Toni Morrisons bekanntester Roman in Neuübersetzung von Tanja Handels. Beloved, Toni Morrisons bekanntestes Werk und einer der wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts (The New York Times), erzählt von den grauenhaften Auswirkungen der Versklavung auf das Leben einer Familie.
Sethe lebt seit Langem in einem kleinen Haus am Rande von Cincinnati, wo sie die Vergangenheit auszulöschen versucht. Auf der Flucht von der Farm mit dem zynischen Namen «Sweet Home» hat sie einst ihr Leben riskiert, ihren Mann verloren und ein Kind begraben müssen, hat unvorstellbares Leid ertragen und dennoch nicht den Verstand verloren. Doch der Schrecken des Erlebten verfolgt sie: In der Bluestone Road 124 treibt ein Spuk sein Unwesen, der widerspenstige Geist von Sethes Tochter will nicht vergessen werden. Das Kleinkind, dessen Tod Sethe nicht verwinden kann, starb namenlos; sein Grab trägt allein das Wort Beloved. Als eines Tages Paul D. vor Sethes Tür steht, den sie noch von der Plantage kennt, reißt er alte Wunden wieder auf - und setzt so einen schmerzhaften Heilungsprozess in Gang. …mehr
Toni Morrisons bekanntester Roman in Neuübersetzung von Tanja Handels. Beloved, Toni Morrisons bekanntestes Werk und einer der wichtigsten Romane des 20. Jahrhunderts (The New York Times), erzählt mit den Mitteln des magischen Realismus von den grauenhaften Auswirkungen der Versklavung auf das Leben einer Familie. Sethe lebt seit Langem in einem kleinen Haus am Rande von Cincinnati, wo sie die Vergangenheit auszulöschen versucht. Auf der Flucht von der Plantage mit dem zynischen Namen «Sweet Home» hat sie einst ihr Leben riskiert, ihren Mann verloren und ein Kind begraben müssen, hat unvorstellbares Leid ertragen und dennoch nicht den Verstand verloren. Doch der Schrecken des Erlebten verfolgt sie: In der Bluestone Road 124 treibt ein Spuk sein Unwesen, der widerspenstige Geist von Sethes Tochter will nicht vergessen werden. Das Kleinkind, dessen Tod Sethe nicht verwinden kann, starb namenlos; sein Grab trägt allein das Wort Beloved. Als eines Tages Paul D. vor Sethes Tür steht, den sie noch von der Plantage kennt, reißt er alte Wunden wieder auf - und setzt so einen schmerzhaften Heilungsprozess in Gang.…mehr
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Toni Morrison
Toni Morrison (* Loraine 1931) wuchs als zweites von vier Kindern einer afroamerikanischen Arbeiterfamilie auf. Ihre Eltern waren aus dem Süden der USA nach Ohio gezogen, um rassistischen Anfeindungen zu entgehen. Schon als Kind begeisterte sich Toni Morrison für Bücher. Nach ihrem Anglistik-Studium unterrichtete sie englische Literatur an der Texas Southern University, später arbeitete sie viele Jahre als Lektorin für das renommierte Verlagshaus Random House. Den großen Publikumserfolg hatte Toni Morrison 1977 mit "Solomons Lied". In ihren Büchern thematisiert Morrison meist die Unterdrückung der schwarzen Bevölkerung in den USA, so auch in ihrem vielbeachteten Roman "Gnade" (Deutschland 2010). Für ihr Gesamtwerk erhielt sie 1993 den Literaturnobelpreis. Heute lebt Toni Morrison in der Nähe von New York.
Mit "Heimkehr" setzt die Literatur-Nobelpreisträgerin Toni Morrison ihren mit "Jazz" begonnenen Romanzyklus fort, in dem sie über das schwere und oft genug lebensgefährliche Leben der Schwarzen in den USA schreibt. Der alltägliche Rassismus, die Gewalt gegen Frauen, das dunkle Vermächtnis, weitergegeben von Generation zu Generation, sind die Themen, die Morrison bewegen und von denen sie erzählt. "Jazz" war im Harlem der 1920er-Jahre angesiedelt, "Heimkehr" nun spielt in den 1950er-Jahren.
Frank Money: ein schwarzer Kriegsveteran, traumatisiert und verhöhnt
Frank Money, genannt "Smart", kehrt als Kriegsveteran aus Korea zurück in eine Heimat, ein Land, das ihm, dem Schwarzen, nicht nur keinen Respekt entgegenbringt, sondern ihn verfolgt und verhöhnt, knechtet und missbraucht. Rettung und Hafen sind die Selbsthilfeorganisationen der Schwarzen und die African Methodist Episcopal Church - die Solidarität untereinander. Frank ging mit zwei Kumpels aus seinem Heimatort Lotus nach Korea, allein kommt er wieder.
