Autor im Porträt
Peter Stamm
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Agnes. Roman
Im überheizten Lesesaal der Public Library in Chicago wechseln sie die ersten Blicke, bei einem Kaffee die ersten Worte: die 25-jährige Physikerin Agnes und der nicht mehr ganz junge Erzähler. Eines Tages fordert Agnes ihn auf, ein Porträt über sie zu schreiben, sie will wissen, was er von ihr hält. Schnell zeigt sich, dass Bilder und Wirklichkeit sich nicht entsprechen - und dass die Phantasie immer mehr Macht über ihre Liebesbeziehung erhält. Peter Stamms Romandebüt ist zum modernen Klassiker geworden.
Mit einem Nachwort von Friedhelm Marx.
»Stamm ist ein Beschwörer des Unheimlichen, weil seine Figuren uns so bekannt vorkommen.«
Christoph Schröder, ZEIT Online
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In einer dunkelblauen Stunde
Ein Roman über einen Schriftsteller und die Geheimnisse seines Lebens
Seit Tagen wartet die Dokumentarfilmerin Andrea mit ihrem Team auf Richard Wechsler in seinem Heimatort in der Schweiz. Bei ersten Aufnahmen in Paris hatte der bekannte Schriftsteller wenig von sich preisgeben wollen und nun droht der ganze Film zu scheitern. In den kleinen Straßen und Gassen des Ortes sucht Andrea entgegen der Absprache nach Spuren von Wechslers Leben. Doch erst als sie wieder seine Bücher liest, entdeckt sie einen Hinweis auf eine Jugendliebe, die noch immer in dem kleinen Ort leben könnte. Eine Jugendliebe, die sein ganzes Leben beeinflusst hat und von der nie jemand wusste.
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Peter Stamm
Stamm, PeterPeter Stamm, geboren 1963, studierte einige Semester Anglistik, Psychologie und Psychopathologie und übte verschiedene Berufe aus, u.a. in Paris und New York. Er lebt in der Schweiz. Seit 1990 arbeitet er als freier Autor. Er schrieb mehr als ein Dutzend Hörspiele. Seit seinem Romandebüt »Agnes« 1998 erschienen sechs weitere Romane, fünf Erzählungssammlungen und ein Band mit Theaterstücken, zuletzt die Romane »Weit über das Land«, »Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt« sowie die Erzählung »Marcia aus Vermont«. Unter dem Titel »Die Vertreibung aus dem Paradies« erschienen seine Bamberger Poetikvorlesungen. »Die sanfte Gleichgültigkeit der Welt« wurde ausgezeichnet mit dem Schweizer Buchpreis 2018.Literaturpreise:Rheingau Literatur Preis 2000Bodensee-Literaturpreis 2012Friedrich-Hölderlin-Preis 2014Cotta Literaturpreis 2017ZKB-Schillerpreis 2017Solothurner Literaturpreis 2018Schweizer Buchpreis 2018Literaturfestival - Weit über das Land
Einfach weg
Mit seinem neuen Roman "Weit über das Land" gelingt Peter Stamm eine der schönsten literarischen Liebesgeschichten der vergangenen Jahre
Thomas und Astrid sind aus dem gemeinsamen Urlaub zurückgekehrt, zusammen mit ihren beiden Kindern. Am Abend der Rückkehr sitzt das Paar vor seinem Haus, trinkt Wein und liest Zeitung. Alles scheint normal. Als Astrid im Haus verschwindet, um die Kinder ins Bett zu bringen und die Koffer zu entpacken, steht Thomas auf - und geht. "Thomas stand auf und ging auf dem schmalen Kiesweg am Haus entlang. An der Ecke angelangt, zögerte er einen Augenblick, dann bog er mit einem erstaunten Lächeln, das er mehr wahrnahm als empfand, zum Gartentor ab." Ohne etwas zu sagen, ohne Vorwarnung, ohne einen Brief zu hinterlassen oder eine Erklärung verlässt Thomas das Haus in seinem Schweizer Heimatdorf, seine Frau, seine Kinder, sein altes Leben. Er macht sich auf, ohne Plan, ohne Ziel - einfach so. Will Thomas einen Neuanfang für sein Leben?
