leidet unter Gedächtnisverlust und kann nur mit Joes Hilfe herausfinden, was passiert ist.
Ihre Psychothriller spielen in einer ganz eigenen Liga, weil Sie es schaffen, all Ihre Figuren glaubwürdig zum Leben zu erwecken. Hochspannung trifft bei Michael Robotham immer auf psychologisch fein austarierte Charaktere. Wie wichtig ist Ihnen die Entwicklung Ihrer Figuren?
Michael Robotham: Viele Leute glauben fälschlicherweise, dass es bei Thrillern vor allem um den Plot geht - ich finde, dass die Figuren an erster Stelle stehen sollten, denn an sie erinnern sich die Leser auch dann noch, wenn sie die Story des Buches schon lange wieder vergessen haben. Und es sind die Figuren, die Leser immer wieder zu den Büchern eines bestimmten Autors greifen lassen. Ich bin sonst kein Freund von Mottos, aber über meinem Schreiben stehen die drei Worte MAKE THEM CARE.
Dann stimmt es also, dass die Worte "MAKE THEM CARE" über Ihrem Schreibtisch hängen?
Michael Robotham: Ja, das stimmt. Wie schon erwähnt, sind diese drei Worte so etwas wie ein Motto für mein Schreiben. Wir alle kennen sicher die Situation, dass wir ein Buch lesen oder einen Film oder eine Fernsehsendung sehen und dass uns eine bestimmte Figur völlig gleichgültig bleibt. Es ist uns egal, ob er seine Angebetete erobert, ob er den Fall löst, den Berg besteigt oder bis an sein Ende glücklich und zufrieden ist. Ich aber will, dass meine Figuren dem Leser nicht egal sind. Ich möchte, dass sie über sie lachen, ihretwegen weinen, von ihnen zum Nachdenken angeregt werden und sich an sie erinnern.
"Ich hege keinen Groll gegen irgendwen. Nachdem ich so viel unterschiedliches Leid gesehen habe, frage ich mich allmählich, ob das vielleicht meine Aufgabe ist, den Schmerz aufzusaugen, damit andere ein angenehmeres, glücklicheres Leben geschenkt wird", sagt Joe O'Loughlin im Buch ... Muss er diesmal noch mehr einstecken als in den Thrillern vorher?
Michael Robotham: In "Der Schlafmacher" muss Joe sich mit seiner wohl größten Angst auseinandersetzen, und auch wenn er ein tiefes Verständnis für die menschliche Natur hat, können doch nicht alle, die er liebt, gerettet werden. Joe ist eine wunderbare Figur, aber als ich ihn damals in meinem ersten Buch einführte, wollte ich diese Figur eigentlich gar nicht weitererzählen. Ich gab ihm damals Parkinson und damit gewissermaßen ein Verfallsdatum - es gibt also eine Grenze, wie lange Joe noch weitermachen kann, und jedes Buch könnte das letzte für ihn sein.
Gleich zu Anfang erfahren wir auch etwas über das Kindheitstrauma des Täters: Seine Mutter starb bei einem Autounfall. Das pikante Detail, das dem Sohn lange verschwiegen wurde: Die Mutter saß mit einem anderen Mann im Wagen, dessen bestes Stück im Mund. So starb sie auch. Der Vater erzählte dem Sohn daraufhin, dass seine Mutter nun in der Hölle schmort und das auch verdient hat. Wie kommen Sie auf solche Settings - irgendwo gelesen oder ausgedacht?
Michael Robotham: Wie alle Schriftsteller schöpfe ich aus den unterschiedlichsten Quellen. Ich habe viele Jahre als Journalist gearbeitet und dabei eine Menge Geschichten gesammelt. Auch heute noch bin ich ein Nachrichten-Junkie, lese jeden Tag mindestens drei Zeitungen und höre morgens zum Wachwerden immer den Newskanal im Radio. Außerdem sammle ich Gesprächsfetzen und Anekdoten von Freunden, Familienangehörigen, Kollegen und auch Lesern. Also immer schön vorsichtig sein, was man einem Schriftsteller so erzählt - es könnte sich in seinem nächsten Buch wiederfinden.