Mit "Heimkehr" setzt die Literatur-Nobelpreisträgerin Toni Morrison ihren mit "Jazz" begonnenen Romanzyklus fort, in dem sie über das schwere und oft genug lebensgefährliche Leben der Schwarzen in den USA schreibt. Der alltägliche Rassismus, die Gewalt gegen Frauen, das dunkle Vermächtnis, weitergegeben von Generation zu Generation, sind die Themen, die Morrison bewegen und von denen sie erzählt. "Jazz" war im Harlem der 1920er-Jahre angesiedelt, "Heimkehr" nun spielt in den 1950er-Jahren.
Frank Money: ein schwarzer Kriegsveteran, traumatisiert und verhöhnt
Frank Money, genannt "Smart", kehrt als Kriegsveteran aus Korea zurück in eine Heimat, ein Land, das ihm, dem Schwarzen, nicht nur keinen Respekt entgegenbringt, sondern ihn verfolgt und verhöhnt, knechtet und missbraucht. Rettung und Hafen sind die Selbsthilfeorganisationen der Schwarzen und die African Methodist Episcopal Church - die Solidarität untereinander. Frank ging mit zwei Kumpels aus seinem Heimatort Lotus nach Korea, allein kommt er wieder.
Morrison eröffnet "Heimkehr" mit einer Szene, in der Frank traumatisiert, vollgepumpt mit Morphium und ans Bett gefesselt in der "Klapsmühle" aufwacht. Er will, er muss fliehen, denn seine Schwester ist in höchster Not. In dem Brief, den er erhalten hat, steht: "Komm schnell, sie wird tot sein, wenn du trödelst." Doch zwei Polizisten hatten ihn einfach aufgegriffen und in den Streifenwagen gezerrt, einfach so - wegen was auch immer. Als Landstreicherei konnte schließlich auch ausgelegt werden, wenn ein Schwarzer einfach so im Freien herumstand.
Ihr habt 24 Stunden Zeit zu verschwinden, sonst ... Das "sonst" bedeutete "Tod"
Selbst wenn man sich drinnen aufhielt, im eigenen Haus, tauchen Männer auf, Polizisten oder Männer mit Kapuzen, natürlich Weiße, und vertreiben die Familien. Mit vier Jahren hat Frank das erlebt - die Männer gaben ihrem Quartier aus 15 Häusern und ihren Bewohnern 24 Stunden Zeit, sonst ... "Das "sonst" bedeutete "Tod"." Alle flohen, bis auf Crawford, einen alten Mann. Er wollte nicht fort - kurz nach Ablauf der Frist wurde er totgeprügelt und an die Magnolie gebunden, die in seinem Garten wuchs. Es war die älteste Magnolie des Countys, seine Urgroßmutter hatte den Baum gepflanzt.
Wut und Selbstekel machen die Seelen krank
Die Flucht gelingt, ohne Schuhe läuft Frank im Schnee bis zu einem Pfarramt, und hier wird ihm weitergeholfen mit Essen und ein wenig Wärme, mit ein klein wenig Geld und einem Kontakt zur nächsten Station. Denn Frank muss es bis nach Georgia schaffen; dort arbeitet seine Schwester Ycidra, genannt Cee. Frank ist schon ein Jahr zurück aus dem Krieg, doch er fühlte sich nicht stark genug für eine Begegnung mit ihr. Seine Wut, sein Selbstekel, seine Erinnerungen an Blut und feindliches Feuer - all das besetzt seine Seele und geistert durch seinen Körper.
Die junge Cee gerät an einen rassistischen Arzt, der Naziideologien vertritt
Cee ging mit 14 mit einem Typen aus Atlanta, der sich Prince nannte, von zu Hause weg. Dass der eigentlich nur scharf war auf das Auto, das ihn von Lotus weg nach Atlanta brachte, wurde ihr schmerzhaft klar, schmerzhaft und schnell. Sie stand allein da, brauchte einen Job und fand ihn bei dem weißen Arzt Dr. Beauregard Scott, Dr. Beau. Sie bewundert diesen Arzt, der vor allem Frauen und jungen Mädchen zu helfen scheint. Auch die Bücher im Praxisraum mit Titeln wie Eugenik oder "The Passing oft he Great Race" sagen ihr nichts. Sie hat keine Ahnung, dass sie bei einem Rassisten gelandet ist, der Naziideologien vertritt ...
Zuerst werden Hunde aufeinander gehetzt, dann Menschen - so lange, bis einer tot war
Was Dr. Beau Cee antut, soll hier nicht preisgegeben werden. Aber Frank schafft es, sie da rauszuholen. Doch wie wird es ihnen ergehen, wie kann ihr Leben aussehen in einem Land, in dem die Weißen erst Hunde gegeneinander kämpfen lassen und dann Menschen, schwarze Menschen? Wie Jerome und seinen Vater. Sie hatten die beiden aus Alabama entführt, und sie mussten gegeneinander antreten, mit Messern kämpfen. So lange, bis einer tot war. Der Junge weigerte sich lange, seinem Vater etwas anzutun. Doch der Vater flehte ihn an: "Du musst es tun. Du musst mir gehorchen mein Sohn, nur noch dieses eine Mal. Tu es." Er hat es getan ...
