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Sarah Perry
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Die Schlange von Essex
Broschiertes Buch
Jetzt als Serie mit Starbesetzung verfilmt! Clare Danes als Cora Seaborne und Tom Hiddleston als William Ransome.
Im viktorianischen England streiten eine Wissenschaftlerin und ein Pfarrer über Gott und die Welt. Und die Liebe ...
»Jane Austen lässt grüßen.« Oberösterreichische Nachrichten
London im Jahre 1893. Nach dem Tod ihres Mannes verlässt Cora Seaborne die Hauptstadt und reist in den Küstenort Aldwinter. Dort geht das Gerücht um, der mythische Lindwurm von Essex sei zurückgekehrt und fordere Menschenleben. Als Naturwissenschaftlerin und Anhängerin der provokanten Thesen Charles Darwins gerät Cora schnell mit dem ortansässigen Pfarrer William Ransome aneinander. Beide sind in rein gar nichts einer Meinung, beide fühlen sich unaufhaltsam zueinander hingezogen. Doch William ist nicht nur Pfarrer, sondern außerdem verheiratet ...
»Die Schlange von Essex« - jetzt als als Serie mit Starbesetzung verfilmt und im Stream abrufbar.…mehr
Im viktorianischen England streiten eine Wissenschaftlerin und ein Pfarrer über Gott und die Welt. Und die Liebe ...
»Jane Austen lässt grüßen.« Oberösterreichische Nachrichten
London im Jahre 1893. Nach dem Tod ihres Mannes verlässt Cora Seaborne die Hauptstadt und reist in den Küstenort Aldwinter. Dort geht das Gerücht um, der mythische Lindwurm von Essex sei zurückgekehrt und fordere Menschenleben. Als Naturwissenschaftlerin und Anhängerin der provokanten Thesen Charles Darwins gerät Cora schnell mit dem ortansässigen Pfarrer William Ransome aneinander. Beide sind in rein gar nichts einer Meinung, beide fühlen sich unaufhaltsam zueinander hingezogen. Doch William ist nicht nur Pfarrer, sondern außerdem verheiratet ...
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13,00 €
Die Schlange von Essex (eBook, ePUB)
eBook, ePUB
London 1893. Als Cora Seaborne vom Gerücht hört, der mythische Lindwurm von Essex sei zurückgekehrt und fordere die ersten Menschenleben, macht sie sich auf den Weg in den Küstenort Aldwinter. Cora, eine Anhängerin der provokanten Thesen Charles Darwins, vermutet hinter dem Sagengeschöpf eine bislang unbekannte Tierart. Auch der Vikar von Aldwinter, William Ransome, glaubt den Gerüchten nicht, und versucht, seine Gemeinde zu beruhigen. Zwischen Cora und Will entspinnt sich eine besondere Beziehung und obwohl sie in rein gar nichts einer Meinung sind, fühlen sie sich unausweichlich zueinander hingezogen.
Anmutig und intelligent erzählt dieser Roman - noch vor allem anderen - von der Liebe und den unzähligen Verkleidungen, in denen sie uns gegenübertritt.
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Anmutig und intelligent erzählt dieser Roman - noch vor allem anderen - von der Liebe und den unzähligen Verkleidungen, in denen sie uns gegenübertritt.
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10,99 €
Sarah Perry
Sarah Perry wurde 1979 in Essex geboren. Ihr letzter Roman "Die Schlange von Essex" war in Großbritannien das "Waterstones Buch des Jahres" und gewann den britischen Buchpreis für den besten Roman des Jahres. Ihre Werke wurde in zwanzig Sprachen übersetzt. Sie lebt in Norwich. Julia Nachtmann ist Schauspielerin sowie Sprecherin und in vielen Hörbüchern (u. a. Nele Neuhaus) und im Rundfunk zu hören. Außerdem spielte sie acht Jahre am Schauspielhaus Hamburg und wirkte in diversen Fernseh- und Kinofilmen mit (u. a. "Die Kirche bleibt im Dorf").Kundenbewertungen
Die Schlange von Essex
Ungewöhnlich Lektüre mit außergewöhnlich interessanten Charakteren
„Die Schlange von Essex“ von der Autorin Sarah Perry ist ein ungewöhnlicher Roman über das viktorianische England im 19. Jahrhundert.