Peter Stamm ist ein Meister im ausloten zwischenmenschlicher Beziehungen
Der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm,…mehr
Einfach weg
Mit seinem neuen Roman "Weit über das Land" gelingt Peter Stamm eine der schönsten literarischen Liebesgeschichten der vergangenen Jahre
Thomas und Astrid sind aus dem gemeinsamen Urlaub zurückgekehrt, zusammen mit ihren beiden Kindern. Am Abend der Rückkehr sitzt das Paar vor seinem Haus, trinkt Wein und liest Zeitung. Alles scheint normal. Als Astrid im Haus verschwindet, um die Kinder ins Bett zu bringen und die Koffer zu entpacken, steht Thomas auf - und geht. "Thomas stand auf und ging auf dem schmalen Kiesweg am Haus entlang. An der Ecke angelangt, zögerte er einen Augenblick, dann bog er mit einem erstaunten Lächeln, das er mehr wahrnahm als empfand, zum Gartentor ab." Ohne etwas zu sagen, ohne Vorwarnung, ohne einen Brief zu hinterlassen oder eine Erklärung verlässt Thomas das Haus in seinem Schweizer Heimatdorf, seine Frau, seine Kinder, sein altes Leben. Er macht sich auf, ohne Plan, ohne Ziel - einfach so. Will Thomas einen Neuanfang für sein Leben?
Peter Stamm ist ein Meister im ausloten zwischenmenschlicher Beziehungen
Der Schweizer Schriftsteller Peter Stamm, vielfach mit renommierten Preisen ausgezeichnet, ist bekanntlich ein Meister im Ausloten von zwischenmenschlichen Beziehungen, im Sezieren von Bildern und Codes, mit denen wir unsere Wirklichkeit konstruieren und mit denen wir ein Leben zu führen suchen - mit uns, mit unseren Partnern und Mitmenschen. In seinem neuen Roman "Weit über das Land" (S. Fischer) steht ein sehr durchschnittliches Mittelstandsehepaar im Vordergrund der Geschichte: beide um die vierzig, sie haben zwei Kinder, ein Haus, verbringen ihren Urlaub in Spanien. Sie kümmert sich um die Kinder. Er hat einen Job, den er gewissenhaft, aber nicht zu ehrgeizig ausfüllt. Und plötzlich zerreißt Thomas - "ein Durchschnittsmensch, wie er selbst manchmal sagte" - mit seinem plötzlichen Verschwinden dieses normale Leben und damit diese scheinbare Idylle.
"Er hatte sich nichts angetan, er war einfach weggegangen."
Thomas macht sich abseits von Siedlungen auf in die Natur, in die Wälder, in die Berge der Schweiz. Astrid beginnt ihren Mann zu suchen und versucht, sich darüber klar zu werden, warum er sie und die Kinder verlassen hat. "Wir haben uns eigentlich nie gestritten", sagt Astrid an einer Stelle zu einem Polizisten. Und über Thomas heißt es: "Er hatte keine Geliebte, hatte kein Geld veruntreut, keine Schulden gemacht, die er nicht zurückzahlen konnte. Er hatte sich nichts angetan, er war einfach weggegangen."
"Weit über das Land" - auch eine Liebesgeschichte, eine wunderbare...