Bewertung von Heiki Rud aus Regensburg am 18.10.2023
Sehr blaue Augen von Toni Morrison wurde im Jahr 1970 erstveröffentlicht. Diese Ausgabe beinhaltet eine neue, zeitgemäße Übersetzung dieses Klassikers mit einem sehr lesenswerten Nachwort von Alice Hasters.
«Ich wollte dieses Buch lesen, und niemand hatte es geschrieben, also dachte ich, dass ich es schreiben würde, um es zu lesen.» Toni Morrison
Die Schwestern Claudia und Frieda leben in der Kleinstadt Lorain (Ohio). Ihr Leben verändert sich schlagartig, als die kleine Pecola in ihre Familie kommt. Ihr Umfeld ist geprägt von Rassismus, Sexismus und Gewalt. Besonders weiße Schönheitsideale sind maßgebend in der Gesellschaft. Um ihrem traurigen Alltag zu entkommen, wünscht sich dieses kleine, afroamerikanische Mädchen einfach nur sehr blaue Augen um etwas mehr dem weißem Schönheitsideal zu entsprechen.
Die Sprache der Autorin ist stark. Die Präzision ihrer Rhetorik und ihre Gabe die Umgebung und Menschen zu beschreiben, haben mich sofort von dieser Autorin überzeugt. Die Emotionen der Protagonisten waren sehr nahbar. Dennoch ist dies kein Buch für zwischendurch, denn man muss sehr aufmerksam lesen und sich auf das Geschriebene konzentrieren, um die unterschiedlichen Geschichtsstränge und Geschehnisse richtig einzuordnen.
Die Atmosphäre des Buches ist sehr drückend und beinhaltet einige gewalttätige Szenen, die vielleicht nicht für jedermann sind. Dennoch regt die Geschichte zum Nachdenken an und gibt Hoffnung.
Ein empfehlenswertes Meisterwerk, dass heute immer noch sehr relevant ist. Toni Morison hat einen zeitlosen Klassiker geschaffen, der vor allem schwarze, junge Mädchen in den Mittelpunkt stellt und adressiert. Denn der Wunsch nach weißen Schönheitsidealen wird einem
von der Gesellschaft vorgelebt (Filme, Bücher uvm…).
Wer also noch nicht von der Nobelpreisträgerin der Literatur Toni Morrison gehört hat, sollte auf jeden Fall eines ihrer Werke lesen.
Sehr blaue Augen ist das bewegende Debüt von Toni Morrison.
Die kleine Pecola wächst in Ohio der 1940er Jahre auf. Sie wünscht sich nichts sehnlicher, als blonde Haare und blaue Augen zu haben. Pecola und ihre Familie sind alle von dunkler Hautfarbe und haben braunes Haar und braune Augen. Sie fragt sich warum dies so ist und warum sie selber nicht diesem Ideal entspricht, was die Menschen so schön finden. So ergreift sie eines Tages die Chance bei einem Heiler ihre blauen Augen zu bekommen. Doch leider bekommt sie dort etwas anders. Dieses Erlebnis wird sie ihr Leben lang begleiten und auch noch ähnliche Erlebnisse werden folgen. Ihr Trauma gibt sie an ihr Kinder und Enkelkinder weiter.
Toni Morrison beschreibt in ihrem Buch, welche Auswirkungen Rasissmus, Sexismus und eine Klassengesellschaft für Auswirkungen auf ganze Generationen einer Familie haben können unabhängig, ob angeheiratet oder blutsverwandt.
Es hat mich sehr bewegt, die Geschichte von Pecola und allen anderen Protagonisten über die Jahre hinweg mitzuverfolgen und es hat mich sehr traurig gemacht, was Menschen anderen Menschen antun können.
Bewertung von Heiki Rud aus Regensburg am 09.01.2024
"Sula" erzählt von einer intensiven und komplexen Freundschaft zwischen zwei schwarzen Mädchen, Sula und Nel, die kaum unterschiedlicher sein könnten. Die Handlung erstreckt sich über die Jahre von 1920 bis 1940, und die Protagonisten wachsen im Kern in einer von Rassismus, Ungerechtigkeit und Segregation geprägten Welt auf. Mit der Zeit führen unterschiedliche Erfahrungen ihre Leben in verschiedene Richtungen.
Toni Morrisons Schreibstil ist offen und kompromisslos. Sie erschafft starke Charaktere und sorgfältig inszenierte Momente, die einen Sog für die Handlung erzeugen. Dabei gelingt es ihr, grausame und herzzerreißende Szenen einzufangen, die das Unrecht der Zeit widerspiegeln.
Die Figur Sula ist faszinierend – kühn, schroff und nicht unbedingt sympathisch. Eine kluge Frau, die sich gegen traditionelle Erwartungen an Frauen auflehnt und dadurch zum Außenseiter in der Gesellschaft wird. Dennoch fällt es schwer, nicht mit ihr mitzufühlen, besonders im Laufe der Jahre und mit zunehmendem Alter.