Die Naturwissenschaftlerin Cora Seaborne begibt sich nach dem Tod ihres Mannes gemeinsam mit ihrem Sohn aus London nach Aldwinter an die Küste. Cora mußte jahrelang unter ihrem Mann leiden, der ihr das Gefühl gab, dass sie als Frau schwach und unzulänglich ist. Das alles will Cora nun hinter sich lassen und erkundet ausgiebig die neue Landschaft. Gerüchteweise hört sie von der Schlange von Essex und begibt sich neugierig auf die Suche.
Dabei trifft sie auf den Pfarrer William Ransome, den sie schon aus Briefen kannte und eine vollkommen andere Vorstellung hatte, die auf Gegenseitigkeit beruhte. Langsam entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden und sie nähern sich an….
Cora ist eine ungewöhnliche Frau. Nach der „Befreiung“ von ihrem Mann lässt sie alles hinter sich und beginnt ein neues und unangepasstes Leben. Sie wirkt dabei ausgesprochen sympathisch und authentisch. Sie ist wissenshungrig und kann nicht nachvollziehen, dass dem Pfarrer – ein gebildeter Mann - die kleine Gemeinde genug ist. Die Gespräche zwischen den beiden sind einfach erfrischend. Obwohl sie oft vollkommen gegensätzlich Ansichten haben, spürt man beim Lesen die Anziehungskraft zwischen den beiden. Die Charaktere werden in einer ungewöhnlichen Tiefe beschrieben.
Ursprünglich hatte ich den Schwerpunkt des Buches mehr bei der Wissenschaft und der Religion gesehen. Aber mir scheint, die Autorin hat viel mehr Wert auf die Charaktere und deren Entwicklung gelegt und die Handlung ist dabei ein wenig in den Hintergrund gerückt. Es war ein Mix aus Freundschaft, Liebe, Religion, Wissenschaft und Geheimnissen, den ich einfach unglaublich fesselnd fand. Die viktorianische Zeit wird dabei von einer eher unbekannten aber lohnens- und lesenswerten Seite beschrieben.
Abschließend kann ich sagen, komplett anders als erwartet, aber durch unerwartete Wendungen und dank einer wundervollen Protagonistin tolle Unterhaltung.
Die Schlange von Essex
Bewertung von blaues-Herzblatt am 06.10.2017
Cora Seaborne ist endlich frei, um das richtig zu spüren reist sie nach Essex an die Küste und stößt dort auf einige Ungereimtheiten. Die Bewohner fürchten sich vor einem Seeungeheuer und der Pfarrer ist nicht so wie erwartet.
Eine Geschichte über die Wahrheit und Unwahrheit, aber vor allem über die Liebe in all ihren Facetten.
Bereits beim Lesen der Leseprobe habe ich mich in das Buch verliebt und diese Verliebtheit hat sich beim Weiterlesen zu einer echten Liebe entwickelt.
Das Buch hat als großes Thema die Liebe, kommt angenehmer Weise aber völlig ohne kitschige Situationen aus, sondern schildert das Leben vieler Menschen auf eine präzise Art und Weise.
Besonders fasziniert hat mich der Schreibstil, der viele Bilder enthielt (vor allem was Natur anging) und gleichzeitig fließend und mitziehend auf mich wirkte, ohne eine dramatische Wortwahl zu brauchen. Herrlich unaufgeregt.
Ein weiterer Pluspunkt war für mich die Art und Weise, wie Sarah Perry die historische Zeit im Buch verarbeitet hat. Ich bin kein großer Fan von Historienschinken, da dort die Zeit meist stark abgegrenzt und betont wird, sodass gefühlt immer etwas zwischen mir und dem Buch steht. Bei diesem Buch (das im 17 Jahrhundert spielt) war das glücklicherweise nicht der Fall. Die historische Zeit war nicht so vehement in den Vordergrund gezerrt und spielte in jedem Satz eine Rolle, sondern blieb sanft im Hintergrund.
