Autor im Porträt

Toptitel von Thomas Melle

Bilder von uns. Stück

Broschiertes Buch
Das Theaterstück beginnt wie ein Psychothriller: Jesko Drescher, erfolgreicher Manager und Familienvater, sitzt am Steuer seines Wagens, als ein Foto auf seinem Handybildschirm aufpoppt. Vor Schreck rast er beinahe in eine Schulklasse hinein. Denn das Bild zeigt einen nackten Jungen: Jesko selbst - als zehnjährigen Schüler eines Eliteinternats. Erschüttert sucht Jesko drei seiner ehemaligen Schulkameraden auf. Er will mehr über die Aufnahmen erfahren. Doch je intensiver er sich mit dem Bild beschäftigt, desto stärker verschwimmen die Grenzen zwischen Recht und Unrecht, Erinnern und Vergessen, Selbst- und Fremdwahrnehmung.
Thomas Melles Stück, das schnelle Dialoge und reflektierende Prosapassagen miteinander verbindet, wurde 2016 uraufgeführt.
Mit einem Nachwort von Carlo Brune.
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5,80 €

Die Welt im Rücken

Broschiertes Buch
«Wenn Sie bipolar sind, hat Ihr Leben keine Kontinuität mehr. Die Krankheit hat Ihre Vergangenheit zerschossen, und in noch stärkerem Maße bedroht sie Ihre Zukunft. Mit jeder manischen Episode wird Ihr Leben, wie Sie es kannten, weiter verunmöglicht. Die Person, die Sie zu sein und kennen glaubten, besitzt kein festes Fundament mehr. Sie können sich Ihrer selbst nicht mehr sicher sein. Und Sie wissen nicht mehr, wer Sie waren. Was sonst vielleicht als Gedanke kurz aufleuchtet, um sofort verworfen zu werden, wird im manischen Kurzschluss zur Tat. Jeder Mensch birgt wohl einen Abgrund in sich, in welchen er bisweilen einen Blick gewährt; eine Manie aber ist eine ganze Tour durch diesen Abgrund, und was Sie jahrelang von sich wussten, wird innerhalb kürzester Zeit ungültig. Sie fangen nicht bei null an, nein, Sie rutschen ins Minus, und nichts mehr ist mit Ihnen auf verlässliche Weise verbunden.»
Thomas Melle leidet seit vielen Jahren an der manisch-depressiven Erkrankung, auch bipolare Störung genannt. Er erzählt schonungslos und sprachlich brillant von seinem Umgang mit der Krankheit, von persönlichen Dramen und langsamer Besserung - und gibt so einen außergewöhnlichen Einblick in das, was in einem Erkrankten vorgeht. Die fesselnde Chronik eines zerrissenen Lebens, ein autobiografisch radikales Werk von höchster literarischer Kraft.
Das Buch stand auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis 2016 und hat Presse und Leser gleichermaßen begeistert.
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14,00 €

Thomas Melle

Melle, ThomasThomas Melle, 1975 geboren, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie in Tubingen, Austin (Texas) und Berlin. Er ist Autor vielgespielter Theaterstucke und ubersetzte u. a. William T. Vollmanns Roman . Sein Debutroman (2011) war fur den Deutschen Buchpreis nominiert und wurde mit dem Franz-Hessel-Preis ausgezeichnet. 2014 folgte der Roman , der auf der Shortlist fur den Deutschen Buchpreis stand. 2015 erhielt Thomas Melle, der in Berlin lebt, den Kunstpreis Berlin.

Interview Thomas Melle, "3000 Euro"

Interview Thomas Melle, "3000 Euro"



In "Sickster" schrieben Sie uber drei Hipster, die sich mehr oder weniger im Wahnsinn verlieren, auch in "3000 Euro" scheinen die Hauptfiguren Anton und Denise immer kurz davor zu stehen, aus dem bisschen Leben zu fallen, das sie gerade noch fur sich erkampfen konnten. Dieses "Aus-dem-Leben-Fallen" scheint Ihr Thema zu sein, was interessiert Sie daran?



Thomas Melle: Mich interessieren Randfiguren; an ihnen lasst sich viel ablesen, die Gesetze der "Mitte" der Gesellschaft, ihre Verfasstheit, ihre Ausschlussmechanismen. Wer am Rand steht, blickt von au?en genauer auf das, was innen passiert. Und Randfiguren sind mir, ganz personlich, naher. Ich bin selbst eine. Das hei?t aber nicht, dass ich mich auch in Zukunft am Rand entlangschreiben und wie ein literarisches Sozialamt nur um die Aussortierten kummern muss. Das ware langweilig. Ich vermeide ja auch Sozialkitsch; die Randstandigen sind keinesfalls automatisch bessere Menschen als irgendwelche erfolgreichen Player. Es geht um eine Form von Realismus, und diese Figuren, die Strauchelnden, Fallenden, haben mich in den letzten Jahren einfach mehrmehr