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Stefan Bonner
Bonner, StefanStefan Bonner wurde im Oktober 1975 geboren, zwei Tage, nachdem die Erstausgabe der Zeitschrift YPS erschienen war. Seine Vorbilder sind Tom Selleck und das A-Team. Stefan Bonner hat die gleiche Schule wie Anke Engelke besucht, Geschichte studiert und als Journalist und Lektor gearbeitet. Zusammen mit Anne Weiss schrieb er zahlreiche Bestseller. Er lebt mit seiner Familie in der Heimatstadt von Heidi Klum.Im Interview: Stefan Bonner und Anne Weiss
In Ihrem Buch schreiben Sie sie uber das Thema Religion. Glauben Sie an Gott?
Wir sind beide christlich erzogen worden. Irgendwann konnten wir aber nicht mehr an Jungfrauengeburt und Bibelwunder glauben - beides erschien uns in etwa so realistisch wie die Mar von der Zahnfee. Bislang hat noch niemand, der behauptet hat, es gabe einen Gott, auch einen stichhaltigen Beweis geliefert. Und wenn man sich die verschiedenen Gotter im Verlauf der Menschheitsgeschichte ansieht, dann…mehr
Mit dem Megabestseller "Generation Doof" haben Stefan Bonner und Anne Weiss 2008 den Nerv der Zeit getroffen. Die Grundfrage "Wie blod sind wir eigentlich?" sorgte monatelang fur sturmische Diskussionen in den Medien. In ihrem neuen Buch "Heilige Schei?e - Waren wir ohne Religion wirklich besser dran" haben die beiden Erfolgsautoren die Themen Kirche, Glaube, Spiritualitat etc. genauer unter die Lupe genommen, um herauszufinden wie sehr Religion heute eigentlich noch zum Lifestyle unserer Gesellschaft passt. Im Interview erzahlen Bonner und Weiss was die Zahnfee mit ihrem Glauben zu tun hat und warum Neurowissenschaftler noch nie Gott im Gehirn ausfindig machen konnten.
In Ihrem Buch schreiben Sie sie uber das Thema Religion. Glauben Sie an Gott?
Wir sind beide christlich erzogen worden. Irgendwann konnten wir aber nicht mehr an Jungfrauengeburt und Bibelwunder glauben - beides erschien uns in etwa so realistisch wie die Mar von der Zahnfee. Bislang hat noch niemand, der behauptet hat, es gabe einen Gott, auch einen stichhaltigen Beweis geliefert. Und wenn man sich die verschiedenen Gotter im Verlauf der Menschheitsgeschichte ansieht, dann scheint da eine Menge Fantasie im Spiel zu sein. Die braucht man auch, um sich zu erklaren, warum ein allmachtiger und gutiger Gott Kindesmissbrauch in der eigenen Kirche oder Katastrophen wie in Japan zulasst.
Wie haben Sie fur das Buch recherchiert?
In "Heilige Schei?e" stellen wir uns die Frage, was aus dem Christentum eigentlich geworden ist. Wer wei? heute noch, woran man da genau glauben soll? Wir haben das Glaubensgebaude unter die Lupe genommen und in ganz Deutschland mit Glaubigen und Unglaubigen gesprochen, mit Kirchenleuten, Religionslehrern, Theologen und Wissenschaftlern. Im Mittelpunkt steht dabei unsere eigene Generation: Lassen sich Leute, die im Hier und Jetzt via iPhone und Facebook mit Gott und der Welt kommunizieren, Lady Gaga gut finden und Vampirgeschichten lesen noch von einem zweitausend Jahre alten Mannerclub fur ein biblisches Paradies begeistern, auf das man bis nach dem Ableben warten muss?
Welchen Stellenwert hat die Religion in unserer heutigen Gesellschaft?
Viele brauchen die Kirchen nicht mehr fur ihre personliche Erleuchtung - die Moralvorstellungen der Kleriker passen ohnehin nicht mehr zum modernen Lifestyle der meisten Leute. Den Glaubensinstitutionen laufen daher die Schafchen davon, immer mehr Menschen wenden sich anderen Religionen oder der Esoterik zu. Kritiker meinen ohnehin, dass die Welt ohne Religion friedlicher ware. Unser Buch stellt die Frage, ob wir tatsachlich darauf verzichten konnen.
Warum sollte man "Heilige Schei?e" unbedingt lesen?