Die Figuren des Buches wirkten auf mich alle sehr tiefgreifend und in ihren Handlungen sehr menschlich. Die Charaktere hatten Ecken und Kanten, die gut beleuchtet wurden, so dass sich die Story echt angefüllt hat.
Und auch die enthaltenen Briefwechsel zwischen den Figuren haben zu einer ganz besonderen Mischung beigetragen.
Da ist Liebe und der Zwist zwischen Aufklärung und Glaube, da sind Briefwechsel und ein ganz bestimmtes Jahrhundert, all das schließt sich für mich sehr schlüssig zu einem wunderbaren Roman zusammen und eben einer ganz besonderen Mischung. Eine Empfehlung von Herzen ;)
Die Schlange von Essex
"Die Schlange von Essex" – ein Roman, in dem Wissenschaft und Glaube aufeinandertreffen. Nach dem Tod ihres Mannes blüht Cora Seaborne förmlich auf. Sie ist eine wohlhabende Frau, die nun ihrer neu entfachten Leidenschaft für Geologie und Naturkunde nachgehen will. Normalerweise gehört sich solch ein Verhalten für eine Frau ihres Standes nicht und auch so stößt sie nicht gerade auf Begeisterung ihrer Kinderfrau Martha, die sich sehr um ihren Sohn Francis bemüht. Da kommen ihr die Neuigkeiten aus Essex gerade recht.
"Stellen Sie sich nur vor, wir könnten an einem so langweiligen Ort wie Essex einem solchen Tier begegnen! Stellen Sie sich vor, was das bedeuten würde ... Es wäre ein weiterer Beweis dafür, wie alt unsere Erde ist, und dass wir unser Leben der natürlichen Entwicklung verdanken und nicht irgendeiner Gottheit ..."
In Essex lernen sie Pfarrer William und seine Frau Stella kennen, ihre Ansichten könnten kaum unterschiedlicher sein. Während Cora und Stella sich für die Mythen begeistern können, möchte William, dass endlich wieder Ruhe in seiner Gemeinde einkehrt. Neben mehrerer Dispute kommen sich Will und Cora zusehend näher, was von seiner kranken Frau, so scheint es, noch zusätzlich unterstützt wird. Stella wird zur verständnisvollen Freundin für Francis und hofft gemeinsam mit ihm dem ganzen Spuk bald ein Ende setzen zu können. Doch wird ihr das gelingen? Was wird aus Cora und was hat der Wundarzt mit der ganzen Sache zutun? Und werden sie die Schlange jemals zu Gesicht bekommen?
"Oh ja, es ist teuflisch zu wissen, dass das Jüngste Gericht bevorsteht und keiner sich verstecken kann; aber Sie hoffen darauf, nicht war, sie hoffen; Sie werden alles auf sich nehmen, Hauptsache, Sie bekommen es mit eigenen Augen zu sehen ..."
Nicht nur die Sprache macht diesen Roman so einzigartig. Sarah Perry erschafft ein faszinierendes Gesamtbild aus Neid, Angst, Aberglaube, Mythen, Liebe und Krankheit. Wir tauchen ein in das viktorianische Zeitalter und lernen neben historischen Missständen in London viel über das damals vorherrschende Standbild und die Klassengesellschaft kennen. Schon recht früh meint man den Ausgang der Geschichte erahnen zu können, doch die weiterführende Handlung überrascht; meiner Erwartungshaltung hingegen kann sie nicht ganz Stand halten.
"Wir glauben zu wissen, in welche Richtung wir zielen müssen, und vielleicht liegen wir gar nicht so falsch ... Aber dann am nächsten Morgen sehen wir alles in einem anderen Licht und merken, dass wir uns vielleicht doch in der Richtung geirrt haben."
Die Schlange von Essex
Bewertung von Buchstabenträumerin am 16.10.2017
„Die Schlange von Essex“ von Sarah Perry ist auf die vielfältigste Weise ein faszinierendes Buch, das den britischen Buchpreis 2017 für den besten Roman vollkommen zu Recht gewonnen hat. Die Autorin spielt darin die unterschiedlichsten Themen gegeneinander aus: Medizin und Wissenschaft gegen Religion und den Glauben, Armut gegen Wohlstand, das Leben in der Stadt gegen das Leben auf dem Land, Wahn gegen Realität, Liebe gegen Vernunft. Alles zusammen ergibt ein äußerst eingehendes und nuanciertes Bild von London und Essex im Jahre 1893, mitten im sogenannten Viktorianischen Zeitalter.