Joe O'Loughlin lebt getrennt von seiner Frau Julianne. Seine ältere Tochter Charlie geht bald aufs College in Oxford und behauptet, sie wolle Psychologie studieren und wie Joe auch als forensische Psychologin arbeiten. Sie will in "Der Schlafmacher" unbedingt bei den Ermittlungen helfen. Erlaubt Joe ihr das?
Michael Robotham: Wie Charlie Joe in "Der Schlafmacher" erklärt, hat er gar keine andere Wahl. Sie ist 18 und kann selbst entscheiden, was sie studiert - und sie will verstehen, warum ein Mann sie viele Jahre zuvor entführt und gefangen gehalten hat. Joe hat immer gehofft, dass Charlie diese Erlebnisse vergessen hätte und über sie hinweggekommen wäre, doch nun wird er mit der Erkenntnis konfrontiert, dass ein solches Trauma niemals verschwindet.
Interview: Literaturtest
Ermittlerporträt Vincent Ruiz
Jedes Jahr an Vincents Geburtstag schickt ihm…mehr
Michael Robotham scheint an dem Excop Vincent Ruiz - "Er hat kein Herz aus Gold, nein, er hat ein noch viel kostbareres Herz" - sehr zu hängen. Der ehemalige Detective spielte in bislang jedem seiner Thriller eine Rolle. Der mittlerweile 62-jährige Pensionist war und ist ein Cop alter Schule - einmal Cop, immer Cop. Der frühe Tod seiner Frau Laura - mit ihr hat er zwei Kinder, die Zwillinge Michael und Claudia - knockte ihn aus. Zwei weitere Ehen folgten, gingen in die Brüche und es scheint, als sei Vincent zum Zyniker geworden. Sein größtes Versagen - er sieht es jedenfalls so - war der Selbstmord von Jane Lanfranchi. Sie wurde als 16-Jährige von Ray Garza vergewaltigt und entstellt. Das ist nun 22 Jahre her. Das Trauma hat sie besiegt - und Vincent konnte nicht halten, was er ihr damals versprochen hatte: sie zu beschützen. Seit 22 Jahren quält ihn diese "Niederlage" und seit 22 Jahren heißt sein Erzfeind daher Ray Garza. Der ist mittlerweile leider - obwohl skrupelloser Krimineller - in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Er "bekommt Medaillen von ihrer Majestät und wird als Philanthrop und Kunstmäzen erwähnt".
Jedes Jahr an Vincents Geburtstag schickt ihm Garza eine Glückwunschkarte als Erinnerung an den Fall Jane und als Verhöhnung. Seinen Schmerz - den körperlichen und den seelischen - betäubt Ruiz mit Alkohol. Der schwere Trinker hat diese unglückselige "Tradition" von seiner Mutter übernommen. Körperlich leidet Vincent an den Spätfolgen eines Dumdumgeschosses, das sein linkes Bein traf. Es fühlt sich immer noch an, "als würden Ameisen an seinem narbigen Fleisch nagen", und es kostete ihn eine Höllenanstrengung, von den Schmerzmitteln loszukommen. Immerhin das. Wer nun denkt, Vincent sei verwahrlost, liegt falsch. Er hat seine Routine und er hat so etwas wie eine "Minifamilie": seine 18-jährige Untermieterin Darcy, die Tanz an der Royal Ballet School studiert.