Weil Sie dann bei dem Thema mitreden konnen, das spatestens zum Papstbesuch in Deutschland die Gemuter erhitzt. Denn eine Frage lasst keinen kalt: Ist da uberhaupt einer? Und wenn ja, wie viele? Unser Buch wird Siezum Zweifeln bringen, oder es fuhrt dazu, dass sie wieder wirklich an etwas glauben, weil Sie bewusst alle Zweifel uber Bord werfen. Im besten Fall bringt es Sie auch zum Lachen - das beste Gegenmittel gegen Engstirnigkeit.
Ist es respektlos, uber Religion zu lachen?
Im Alltag unterhalten wir uns selten offen uber Religion. Oder wissen Sie genau, was Ihre Freunde, Nachbarn, Kollegen glauben? Glaube ist Privatsache. Ganz zu schweigen davon, dass die meisten Menschen Witze uber den Glauben meiden wie der Teufel das Weihwasser. Sie haben Angst, sie konnten die religiosen Gefuhle ihres Gegenubers verletzen. Dennoch ist Lachen ein unvergleichlich gutes Mittel, um bei vielen schwierigen Themen das Eis zu brechen, Menschen zu verbinden und Dinge auch mal von der anderen Seite zu betrachten.
Gibt es die Ruckkehr der Religionen - oder sind wir auf dem Weg in eine gottlose Welt?
Wahrend des Weltjugendtages 2005 sah es tatsachlich so aus, als wurde sich eine ganze Generation auf den Glauben besinnen. Auch heute ist die Bekenntnis zum Glauben in den Bestsellerlisten, in vielen Talkshows und politischen Diskussionen wieder en vogue. Gefuhlt leben wir in einem christlichen Staat - aber wenn man genauer hinsieht, zeigt sich ein anderes Bild: Tatsachlich leeren sich die Kirchenbanke, und die neueste Shell-Jugendstudie ergab, dass Religion bei der jungen Generation in Wahrheit nur eine ma?ige Rolle spielt: Lediglich 30 Prozent glauben uberhaupt an einen personlichen Gott.
Ist das Bedurfnis nach Spiritualitat im Menschen angelegt?
Zahlreiche Neurowissenschaftler haben bislang vergeblich versucht, Gott im Gehirn ausfindig zu machen. Es gibt aller Wahrscheinlichkeit nach keine naturliche Veranlagung zum Glauben. Wichtiger fur die Moglichkeit, religiose Gefuhle zu empfinden sind offenbar die Erziehung und das soziale Umfeld. Es gibt eben keine christlichen Kinder, sondern nur Kinder christlicher Eltern.
Aber was ist mit Menschen, deren Eltern Atheisten waren und die spater zu irgendeiner Form des Glaubens finden? Es scheint bei etlichen Menschen ein spirituelles Grundbedurfnis zu geben - ganz allgemein gesprochen die Neugier darauf, woher wir kommen und wohin wir gehen. Wie bei jedem anderen Bedurfnis sind wir aber auch hier Kinder unserer Zeit: Der wachsende Esoterikmarkt und eine Vielzahl an neuen Glaubensgemeinschaften bieten fur jeden Geschmack, jeden Geldbeutel und fur jedes Bedurfnis die richtige Dosis Spiritualitat. Wie viel Abzocke dabei stattfindet und wie sinnvoll das ist, bleibt dahingestellt. Klar ist aber: Die Kirche ist heute nicht mehr der Hauptanbieter fur die Sinnfrage - andere mischen langst kraftig mit.
Glauben Sie, wir waren ohne Religion besser dran?
Stellen Sie sich folgende Frage: Was ist das Schlimmste und das Schonste, das Religion bisher angerichtet hat? Naturlich kann man ziemlich uble Dinge damit erleben - in vielen Gemeinschaften schafft sie ein Machtgefalle,das den Glaubigen abhangig und unmundig macht. Keine gute Sache. In der Geschichte war Religion daher oft das perfekte Mittel, um Macht zu erlangen, Menschen zu unterdrucken, Geld einzutreiben und Kriege anzuzetteln. Das macht Religion nicht an sich zu einer schlechten Sache - genauso haben Menschen viel Gutes im Namen ihrer Religion getan. Was man damit anfangt, ist also Sache des Einzelnen. Und so ist es auch eine sehr personliche Angelegenheit, ob Sie mit Glauben besser fahren oder nicht. Seien Sie sich daher selbst der Nachste und fragen Sie sich: Was gibt mir Religion, und brauche ich sie, um meinem Leben einen Sinn zu geben? Vor allem sollte ich das Manifest meines Glaubens kennen: Kann ich das alles ohne zu zogern unterschreiben? Wer das fur sich mit ja beantwortet, sollte weiterhin die Kirche aufsuchen. Dies spricht fur das, was viele heute denken: Religion ist Privatsache und sollte auch nur von denjenigen finanziert werden, die in der Kirche bleiben - nicht vom Staat, wie dies immer noch stark der Fall ist.