Dass solch eine Vielzahl an Themen miteinander in Einklang gebracht werden kann, liegt vor allem an den Charakteren, die jeder einen oder mehrere der Standpunkte, Werte oder Weltanschauungen vertreten. Durch die ständigen Reibungspunkte der Charaktere entfaltet sich so vor dem Leser ein großes Spektrum an Informationen zur damaligen Zeit.
Doch worum geht es eigentlich in „Die Schlange von Essex“? Nun, hauptsächlich verfolgen wir Cora Seaborne auf ihrem Weg von einer wenig selbstbestimmten, verheirateten Londonerin hin zu einer im Denken und Handeln freien Witwe. Sie schließt Freundschaft mit dem Dorfpfarrer William Ransome und seiner Familie und fortan diskutieren sie über Wissenschaft, Darwin, Religion und die Kraft des Glaubens. Sie sind selten einer Meinung, können aber eine gegenseitige Anziehungskraft nicht leugnen. Zusätzlich versetzt die ominöse Schlange von Essex die Bewohner des Ortes in Angst und Schrecken. Unglücksfälle häufen sich, Menschen verschwinden und Tiere sterben. Während Cora an ein lebendes Fossil glaubt, das wissenschaftlich erforscht werden sollte, glaubt Will gar nicht an die Erscheinung, muss sich aber gegen den zunehmenden Aberglauben der Dorfgemeinschaft einsetzen und versuchen, seine Gemeinde wieder auf den rechten Weg zu bringen.
Als wäre das nicht schon genug, kommt die Liebe ins Spiel. Unerwiderte Liebe, hoffnungslose Liebe, verbotene Liebe und geheime Liebe. In dieser Hinsicht steht Sarah Perry Jane Austen in kaum etwas nach, finde ich. Sie schreibt ebenso feinfühlig und dabei treffend von den Irrungen und Wirrungen des Herzens. Es steckt eine Ruhe in den Zeilen und in der gesamten Entwicklung der Geschichte, die einfach nur gut tut. Das bedeutet aber nicht, dass die Geschichte langatmig ist. Im Gegenteil, es gab so vieles „unterwegs“ zu entdecken, während sich die Spannung langsam und unterschwellig aufbaute.
Besonders gelingt es der Autorin die Leser zu fesseln, indem sie an einzelnen Stellen in der Gegenwart statt in der Vergangenheit erzählt. In kurzen Sätzen beschreibt sie darin, was die Charaktere tun. Das sind jedoch meistenteils keine großen Taten, sondern eher die kleinen, unwichtigen Handlungen, die der Alltag mit sich bringt. Durch die veränderte Zeitform nimmt man als Leser jedoch viel schärfer und unmittelbarer wahr, was die Menschen beschäftigt und bewegt. Gleichzeitig wirken der Wechsel ins Präsens und der ungewohnte Schreibstils seltsam distanzierend und befremdlich – eine Mischung, die mir sehr gefiel.
Fazit
„Die Schlange von Essex“ von Sarah Perry ist ein sehr vielseitiges Buch, das einen Blick in das Viktorianische Zeitalter erlaubt und gleichzeitig Themen wie Liebe, Glaube und Wissenschaft anspricht. Wer eine reine Liebesgeschichte erwartet, sollte eventuell lieber zu einem anderen Buch greifen, denn es wird eher weniger offenkundig darüber gesprochen. „Die Schlange von Essex“ erinnert in dieser Hinsicht an Werke von Jane Austen. Doch letztendlich sollte man bei „Die Schlange von Essex“ auch nicht auf einzelne Aspekte Wert legen, man muss sie in ihrer Gesamtheit erleben und sich darauf einlassen. Eine absolute Empfehlung für Leser, die Geduld mitbringen und sich gerne durch eine faszinierende Zeit treiben lassen möchten.
