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Autor im Porträt
Wilhelm Raabe
zur AutorenweltToptitel von Wilhelm Raabe
Unruhige Gäste
Gebundenes Buch
Typhus, Tourismus und ein ungewöhnliches AngebotAn den Rand eines abseits gelegenen Harzdorfes verbannt, ist Anna, die Frau des Wilderers und sozialen Außenseiters Volkmar Fuchs, an Typhus gestorben. Ihr aufbrausender und von der Dorfgemeinschaft enttäuschter Mann weigert sich, Anna auf dem Kirchfriedhof beerdigen zu lassen. Zur gleichen Zeit verlässt Veit von Bielow-Altrippen, weitgereister Mann von Welt, den nahegelegenen Kurort und die üblichen touristischen Pfade, um seinen ehemaligen Studienkollegen und jetzigen Pfarrer des Dorfes Prudens Hahnemeyer zu besuchen: ein folgenreicher 'Schritt vom Wege'. Denn während seine mondäne Reisegesellschaft den Harz erkundet, kümmert sich Veit von Bielow mit Phöbe, der Schwester des Pfarrers, um die Belange des Außenseiters - und dies bleibt nicht ohne schwerwiegende Folgen. Mit dem Aufeinandertreffen von schon modern-kommerziellem Tourismus und der Abgeschiedenheit eines altmodischen Harzdorfes ist der Roman an einem sozialhistorischen Wendepunkt angesiedelt und erzählt eine subtile Liebesgeschichte.…mehr
26,00 €
Die Chronik der Sperlingsgasse
Buch mit Leinen-Einband
Wenn es gewittert, verkriechen sich die Vögel unter dem Busch. Das wäre fast als ein gutes und warnendes Beispiel auch für dieses kleine Buch zu nehmen; es will sich aber nicht warnen lassen, und vielleicht darf es auch
nicht.
So beginnt ein Kleinod der deutschen Literatur, eine entzückende, zuweilen tieftraurige Miniatur des Lebens in einer Berliner Gasse um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Poetisch und melancholisch, nachdenklich und dann wieder heiter wie ein plötzlicher Sonnenstrahl spiegelt der Erzähler in der kleinen Welt der Gasse die soziale und politische Situation der Zeit.
Raabes frühe Großstadterzählung war sein Erstling und zugleich sein erfolgreichstes Werk. Wer ihn noch nicht gelesen hat, wird bass erstaunt sein von der Schönheit dieses kleinen Romans. Für noch tiefere Einblicke in den Text und seine Entstehungsbedingungen sorgen Joachim Barks kundige Anmerkungen und sein schön zu lesendes Nachwort.…mehr
nicht.
So beginnt ein Kleinod der deutschen Literatur, eine entzückende, zuweilen tieftraurige Miniatur des Lebens in einer Berliner Gasse um die Mitte des 19. Jahrhunderts. Poetisch und melancholisch, nachdenklich und dann wieder heiter wie ein plötzlicher Sonnenstrahl spiegelt der Erzähler in der kleinen Welt der Gasse die soziale und politische Situation der Zeit.
Raabes frühe Großstadterzählung war sein Erstling und zugleich sein erfolgreichstes Werk. Wer ihn noch nicht gelesen hat, wird bass erstaunt sein von der Schönheit dieses kleinen Romans. Für noch tiefere Einblicke in den Text und seine Entstehungsbedingungen sorgen Joachim Barks kundige Anmerkungen und sein schön zu lesendes Nachwort.…mehr
16,00 €
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Wilhelm Raabe
Wilhelm Raabe, geboren am 8.9.1831 in Eschershausen bei Braunschweig, begann zunächst eine Buchhändlerlehre und studierte später in Berlin. Als Schriftsteller lebte er zuletzt in Braunschweig, wo er am 15.11.1910 starb. Raabe zählt zu den wichtigsten Vertretern des poetischen Realismus in Deutschland und galt als scharfer Kritiker seiner Zeit. Er schrieb über 86 Romane, Erzählungen und Novellen, darunter seinen Erfolgsroman "Die Chronik der Sperlingsgasse" (1856). Erst in seinen letzten Lebensjahren widmete er sich großen Reisen und stellte seine schriftstellerische Tätigkeit ein.Kundenbewertungen
Die Chronik der Sperlingsgasse
Wilhelm Raabe lässt in 'Die Chronik der Sperlingsgasse' einen älteren Mann von seinem Leben und dem der Menschen die ihn in dieser Gasse umgaben, erzählen, während er zeitgleich aktuelle Erlebnisse miteinbezieht. Es ist keine chronologisch verlaufende Geschichte, von der hier berichtet wird, stattdessen lässt sich Wachholder (so sein Name) vom Moment inspirieren, etwa beim Blick aus dem Fenster auf die Sperlingsgasse oder wenn er alte Aufzeichnungen durchsieht.