Während Astrid "die Stimme der Vernunft in ihrer Beziehung" ist, erscheint Thomas dem Leser als ein Suchender, der einem diffusen Gefühl der Sehnsucht hinterherläuft und der sich den banalen Alltäglichkeiten eines Familienlebens nicht stellen will. Dennoch bleiben die konkreten Gründe für Thomas´ Flucht im Nebulösen, was Stamm mit einer sehr präzisen und lakonischen Sprache und entsprechenden Bildern und Metaphern feinstofflich zu transportieren weiß. Wie immer bei dem 53-jährigen Schriftsteller, der auch mit Theaterstücken und Hörspielen große Erfolge feiert, steht auch in diesem Roman nicht die Handlung im Vordergrund, sondern die sprachliche Auslotung psychologischer Zustände in einer zwischenmenschlichen Beziehung. Das allerdings wirkt niemals überladen oder esoterisch. Ein Beispiel:
"Er hatte Astrid geheiratet, sie hatten Kinder bekommen, waren in das Haus seiner Eltern gezogen und hatten es nach und nach eingerichtet. Es hatte viel Kraft gekostet, das alles aufzubauen, und jetzt wohnten sie in diesem Haus, das langsam verfiel, unmerklich nur, aber unaufhaltsam. Ein Gebäude, hatte er irgendwo gelesen, sei erst fertig, wenn es zur Ruine zerfallen sei. Vielleicht galt dasselbe für Menschen."
Stamm gelingt es, das Psychogramm eines Menschen durch dessen Umgebung und dessen Handeln darzustellen - immer mit einer wohltuenden Distanz, die dem Leser ausreichend Raum für eigene Interpretationen gibt. Stamms Prosa geht auch in diesem Roman, der sich zeitweise wie ein Krimi liest, eine herrliche Liaison mit einer Geschichte ein, deren Einfachheit den Leser mitreißt, verstört, berührt. Eine Geschichte, die sich im Kopf festsetzt und dort weiterwirkt. Trotz allem ist es eine Liebesgeschichte, eine der schönsten der deutschsprachigen Literatur in den vergangenen Jahren.
Interview Peter Stamm - Weit über das Land
In Ihrem neuen Roman "Weit über das Land" verlässt der Familienvater und Ehemann Thomas nach einem Familienurlaub von gleich auf jetzt sein Zuhause. Das ist ein sehr radikaler Schritt. Lässt sich so etwas überhaupt spontan umsetzen?
Peter Stamm: Natürlich. Weggehen kann jeder. Und das kommt auch immer wieder vor. Die Probleme beginnen dann allenfalls, wenn man unterwegs ist und einem das Geld ausgeht oder das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht. Aber unterzutauchen ist erst einmal ziemlich einfach.
Thomas scheint ein Verlorener zu sein, der nicht bereit ist, sich dem Hier und Jetzt und den Gegebenheiten des Alltags mit seinen auch lästigen Verantwortungen zu stellen. Will er sich bei seiner Flucht finden oder einfach nur weiter verlieren?
Peter Stamm: Meine Theorie - aber das ist nur eine Theorie, man kann das Buch auch anders lesen - ist, dass er die Zeit durch seine Flucht anhalten will. Familien entwickeln sich ja, Kinder werden älter, ziehen aus, Partner trennen sich, werden krank, sterben. Nur in der Erinnerung kann man einen Zustand erhalten. Man kann…mehr
Interview Peter Stamm
In Ihrem neuen Roman "Weit über das Land" verlässt der Familienvater und Ehemann Thomas nach einem Familienurlaub von gleich auf jetzt sein Zuhause. Das ist ein sehr radikaler Schritt. Lässt sich so etwas überhaupt spontan umsetzen?
Peter Stamm: Natürlich. Weggehen kann jeder. Und das kommt auch immer wieder vor. Die Probleme beginnen dann allenfalls, wenn man unterwegs ist und einem das Geld ausgeht oder das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht. Aber unterzutauchen ist erst einmal ziemlich einfach.
Thomas scheint ein Verlorener zu sein, der nicht bereit ist, sich dem Hier und Jetzt und den Gegebenheiten des Alltags mit seinen auch lästigen Verantwortungen zu stellen. Will er sich bei seiner Flucht finden oder einfach nur weiter verlieren?
Peter Stamm: Meine Theorie - aber das ist nur eine Theorie, man kann das Buch auch anders lesen - ist, dass er die Zeit durch seine Flucht anhalten will. Familien entwickeln sich ja, Kinder werden älter, ziehen aus, Partner trennen sich, werden krank, sterben. Nur in der Erinnerung kann man einen Zustand erhalten. Man kann Familienfotos machen oder man kann verschwinden und so das Bild der Familie in sich bewahren. Obwohl sich natürlich auch Erinnerungen - wie neuere Forschungen zeigen - bei jedem Erinnern verändern.