Die Schlange von Essex
Bewertung von Sago am 02.10.2017
Dieser Roman stellt für mich ein kleines Gesamtkunstwerk dar. Die wunderschöne, an den Künstler William Morris erinernde Optik des Buchumschlages fiel mir schon lange vor dem Erscheinen des Buches ins Auge. Erst auf den zweiten Blick entdeckte ich die titelgebende Schlange, die sich durch das Meer aus Blütenranken windet.
Ausgezeichnet wurde "Die Schlange von Essex" mit dem Britischen Buchpreis für den besten Roman des Jahres. Oft sind solche Vorschusslorbeeren nicht hilfreich, weil sie bei mir zu hohe Erwartungen wecken. Hier wurde ich jedoch nicht enttäuscht!
Angesiedelt Ende des 19. Jahrhunderts in Essex und London, passt sich Sarah Perry stilistisch dem viktorianischen Zeitalter an. So mancher Leser mit kürzerer Aufmerksamkeitsspanne mag sich hier erst einlesen müssen. Ich dagegen habe Satz für Satz von Beginn an genossen. Perry schreibt perfektionistisch, bildhaft, ja beinahe poetisch.
Eine weitere Stärke des Romans sind die plastischen, zuweilen fast ans Skurrile grenzenden Charaktere, allen voran die junge Witwe Cora Seaborne (was für ein herrlich bildhafter Name!), die nach dem Tod ihres gewalttätigen Ehemannes ihrer Liebe zur Wissenschaft nachgehen möchte. Das Rätsel eines angeblichen gefährlichen Seeungeheuers lockt Cora, ihren autistischen Sohn Frances und ihre Freundin Martha nach Aldwinter/Essex. Dort begegnet sie dem Pfarrer William und seiner kranken Frau Stella. William und Cora fühlen sich auf vielschichtige Weise zueinander hingezogen. Doch auch Luke Garrett, der Arzt von Coras verstorbenen Mann, hegt starke Gefühle für Cora und gibt so leicht nicht auf.
Lange Zeit spielte die Autorin raffiniert mit meinen Erwartungen, wie sich Handlung und Beziehungen entwickeln würden, um mich dann stets aufs Neue zu überraschen. Bis ins kleinste Detail wurde dieses Muster ausgearbeitet. So beginnt der Roman in der Neujahrsnacht, um Monat für Monat durchs Jahr zu reisen, schließt dann aber ab mit dem Monat November.
Ich bin stets auf der Suche nach ungewöhnlichen Büchern, die sich jeder Genre-Klassifizierung entziehen. Hier bin ich fündig geworden. Ein Buch, das man noch lange im Gedächtnis behält und immer wieder zur Hand nehmen wird. Herausragend!
Die Schlange von Essex
Cora Seaborne ist noch sehr jung, als sie den älteren Michael heiratet. Er hat bestimmte Vorstellungen von seiner Ehefrau und will Cora nach seinen Wünschen formen. „Wäre das nicht etwas -ich breche dich und heile deine Wunden mit Gold.“ Nachdem er verstorben ist, fühlt sich Cora frei, das zu tun, was ihr beliebt. Sie reist nach Essex und streift dort durch die Gegend, immer auf der Suche nach besonderen Funden. Die Bewohner der Gegend haben Angst vor einer geflügelten Seeschlange und alles Schlimme und Unerklärliche, was geschieht, wird vermeintlich von diesem Ungeheuer verursacht. Durch Bekannte lernt Cora den Pfarrer William Ransome und seine Familie kennen. Während Cora als Anhängerin Darwins alles mehr aus dem wissenschaftlichen Aspekt betrachtet, beruft sich Will auf seinen Glauben an Gott.
Dieses Buch wurde ausgezeichnet mit dem Britischen Buchpreis 2017 für den besten Roman des Jahres. Obwohl mich der außergewöhnliche Schreibstil der Autorin mit den vielen Bildern durchaus begeistert hat und ich dieses Buch mag, kann ich dennoch nicht in solche Begeisterungsstürme ausbrechen. Einiges finde ich ein wenig langatmig dargestellt, so dass ich immer wieder auch einmal schwer tat mit dem Lesen.
