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Autor im Porträt
Sibylle Berg
zur AutorenweltToptitel von Sibylle Berg
RCE
Sibylle Bergs großer neuer Roman setzt da an, wo der erste Band der Trilogie, »GRM«, endete - in unserer neoliberalen Absurdität, in der der Einzelne machtlos scheint. Der Kapitalismus ist alternativlos geworden. Das beste aller Systeme hat wenigen zu absurdem Reichtum verholfen und sehr vielen ein menschenwürdiges Dasein genommen. Die Krise ist der Normalzustand, Ausbeutung heißt nicht mehr »Kolonialismus«, sondern »Förderung strukturschwacher Länder«. Inflation, Seuchen, Kriege, Diktatoren, Naturkatastrophen, Müllberge. Und die Menschheit vereint nur noch in ihrer Todessehnsucht. Die Lage scheint ausweglos. Aber in einem abhörsicheren Container brennt noch Licht. Fünf Hacker programmieren die Weltrettung ...
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Mein ziemlich seltsamer Freund Walter
Lisa verbringt ihre Abende damit, den Weltraum nach extraterrestrischem Leben abzusuchen. Aus gutem Grund, denn ihr Alltag auf der Erde ist nicht erfreulich: Ihre Eltern lassen sich kaum mehr von den Sofakissen unterscheiden, und in der Schule ist sie ein willkommenes Opfer für eigentlich alle. Als eines Nachts ein Raumschiff hinterm Haus landet, wirft die außerirdische Reisegruppe nur einen kurzen, angewiderten Blick auf die Erde und düst wieder ab. Nur einer bleibt: Klakalnamanazdt, von Lisa kurz Walter genannt.
Auf Walters Planet wird vor allem gekuschelt, gespielt und sich umeinander gekümmert. Kein Wunder, dass er hier alles höchst befremdlich findet. Kurzerhand beginnt er, in Lisas Leben aufzuräumen - bis sie auch ohne fremde Kräfte auf unserem überaus seltsamen Planeten Erde zurechtkommt.
Ein furios erzählter und stark illustrierter Comicroman vonSibylle Berg, eine der aufregendsten deutschsprachigen Autorinnen unserer Zeit.
Mein seltsamer Freund Walter behandelt wichtige Themen wie Mobbing und Freundschaft und macht Mut, selbst in schwieriger Lage kleine Schritte zu wagen. Ausdrucksstark und ungewöhnlich als Comicroman umgesetzt von Newcomer-Illustrator Julius Thesing (»You Don't Look Gay«).
Begeisterte Pressestimmen zur Autorin:
»Sibylle Berg ist zuverlässig krass, komisch, bitter und zärtlich.« Die Zeit, 12.03.15 (über »Der Tag, als meine Frau einen Mann fand«)
»Sibylle Bergs Bücher erzählen von der Sehnsucht nach der schönen Seele. Sie tun das ätzend unterhaltsam und führen uns mit unserem widerlichsten Lachen vor.« Insa Wilke, Süddeutsche Zeitung, 02.03.15 (über »Der Tag, als meine Frau einen Mann fand«)
»Berg schreibt witzig über die traurige Existenz der Menschen, anrührend über das trostlose Dasein und aggressiv liebevoll gegen eine düstere Welt.« Steffen Martus, Frankfurter Rundschau (über »Vielen Dank für das Leben«)
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Sibylle Berg
Die deutsch-schweizerische Kolumnistin, Romanschriftstellerin, Theaterautorin und Misanthropin Sibylle Berg ist bekannt fur ihre provokanten, bissigen, ironischen Texte und ihren bewusst "bosen Blick" auf ihre Figuren und Sujets sowie ihre grandios pessimistischen literarischen Geschichten. In zahlreichen Romanen, Theaterstucken, Essays und Reportagen beschreibt Berg die Befindlichkeiten der Menschen und deren Alltag auf ihre unnachahmliche, einzigartige Art. Ihre Kolumne "S.P.O.N. - Fragen Sie Frau Sibylle", die sie seit Januar 2011 fur Spiegel Online schreibt, spaltet die Gemuter und lost regelma?ig heftigste Kontroversen im Internet aus. Bergs Texte werden gehasst, geliebt, in jedem Fall diskutiert.Geboren wurde Berg 1962 in Weimar, der Vater war Musikprofessor, die Mutter Bibliothekarin. Nach der Schule absolvierte sie zunachst eine Ausbildung zur Puppenspielerin. 