Autor im Porträt
Navid Kermani
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In die andere Richtung jetzt
Gebundenes Buch
Navid Kermani ist vom Süden Madagaskars bis in die Nuba-Berge im Sudan gereist. Behutsam, am einfühlsam beobachteten Detail, ohne große Thesen, lässt er den Osten Afrikas lebendig werden. Aber zugleich, aus neuer Perspektive, denkt Kermani über die Themen auch unserer Gegenwart nach, über Klimawandel, Krieg oder Identität sowie die grundsätzlichen Fragen der Existenz. Bis heute gilt Afrika als der "vergessene Kontinent", dabei ist es spätestens seit dem 19. Jahrhundert vor allem der umkämpfte Kontinent. Europäische Kolonialmächte haben hier tiefe Wunden hinterlassen. Der arabische Norden trägt seine Religion und Kultur in den Süden, oft mit Gewalt. China und der Westen konkurrieren um Bodenschätze und Einfluß. Vergessen ist Afrika vor allem da, wo es nichts zu holen gibt, etwa auf Madagaskar. Hier haben die Vereinten Nationen die erste Hungersnot deklariert, die vom Klimawandel verursacht wurde. Hier beginnt die Reise, die Navid Kermani für DIE ZEIT unternommen hat. Sie führt ihn weiter über die Komoren, Tansania, Kenia und Äthiopien bis in den Sudan. Wo andere Schriftsteller Ursprünglichkeit suchten, entdeckt Kermani Bevölkerungen und Kulturen in Bewegung, oft auf der Flucht vor Krieg und Dürre. Vor allem aber haben sie schon immer kreativ neue kulturelle Einflüsse aufgegriffen und zu etwas Eigenem gemacht. Das zeigt sich nirgends so deutlich wie in der Musik. Sie bildet den heimlichen roten Faden des glänzend geschriebenen Buches, das einem unwiderstehlichen literarischen Rhythmus folgt.…mehr
26,00 €
Wer ist Wir?
Broschiertes Buch
Ohne darüber nachgedacht zu haben, ist Deutschland zu einem Einwandererland geworden. Mit den Menschen kam auch eine neue Religion: der Islam. In seinem neuen Buch erzählt der Schriftsteller und Orientalist Navid Kermani von seinem Leben als Kind iranischer Eltern in Deutschland und berichtet von seinen Erfahrungen als Mitglied der Deutschen Islam-Konferenz. Wer dieses kluge und meisterhaft erzählte Buch gelesen hat, weiß: Es geht nicht darum, die multikulturelle Gesellschaft zu verabschieden. Es geht darum, sie endlich zu gestalten.…mehr
18,00 €
©Julian Baummann/www.julianbaumann.com
Navid Kermani
Navid Kermani, geboren 1967, promovierter Islamwissenschaftler und Publizist, gilt als führender Iran-Experte in Deutschland und hat zwischen 1995 und 2000 für die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Entwicklung in Iran verfolgt. Für das Studienjahr 2000/2001 ist er an das Wissenschaftskolleg in Berlin berufen worden. 2010 wurde Navid Kermani mit der "Buber-Rosenzweig-Medaille 2011" ausgezeichnet und 2011 erhielt er den "Hannah-Arendt-Preis" für seine "lagerüberwindenden, religionswissenschaftlichen und politischen Analysen". Im Jahr 2012 wurde er für seine gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den Religionen sowie den von ihm betriebenen Dialog der Kulturen mit dem "Kölner Kulturpreis" ausgezeichnet, im Oktober erhielt er den "Cicero Rednerpreis" für "herausragende rhetorische Leistungen". Im November desselben Jahres wurde ihm der "Kleist-Preis" verliehen. 2014 erhielt er den "Joseph-Breitbach-Preis" für sein Gesamtwerk, 2015 wurde ihm der "Friedenspreis des Deutschen Buchhandels" verliehen.Kundenbewertungen
Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen
Dieses Buch finde ich so interessant, dass ich bereits zweimal gelesen und auch als Hörbuch gehört habe.
