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Torkil Damhaug
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Torkil Damhaug
Damhaug, TorkilTorkil Damhaug, geboren 1958 in Lillehammer, studierte Medizin und Psychologie. Er arbeitete als Psychiater, bevor er sich ganz dem Schreiben zuwandte. Bisher sind vier psychologische Thriller von ihm in Deutschland erschienen. >Feuermann< wurde 2011, >Der Kreis aller Sunden< 2016 mit dem Rivertonprisen ausgezeichnet, dem renommiertesten Krimipreis Norwegens.Feuermann - Krimi des Monats
Der norwegische Autor Torkil Damhaug brilliert auch in seinem dritten Thriller "Feuermann"
Ein Feuerteufel geht um in Lillestr?m, einer Kleinstadt in der Nahe von Oslo. Zuerst fallt ihm ein Pferdegestut zum Opfer, dann ein Kindergarten. Aber es wird nicht der letzte Brandanschlag sein, der die Menschen im Jahr 2003 in Angst und Schrecken versetzt. Wer ist der Attentater, was treibt ihn an, ihn, der mit den Branden auch schmerzhafte Erinnerungen ausloschen zu wollen scheint? Der Thrillerautor Torkil Damhaug hat sich bereits mit seinen ersten beiden Buchern "Die Barenkralle" und "Die Netzhaut" in die erste Reihe von Norwegens Autoren geschrieben, die es, wie beispielsweise Jo Nesb?, meisterhaft verstehen, tiefschichtig zu erzahlen und den Nervenkitzel bis aufs Au?erste zu treiben.
Mit "Feuermann" erscheint nun Damhaugs dritter Roman in deutscher Ubersetzung - er wurde 2011 in Norwegen veroffentlicht und dort von Presse und Publikum gefeiert. Unter anderem erhielt Damhaug fur "Feuermann" den renommierten Riverton-Preis, mit dem jahrlich Norwegens bestes krimiliterarisches Buch ausgezeichnet wird. Damhaug glanzt…mehr
Der norwegische Autor Torkil Damhaug brilliert auch in seinem dritten Thriller "Feuermann"
Ein Feuerteufel geht um in Lillestr?m, einer Kleinstadt in der Nahe von Oslo. Zuerst fallt ihm ein Pferdegestut zum Opfer, dann ein Kindergarten. Aber es wird nicht der letzte Brandanschlag sein, der die Menschen im Jahr 2003 in Angst und Schrecken versetzt. Wer ist der Attentater, was treibt ihn an, ihn, der mit den Branden auch schmerzhafte Erinnerungen ausloschen zu wollen scheint? Der Thrillerautor Torkil Damhaug hat sich bereits mit seinen ersten beiden Buchern "Die Barenkralle" und "Die Netzhaut" in die erste Reihe von Norwegens Autoren geschrieben, die es, wie beispielsweise Jo Nesb?, meisterhaft verstehen, tiefschichtig zu erzahlen und den Nervenkitzel bis aufs Au?erste zu treiben.
Mit "Feuermann" erscheint nun Damhaugs dritter Roman in deutscher Ubersetzung - er wurde 2011 in Norwegen veroffentlicht und dort von Presse und Publikum gefeiert. Unter anderem erhielt Damhaug fur "Feuermann" den renommierten Riverton-Preis, mit dem jahrlich Norwegens bestes krimiliterarisches Buch ausgezeichnet wird. Damhaug glanzt also auch in diesem Thriller wieder mit seinen Fahigkeiten, die ihn bekannt gemacht haben: eine originelle Handlung, psychologisch fein gedrechselte Charaktere und eine Sprache, die uberzeugt.
Das Buch beginnt mit einer Vorgeschichte, die sich im vergangenen Jahrhundert in der pakistanischen Provinz zutragt und die Geschichte eines Prinzen erzahlt, der nach Norwegen auswandert und sich dort in ein junges Madchen verliebt. Dann springt die Handlung in das Jahr 2003, in das Jahr, in dem der mysteriose "Feuermann" sein Unwesen treibt. Neben den Brandanschlagen begleiten wir als Leser auch eine Liebesgeschichte: der achtzehnjahrige Karsten verliebt sich in die gleichaltrige Jasmeen, die aus einer pakistanischen Familie stammt. Wahrend Karsten ein rational Denkender, hochintelligenter Teenager ist, der sich fur Mathematik und Physik interessiert, findet Jasmeen Halt in einer emotionalen und religiosen Welt, deren Regeln fur Karsten schwer zu greifen sind. Er bemerkt schnell, dass sich ein Leben in Liebe nicht mathematisch planen lasst.