Morrison ist zweifellos eine Autorin, die bestimmte Aspekte des Lebens und der menschlichen Natur auf eine tiefgründige Weise zu verstehen scheint.
„Die Herkunft der anderen“ von Toni Morrison habe ich gern gelesen und empfehle das Buch auch weiter, insb. für diejenigen, die sich für das Thema Rassismus interessieren.
Klappentext auf der Rückseite des Bandes beschreibt den Inhalt sehr gut: „In diesen Essays nimmt die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison Stellung zum Thema Rasse und Rassismus, zum Konzept des „Andersseins“ und nicht zuletzt zur Rolle der Literatur und zu dem, was sie an Aufklärung leisten kann.
Was ist Rasse, und warum spielt sie eine Rolle? Warum schient der Mensch das Konzept der „anderen“ zu brauchen? Morrison nähert sich diesen Fragen vorwiegend literaturgeschichtlich und philosophisch, jedoch „ist es unmöglich“, ihre Überlegungen zur Frage der Zugehörigkeit, der Auswahl derjenigen, die sich unter dem Schutzschirm der Gesellschaft willkommen fühlen dürfen, ohne ein Bewusstsein unsere aktuellen Situation zu lesen.“
Der Band beinhaltet 6 Essays: „Romantisierte Sklaverei“, „Fremd sein oder fremd werden“, „Fetisch Farbe“, „Was bedeutet ‚schwarz‘“, „Vom Anderssein erzählen“, „die Heimat des Fremden“.
Wie Ta-Nehisi Coates im Vorwort treffend sagt: „Es sind Vorträge über die Erschaffung des Fremden und die Errichtung von Zäunen, ein Versuch, mit den Werkzeugen von Literaturkritik, Geschichtswissenschaft und persönlicher Erinnerung zu verstehen, wie und warum es dazu kommen konnte, dass wir diese Zäune mit Hautpigmenten in Verbindung bringen.“ S. 9.
Toni Morrison sagt viele Dinge, die nach wie vor ihre Gültigkeit besitzen, und die neue Aktualität im Licht der jüngsten Ereignisse in USA erlangt haben. Bei manchen ihrer Nacherzählungen aus den Werken anderer Autoren, die sie z.B. im ersten Essay einfließen lässt, kann kein Mensch unberührt bleiben: Der sadistische Umgang britischer Kolonialisten mit farbigen Sklaven Mitte 19. Jh. ist dort das Thema. Diese Selbstverständlichkeit, mit der die Frauen vergewaltigt, die Männer umgebracht, die Kinder missbraucht wurden, diese emotionale Kälte, die die Herrschaften dabei an den Tag gelegt haben, all das liest sich deutlich heraus.
Toni Morrison hat auch über die Ursachen des Rassismus nachgedacht. Essay 2 „Fremd sein oder fremd werden“ beginnt sie so: „Weil es von so großem Nutzen sein kann, andere zu Andersartigen zu machen und als solche festzuschreiben, ist es wichtig, sich über zwei Dinge klarzuwerden: 1.) Worin besteht dieser Nutzen?; und 2.) Was wären die gesellschaftlichen und politischen Folgen eines Verzichts auf solche Vorteile?“ S. 33. Da sieht man noch einmal: Der erste große Schritt, Antworten zu finden ist, die richtigen Fragen zu stellen.
Paar Seiten später fährt sie fort: „Die Vorstellungen davon, was es bedeutet, menschlich zu sein, haben sich gewandelt, und das Wort „Wahrheit“ hat seine Anführungszeichen so nötig, dass seine Abwesenheit (seine Ungreifbarkeit) beredter ist als sein Gebrauch. Warum sollen wir Fremde kennenlernen, wenn es einfacher ist, uns ihnen zu entfremden? Warum sollten wir die Distanz überwinden wollen, wenn wir die Tür auch schließen können? Kunst und Religion haben eine schwache Stimme, wenn sie nach Gemeinsinn im Gemeinwesen rufen.“ S. 47. Dieses gesamte Essay ist sehr stark, sie bringt es auf den Punkt: „Es gibt nur verschiedene Versionen unserer selbst, von denen wir viele nicht realisiert haben und die meisten von uns fernhalten wollen.“
Auch weitere Essays sind spannend, denn sie beschäftigen sich mit anderen Facetten des Themas.
Toni Morrison ist eine begnadete Erzählerin. Ihr knapper, kraftvoller Ausdruck nimmt den Leser sofort mit und lässt nicht los, bis die letzte Seite umgeblättert ist.
Das Buch ist liebevoll gestaltet: flexibles Hardcover, farblich passendes Lesebändchen in Rot. Prima als Geschenk.
Fazit: Ein wichtiger Beitrag zum aktuellen Thema. Ein sehr schön gemachtes Buch.