Für Darcy, sehr direkt und ziemlich schlau, ist Vincents Exfrau Nummer drei, Miranda, eine "Freundin mit gewissen Vorzügen". Soll heißen, ab und an landen Vincent und Miranda trotz Trennung miteinander im Bett. Was beide genießen. Und auch Vincents Gehirn funktioniert immer noch prächtig: "Er hortet Erinnerungen wie ein Geizhals, der sein Gold zählt - Namen, Daten, Orte, Zeugen, Verdächtige und Opfer [...] Deshalb kann er zurückgreifen und Details von Kriminalfällen von vor fünf, zehn Jahren herauspflücken und sich an sie erinnern, als wären sie erst gestern passiert. Er kann Tatorte heraufbeschwören, Unterhaltungen aufleben lassen und dieselben Lügen noch einmal hören." Vincent lässt also nie locker - Pensionierung hin oder her. Und er macht seine eigenen Regeln, geht an die Grenzen oder darüber hinaus. Ray Garza hat er immer auf dem Schirm … Ob Michael Robotham ihm die Gelegenheit gibt, Ray Garza dranzukriegen? Nun, in "Bis du stirbst" kommt ihm Vincent verdammt nahe - doch ist es nahe genug?
Interview mit Michael Robotham
Michael Robotham: Die meisten Autoren werden Ihnen sagen, dass es weitaus interessanter ist, über Bösewichter zu schreiben als über Helden. Ich glaube, Schauspieler sehen das ganz ähnlich. In "Bis du stirbst" gibt es einige bemerkenswerte Schurken, der größte von ihnen ist Ray Garza, einer der übelsten, die ich je erfunden habe.
Garza hat seine kriminelle Karriere als Soldat begonnen. Während des ersten Golfkriegs, als der Irak in Kuwait einmarschierte, arbeitete er in der Logistik und beim Transport. Nachdem die Alliierten die Iraker wieder zurück durch die Wüste gezwungen hatten, blieben Hunderte von Luxusautos…mehr
In "Bis du stirbst" erzählen Sie uns die wirklich unglaubliche Geschichte von Sami Macbeth. Er saß drei Jahre unschuldig im Gefängnis und hatte dort fälschlicherweise den Ruf eines legendären Safeknackers. Sami stellte das Missverständnis nicht klar, sicherte es ihm doch im Knast den Respekt seiner Mitgefangenen. Leider haben auch ein paar üble Jungs außerhalb der Gefängnismauern von Samis angeblichen Fertigkeiten gehört, und er gerät, kaum in Freiheit, in den größten Schlamassel seines Lebens. Wer hat es auf Sami abgesehen?
Michael Robotham: Die meisten Autoren werden Ihnen sagen, dass es weitaus interessanter ist, über Bösewichter zu schreiben als über Helden. Ich glaube, Schauspieler sehen das ganz ähnlich. In "Bis du stirbst" gibt es einige bemerkenswerte Schurken, der größte von ihnen ist Ray Garza, einer der übelsten, die ich je erfunden habe.
Garza hat seine kriminelle Karriere als Soldat begonnen. Während des ersten Golfkriegs, als der Irak in Kuwait einmarschierte, arbeitete er in der Logistik und beim Transport. Nachdem die Alliierten die Iraker wieder zurück durch die Wüste gezwungen hatten, blieben Hunderte von Luxusautos und geplünderte Gerätschaften zurück, die während des Rückzugs aufgegeben wurden. Ölbohrvorrichtungen, Bagger, Jachten, Hubschrauber, Privatjets - Garza fand einen Weg, diese Dinge aus Kuwait herauszubringen und wurde reich damit. Zu der Zeit, in der der Roman beginnt, hat er es bereits zu einer tragenden Rolle der Gesellschaft gebracht, er ist steinreich, wird in die Downing Street Nr. 10 eingeladen und geht bei der Königin ein und aus. Doch hinter all dem Reichtum bleibt er ein rücksichtsloser und brutaler Psychopath.
"Ein ganz schlechter Tag" - so lautet die Anfangsheadline und stimmt ein auf das, was uns Leser auf den nächsten 350 Seiten erwartet. Alles beginnt mit einer Bombenexplosion in der Londoner U-Bahn ... Sami überlebt knapp und wird verfolgt. In die Enge getrieben, behauptet er, er habe eine Bombe in seinem Rucksack - damit scheint sein Schicksal besiegelt und die Jagd beginnt. Als Leser ertappt man sich immer wieder dabei, mit Sami mitzufiebern und fühlt sich ihm verbunden. Erging es Ihnen beim Schreiben ähnlich?