Alle Charaktere von Cora angefangen sind sehr eigenwillig, aber auch sehr menschlich. Nachdem ihr Mann ihr nicht mehr handgreiflich klar machen kann, wie sie zu leben hat, tut sie das, wozu sie Lust hat, ohne auf das Gerede der Leute zu achten. Obwohl sie ihren verschlossenen und eigenartigen Sohn liebt, lässt sie ihn machen und hält Distanz. Ohne das Kindermädchen Martha, das auch eine gute Freundin für Cora ist, hätte Cora das alles wahrscheinlich nicht ertragen. Aber auch Will ist nicht der typische Pfarrer. Er ist eine liebevoller Vater und Ehemann und hat auch einige Marotten. Cora hat es ihm angetan und sie kommen sich immer näher. Daneben gibt es aber noch eine ganze Reihe anderer Personen, die ihre Eigenheiten haben und oft sogar etwas schrullig sind.
Der Roman spielt in einer Zeit, als die Industrialisierung auch das Elend der Menschen in den Städten verstärkt. Martha kämpft gegen Standesunterschiede und dafür, dass es diesen Menschen in London besser geht.
Obwohl der Disput „wissenschaftliche Erkenntnis gegen die Glaubenslehre der Kirche“ eine wichtige Rolle spielt, geht es auch um Beziehungen und die Liebe. Aber es gibt kein Liebesgeplänkel und kein romantisches Getue. Auch das Ende finde ich sehr passend.
Ein schöner historischer Roman, der aber so ganz anders war, als ich aufgrund des Klappentextes erwartet hatte. Anders als der Titel des Buches denken lässt, nimmt die Schlange auch nur eine Nebenrolle ein. Es ist garantiert kein Buch, dass man mal so eben herunterliest. Auf dieses Buch muss man sich einlassen. Trotzdem kann ich das Buch nur empfehlen.
Die Schlange von Essex
Schon zu Beginn versetzt die Autorin den Leser in eine melancholische Stimmung. Man spürt die Verzweiflung und möchte einfach nur wissen, was geschehen ist. Und genau in dieser Stimmung geht es weiter. Der Leser lernt Cora kennen, die jahrelang ihrem Mann fast schon unterwürfig gedient hat. Sehr schön wird hier die Gefühlslage beschrieben, in der sich Cora befindet. Man empfindet selbst beim Lesen Wut, Zorn, aber auch Verzweiflung. Ja, ich wollte Cora teilweise wirklich aus dieser Krise befreien. Cora möchte ihrem Leben entfliehen und lernt den Pfarrer William Ransome kennen. Zwischen beiden entwickelt sich eine tiefe Freundschaft, die auch wieder den Leser mit einbezieht. Man spürt förmlich, wie sich Cora langsam öffnet. Alle fühlt sich irgendwie gut an.
Die Autorin legt wirklich sehr viel Wert darauf, dass der Leser die Gefühle wahrnimmt. Wer hier also einen mitreißenden Roman erwartet, wird schnell merken, dass es hierbei um etwas ganz anderes geht. Etwas gefühlvolleres, etwas vertrautes.
Auch auf die Probleme im viktorianischen England wird eingegangen. Zwar hätten diese an manchen Stellen noch etwas vertieft werden können, aber im großen und ganzen war dann doch ein Querschnitt, der die Zeit einfach verdeutlicht hat.
Fazit:
Ich muss zugeben, dass ich etwas komplett anderes erwartet habe und wirklich überrascht wurde. Überraschung im positiven Sinn.
Die Schlange von Essex
Bewertung von Fornika am 05.10.2017
Ende des 19ten Jahrhunderts bricht für Cora Seaborne nach dem Tod ihres Mannes nicht etwa eine Welt zusammen. Im Gegenteil, endlich darf sie ihre Freiheit genießen. Wissenschaftlich interessiert wie sie ist, muss sie natürlich dem Geheimnis der Schlange von Essex auf den Grund gehen. Im kleinen Dörfchen Aldwinter macht sie sich auf die Suche nach dem vermeintlichen Ungeheuer und trifft dabei nicht nur auf alte Bekannte, sondern auch auf den charismatischen Pfarrer Ransome.