2019 starb diese einflussreiche, kluge und auch heute noch relevante Autorin. Toni Morrison war die erste Schwarze Autorin, die den Literaturnobelpreis erhielt und wir sollten sie nicht vergessen. So sieht es auch der Rowohlt Verlag, der nach und nach wichtige Werke von Morrison neu übersetzen und durch Vor- und Nachworte rahmen lässt. Den Inhalt von »Sehr blaue Augen« setze ich als bekannt voraus und schließe gleich meine Begeisterung an, wie überlegt Morrison an die Figuren und den Aufbau ihres Debüts heranging. In welcher komplexen sprachlichen und formalen Qualität sie ihr literarisches Werk aufbaute. Mit welch einer bewusst humanistisch-politisch bürgerrechtlichen Klarheit sie die Klaviatur der Rassismen formulierte, Chancenungleichheiten erzählte und stets hoffnungsvolle Momente, Möglichkeiten und Emanzipation aufzeigte, ohne ihre Figuren zu verraten. Ein »Erzählprojekt«, so nannte sie es selbst, das die internalisierten Rassismen und den daraus entstandenen Selbsthass und überzeugte Hässlichkeit mit dem Mädchen Pecola erzählt, das sich nichts sehnlicher wünscht als blaue Augen. Der Blick auf die vielen Figuren, auf den vielfältigen Auswirkungen von White Supremacy auf Schwarze Menschen in den USA bleibt immer liebend und verstehend, egal wie schrecklich sie sich verhalten oder behandelt werden. Der gedankenvolle Umgang mit Sprache kann auch in der neuen Übersetzung nur erahnt werden. Morrison im Original lohnt sich wahrscheinlich sehr. Das persönliche Nachwort von Alice Hasters unterstreicht die Aktualität und Übertragbarkeit auf die deutsche Situation, zusätzlich hätte ich mir einen literarischen Kommentar gewünscht, auch wenn es gar nicht möglich sein soll, Botschaft und Literatur zu trennen.
Wenn ihr Morrison noch nicht kennt, lest sie, wenn es schon länger her ist, lest sie wieder. Die Thematik könnte aktueller nicht sein. Im Grunde beschäftigt sich Morrison mit ähnlichen Themen wie Moshtari Hilal, mit anderen Rassismen und anderen Mitteln und auf eine bestechende Weise. Tragen wir dafür Sorge, dass diese bedeutende Autorin Kanon wird, Kanon bleibt und nicht in Vergessenheit gerät.
Twylas Mutter Mary tanzt die ganze Nacht, Robertas Mutter ist krank. Das ist der Grund warum sich die beiden Mädchen in einem Heim begegnen. Obwohl sie äußerlich unterschiedlich scheinen, eint sie die Erfahrung vernachlässigt, nicht gesehen oder gehört zu werden. Dank einem tiefen Verständnis füreinander freunden sich die beiden an. Die großen Mädchen, Gar-Girls machen den beiden Angst, sie quälen die Jüngeren, stellen Beine, rufen Ausdrücke hinterher. Das Küchenmädchen Maggie wurde auch schon von ihnen zu Fall gebracht und sie kann nicht einmal Schreien. Maggie wird für Twyla die Stellvertreterin ihrer tanzenden Mutter, taub und stumm. Kein Mensch dadrinnen, der hörte, wenn man nachts weinte.
Diese außergewöhnliche Kurzerzählung, die einzige, die Toni Morrison schrieb, hat es in sich. Nicht nur des Themas wegen, sondern weil die Autorin die Geschichte einer weißen und einer schwarzen Frau erzählt, jedoch an keiner Stelle preisgibt, wer welche Hautfarbe hat. Sie überlässt die Auseinandersetzung den Leser:innen. Rezitativ war als literarisches Experiment gedacht. Und bei mir hat es wunderbar funktioniert. Während des Lesens habe ich ständig versucht, anhand irgendwelcher Attribute einzuschätzen, wer die “Weiße” ist und welche die “Schwarze”.
Ist Twyla die Schwarze, weil sie die Hauptprotagonistin einer schwarzen Ich-Erzählerin ist? S. 51
Das sie sich nie die Haare waschen und komisch riechen. Wie Roberta, also sie roch wirklich komisch. S. 53
Die Geschichte endet auf Seite 43 und dann beginnt das Nachwort, ein Essay von Zadie Smith. (Britische Schriftstellerin) Sie analysiert die Geschichte und findet ganz großartige Worte, die nicht belehren wollen, sondern mit großer Toleranz für beide Seiten einer Schwarz-Weiß-Konstruktion, Lösungen sucht.
Geschichte wird nie vollständig wiedergegeben, viele wollen vergessen, dass die Geschichte des afrikanischen Kontinents, eben auch eine Geschichte über die lange, blutige, verworrene Begegnung mit der europäischen Bevölkerung ist.
Wenn in der Präsentation eines alten englischen Herrenhauses nicht nur berichtet wird, woher die schönen Gemälde stammen, sondern auch woher das Geld kam, mit dem sie erworben wurden – wer wie und warum leiden musste und ums Leben kam, um dieses Geld zu beschaffen, dann wird Geschichte vollständig erzählt.