Michael Robotham: Die Idee für "Bis du stirbst" kam mir kurz nach den Attentaten auf die Londoner U-Bahn im Juli 2005, als drei Sprengsätze in der U-Bahn und ein vierter in einem Doppeldeckerbus gezündet wurden. Kurz darauf war ich in London, und das Gefühl von Angst und Misstrauen war überall. Ich bin oft mit der U-Bahn gefahren und hatte einen kleinen Rucksack mit Wasser und Notizbüchern dabei. Ich bemerkte, wie die Menschen den Rucksack zwischen meinen Füßen ansahen. Da fragte ich mich, was passieren würde, wenn etwas anderes darin stecken würde, das man niemandem zeigen könnte - nicht unbedingt eine Bombe, aber etwas Illegales. Würde man sich weigern, seinen Rucksack für eine Inspektion zu öffnen oder wegrennen, könnte man leicht als Terrorist verdächtigt werden.
Auch eine andere Geschichte war mir noch sehr präsent: das war der Tod von Jean de Menezes in der U-Bahnstation Stockwell. Er wurde von Sicherheitskräften erschossen, die ihn fälschlicher Weise für einen Selbstmordattentäter hielten. Ohne jegliche Vorwarnung feuerten sie sieben Schüsse auf seinen Körper ab - auf einen unschuldigen Menschen. Ich wollte diesem Gefühl der Angst und der Massenhysterie auf den Grund gehen, das so eine Tragödie verursachen konnte, weshalb ich Sami Macbeth erfand - einen zufälligen Terroristen und den unglücklichsten Menschen der Welt.
Vincent Ruiz, ehemaliger Polizist, ist eine Figur, die in allen Ihren Büchern eine Rolle spielt - so auch in "Bis du stirbst". Für alle, die Vincent noch nicht kennen sollten: Was für ein Typ ist er und warum lässt er sich in "Bis du stirbst" von seiner Exfrau dazu überreden, ein Auge auf Sami zu haben?
Michael Robotham: Vincent Ruiz ist die einzige Figur, die in allen meinen Romanen auftaucht - entweder als Erzähler oder als Nebencharakter. Er ist ganz anders als Joe O'Loughlin. Er ist ein schwerer Trinker, ein Ex-Detective mit einem harten Leben, drei gescheiterten Ehen und einer alkoholkranken Mutter - ein Leben voller Tiefschläge. Gleichzeitig hat er einen wunderbaren Sinn für Humor und eine pragmatische Weltsicht. Ich würde nicht sagen, dass er ein Herz aus Gold hat - denn es ist noch viel wertvoller ...
Ruiz trifft im Lauf seiner Nachforschungen auf seinen ärgsten Feind. Kommt es zum Showdown?
Michael Robotham: Wie viele Ermittler verfolgen auch Ruiz bestimmte Fälle noch lange, nachdem er im Ruhestand ist. Das sind die Verbrechen, die nicht aufgeklärt oder Täter, die nicht verurteilt werden konnten. In Ruiz' Fall ist das der Verbrecher Ray Garza. Dabei geht es nicht nur um Geld oder Status. Garza hatte einst ein sechzehnjähriges Mädchen vergewaltigt und entstellt - sie wollte Schönheitskönigin werden. Ihr Leben war zerstört, aber Garza konnte sich einer Strafe entziehen. Und als ob das nicht reichen würde, schickt er jedes Jahr eine Geburtstagskarte, um den Finger in die Wunde zu legen.
Garza ist der Mann, der Ruiz im Traum verfolgt, aber er hat sich bislang als unantastbar erwiesen.
In "Bis du stirbst" reichen die kriminellen Verstrickungen in höchste Polizeikreise, die Korruption blüht, Morde werden vertuscht. Die wenigen Aufrechten scheinen auf verlorenem Posten zu stehen ... Sehen Sie die Realität ähnlich pessimistisch?