Ein Vater, Ich-Erzähler dieses Buches, erzählt jeden Abend seiner Tochter vom Islam, aber auch allgemein von Glauben, Spiritualität, Gott, dem Tod, der Unendlichkeit usw. Er klammert dabei nichts aus und seine Gedanken zu diesen Themen finde ich wirklich sehr spannend und auch berührend.
Besonders gut gefällt mir, dass er zwar hauptsächlich versucht, den Lesern und seiner Tochter den Islam näher zu bringen, dabei aber die anderen Religionen nicht ausblendet bzw. immer wieder deutlich macht, was uns alle eint, egal an welchen Gott wir glauben oder welche Religion wir ausüben.
Er macht schon mit seinem Titel klar, dass es völlig egal ist, an wen oder was wir glauben, sondern dass es einfach wichtig ist, aufeinander zuzugehen und einander einfach zu akzeptieren. Diese Botschaft gefällt mir sehr gut.
Ich mag den Schreibstil des Autors sehr. Er ist nicht irgendwie hochtrabend oder rein sachlich, sondern eher einfach gehalten, so dass es nicht schwer fällt, ihm zu folgen. Dazu passt gut, dass es schon ab 14 Jahre empfohlen ist. Durch seinen Stil hat man auch nie das Gefühl, ein zu theoretisches Sachbuch zu lesen.
Die Rahmenhandlung - also dass er alles eigentlich seiner Tochter erzählt - ist eher unwichtig. Sie hilft aber, um die richtige Basis für die Erzählweise des Autors zu schaffen.
Es ist ein Buch, dass mich abgeholt und mich zum Nachdenken angeregt hat. Und auch das Hörbuch dazu ist wirklich klasse und gut zu hören.
Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen
Vielen Dank an diesen besonderen Schriftsteller. Wie schon erwähnt ist es wahrlich ein literarisches Meisterstück und viel, viel Erkenntnisgewinn ist bei jedem Satz möglich. Nun lerne ich gerade Arabisch und werde in diesem Buch auch noch auf besondere Worte und Übersetzungen aufmerksam gemacht. Wirklich ein Gewinn.
Immer weiter Denken und das Wort des Herrn öffnet sich.
Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen
Einführung in die Theologie
Was wie ein Sachbuch klingt, wird dank der Kunst des Autors zu großen Literatur. Kermani erklärt seiner Tochter seine Religion mit sehr viel Witz. Er weist aber auf den Irrtum hin, dass die Theologie nur die Erklärung, nicht die Religion sei (vgl.66).
Zunächst behandelt er unterschiedliche Gottesbilder, sei es die große Unendlichkeit im Weltall oder die kleine in der Quantenphysik, sei es sein Wirken in der Natur, bis hin zur Vorsicht mancher Sufis keine Ameise zu zertreten, sei es der Atem der uns lebendig macht. „ ‚Geist‘ oder ‚Atem‘ wäre[..] eine Umschreibung von Gott“ (19). In anderen Sprachen wird nämlich zwischen Geist und Atem nicht getrennt.
Kermani erklärt den Islam, der anstatt vom Bekenntnis lieber vom Zeugnis spricht und auf fünf Säulen beruht: die Einheit Gottes, das Prophetentum, die Vernunft, die Gerechtigkeit und dem Auferstehungsglauben. Glaube sei Dankbarkeit (192).
Er würzt seine Erklärungen mit zahlreichen Anekdoten, die titelgebende ist oft zitiert. Ich erinnere daher an den Rabbi, zu dem zwei streitende Männern zur Schlichtung kamen. Er gab beiden Männern recht. Da rief seine Ehefrau aus einem Nebenraum, er können nicht beiden recht geben. Nach langem Überlegen gab der Rabbi auch ihr recht (35).
Fundamentalismus lehnt der Kölner klar ab. Er zitiert einen Gelehrten, der Koran sei nur eine Schrift zwischen zwei Deckeln, erst die Menschen bringen ihn zum Sprechen (38).