Was ist das Skurrilste, das Ihnen im Zusammenhang mit diesem Buch passiert ist?
Nachdem Stefan seine Kirchenmitgliedschaft gekundigt hatte, erhielt er einen Brief des ortlichen Pfarrers mit der Einladung zum personlichen Gesprach. Als er einwilligte, erreichte ihn die freudige Nachricht: "Herzlichen Gluckwunsch, Herr Bonner: In zwanzig Jahren Dienstzeit sind Sie der Erste, der tatsachlich zu einem Gesprach bereit ist." Lediglich ein anderer Abtrunniger habe sich zuvor per E-Mail auf das Schreiben gemeldet. Der Pfarrer hatte sich nach den genauen Grunden fur seine Entscheidung erkundigt. Die Antwort: Der Mann habe die Nase voll von den kruden Ansichten des Papstes. Der Pfarrer informierte ihn daraufhin, dass er gerade aus der evangelischen Kirche ausgetreten sei.
Ist es doof, wenn man an etwas glaubt?
Nein - den personlichen Glauben kann man niemandem absprechen. Fur viele Menschen ist die Gewissheit, dass es einen allmachtigen Schopfer mit einem gro?en Plan gibt, ja eine wichtige Stutze im Leben. Allerdings gibt es etliche, die ihren Glauben heute nicht uberdenken - sie behaupten, Christ zu sein, handeln im Alltag aber ganz anders. Schlimmer noch: Sie wissen oft gar nicht, woran sie da eigentlich glauben. Statistisch gehoren zwar noch Zweidrittel der Deutschen einer der christlichen Kirchen an, aber die wenigsten von ihnen wissen noch, was wir an Christi Himmelfahrt oder Pfingsten feiern; in die Kirche geht kaum einer - und obwohl sich alle auf die zehn Gebote berufen, konnen die meisten maximal drei davon fehlerfrei aufsagen. Doof ist es also nicht, uberhaupt zu glauben, sehr wohl aber, sich zu etwas zu bekennen, von dem man keinen blassen Schimmer hat.
Wann haben Sie zuletzt gebetet?
Stefan betet meistens, wenn wir zu einer Lesung fahren und sich Anne ans Steuer des Mietwagens setzt. Anne hat dann keine Zeit zu beten. Im Ernst: Gebetet haben wir zuletzt als Kinder,als wir uns noch sicher waren, dass man damit auch was ausrichten kann und uns wirklich einer zuhort. Spater ist uns aufgefallen, dass es gar nicht sein kann, dass Gott Gebete erhort und gleichzeitig noch so viel Ubel auf der Welt passieren lasst. Und uberhaupt: in Afrika sterben Babys, Rohol lauft in den Golf von Mexiko, Tsunamis zerstoren Atomanlagen. Warum sollte ein Gott sich da um unsere popeligen Privatprobleme kummern? Wenn es sicher ware, dass man nur genug beten musste, um seine Ziele zu erreichen, dann wurde der Bundestag im Kolner Dom sitzen...
Wann waren Sie zuletzt in der Kirche?
Wahrend der Recherchen haben wir einige Messen besucht, zuletzt das Domkapitelsamt in Koln. Zuvor waren wir schon ziemlich lange nicht mehr im Gottesdienst gewesen und hofften auf ein Gefuhl von Einkehr, Gemeinschaft und Besinnlichkeit. Die Ernuchterung folgte auf dem Fu?e. Durch die pompose Auffuhrung, die Weihrauchwolken und die prachtigen Predigergewander fuhlten wir uns sofort ins Mittelalter zuruckversetzt. Die Predigt kam uns vor wie ein Strom unverstandlicher Floskeln und lie? sich moralisch nicht mit unserer modernen Weltvorstellung in Einklang bringen. Das geht uns nicht alleine so - viele vor allem jungere Glaubige, mit denen wir gesprochen haben, konnen mit dem, was sie dort vorfinden, nichts mehr anfangen und suchen sich andere Betgelegenheiten, zum Beispiel in unabhangigen kleineren christlichen Gemeinschaften.