Perrys Roman wurde mit dem britischen Buchpreis ausgezeichnet und schon nach wenigen Seiten weiß man warum. Die Sprache ist ein echter Genuss (Lob natürlich auch an die Übersetzung), aussagekräftig und doch zart, intelligent und gefühlvoll. Die Autorin schafft es eine Vielzahl an Themen in ihren Roman zu packen, ohne dass dieser überfrachtet wirkt. Neben Wissenschaft und Glaube, geht es auch um Missstände in den unteren sozialen Schichten, aber auch um die Liebe. Hierbei driftet die Handlung nie ins Kitschige ab und doch vermittelt die Autorin die ganze Bandbreite von guten Freundschaften, über hitzige Schwärmereien bis hin zu allumfassender, tiefer Liebe. Den angekündigten Konflikt Wissenschaft-Religion hätte ich mir etwas deutlicher gewünscht, da gehen Cora und Will doch nicht zu sehr in medias res. Coras Forscherdrang scheint im Laufe der Handlung auch etwas abzuflachen, was ich etwas unrealistisch fand. Mit dem Arzt Luke betritt noch ein anderer Mann der Wissenschaft die Bühne, was man von ihm über den aktuellen Stand der Medizin, über Möglichkeiten und Lehrmeinungen quasi im Vorbeilesen erfährt, war sehr aufschlussreich und spannend. Überhaupt sind Perrys Charaktere sehr interessant gestaltet, Stereotypen sucht man vergeblich. Cora trägt die Geschichte ganz wunderbar, ihre forsche und freie Art hat mir sehr gut gefallen. Doch auch William oder Luke als Gegenpole sind sehr gut gelungen. Selbst die kleinste Nebenfigur ist gut ausgearbeitet und sorgt oft auf unkonventionelle Art für Überraschungen.
Insgesamt steckt dieses Buch voller Überraschungen, ich hatte mir anhand des Klappentextes ein bisschen was anderes vorgestellt, bin dann aber schnell von Perrys Konzept überzeugt worden. Ein ungewöhnlicher Roman, der mich sehr gut unterhalten hat.
Die Schlange von Essex
"Wenn wir der Versuchung widerstehen, dann gewöhnlich deshalb, weil die Versuchung schwach ist und nicht, weil wir stark sind." (François VI. Duc de La Rochefoucauld)
London 1893:
Die junge Cora Seaborne will mit ihrem Sohn Francis nach dem Tod ihres Mannes ein neues Leben beginnen. Sie freut sich auf ihre neu gewonnene Freiheit, den ihre Ehe mit ihrem Mann Michael war nicht gerade einfach gewesen. Sie hatte nie in diese Gesellschaft Londons gepasst. Darum ist sie auch froh, dass sie ein paar Tage in Aldwinter bei Essex verbringen kann, dort lernt sie auch das Pastorenehepaar Ransome kennen. Auf Anhieb versteht sie sich mit Stella Ransome sehr gut. Doch in Aldwinter geht das Gerücht, um das es von der Schlange von Essex heimgesucht wird. Immer wieder verschwinden Tiere oder werden tot aufgefunden, am Neujahrsmorgen findet man dann noch die Leiche eines jungen Mannes. Für Cora, die die Lehre Darwins liebt, ist sofort klar, dass es bestimmt eine unbekannte Tierart sein würde, die sich ihr irgendwann offenbaren wird. Pfarrer Will Ramsone hingegen glaubt nicht an Legenden und mystische Dingen, er denkt, dass es für das ganze eine einfache Erklärung gibt. So entwickelt sich zwischen den beiden eine besondere Beziehung, die in Diskussionen, Briefen bis hin zur Liebe führt. Doch diese Liebe steht unter keinem guten Stern den Will ist verheiratet und Stella ist dazu noch schwer erkrankt. Trotzdem wird ihre Begegnung ihr Leben verändern.