"Denn der Teil seines Gehirns, den er als Mathehirn bezeichnete und der normalerweise in Ruhe arbeitete, wurde von den anderen Bereichen gestort und beeintrachtigt."
Aber dem Teenager macht nicht nur sein Inneres zu schaffen, sondern auch Jasmeens pakistanische Familie, die das junge Gluck zu verhindern sucht. Mitglieder einer pakistanischen Gang machen Karsten das Leben schwer, doch er findet bei Adrian, einem jungen Referendar an seiner Schule tatkraftige Hilfe. Dieser Adrian fuhrt ihn in einen obskuren Kreis ein: Die Menschen dort konnen Karsten zwar beschutzen, sind gleichzeitig aber hochgefahrlich ... Man merkt Damhaugs Schreibkunst an, dass er Psychiater ist. Wieer sich in seine Helden und deren Beweggrunde hineinversetzt, ist schlichtweg gro?artig. Neben der Haupthandlung folgt der Leser immer wieder einem Journalisten, der die Falle der Brandstiftung untersucht. In der zweiten Halfte des Buches kommt schlie?lich der nachste Zeitsprung. Nun geht es in das Jahr 2011. Synne, Karstens Schwester, steht nun im Fokus. Sie macht sich auf die Suche nach ihrem Bruder, der damals verschwunden ist. Und das tut sie zusammen mit Kommissar Viken, der bereits in den ersten beiden Buchern Damhaugs ermittelte.
Damhaug schafft es virtuos, alle Puzzlestucke, die er im Laufe des Buches ausgeworfen hat, zu einem gro?en, verstandlichen Ganzen zusammenzufugen. Und er erzahlt von enttauschter Liebe, von den Herausforderungen einer multikulturellen Gesellschaft und letzten Endes davon, was uns Menschen treibt - im Guten wie im Bosen.
Feuermann - Krimi des Monats Interview
"Leute, die zwischen dem Rationalen und Irrationalen gefangen sind, beschaftigen mich."
Wenn man Ihre Bucher liest, bekommt man den Eindruck, Norwegen sei der dusterste Ort auf der Erde und voll von Leuten mit schweren Psychoproblemen ...
Torkil Damhaug: Naturlich ist es keine gute Idee, eine ganze Bevolkerung daran zu messen, was in einem Roman uber sie geschrieben wird - vor allem, wenn es sich um Thriller oder Kriminalliteratur handelt. In Wahrheit also ist die Gesellschaft in Norwegen eine ziemlich friedfertige. Aber: Selbst an den friedlichsten Orten tragen die Menschen dustere Geheimnisse in sich ...
Die skandinavische Krimiliteratur kommt bei den deutschen Lesern sehr gut an. Haben Sie eine Idee, woran das liegen konnte?
Torkil Damhaug: Nun, es gibt seit Jahrhunderten eine enge Beziehung zwischen der deutschen und der skandinavischen Kultur. Skandinavische Autoren, Kunstler oder Komponisten wurden immer mit gro?em Interesse vom deutschen Publikum aufgenommen. Und Deutschland fungierte als Turoffner fur ein gro?eres internationales Publikum.
Was die skandinavischen…mehr
"Leute, die zwischen dem Rationalen und Irrationalen gefangen sind, beschaftigen mich."
Wenn man Ihre Bucher liest, bekommt man den Eindruck, Norwegen sei der dusterste Ort auf der Erde und voll von Leuten mit schweren Psychoproblemen ...
Torkil Damhaug: Naturlich ist es keine gute Idee, eine ganze Bevolkerung daran zu messen, was in einem Roman uber sie geschrieben wird - vor allem, wenn es sich um Thriller oder Kriminalliteratur handelt. In Wahrheit also ist die Gesellschaft in Norwegen eine ziemlich friedfertige. Aber: Selbst an den friedlichsten Orten tragen die Menschen dustere Geheimnisse in sich ...
Die skandinavische Krimiliteratur kommt bei den deutschen Lesern sehr gut an. Haben Sie eine Idee, woran das liegen konnte?
Torkil Damhaug: Nun, es gibt seit Jahrhunderten eine enge Beziehung zwischen der deutschen und der skandinavischen Kultur. Skandinavische Autoren, Kunstler oder Komponisten wurden immer mit gro?em Interesse vom deutschen Publikum aufgenommen. Und Deutschland fungierte als Turoffner fur ein gro?eres internationales Publikum.