Nach etwa 80 Seiten beginnt die inhaltliche Diskussion, vor allem im Vergleich zum Christentum. Der Mensch werde im Islam nicht als Ebenbild, sondern als Stellvertreter oder Nachfolger Gottes geschaffen. Gott nur als Barmherzigen zu sehen, verengt das Gottesbild, wenngleich religiöse Opfer kritisch zu sehen sind.
Sein Christentum ist aus Kölner Sicht katholisch. So bezeichnet er das Christentum als Religion der Bilder, vergisst also die Calvinisten, und bezeichnet den Islam sinngemäß als Religion des Wortes. Kermani schreibt, dass er vom Theologen Graf beraten wurde, aber die christliche Erbsünde (172) hätte ich ihm besser erklären können. Sie ist eher eine Erblast als eine Sünde.
Er spricht sich gegen eine Änderung der Texte in eine geschlechtergerechte Sprache aus (167), vor allem, weil man nicht wisse, was man in Zukunft alles ändern müsse, wenn man einmal damit anfinge. Und er lobt Goethe für seine Marienbader Elegie und seinen Diwan für sein Islamverständnis und interpretiert seine „Talismane“.
Der Autor wundert sich, dass wir von Kalifin sprechen müsste, weil das Wort im Arbabischen seltsamerweise weiblich ist. Die Mystekerin Rabia wird zitiert: „Ich will die Hölle löschen und das Paradies verbrennen, damit Gott nur noch für seine ewige Schönheit geliebt wird.“ (207) und ich schließe mit Carl Friedrich von Weizsäcker, der über die Bibel sagte, was auch für den Koran gilt: „Du kannst den Koran entweder ernst nehmen oder wörtlich.“ (210)
Obwohl ich gerade die christliche Religion einige Unklarheiten enthält – ich möchte das Wort Fehler nicht in den Mund nehmen – habe ich über den Islam so viel gelernt, dass ich an 5 Sternen nicht vorbei komme.
Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen
Bewertung von fuddelknuddel am 05.04.2022
Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen. Allein dieser Titel trägt schon so eine wichtige Botschaft in sich! Er sagt, man soll auf einander zugehen, auch wenn man vielleicht nicht die gleichen Überzeugungen teilt. Man solle lernen, andere zu akzeptieren, mit allem, was sie ausmacht und woran sie glauben.
Ich muss gestehen, dass ich mich nicht richtig mit kirchlichem Glauben identifizieren kann. Ich bin, seit ich alt genug war, um das Ganze richtig zu verstehen, keine gläubige Person, das ist mir im Laufe der jugendlichen Jahre abhanden gekommen. Daher fand ich es umso spannender, herauszufinden, ob das Buch mich dennoch mitnehmen kann, ob ich dennoch einen Draht zu dem finde, das Navid Kermani dort zu erzählen hat.
Besonders der Anfang fiel mir schwer, muss ich gestehen. Ich fand zunächst keinen geeigneten Einstieg, um mich in der Erzählung zurechtzufinden, konnte die Beschreibungen nicht richtig greifen, dabei geht es ganz grundlegend los. Man wird nicht direkt ins kochende Wasser geworfen, sondern langsam aufgewärmt, damit man sich an die Temperatur gewöhnen kann. Nur bin ich anscheinend sehr wärmeempfindlich.
Die Art und Weise, wie der Autor sich schwierigen Themen nähert und dennoch nicht davor zurückschreckt, sie anzupacken, gefiel mir, auch wenn ich wie befürchtet nicht immer einen Bezug zu dem Erzählten hatte. Ich habe mir Mühe gegeben, mich in alles angemessen hineinzudenken, und auch wenn das nicht immer zu 100% geklappt hat, so empfand ich die Lektüre dennoch als Bereicherung. Der Stil des Geschriebenen war angenehm und nicht zu kompliziert, sodass man gut folgen kann, und gekrönt wird das Ganze von wichtigen und eindringlichen Messages des Autors, die auf mehr Verständnis und Miteinander abzielen.