In Ihren Romanen beschreiben Sie ja häufig Menschen, die einer diffusen Sehnsucht folgen und aus dem Alltag ausbrechen. Woher kommt Ihre Faszination für solche Menschen, die ja häufig auch ziemliche Normalos sind?
Peter Stamm: Mich interessieren die Momente im Leben meiner Figuren, in denen sich etwas verändert, in denen sie vielleicht auch nur etwas über sich begreifen, die Dinge anders sehen. Das kann durch eine Krankheit geschehen, einen Todesfall, eine Trennung, aber auch etwa dadurch, dass sie aus ihrem Alltag ausbrechen. Vielleicht interessieren mich auch Menschen, die alleine sind. Man ist, wenn man alleine ist, empfindlicher, aufmerksamer, nimmt die Welt und sich selbst genauer wahr. Und dann bin ich auch jemand, in dessen Leben das Weggehen und das Zurückkommen immer eine große Rolle gespielt haben. Bewegung, das nur nebenbei, kommt in der Natur auch viel häufiger vor als Sesshaftigkeit. Ich habe mich oft gefragt, warum so viele Tiere scheinbar sinnlos große Distanzen zurücklegen, bis ich mir die Gegenfrage gestellt habe: Warum sind wir eigentlich sesshaft geworden?
Thomas´ Frau Astrid scheint wesentlich geerdeter zu sein. Trotz des Verschwindens von Thomas bleibt sie ja lange Zeit noch erstaunlich ruhig und gefasst, reagiert erst sehr spät auch emotional. Normalerweise spricht man ja eher Frauen eine größere Emotionalität zu und Männern einen stärkeren Pragmatismus. War es Ihr Ansinnen, dieses Stereotype auf den Kopf zu stellen und dies in der Geschichte auszuloten?
Peter Stamm: Schonin meinem allerersten Buch "Alles über den Mann", das 1995 erschienen und glücklicherweise längst vergriffen ist, schrieb ich: "Die Sentimentalität ist alles andere als eine weibliche Domäne" und stellte die Theorie auf, dass Männer viel emotionaler und romantischer seien als Frauen. Wenn überhaupt ein Geschlecht realistischer und unromantischer ist als das andere, dann sind es bestimmt die Frauen. Man darf dabei einfach nicht vergessen, dass es über Jahrhunderte Männer waren, die unser Frauenbild geprägt haben. Und natürlich war ihr Bild von den Frauen ein Wunschbild.
Frauen spielen ja auch in Ihren anderen Romanen wichtige Rollen. Woher rührt als Schriftsteller Ihr Wunsch, sich vor allem immer mit Frauen beschäftigen zu wollen?
Peter Stamm: Ich denke, das ist für einen Mann nicht so ungewöhnlich. Das Fremde hat mich immer mehr interessiert als das Eigene. Das fremde Land, das fremde Geschlecht. Schreiben ist ja auch ein Versuch, etwas zu erfahren, etwas herauszukriegen über einen Gegenstand oder einen Menschen. Über Männer weiß ich vielleicht schon mehr, als ich wissen möchte. Aber spannend ist natürlich nicht ein Geschlecht oder das andere, sondern die Beziehungen zwischen den Geschlechtern oder vielmehr zwischen den Menschen. Meine Figuren sind ja nicht primär Vertreter ihres Geschlechts, sondern Persönlichkeiten.
Tatsächlich liest sich Ihr Roman wie ein Krimi. Er wird von einer unterschwelligen Spannung getragen, die vor allem durch eine sehr lakonische, präzise Sprache und Bilder, die das Unbehagen der Geschichte transportieren, befeuert wird. Wie lange haben Sie gebraucht, um diesen speziellen Sound für die Geschichte zu finden?