Michael Robotham: Ich halte sehr viel von den Mitarbeitern der Strafverfolgungsbehörden. Die meisten von ihnen arbeiten hart, gewissenhaft und sie machen unsere Straßen sicher. Doch ich habe viele Jahre als Journalist gearbeitet, weswegen ich weiß, dass Korruption auf allen Ebenen der Geschäftswelt, bei der Polizei und in der Politik vorkommt. Einige sind aktiv beteiligt, andere schauen lieber weg oder schweigen, anstatt etwas zu unternehmen.
Sie müssen sich nur die jüngsten Ereignisse in Großbritannien im Zusammenhang mit von Zeitungen gehackten Telefonen und illegalen Zahlungen an die Polizei anschauen, um zu erkennen, dass wir nicht in einer perfekten Welt leben. Ich bin kein Verschwörungstheoretiker. Ich glaube nicht, dass die Arbeit der Regierung bis ins Mark verdorben oder durch und durch korrumpiert ist. Aber so lange es organisierte Kriminalität gibt, werden Menschen der Gier, Erpressungen oder Drohungen erliegen.
Trotz der düsteren Geschichte und der atemlosen Jagd blitzen in dem Buch immer wieder herrlich komische Szenen auf, z. B. die Tresorszene oder die "Geiselnahme". Sie scheinen diese Mischung aus Verzweiflung und Galgenhumor zu lieben ...
Michael Robotham: "Bis du stirbst" soll dunkel sein, tempogeladen, sexy, gewalttätig und hoffentlich auch lustig. Ich wollte etwas anderes, als meine normalen Thriller schreiben. Ich habe versucht, den Geist von Quentin Tarantino oder Guy Ritchie heraufzubeschwören. Dabei habe ich an Filme wie "Pulp Fiction" und "Bube, Dame, König, grAS" gedacht. Ich weiß nicht, ob es mir gelungen ist, aber das Schreiben hat riesigen Spaß gemacht.
Ihre Fangemeinde in Deutschland ist groß. Daher natürlich zum Schluss die Frage: Woran arbeiten Sie aktuell und wann erscheint das Buch?
Michael Robotham: Auf meine deutschen Fans wartet in den Buchläden bald ein echter Leckerbissen. "Sag, es tut dir leid" ("Say you're sorry) kommt im September heraus. Joe O'Loughlin und Vincent Ruiz sind zurück in dem, wie ich glaube, unheimlichsten Buch, das ich seit "Dein Wille geschehe" geschrieben habe.
Es erzählt die Geschichte von zwei Mädchen im Teenageralter, den besten Freundinnen Piper Hadley und Tash McBain, die am letzten Wochenende der Sommerferien bei einem Dorffest "verloren gehen". Ihr Verschwinden fesselt die Nation, es kommt zu Mahnwachen, Medienkampagnen und von Zeitungen ausgelobten Prämien, aber es wird nie eine Spur von den Mädchen gefunden, und sie geraten allgemein in Vergessenheit - abgesehen von ihren Familien. Drei Jahre später, während der schlimmsten Schneestürme des Jahrhunderts, werden in dem Bauernhaus, wo Tash McBain einst lebte, ein Mann und seine Frau brutal ermordet.
Joe O'Loughlin wird zu Hilfe gerufen, um die Morde zu untersuchen, und ist bald davon überzeugt, dass Piper und Tash noch am Leben sein könnten. Gemeinsam mit Vincent Ruiz überredet er die Polizei, den Fall noch einmal aufzurollen. Doch je näher sie der Wahrheit kommen, desto düsterer und gefährlicher wird es.
In diese Geschichte gibt es mehrere Verdächtige und ein paar schockierende Wendungen, die man nicht vorhersieht, das verspreche ich Ihnen. Für Joe ist das etwas Persönliches. Piper zählt auf ihn und es geht dabei um ihr Leben...
Interview: Literaturtest