Wir leben seit vielen hundert Jahren in bewusst rassifizierten, menschengemachten Strukturen – mit anderen Worten, in gesellschaftlich verankerten und mitunter gesetzlich verpflichtenden Fiktionen, die sich als unfähig erweisen, Unterschiede und Gleichberechtigung nebeneinander anzuerkennen.
Wie können wir das schmutzige Badewasser “Rassismus” jetzt plötzlich ausschütten, wo wir das Kind race jahrhundertelang so fest ans Herz gedrückt und – selbst wenn wir das ganze Grauen mitrechnen – auch so viel schönes aus ihm erschaffen haben?
Fazit: Ein wohltuendes Buch, das mich meinen eigenen Hang zu Vorurteilen erkennen lässt, ohne mich dafür zu verurteilen. Ein Buch, das an europäischen Schulen Einzug halten sollte und Schüler darüber nachdenken lassen könnte, warum wir uns in diesem System zwangsläufig an anderen bereichern, denen es schlechter geht, je besser es uns geht.
Nachdem ich Thea Dorn über dieses Buch sprechen gehört hatte, wollte ich es auch lesen und im Gegensatz zu Dennis Scheck, der mir "Kompass" aufgeschwatzt hat, lohnte es sich auch.
Eine hellfarbige, fast weiße Mutter bekommt ein rabenschwarzes Kind, wird von ihrem Mann verlassen und zieht ihr Kind so auf, dass niemand merken soll, dass sie die Mutter ist und gibt vor, dass sie damit ihr Kind vor dem Rassismus, dem sie ausgesetzt sein wird schützen will.
Eigentliche Hauptperson des Buches ist dann aber die Tochter, die sich Bride nennt, und wie sie aus ihrer schweren Situation das Beste machte. So trägt sie nur weiß, was ihre schwarze Hautfarbe zur Geltung bringt und gründet ein Modelabel.
Dennoch wird sie von ihrer großen Liebe Brooker verlassen, ohne dass sie dafür den Grund kennt. Ihm gefiel wohl nicht, dass sie sich von ihrer Lehrerin, die wegen Kindesmissbrauch im Gefängnis war, einfach zusammen schlagen lässt.
Bride sucht Brooker Adresse und reist ihm hinterher. Dabei kehrt sie, vielleicht aufgrund eines Autounfalles zurück in ihre Jugend. Brookers Tante plegt sie nach dem Unfall. Streitigkeiten können ausgeräumt werden und mit dem plötzlichen Tod der Tante befindet sich Bride wieder im Erwachsenenleben und wird schwanger.
Dann hören nochmal die Mutter die dazu meint, dass Gott diesem Kind helfe.
Viel Inhalt, auf wenigen Seiten, von unterschiedlichen Personen beleuchtet. Es ist nicht nur ein Buch gegen Rassismus, sondern auch ein Buch, das Mut macht sich aus schweren Zeiten zu befreien. Bestnote.
Ein moderner Klassiker
„Wie geht das denn? Also, wie krieg ich jemanden dazu, mich zu lieben?“ (Zitat Seite 31)
Inhalt
Pecola Breedlove, etwa elf Jahre alt, wünscht sich blaue Augen, so wie Shirley Temple sie hat und auch das kleine Mädchen, für deren Eltern Pecolas Mutter den Haushalt führt. Hätte sie blaue Augen, davon ist Pecola überzeugt, würden die Menschen sie lieben. Im Herbst wartet nicht nur Pecola auf ein Wunder, auch die Schwestern Claudia und Frieda, Pecolas Mitschülerinnen, hoffen auf ein glückliches Zeichen, wenn die Ringelblumen, die sie angesät haben, blühen, dann würde alles gut werden. Doch in diesem Herbst 1941 blühen keine Ringelblumen und Pecolas Leben nimmt eine katastrophale Wendung.
Thema und Genre
In diesem Roman geht es um Rassismus, gesellschaftliche Ächtung, Klassendenken, Schönheitsideale, Ausgrenzung und patriarchale Gewalt. Es geht um Aufwachsen in einer Kindheit ohne Zuwendung und Liebe, in einer zerrütteten Familie, und die Auswirkungen dieser Erfahrungen.
Charaktere
Pecola Breedlove ist nicht nur Schwarz, sondern wird sogar von den ebenso Schwarzen Menschen in der Nachbarschaft als hässlich empfunden und abgelehnt. Blaue Augen sind für Pecola der Inbegriff von Schönheit und sie ist überzeugt davon, von allen geliebt zu werden, hätte sie blaue Augen. Die einzelnen Figuren dieser Geschichte definieren die Situation der Mädchen und Frauen in den 1940er Jahren.