Peter Stamm: Mein Stil ist mein Stil, der hat viel mit meiner Persönlichkeit zu tun. Aber meine Persönlichkeit und meinen Stil deckungsgleich zu machen, hat viele Jahre gedauert. Die Arbeit am Text dauert auch immer ziemlich lange. Ich arbeite bewusst langsam und lese jede Stelle immer und immer wieder. An "Weit über das Land" habe ich ungefähr eineinhalb Jahre gearbeitet. Die Grundidee hat mich aber schon seit fünfzehn Jahren verfolgt.
Ohne zu viel zu verraten ... Es scheint, als würde Astrid gerade durch Thomas´ Verschwinden eine neue, eine Art transzendente Beziehung zu ihrem Mann finden, die sie in gewisser Weise zu erfüllen scheint. Das ist sicher kein Rat an Leserinnen und Leser, es Thomas gleich zu tun. Aber wollten Sie so betonen, dass es ab und zu wichtig ist in der Beziehung, den Wert des Zusammenseins für sich und die Partnerschaft zu bestimmen und nach neuen Entwicklungsmöglichkeiten zu suchen?
Peter Stamm: Aussagen haben meine Bücher nie gehabt. Aber die Leserin, der Leser reagiert natürlich auf irgendeine Weise auf den Text, ob sie nun die Triebkräfte meiner Figuren verurteilen oder verstehen. Ich denke, man macht beim Lesen Erfahrungen, die jenen in der realen Welt in nichts nachstehen. Manchmal lernt man etwas, manchmal fühlt man sich bestätigt oder abgestossen. Hauptsache, ein Buch lässt einen nicht kalt. Dass Partnerschaften nur lebendig bleiben, wenn sie sich verändern, glaube ich schon. Aber Thomas entzieht sich dem durch seine Flucht ja gerade.
Als Sie den Roman begonnen haben - wussten Sie bereits, wohin die Reise für Astrid und Thomas führen soll oder lassen Sie sich eher mit Ihren Figuren treiben, während Sie schreiben?
Peter Stamm: Ich lasse mich treiben. Ich habe die Wanderung von Thomas selbst gemacht und manches, was ihm im Buch zustößt, ist mir so in der Realität zugestoßen. Als er sein Ziel in den Bergen erreicht, wäre es naheliegend gewesen, ihn dort sterben zu lassen, aber das war mir eben zu naheliegend. Ich finde es spannend, wenn Figuren nicht das tun, was alle von ihnen erwarten. Darum wollte ich auch nicht, dass Astrid Thomas einfach verurteilt. Das wäre konventionell und langweilig gewesen. Es ist viel spannender, wenn eine Frau zu ihrem Mann steht, auch wenn er ihr ein großes Unrecht angetan hat.
Was reizt Sie eigentlich an normalen Menschen und normalen Leben mehr als an extremen Charakteren? Hat das mitunter etwas mit Ihrer eigenen Persönlichkeit zu tun?
Peter Stamm: Ein Freund von mir hat in England sogenannte Originale portraitiert und meinte nachher, er hätte noch nie so langweilige Menschen getroffen. Menschen, die sich nur mit sich selbst beschäftigten. Ich denke es ist überall so, dass das Schillernde, Bunte, Extreme meist nicht das Spannendste ist. Das Äußerliche hat mich immer weniger interessiert als das Innere. Und das Innenleben der Verkäuferin in der Bäckerei ist nicht weniger spannend oder vielfältig als das von Bill Gates oder Mick Jagger. Jeder Mensch muss ja mit denselben Problemen umgehen, mit scheiternder Liebe, mit der eigenen Sterblichkeit, mit Versagen und wirtschaftlichen Problemen. Wenn ich von ganz gewöhnlichen Menschen erzähle, bin ich meinen Lesern und mir selbst näher. Van Gogh hat auch nicht die schönste Frau von Arles gemalt, sondern die Frau eines Krankenhausangestellten, einen Postboten, seine Freunde, seine Mutter, sich selbst.
Interview: Literaturtest