1984 beantragte sie die Ausreise aus der DDR und lebte zuerst in Berlin, dann in Hamburg, wo sie Ozeanografie und Politikwissenschaften studierte. Berg veroffentlichte bald Magazinbeitrage und Reportagen in verschiedenen Publikationen wie Marie Claire, Allegra oder der Neuen Zurcher Zeitung. Bekannt wurde sie hierzulande einem breiten Publikum mit ihrer regelma?igen Kolumne im Zeit-Magazin. 1996 zog sie in ihre Lieblingsstadt Zurich, seit 2004 ist sie verheiratet. Sibylle Berg lebt heute in der Schweiz, manchmal auch in Tel Aviv; sie besitzt die schweizerische Staatsburgerschaft.Ihr erster Roman "Ein paar Leute suchen das Gluck und lachen sich tot" erschien 1997 im Reclam Verlag. Nur kurz nach der Veroffentlichung schrieb sie ihn zu einem Theaterstuck um, das 1999 in Stuttgart Premiere feierte. Die Arbeit am und fur das Theater ist seither wichtiger Bestandteil von Bergs Schaffen, das Stuck "Es sagt mir nichts, das sogenannte Drau?en" (2013) wurde 2014 von der Zeitschrift Theater heute zum "Stuck des Jahres" gekurt. Auch zahlreiche weitere Romane hat sie seither veroffentlicht, zuletzt erschienen "Der Mann schlaft" (2009), "Vielen Dank fur das Leben" (2012) und "Der Tag, als meine Frau einen Mann fand" (2015).Viel Lob gab es beispielsweise von Kritikern fur Bergs Roman "Der Mann schlaft", eine Liebesgeschichte, die den Widerstreit zwischen einer trocken-zynischen Icherzahlerin und der Sehnsucht nach etwas zeigt, was man bei Berg kaum fur moglich gehalten hat: der romantischen Liebe. Stellenweise liest sich das Buch wie ein heiterer Liebesroman, schreibt die Frankfurter Allgemeine Zeitung, indem sich allerdings auch hier wieder die unversohnliche Haltung der Autorin zeigt, weil bei ihr "Leben Demutigung hei?t".Sibylle Bergs Werke wurden in 34 Sprachen ubersetzt, fur ihre Lesungen kooperiert sie oftmals mit Schauspielern, Musikern und anderen Kunstlern. 2016 lief in den deutschen Kinos der Film "Wer hat Angst vor Sibylle Berg?", ein Portrat uber die streitbare Autorin.
Literaturfestival - Wunderbare Jahre
Andere Zeiten, anderer Blick
1. Januar 2016, Sibylle Berg besucht ihre Familie in Tel Aviv. Die Boller gehen los. Moment mal, denkt sie sich, Boller gibt es nicht zu Neujahr in Israel, zu angespannt ist die Lage. Kurz darauf sieht sie schreiende Menschen und weinende Kinder die Stra?e entlanglaufen, die sich ducken und in Hauseingange fluchten. Das ist kein Fest da unter dem Balkon, sondern ein Anschlag. Berg ist in ihrem Leben im Auftrag von Zeitungen und Zeitschriften viel auf Reisen gewesen, der damit verbundene Spa? ist fur sie jetzt endgultig vorbei. In ihrem neuen Buch "Wunderbare Jahre. Als wir noch die Welt bereisten" prasentiert sie insgesamt 19 Texte aus den Jahren 1994 bis zu eben jenem Moment in Tel Aviv uber das Reisen. Darunter finden sich Erzahlungen, Beobachtungen, Reportagen, ja, auch Texte mit fiktiven Figuren. Sie berichtet einerseits von einer Welt, als die Menschen Fernweh hatten, als das Reisen noch unbeschwert, schon, abenteuerlich und romantisch war, und zeigt andererseits, wie sehr die Welt sich doch bis heute verandert hat.