Was die skandinavischen Thriller anbelangt, die "Nordic noir", gibt es wohl verschiedenste Grunde fur deren Popularitat, die sich ja ubrigens nicht nur auf Deutschland beschrankt. Da ist zum einen die Natur mit ihren weiten und nahezu unbewohnten Raumen. Klima und Natur tragen zu dieser ganz speziellen Melancholie des Nordens bei - und die kann auch eine emotionale Quelle fur den Wunsch sein, Literatur zu schreiben. Zudem schaffen die nordischen Autoren diesen eigenen dusteren Ton, der ihre Krimis und Thriller auszeichnet. Eine andere Gemeinsamkeit der nordischen Lander sind ihre gut entwickelten Wohlfahrtssysteme. Unsere Gesellschaften sind fur ihre Friedfertigkeit bekannt; dennoch gibt es viele unterschwellige Konflikte, die durch soziale und psychologische Instabilitaten verursacht werden. Ich denke, dass Geschichten unter solchen Umstanden gut gedeihen - ruhig und verschlafen an der Oberflache, darunter aber rauschen instabile Stromungen.
Ihr Buch "Feuermann" handelt von dusteren Dingen, die sehr aktuell in der norwegischen Gesellschaft sind: Rassismus und Nationalismus. Das Buch wurde 2011 veroffentlicht. Hat es bestimmte Debatten uber rechte Tendenzen ins Rollen gebracht?
Torkil Damhaug: "Feuermann" wurde nur einige Wochen vor dem Terroranschlag in Oslo und auf Ut?ya fertiggestellt. In der Nachwirkung dieser tragischen Ereignisse konzentrierte sich die offentliche Debatte auf rechte Gruppierungen und Personen, die ihre antimuslimischen Meinungen im Internet verbreiteten. Es war unvermeidlich, dass mein Buch ein Teil dieser Debatte wurde. Und ich hoffe, dass es eher zu einer komplexeren Sicht der Dinge beigetragen hat als zu einer Polarisierung.
Wie haben Sie fur das Buch recherchiert? Haben Sie Mitglieder von Pakistan-Gangs getroffen oder Neonazigruppen?
Torkil Damhaug: Meine Recherchen fur "Feuermann" waren sehr umfangreich. Ich hatte schon vorher Kontakt zu Leuten aus den Pakistan-Gangs. Rechtsextreme Gruppen sind aktuell nur noch Randerscheinungen in Norwegen. Uber die habe ich vor allem im Internet recherchiert, dazu Interviews und die einschlagige Presse gelesen.
In dem Buch ist der achtzehnjahrige Karsten eine der Hauptfiguren. Er denkt rational und kuhl. Auf der anderen Seite: seine Teenagerliebe Jasmeen, die aus einer religiosen pakistanischen Familie stammt und eher der irrationalen Seite zugewandt ist. Wollten Sie diesen Konflikt zwischen dem Rationalen und Irrationalen in Ihrem Buch tiefer ergrunden?
Torkil Damhaug: Leute, die zwischen dem Rationalen und Irrationalen gefangen sind, beschaftigen mich in allen meinen Buchern. Wie Triebe, uber die sich das Individuum nicht bewusst ist, Reflexionsfahigkeit und bewusste Prozesse wie moralisch motivierte Entscheidungen verdrangen - das interessiert mich. Kulturelle Differenzen und religiose Uberzeugungen konnen zu solchen Konflikten beitragen. Aber ich behaupte nicht, dass Religion unweigerlich Konflikte hervorbringt.
Liebe und die Erinnerung, die Liebe hervorbringt, wie auch der Schmerz, den sie verursachen kann, sind andere Themen des Buches. Unterschatzen wir die dunklen Krafte der Liebe?
Torkil Damhaug: Den Begriff "Liebe" wurde ich gern anwenden, wenn Leute uneigennutzige Dinge tun und dabei ihre eigenen Interessen vergessen. Wenn sie also Gutes tun. Auf der anderen Seite entstehen starke Krafte, wenn Individuen untereinander Aggression, Verlangen und Leidenschaft erleben. Diese Krafte mogen der Ursprung von Kreativitat sein, aber sie fuhren auch zu furchtbaren Handlungen. In der Fiktion kann man diese Krafte erforschen. Sehr gute Romane konnen dazu beitragen, uns ein bisschen besser verstehen zu lernen.
Sie haben als Psychiater gearbeitet. Fuhrt nicht unerfullte oder fehlgeleitete Liebe zu Neurosen und Krankheiten?