Das Geschehen, sowohl vergangen wie auch gegenwärtig, ist nichts Aufsehenerregendes. Es geht um eine unglückliche Jugendliebe, eine dennoch fortdauernde Freundschaft, ein Kind, das Wachholder anvertraut wird und dessen Erwachsenwerden er begleitet. Naturerlebnisse werden beschrieben wie auch Ereignisse bei der Arbeit und in seiner Umgebung. Nun mögen Manche fragen, ob es sich überhaupt lohnt diese Chronik zu lesen. Ich kann nur schreiben: Ja! Denn Raabe gelingt es, in diese so alltäglichen Geschichten das ganze Weltgeschehen miteinfließen zu lassen, ohne dass man sich dessen groß bewusst wird. Für seine Zeitgenossen mag dies offensichtlicher gewesen sein als für uns, mehr als 150 Jahre später. Doch die recht umfangreichen Erläuterungen und insbesondere das schöne Nachwort von Joachim Bark helfen hierbei weiter, wobei ich persönlich Manches aus dem Nachwort noch lieber in den Erläuterungen vorgefunden hätte. Sei's drum, in jedem Fall erhält man durch das Lesen dieses Büchleins einen weitaus tieferen Einblick in die Verhältnisse dieser damaligen Gesellschaft als man das auf den ersten Blick vermuten würde.
Und nicht ganz unerheblich: Gut geschrieben ist es zudem. Zu Beginn mag es für unsere heutigen Ohren etwas ungewöhnlich klingen, doch ich war bald mit Wachholders bzw. Raabes Erzählstil vertraut und freute mich an seinen bildhaften Beschreibungen ebenso wie an seinen humorvollen und auch selbstironischen Sätzen. Gelegentlich geraten sie vielleicht etwas ausschweifend, sodass ich Manches zweimal lesen musste, doch es ist der Mühe wert.
Schade, dass dieser Klassiker fast schon vergessen scheint und deshalb ist es umso schöner, dass der Alfred Kröner Verlag dieses Frühwerk in einer kleinen und feinen Ausgabe mit blauem Leineneinband herausgebracht hat. Neben den Erläuterungen und dem Nachwort ist das Ganze noch mit diversen Zeichnungen von Raabe versehen - eine wirklich schöne Ausgabe, die auch noch lesenswert ist ;-)
Stopfkuchen
Stopfkuchen - eines der Spätwerke Wilhelm Raabes. Eduard, nach vielen Jahren in Afrika lebend zu Besuch in seiner Heimatstadt, kehrt an seinem vorletzten Tag bei seinem alten Jugendfreund Stopfkuchen ein. Dieser erzählt Eduard seine Lebensgeschichte und bringt nebenbei Licht in das Dunkel eines unaufgeklärten Mordes, dessen sein Schwiegervater verdächtigt wurde. Am Tag danach kehrt Eduard per Schiff zurück nach Afrika und schreibt während dieser Reise das Erzählte nieder.
Das Ganze ist nicht gerade leichte Kost, was weniger am Inhalt liegt als an der altertümlichen Sprache (geschrieben wurde das Werk 1891) sowie der zeitweise langatmigen und wiederholenden Ausführungen der Hauptperson Stopfkuchen. Beeindruckend ist jedoch wieviele Anspielungen und doppelsinnige Bedeutungen in dieser Geschichte enthalten sind - die man ohne entsprechende Hinweise jedoch nur schwerlich entdeckt (hier ist die Reclam-Ausgabe empfehlenswert: 17 Seiten Anmerkungen). Macht man sich die Mühe, auch das 19seitige Nachwort zu lesen (ebenfalls Reclam-Ausgabe) erschließen sich einem Blickwinkel, die man in diesem Buch wohl nicht so ohne weiteres vermutet hätte (auch im Hinblick darauf, dass dieses Buch viel von Raabes Leben widerspiegelt, wenn auch sehr verschlüsselt). Hinter der eher schlichten Geschichte offenbart sich eine komplexe Lebenssichtweise, die der Wilhelm Raabes vermutlich nahestand.
Fazit: Wer Lesen als reinen Zeitvertreib betrachtet, wird mit diesem Buch sicher nicht allzu viel Freude haben. Allen Anderen jedoch, die bereit sind, etwas mehr Zeit zu investieren, werden erstaunt sein, wieviel hintergründige Bedeutung in diesem Werk enthalten ist.