Erzählform und Sprache
Dieser Roman ist in vier Abschnitte gegliedert: Herbst, Winter, Frühling, Sommer. Die Handlung setzt sich aus Geschichten aus unterschiedlichen Zeiten zusammen. So lesen wir nicht nur über Ereignisse aus dem Leben von Claudia, Frieda und Pecola, in diesen Teilen mit Claudia als Ich-Erzählerin, sondern erfahren auch die Vorgeschichten, das bisherige Leben der Eltern. Die Sprache erzählt und schildert einfühlsam, sehr präzise, und überrascht durch ungewöhnliche Vergleiche und Formulierungen. Die Geschichte beginnt mit einem Textauszug aus einem bekannten und beliebten Kinderbuchklassiker über eine glückliche, weiße Familie, Vater, Mutter, Dick und Jane, und Zitate daraus finden sich wiederholt als Überschrift zu einem Abschnitt mit einem ähnlichen Thema. Dadurch wird der große Unterschied zwischen diesen Kinderbüchern und Pecolas Realität unterstrichen. Ein Vorwort von Toni Morrison und ein Nachwort von Alice Hasters ergänzen den eigentlichen Roman.
Fazit
Obwohl die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison betont, ihren Roman geschrieben zu haben, um die Auswirkungen des Rassismus aufzuzeigen und die Tatsache, was es mit Menschen macht, wenn sie, wie die Schwarzen, seit Generationen als minderwertig bezeichnet werden, ist es für mich in erster Linie eine Geschichte einer Kindheit in Armut und Verwahrlosung, mit Gewalt statt Elternliebe, mit Diskriminierung und Ausgrenzung. Eine eindrückliche Geschichte, wie sie in dieser Zeit ebenso in den New Yorker Slums der Einwanderer stattfanden, und in den europäischen Armenvierteln.
"Die ganze Welt war sich einig, dass eine Puppe mit blauen Augen, blonden Haaren und rosa Haut genau das war, was jedes kleine Mädchen sich erträume." (Buchauszug)
In der Kleinstadt Lorain in Ohio wachsen die Freundinnen Pecola und Claudia auf. Während Claudia jegliche blonden Puppen hasst und zertrümmert, sehnt sich Pecola nach blonden Haaren und den schönsten blauen Augen, die es gibt. Für sie ist dies das Schönheitsideal, das hierzulande Kinderstar Shirley Temple vermittelt. Allerdings wird der Herbst 1941 für Pecola eine ganz andere traumatische Erfahrung mit sich bringen, welches ihre Zukunft verändern wird. Mit dem Romandebüt von Toni Morrison bekommen wir einen Einblick, welche Auswirkungen Rassismus und Sexismus schon damals hatte.
Meine Meinung:
Ein Cover eines Mädchens ohne Augen gibt mir beim Betrachten Rätsel auf. Allerdings als ich das Buch gelesen habe, wusste ich, weshalb dieses Bild gewählt wurde. Dieser Roman ist Toni Morrisons erstes Buch, das sie im Jahre 1970 geschrieben hat. Für die Autorin selbst steht schnell fest, dass sie schwarze Literatur schreiben will, welches für ihre Hautfarbe steht und von den Problemen dieser Bevölkerung handelt. Zudem geht es dieser Geschichte insbesondere um das schon damalige Schönheitsideal, das unverkennbar blondes Haar, blaue Augen und weiße Hautfarbe hat. Zu dieser Zeit kommt auch Kinderstar Shirley Temple groß heraus, für welche die 12-jährige Pecola schwärmt. Morrisons lässt uns in zerrüttete und toxische Familien blicken, die im Gegensatz zu perfekten Familien mit liebevollen Eltern und einem schönen großen Hause stehen, das nicht alle haben werden. Besonders Pecolas Familie werden es wegen ihrer Hautfarbe nie so weit bringen, sondern müssen in ärmlichen Behausungen leben. Demzufolge sind diese Familien oft zerrüttet und wissen nicht, wie sie sich über Wasser halten können mit ihrem spärlichen Einkommen. Zusätzlich leiden sie an Unterdrückung, dessen Auswirkung auf ihr Selbstwertgefühl und natürlich auf die Familie hat. Selbsthass bis hin zu Missbrauch und Inzest wird in diesem Buch drastisch thematisiert und aufgezeigt. Deshalb leide ich mit Pecola mit, die nach einem traumatischen Ereignis einer schwierigen Zukunft entgegengeht. Die Autorin hat hier einige Passagen, die wirklich vor Poesie und Schönheit nur so strotzen. Doch dann wiederum haben mich einige Szenen verwirrt und sogar erschüttert. Auch heute noch kann man sicher vereinzelt ihr damaliges Bild von Familie noch immer unter dieser Bevölkerung sehen. Trotz allem fehlt es mir an einigen Stellen an Tiefe und Empfindungen, und es wird wegen der Kürze des Buchs einiges viel zu oberflächlich abgehandelt. Ich wünschte, sie hätte noch viel mehr über Pecolas Gedankenwelt geschrieben um, dem Buch noch mehr Stärke zu geben. Bedrückend finde ich, dass hässlich und schwarz zu sein, heute sicher noch immer viel zu viele Menschen so sehen. Das Buch zeigt nicht nur, was schwarze Kinder in jener Zeit alles erdulden müssen, sondern obendrein die Erwachsenen. Ob man allerdings alles so detailliert aufzeigen muss, weiß ich nicht. Trotzdem sollte man dieses Buch gelesen haben und von mir gibt es 4 von 5 Sterne dafür.