Torkil Damhaug: Nicht selten findet man heraus, dass Patienten mit psychiatrischen Problemen in der Umgebung, in der sie aufgewachsen sind, Opfer von Grenzverletzungen waren. Besonders tragisch ist es, wenn man von denen verletzt wird, von denen man eigentlich beschutzt werden sollte. Das kann einen sehr tiefen und langanhaltenden Effekt haben. Aber solche Grenzverletzungen "fehlgeleitete Liebe" zu nennen, ist zweifelhaft. In meinem letzten Buch "Die Netzhaut" sind Kinder, die Liebe suchen, das zentrale Thema. Ihre Suche trifft schlie?lich auf die Lust und das Verlangen von Erwachsenen.
Ihre Charaktere sind sehr komplex entwickelt. Hat Ihnen Ihre Erfahrung als Psychiater dabei geholfen?
Torkil Damhaug: Romane zu schreiben oder als Psychiater zu arbeiten, ist ziemlich unterschiedlich, aber es gibt auchgewisse Gemeinsamkeiten. Wenn Sie lange als Therapeut mit Menschen gearbeitet haben, die missbraucht wurden oder deren Leben bedroht wurde, oder mit solchen, die womoglich gemordet haben, bekommen Sie naturlich ein Verstandnis von den vielfaltigen psychologischen und physischen Auswirkungen von Gewalt. Aber fur meine Patienten muss klar sein, dass das, was ich von ihnen erfahre, niemals in meinen Romanen auftaucht. Es gibt aber einige Techniken, die ich wahrend meiner psychiatrischen Arbeit erlernt habe, die mir auch beim Schreiben helfen. Empathie ist in der Psychotherapie eine essenzielle Methode. Sie ist wichtig, um zu verstehen, wie andere Menschen, die ganz anders als man selbst sind, ticken, denken und handeln. Und diese antrainierte Empathie ist naturlich auch beim Schreiben sehr hilfreich, um zu verstehen, wie sich Charaktere in kritischen Situationen verhalten; in Situationen, die zu Gewalt oder sogar zu einem Mord fuhren konnen. Ich denke, ich fand die Moglichkeit schon immer faszinierend, etwas aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, und als Autor habe ich dazu naturlich nun alle Freiheiten.
Ihre Bucher sind Thriller, aber eben keine mit blutigen Action-Plots, sondern literarisch und mit komplexer Handlung. Haben Sie nie Angst, den Leser damit zu uberfordern?
Torkil Damhaug: Nicht im Geringsten. Den Leser zu unterschatzen, ist schlimmer als ihn zu uberschatzen. Der Leser, der meine Bucher zu komplex findet, legt sie zur Seite und findet etwas anderes zum Lesen. Es ist nicht meine Ambition, Romane zu schreiben, die jedem gefallen. Den Leser, den ich erreichen will, ist der Leser, der wahrend des Lesens reflektiert.
"Feuermann" ist das dritte Buch in einer Reihe, die den Jahreszeiten gewidmet ist. Warum haben Sie sich entschlossen, jedes Buch einer Jahreszeit zu widmen? Und warum beschaftigt sich "Feuermann" mit dem Fruhling?
Torkil Damhaug: Die Idee mit den Jahreszeiten entstand, als ich "Die Netzhaut" geschrieben habe. Dieses Buch spielt im Winter. "Die Barenkralle" wiederum ist im Herbst angesiedelt. Jede Jahreszeit bringt ein besonderes Gefuhl in die Geschichte. Gleichzeitig fungiert sie als eine Metapher. Der Herbst bezieht sich auf die spaten Etappen des Lebens. Der Winter bezieht sich auf das, was tot und gefroren ist, und der Fruhling auf das Erwachen von Leben. Feuer ist eine destruktive Kraft, legt aber auch den Grund fur neues Leben. In der Serie gibt es auch Referenzen zu den vier Elementen: Luft, Feuer, Erde und Wasser. Der Fruhling handelt also auch vom Feuer.
Sie haben diese Serie beendet, wobei das letzte Buch noch nicht in deutscher Ubersetzung vorliegt. An was fur einem Buch arbeiten Sie aktuell?
Torkil Damhaug: Ich arbeite an einem Roman, der gewisse Ahnlichkeiten mit dem "Jahreszeitenquartett" hat. Aber er unterscheidet sich in der Weise, wie die Geschichte erzahlt wird. Wer wei?, vielleicht fuhrt er mich in eine funfte Jahreszeit ...
Interview: Ingo Petz fur Literaturtest