Meine Meinung:
"Etwas Geteiltes ist ein Ding, das zerrissen wurde und gleichzeitig ist es das, was zwei Menschen verbindet." (Auszug aus dem Buch)
Dieses literarische Werk spielt zu viktorianischen Zeit Englands, als es viele Nöte in Form von Hunger, Armut und gleichzeitig der Spalt zwischen Arm und Reich immer mehr auseinanderdriftet. Wohnungen in London sind Mangelware oder zu teuer, Legenden werden in den kleinen Orten Englands verbreitet, viele werden durch Aberglaube beherrscht. Die Autorin hat dies alles in ihrem Buch aufgegriffen und in ihrem Roman verarbeitet. Es geht also nicht nur um die Legende eines Meerungeheuers, das es damals wirklich gab, sondern auch um die Lebensumstände zu dieser Zeit. Aber auch der Glauben, die Naturwissenschaft und wie selbst ein Pfarrer an die Grenzen seines Glaubens kommt, wird hier aufgezeigt. Der Schreibstil ist sehr schön, blumig, bildhaft, aber teilweise auch wieder nicht einfach. Dieses Buch kann man nicht einfach nur so zu Unterhaltung lesen und es wird sicher auch nicht jedermanns Geschmack sein. Meiner Ansicht kommt die Autorin nicht an Charles Dickinson heran, da ich seine Bücher sehr schätze. Trotzdem bin ich beeindruckt, wie diese junge Autorin diese damalige Zeit schildert. Vielleicht hätte man das eine oder andere Kapitel etwas abkürzen können und auch das Ende hat mich ein wenig enttäuscht zurückgelassen. Aber allemal ist es ein sehr guter zeitgenössischer Roman, dem ich 4 vom 5 Sterne gebe.
Die Schlange von Essex
Das viktorianische Zeitalter - lang und schwerfällig - war keine einfache Epoche. Alles andere als leichtfüßig und charmant - sowieso nicht gerade britische Kerneigenschaften - kam es daher und musste doch mit einigen Änderungen wie Industrialisierung, erste Emanzipationsversuche von Frauen, das Aufeinandertreffen von Wissenschaft und Religion und natürlich auch diversen politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Mängeln und Problemen.
Passend dazu wimmelt es in diesem Roman von sperrigen Charakteren, die sich quasi die Klinke in die Hand geben. Allen voran Cora, die Hauptfigur, eine starke Frau. In jeder Hinsicht, wobei sie es in mancher erst geworden ist. Denn sie hat ihren Mann verloren - kein Grund zur Trauer, im Gegenteil. Der - viel älter als seine noch als Teenager geheiratete Frau - hat sie nämlich verschiedentlich gequält und mißhandelt. Der Leser erhält hier nur punktuelle Einblicke, aber die reichen völlig!
Cora also lässt es sich nicht nehmen, zumindest hinter verschlossenen Türen zu frohlocken und ein neues Leben anzuvisieren - Geld ist zumindest kein Problem. Naturwissenschaftlich interessiert zieht es sie mit Sohn Francis und der ihr freundschaftlich verbundenen Haushaltangestellten Martha nach Aldwinter an der Küste von Essex, wo bald ein Gerücht umgeht, die sagenhafte Schlange von Essex sei wieder aufgetaucht. Und nicht nur dem muss sie sich stellen, sondern auch den Verlockungen des anderen Geschlechts. Ausgerechnet der Geistliche Will, ein verheirateter Mann mit komplett andern Wertvorstellungen kommt ihr emotional in die Quere.
Doch es sind nicht nur ihre Geschicke, die hier dargestellt werden, sondern auch die der Menschen um sie herum. Eindrucksvoll sind die Charaktere gezeichnet, jeder einzelne ist ein "Typ", leicht fällt es dem Leser, sich diese Gestalten bildlich vorzustellen.
Aber ach! Die Geschichte selbst ist gelegentlich ein wenig wirr, wenig logisch und ein bisschen unausgegoren, da nützen auch die kraftvollsten Charaktere nichts mehr. Ich empfand das Ende als recht rund, das Meiste wurde dann doch zusammengezurrt und auf den Punkt gebracht - wohlgemerkt in sehr angenehmen Schreibstil und einer ebensolche Übersetzung - aber einiges verlief doch im Sande. Dennoch habe ich dieses Buch genossen, aber ich warne - wer sich nicht wie ich von den Charakteren um den kleinen Finger wickeln lässt, der könnte enttäuscht sein. Und zwar nicht zu knapp!
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