Vom moralischen Potenzial der Literatur
Mit «Heimkehr» hat die afroamerikanische Schriftstellerin Toni Morrison einen Zyklus fortgesetzt, der mit dem Roman «Jazz» begann. Dabei steht die Situation der farbigen Bevölkerung der USA zu verschiedenen Zeiten im Mittelpunkt, hier ist es der Rassismus der frühen Fünfzigerjahre. «Hätte Amerika eine Nationalschriftstellerin, so wäre es Toni Morrison» hat die New York Times über die Nobelpreisträgerin von 1993 geschrieben. Eine derartige Wertung kann nur qualitativ interpretiert werden, widmet sich die streitbare Autorin in ihrem Werk doch ausschließlich dem unterprivilegierten farbigen Teil der amerikanischen Bevölkerung, leiht also nur einer Minderheit ihre Stimme, nicht dem gesamten Volke. «Es wird niemand meine Literatur verstehen, der nicht versteht, aus welch anderem Humus sie wuchs als die Literatur der John Updike oder Saul Bellow», hat sie im Interview mit dem kürzlich verstorbenen Fritz J. Raddatz gesagt. Und ebenso eindeutig ist der feministische Blickwinkel, aus dem heraus sie schreibt, die Männer kommen allesamt schlecht weg in ihren Geschichten, so auch in ihrem vorliegenden neuen Roman.
Frank kehrt traumatisiert aus dem Koreakrieg zurück, in dem er seine zwei Kumpels verloren hat. Er stürzt ab, versinkt in Alkohol-Exzessen, trennt sich von seiner Freundin und landet in der geschlossenen Psychiatrie, ohne sich recht erinnern zu können, was ihn dort hingebracht hat. Weil er schlimme Nachrichten über seine innig geliebte Schwester erhalten hat, die im Sterben läge, bricht er aus von dort, will schnell zu ihr. Auf seiner Flucht erlebt er die Solidarität vieler Menschen, die ihm selbstlos weiterhelfen. Er findet Cee in schlimmem Zustand vor, ein dilettantischer Gynäkologe hatte in Narkose medizinische Experimente an ihr vorgenommen. Es sind die schwarzen Frauen ihres Heimatdorfes, die sie wieder aufpäppeln mit allerlei Heilkünsten jenseits der Schulmedizin. Diese starken Frauen, allesamt Analphabetinnen, sind die Stütze der kleinen Gemeinde, sie sind es, die heilen, die für Essen und Kleidung sorgen, den eigenen Garten bestellen, ihre Tiere füttern, Feldarbeit leisten, die bösen Geister fernhalten. Und die bei alledem noch singen, sich die alten Geschichten erzählen, dem Leben zugetan sind trotz aller Fährnisse und Widrigkeiten.
Es mangelt nicht an Grausamkeiten in diesem Roman, auf dem Kriegsveteranen lastet die Erinnerung an den grausamen Mord, den er in Korea an einem kleinen Mädchen verübt hat. Ein Trauma schon im Kindesalter war für die bei ihrer lieblosen Großmutter aufgewachsenen Geschwister, wie sie unfreiwillig Zeugen wurden, als ein Schwarzer heimlich auf einer Pferdekoppel verscharrt wurde. Frank findet heraus, dass es sich damals um das Opfer eines grauenhaften Kampfes gehandelt habe, zu dem zwei Farbige, Vater und Sohn, von einem weißen Mob gezwungen wurden, einem Hahnenkampf ähnlich, bei dem einer von Beiden in jedem Fall sterben musste. Ganz untypisch für Toni Morrison endet ihre Geschichte jedoch versöhnlich, um nicht zu sagen kitschig, Frank überwindet seine Psychosen, findet in seiner Fürsorge für Cee wieder Halt und Lebenssinn.
Abwechselnd auktorial und personal aus der Perspektive Franks erzählt, zuweilen sogar durch innere Monologe, in denen er die Autorin selbst anspricht, vermittelt der Roman das Bild eines zutiefst traumatisierten Mannes, dem gleichwohl seine Menschlichkeit erhalten geblieben ist. In schnörkelloser Sprache, mit ungekünstelten Dialogen und in diversen Rückblenden wird in dem schmalen Band das Bild einer typischen Südstaaten-Gesellschaft auf dem Lande gezeichnet. Zeitlich ist das Geschehen im Vorfeld der Rassenkämpfe angesiedelt, die diese Zuständen bis zum heutigen Tage allenfalls abmildern, nicht aber wirklich beseitigen konnten - als Stichwort sein nur Ferguson genannt, derzeit Thema in allen Medien. Gerade in Hinblick darauf ist «Heimkehr» ein überzeugender Beweis für das moralische Potenzial der Literatur.
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