Mein Fazit:
Stellenweise konnte ich mich in dem Erzählten nicht ganz wiederfinden und hatte leichte Startprobleme, doch im Großen und Ganzen empfand ich das Buch als lesenswert und kann es auf jeden Fall weiterempfehlen.
Von mir gibt es sehr gute 4 von 5 Sternen.
Das Alphabet bis S
Bewertung von LichtundSchatten am 01.10.2023
Kermani sei ein anerkannter Dichter, der schon im Bundestag gesprochen und gebetet habe. So habe ich es irgendwo gelesen. Nun, er meint auch, dass die literarische Welt (vgl. Buch: "Eine andere Welt, Bücher, die in die Zukunft weisen") von heute, damit auch er?, keinesfalls so gut sei wie vor dem Untergang des Abendlandes. Möglicherweise sieht er sich aber doch eher als neuen literarischen Fixstern des Morgenlandes.
In diesem schwer lesbaren Buch werden Buchbetrachtungen, Aphorismen, Zitate, Skizzen, Erlebnisse, Gedanken, alltägliche Dinge und Kommentare at random verbunden mit einer kleinen, schwer zu identifizierenden Handlung. Kermani mutiert zu einer namenlosen, erfolgreichen Schriftstellerin, die trauert.
Lesen Sie selbst eine Weisheit mit: “Nicht das Alter, sondern der Tod ist die größte Überraschung im Leben.“
Mich ließ das alles eher verwirrt und fragend zurück. Und traurig. Vielleicht ist es das Beste, was ein Buch erreichen kann. War es die Axt für das gefrorene Meer in mir, frei nach Kafka? Wohl eher nicht.
Erklärungen über die getroffenen Aussagen in ihrem möglichen psychotherapeutischen Kontext finde ich allerdings in einem Buch von Dr. Burkhard Hofmann: „Und Gott schuf die Angst“. Dieses Buch hätte bei der namenlosen Dichterin ja dabei sein können, die vergessene Bücher bis S liest, um endlich Trost zu finden.
Jeder soll von da, wo er ist, einen Schritt näher kommen
Bewertung von LichtundSchatten am 24.10.2023
Religion sei nicht in Büros entstanden, es sei die Verbindung zwischen Endlichkeit und Unendlichkeit, erfahrbar in der Natur, in Dingen, in uns. So NK. Nun, wenn ich dem Buch von Barbara Köster, Der missverstandene Koran, Glauben schenke, dann wurde der Islam sehr wohl in Zimmern der damaligen Herrscher, der Abassiden, entwickelt.
Sie wollten mit dieser Religion das Christentum um-schreiben und gleichzeitig ein Instrument zur Unterwerfung der Untertanen schaffen. Islam heißt auf deutsch Unterwerfung. Weder Jesus noch Mohammed sind historisch eindeutig nachgewiesen, kein Wort dazu in diesem Buch, das eine Abhandlung für den Islam darstellt, ohne kritische Elemente zu nennen.
Im Christentum ist Gottes Wort Fleisch bzw. lebendig geworden, im Islam ein Buch. In Sure 97, einer mekkanischen, wird er (Jesus) in der Nacht der Bestimmung hinabgesandt. Der Islam deutet Jesus in den Koran um, wenn man aber die Syrisch-Aramäische Sprache zu Rate zieht, wird diese nach der inhaltlich-sprachlichen Bestimmung zum Geburtsstern und die Verbindung Matthäus 2,2 wird evident. Mit der Sure al-qadr ist mithin eine Schicksalbestimmung, eine Art Horoskop gemeint. In der laylat al-qadr, der Nacht der Bestimmung, halten die Muslime Vigilien, d.h. sie wachen. Der Brauch stammt aus dem Christentum, wo er aber natürlich mit Jesu Geburt zu tun hat und nicht mit der Niederkunft der Koran. Unwissentlich vollziehen die Muslime in der laylat al-qadr das Weihnachtsfest.