Wer den Untertitel allerdings allzu wortlich nimmt und darauf hofft, in dem Buch eine…mehr
Andere Zeiten, anderer Blick
1. Januar 2016, Sibylle Berg besucht ihre Familie in Tel Aviv. Die Boller gehen los. Moment mal, denkt sie sich, Boller gibt es nicht zu Neujahr in Israel, zu angespannt ist die Lage. Kurz darauf sieht sie schreiende Menschen und weinende Kinder die Stra?e entlanglaufen, die sich ducken und in Hauseingange fluchten. Das ist kein Fest da unter dem Balkon, sondern ein Anschlag. Berg ist in ihrem Leben im Auftrag von Zeitungen und Zeitschriften viel auf Reisen gewesen, der damit verbundene Spa? ist fur sie jetzt endgultig vorbei. In ihrem neuen Buch "Wunderbare Jahre. Als wir noch die Welt bereisten" prasentiert sie insgesamt 19 Texte aus den Jahren 1994 bis zu eben jenem Moment in Tel Aviv uber das Reisen. Darunter finden sich Erzahlungen, Beobachtungen, Reportagen, ja, auch Texte mit fiktiven Figuren. Sie berichtet einerseits von einer Welt, als die Menschen Fernweh hatten, als das Reisen noch unbeschwert, schon, abenteuerlich und romantisch war, und zeigt andererseits, wie sehr die Welt sich doch bis heute verandert hat.
Wer den Untertitel allerdings allzu wortlich nimmt und darauf hofft, in dem Buch eine Sammlung zauberhafter Reisereportagen aus einer guten alten Zeit zu finden, kennt die Schriftstellerin und Kolumnistin (Spiegel Online, Zeit-Magazin) schlecht. Naturlich war die Welt fruher fur Berg - bekannt fur ihre konstant schlechte Laune - auch nicht besser. Angstfrei reisen konnte man ohnehin nie, nur haben sich im neuen Jahrtausend noch einmal die Dimensionen verschoben: "Wollen wir wirklich in einer Welt herumfahren, wo der Strand zur Kampfzone wird, der Konzertsaal zum Bunker, wo neben dem Cafe die Bomben fliegen?", fragt Berg. Um den Unterschied von fruher zu heute zu betonen, setzt sie daher hinter jeden Text Postskriptum-Kommentare und zahlt auf, was seit ihrem letzten Besuch an jenem Ort Schlimmes passiert ist, welche Anschlage, Unfalle und Katastrophen sich dort seither ereignet haben.
Ob der Besuch eines Fluchtlingslagers im Kosovo, die Reise auf einem Luxusdampfer, ob Schweiz, Italien oder die USA, ob der Besuch der Bayreuther Festspiele oder eine Reise nach Sudafrika - die versammelten Texte und Themen sind ganz unterschiedlicher Art. Da ist zum Einen das bekannte Lamentieren Bergs uber die Wohlstandsgesellschaft, zum Anderen finden sich in dem Buch aufruttelnde Erzahlungen wie "Mein Leben als Hund", das Schicksal Paruls, die in den Slums von Bangladesch unter der Gewalt ihres Mannes bis zur Unertraglichkeit leiden muss, nur um dann am Ende gegen eine Andere ausgetauscht zu werden.
Dabei konstatiert Berg, dass es der eigene Blick ist, der sich uber die Jahre verandert hat - von einem kindlich-jugendlichen zu einem erwachsenen. Es liegt ja auch an einem selbst, die eigene Wahrnehmung stumpft, je mehr man gesehen hat, eben ab: "Die Schonheit macht nichts mehr mit mir, das Meer ist nur Wasser. Die Erinnerung, das einzig Lebendige, Trauerum die Zeit, in der alles Aufregung war." Abwechslungsreich sind die Erzahlformen, mancher Text ist eher Literatur als Reisebericht. Als ein Drehbuch gestaltet ist die Erzahlung "Italien. Eins. Und ein wunderbarer Film" uber einen Mittdrei?iger, der in den 1990er-Jahren eine gro?e Nummer in der Medienwelt war, dessen Stern aber untergeht und der noch einmal ein gro?es Fest fur seine Freunde im "goldenen, schweren Herbst" Bellagios geben will, um sich dann umzubringen, was er aber letztendlich nicht schafft.
Es ist dieser Wechsel des Erzahlten, der Stimmungen, des Stils und des Blicks von Berg auf ihre Umgebung, der das Buch so lesenswert und uberraschend macht. Der Wechsel vom bekannten giftig-polemischem Kommentieren mit sehr ernsthaften, beruhrenden und aufruttelnden Momenten.