Vergleichende Religionswissenschaft sollte heute eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, denn die unterschiedlichen monotheistischen Religionen entwickelten sich sukzessive weiter von der/den vorhergehenden Glaubensauffassungen unter Einbezug auch anderer Elemente des davor herrschenden Mystik-/Volksglaubens. In den muslimischen Ländern wird die Beschäftigung mit dem Alten oder Neuen Testament als unter der Würde eines Muslims angesehen. Alles Alte ist durch das Neue getilgt, ältere Verlautbarungen Gottes sind Verfälschungen. So bleibt die nahe Verwandtschaft mit der Bibel völlig verborgen, eine Auseinandersetzung damit ist bei größten Strafen verboten, Zweifel daran sind nicht erlaubt.
Das Alphabet bis S
Wieder gescheitert
Was ich zum Roman „Dein Name“ geschrieben habe, stimmt auch für Kermanis neues Buch. In Wirklichkeit ist der Roman ein Tagebuch, diesmal aber um die Hälfte kürzer mit nur noch 591 Seiten. Wieder fehlt ein Inhaltsverzeichnis, doch diesmal habe ich mich an seine Sprache offenbar mehr gewöhnt.
Oder gibt es doch eine Struktur? 365 Kapitel, also 365 Tage. Um die 150 sind einige Tage leer. Also nichts zu sagen. Vieles dagegen über die Trauer der Ich-Erzählerin wegen ihrer toten Mutter. Und dann noch das Projekt ungelesene Bücher der Autoren bis S lesen zu wollen. Das bindet etwas, wenn auch nicht stark.
Ja, ich habe echte Höhepunkte gefunden: So wird auf S.32 Peter Altenberg zitiert: „Der Mann hat eine Liebe – die Welt! Die Frau hat eine Welt – die Liebe!“
Auf S.96 findet sich ein Zitat von Meister Eckart: „Soll das Herz vollkommene Bereitschaft haben, so muß es beruhen auf reinem Nichts.“
Und welch beeindruckende Kirchenbeschreibung lese ich auf S. 120: „Nach Gott gesehnt, deshalb nach Groß Sankt Martin gegangen, wo Nonnen und Mönche fünfmal am Tag beten. Das Gehabe haben sie abgelegt, die Hierarchie, soweit es möglich ist, die Männerlastigkeit und den Prunk, so daß die Schönheit des Christentums zutage tritt, die Musik, die Liebe, die Anmut, auch der orientalische Ursprung und die Marienverehrung, also nicht gegen die Tradition, vielmehr in älterer Tradition.“
Dann schreibt Kermani auf S. 198: „Der Reiseführer nennt jede Ortschaft malerisch, in der noch alte Häuser stehen, malerisch ist nicht bloß das häufigste, es ist beinah das einzige Attribut. An Orte, die nicht malerisch sind, vergibt er einfach kein Attribut. Sie sind eigenschaftslos.“
Theologisch wird es auf S.213, als die Ich-Erzählerin sinniert, dass die Nächstenliebe zu lasten der eigenen Leute geht: „Findet sich im Evangelium ein freundliches Wort über Maria aus seinem [Jesus] Mund? Oder gar über Josef? Über die Nachbarn in Nazareth, die Menschen in Jerusalem, sein eigenes Volk, das mit der Unterdrückung leben muß? Nicht ehre deine Eltern, sondern wer Vater oder Mutter mehr liebt denn mich, der ist mein nicht wert.“
Und so kam weiter voran, als in seinem letzten Roman, doch langsam verlor ich die Lust. Nach dem Kapitel 200 auf Seite 289, mitten im Sommer, dachte ich, es Zeit die Reißleine zu ziehen und das Buch als Weihnachtsgeschenk für den nächsten vorgemerkten Kunden in die UB zurückzubringen.
Abgebrochene Bücher bekommen nur einen Stern. Diesmal bedauere ich das sehr. Ich wünsche mir, dass meine Nachfolgerin länger durchhält, den zweiten Teil ebenso ausführlich beschreibt und von mir noch einen Extrastern hinzufügt. Doch ich muss mich an meine Regel halten. Leider!
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